Die Utopie in der Musik

  • Für den Philosophen Ernst Bloch (1885-1977) war Musik ein "Spiegel des Utopischen".


    Ein Gedanke, den man weiter spinnen kann. Man findet ihn in seinem frühen Werk "Geist der Utopie". Die Musik hat im Schaffen Blochs einen hohen Stellenwert. Den Grundstein für die lebenslange Beschäftigung mit ihr legte er in seinem Hauptwerk, das 1918 in einer ersten und 1923 in einer stark überarbeiteten Fassung erschien. Darin sind 150 Seiten der "Philosophie der Musik" gewidmet.


    Utopie als Gegenentwurf zur Gegenwart, in der sie gedacht wird. Musik, sagt Ernst Bloch, verhält sich „seismographisch“ zum gesellschaftlichen Sein. Es hat mit dem Kommenden etwas zu tun, das noch nicht vorhanden ist. Ein Fortschreiten der gegenwärtigen Zustände. Es geht auch um ein Überschreiten von Grenzen, erahnen von Verhältnissen, die in der Zukunft liegen.


    Letztlich hat sich auf dieser Annahme die Musik weiterentwickelt. Blickt man auf die Musikgeschichte, sind utopische Umsetzungen auszumachen.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Für den Philosophen Ernst Bloch (1885-1977) war Musik ein "Spiegel des Utopischen".

    Wenn wir hier schon ein wenig spekulieren dürfen, würde ich das etwas weiter differenzieren. Es gibt Musik mit utopischem Gehalt und welche wo die Gegenwart ihren Höhepunkt findet und welche wo die Vergangenheit an der Gegenwart gespiegelt wird. Vielleicht etwas platt formuliert, aber ein wenig höre ich das so. Musik mit klar utopischem Gehalt sind für mich Bartoks Klavierkonzerte (1 + 2) oder Beethovens Spätwerk. Werke, in der die Gegenwart ihren vollkommenen Ausdruck finden, sind für mich viele Werke Haydns, aber auch Rameaus und Hindemiths. Klar rückwärtsgewandt sind für mich die Werke Medtners und Rachmaninoffs.


    Wenn ich jetzt Schubert, Mozart oder auch Feldman höre, denke ich doch häufig wesentlich an Vereinzelung und Singularität, die sich in der Rezeption nur ganz schwer mit irgendeinem Zeitstrom vereinbaren lassen.


    Ich würde sagen, dass Bloch hier sein philosophisches Verständnis der Musik überstülpt und dabei doch einige wichtige Aspekte nicht richtig zur Geltung