Joao Domingos BOMTEMPO - ein portugiesischer Komponist (1775-1842)

  • Ein portugiesischer Komponist - mit Italienischen Wurzeln. Sein Vater war Italiener, und spielte im Portugiesischen Hoforchester. Er selbst war an der italienischen Oper nicht interessiert, ging also nicht ins Land seiner Ahnen, sondern nach Paris, wo er 11 Jahre verbrachte, weitere 4 Jahre lebte er in London. Seine Karier begann er als Klaviervirtuose.

    In späteren Jahren wurde er der erste Direktor des neugegründeten Konservatoriums in Lissabon.

    Leider erlaubt die geringe Anzahl der von ihm augenommen Werke keine Spezialthreads - aber immerhin: Zu einem eigenen hat er es hiermit geschafft.

    Bisher wurde er nur hier

    Mainstream verboten - Die alternativen Sinfonien der Taminoaner 2011

    erwähnt.

    Heute habe ich erneut seine 1. Sinfonie - mit Vergnügen - gehört

    Ich hab sie seinerzeit als '"haydnnah" beschrieben. Beim heutigen Hören fand ich sie stellenweise näher bei Mozart - und anschliessend konnte ich die Bestätigung meiner Beobachtung im Booklet nachlesen:

    "merklich von Haydn und Mozart beeinflusst" . Das allein sollte schon das bislang nicht Vorhanden Interesse der Klassikliebhaber wecken.....

    Zu Lebzeiten setzte Momtempo sich generell für die Werke von Haydn, Mozart und Beethoven ein. Man sollte die Ähnlichkeiten nicht überschätten - letztlich schrieben all diese Komponisten (Beethoven vielleich ausgenommen) in Stile der "Wiener Klassik" - also dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend.

    Anlass für diesen Thread war die hier gezeigte CD mit seinen beiden Sinfonien (gehört habe ich die erste)

    Der Haydn-mozartsche Einfluss ist vor allem bei dieser Sinfonie zu hören. Das Werk ist zwar strahlend- festlich und sonnig, niemals aber überdynamisch, verhetzt oder dergleichen, vermutlich auch der OInterpetation des Algarve Orchestra unter Alvaro Cassuto (*1938) zu verdanken. Cassuto gilt als der bedeutendste portugiesische Dirigent, auch international bekannt und mit ca 50 Aufnahmen dokumentiert. Darüber hinaus ist er Komponist und Träger einiger Auszeichnungen.


    War BOMTEMPO bislang nur mit diesen beiden (einzigen) Sinfonien auf CD vertreten, so kam seit 2019 eine Ausgabe mit allen seinen 11 Klaviersonaten auf 2 CDs (noch besitze ich sie nicht) auf den Markt. Für mich persönlich sehr interessant - Einerseits scheinen sie das Hauptwerk Bomtempos auszumachen, andrerseits reizt der Vergleich mit dem Zeitgenossen Ludwig van Beethoven.


    Der Veröffentlichung harren indes noch zahlreiche Klavierstücke und -Variationen, sowie 6 Klavierkonzerte und das Requiem....


    Es gibt noch viel zu tun....


    mfg aus Wien

    Alfred


    PS:

    Auf meinem Exemplar der hier gezeigten Naxis CD wird fälschlicherweis das Geburtsjahr 1771 angezeigt, was dazu führte, daß ich diese Zahl in den Threadtitel übernommen habe. Dank eines Hinweises von "Joseph II."konnt der Fehler heute (19. 3. 2024) behoben werden

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • .Heute habe ich - noch einigen Schwierigkeiten - (mein geliebter NAD 565 hat den Geist aufgegeben ;(;(;(;(;()

    Die Sinfonien Nr 2 von BOMTEMPO gehört. Sie ist in der Tat eine "große" Sinfonie - in jeder Beziehung. Zum einen ist sie ein Mammutwerkvon der Spieldauer her (über 42 Minuten) zum anderen auch von ihrem Stiel. Entgegen der ersten Sinfonie hat sie 4 Sätze und das Orchester wurde durch 2 Posaunen verstärkt. Der Autor des Booklets, Alvaro Cassuto, der zugleich der Dirigent der gezeigten Aufnahme ist. Sieht eine Nähe zu Beethoven. insbesondere zur "Eroica". Cassuto ist der bedeutendste Dirigent Portugal und zudem auch Komponist. Die Ähnlichkeit zu Beethoven vermag ich nur teilweise nachzuvollziehen - auf jeden Fall ist sie geringer als die Werke von Ferdinand Ries. Was ich bestätigen könnte, wäre die "Grundhaltung" die gekonnte Mischung aus kernigem Zugriff und eingängigen Themen zugleich, wir winden hier aber sehr viele triumphierende Bläserpassagen und einige Stellen, die ich als "unverwechselbar" Bomtempo sehen würde. Sehr bläserbetont - Sehr klangschön


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der Veröffentlichung harren indes noch zahlreiche Klavierstücke und -Variationen, sowie 6 Klavierkonzerte und das Requiem....

    Lieber Alfred, mir sind drei Aufnahmen des Requiems bekannt. Eine davon enstand in der DDR, wurde u.a. bei Eterna veröffentlicht und gelangte später kurzzeitig bei Berlin Classics auf CD:



    s-l500.jpg


    Die zweite ist mir nur nach dem LP-Cover bekannt:


    joao-domingos-bomtempo-1775-1842-messe-de-requiem-op-23-lp.webp



    Schließlich hat - drittens - Michel Corboz das wunderbare Werk, das mir sehr zusagt, eingespielt. Aktuell habe ich es in dieser Box gefunden:


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • João Domingos Bomtempo (1775-1842) ist ohne Frage der bedeutendste portugiesische Sinfoniker der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Seine beiden Sinfonien wurden bereits vorgestellt. Die zeitliche Einordnung ist nicht ganz einfach. Sicher ist, dass die Sinfonie Nr. 1 Es-Dur op. 11 am 15. Jänner 1810 in der Pariser Salle Olympique erklang, es eventuell aber bereits 1809 zu einer Aufführung kam. Bezüglich der Sinfonie Nr. 2 D-Dur o. op. ist diese in einem Konzert in Lissabon im Jahre 1822 belegt, zwei Jahre nach der Rückkehr Bomtempos in sein Heimatland, dürfte also zwischen 1820 und 1822 entstanden sein. Bereits die Erste ist ein reizvolles Werk, das man zurecht in der Tradition Haydns und Mozarts verorten kann. Die Zweite freilich ist nochmal ein anderes Kaliber und schon wegen ihrer Dimensionen, gerade aber auch wegen der ihr eigenen Dramatik viel eher mit Beethoven vergleichbar und steht gleichsam schon an der Schwelle zur Romantik. Einen gewissen lusitanischen Tonfall könnte man ihr mit etwas gutem Willen durchaus bescheinigen. Das eingängige Werk wäre es wert, auf hiesigen Konzertprogrammen zu erscheinen, was ein frommer Wunsch bleiben dürfte. Die Partituren beider Sinfonien sind bei der Biblioteca Nacional de Portugal digital abrufbar (Nr. 1, Nr. 2).


    Diskographisch sieht es gar nicht schlecht aus. Nach meinen Recherchen wurden beide Sinfonien beachtliche viermal eingespielt. Für zwei dieser Aufnahmen zeichnete der bereits angeführte Álvaro Cassuto verantwortlich, Mitte der 1990er Jahre mit der Nova Filarmonia Portuguesa für Sonovis (Barcode 5602896033220) und 2003 mit dem Algarve Orchestra für Naxos (oben verlinkt). Zumindest die spätere Einspielung ist glücklicherweise problemlos erhältlich und stellt eine völlig adäquate Möglichkeit zum Kennenlernen der Werke dar. Bei Strauss Portugalsom wurde 1999 eine Aufnahme der Radiophilharmonie Hannover des NDR unter César Viana vorgelegt (Barcode 5604357429122). Schließlich gibt es noch zwei einzelne Einspielungen. Die Sinfonie Nr. 1 inkludierte Koch Schwann 1993 in einer Produktion des Orquestra Clássica do Porto unter Meir Minsky (Barcode 099923151128). Die Sinfonie Nr. 2 spielte A Voz do Dono (EMI Portugal) mit den Bamberger Symphonikern 1982 unter Claudio Scimone auf Schallplatte ein; sie gelangte später bei Strauss Portugalsom ebenfalls auf CD (Barcode 5604357413121).


    Bomtempo12-Cassuto-Sonovis.jpg Bomtempo12-Viana.jpg


    814AhefwLvL._SL350_.jpg

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Alfred_Schmidt

    Hat den Titel des Themas von „Joao Domingos BOMTEMPO - ein portugiesischer Komponist (1771-1842)“ zu „Joao Domingos BOMTEMPO - ein portugiesischer Komponist (1775-1842)“ geändert.
  • Nicht weniger als sechs Klavierkonzerte hat João Domingos Bomtempo komponiert. Ihre Datierung ist, wie häufig bei diesem Komponisten, teils nur näherungsweise möglich. Die ersten drei entanden während Bomtempos Aufenthalt in Paris. Das Klavierkonzert Nr. 1 Es-Dur op. 2 wird auf etwa 1804 geschätzt, das Klavierkonzert Nr. 2 f-Moll op. 3 auf 1804/05 und das Klavierkonzert Nr. 3 g-Moll op. 7 erklang definitiv am 8. Mai 1809 zum ersten Mal. Das Klavierkonzert Nr. 4 D-Dur op. 12 wurde 1811/12 bereits in London geschrieben. Die zeitliche Einordnung des Klavierkonzerts Nr. 5 c-Moll/C-Dur op. 24 ist wiederum nur vage möglich. Die vom Komponisten vergebene Opuszahl legt den Schluss nahe, dass es kurz nach 1820 komponiert wurde (op. 23 ist nämlich sein vergleichsweise bekanntes Requiem von 1819/20). Die fünf genannten Konzerte wurden jeweils zumindest einmal eingespielt (Nr. 1-4 bei Portugalsom, Nr. 5 bei RCA). Dies gilt nicht für das Klavierkonzert Nr. 6 e-Moll o. op., von dem man den Entstehungszeitraum lediglich auf irgendwann bis spätestens 1840 einschätzt.


    500x500bf-100.jpg MDQtODY5OC5qcGVn.jpeg


    Von den eingespielten Klavierkonzerten ist fraglos das fünfte das interessanteste. Dies liegt bereits an seiner ungewöhnlichen Form, besteht es doch aus sage und schreibe fünf Sätzen. Nach dem etwa zehnminütigen Kopfsatz folgt ein gerade dreiminütiges Scherzo, dessen Orchestrierung der engagierte portugiesische Dirigent César Viana bewerkstelligt hat. Ein mit Larghetto bezeichnetes Capriccio stellt das Zentrum des Konzerts dar (4 Minuten). Dem schließt sich eine Cadenza (2 Minuten) als Überleitung zum eigentlichen Finalsatz an, der achtminütig daherkommt (Rekonstruktion abermals von Viana). BMG Portugal ließ die einzige Einspielung anlässlich der Expo '98 im Lissaboner Goethe-Institut mit dem Orchester Sinfonia B unter genanntem César Viana produzieren. Die CD-Auflage erschien dann bei RCA, ist aber bedauerlicherweise nur mehr mit viel Glück zu bekommen. Immerhin kann man sich bei YouTube einen Eindruck von diesem ungewöhnlichen Klavierkonzert machen, das - nicht unähnlich der 2. Sinfonie von Bomtempo - bereits romantische Anklänge hat. Der Dirigent selbst hat die Aufnahme dort eingestellt.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • An sich wurde die CD bereits in Beitrag 1 gezeigt. Heut möchte ich aber einen Audioclip hier einfügen, damit man hören kann was man ier erwarten kann, so man die Doppel-CD erwirbt. Das Sample entpricht einer der Sonaten auf der CD. Es spielt die portugiesische Pianistin Luisa TENDER



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bisher wurde er nur hier

    Mainstream verboten - Die alternativen Sinfonien der Taminoaner 2011

    erwähnt.

    Mitnichten: Rheingold2023 hat das Requiem bereits erwähnt, versteckt in der Box; aber auch einzeln zu haben (wenn man Haydn notgedrungen mit in Kauf nimmt):


    :saint:


    [Aus dem Zitierten hier hineinkopiert]


    Das Werk beginnt ganz heimlich und leise, ähnlich wie Joseph Martin Kraus' Trauerkantate für Gustav III., mit leisen, mahnenden Paucken - unterlegt mit gezupften Streichertupfern.


    Musikalisch ist das Werk des recht unbekannten Schubert-Zeitgenossen von höchster Güte! Dabei klingt es stellenweise bereits sehr viel eher nach Verdis Vertonung, als nach Musik, die im Zeitalter von Schubert komponiert wurde. Dazu gehören u.a. unisone Chorostinati, quasi eine Art Sprechchor [allerdings fließend, nicht abrupt], die immer wieder in den steten Fluß des Werkes integriert sind. Das muß in der damaligen Zeit wirklich neu und ungewöhnlich geklungen haben. Umso weniger verstehe ich die Erläuterungen im Booklet: Dieses konzertähnliche Werk in der tradition der Wiener Schule [...] ?( - Wer hat denn da keine Ohren?


    Besonders mag ich aus diesem Werk das Ingemisco und die Strophe Cum sanctis tuis, quia pius es - Was für himmlische Töne! Das Streicherunisono zu Beginn des Agnus Dei erinnert mich stark an die lgs. Einleitung zu Haydns 103. Sinfonie. Das Werk ist ingesamt unheimlich beruhigend, es gibt eher wenig Aufregung darin. Corboz' feinsinnige Herangehensweise tut ihr übriges dazu.


    Der mit Muzio Clementi befreundete Komponist soll ein sehr guter Pianist gewesen sein. Das Requiem entstand zum Gedenken an den portugiesischen Dichter Luís Vaz de Camões [c1524-c1580] - wie es dazu kam, steht nirgends. Nur zu dumm, daß die Widmungsträger von Requien in den seltensten Fällen etwas davon haben...


    Ein Werk nach meinem Geschmack - mit dem üblichen Beigeschmack eben.

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)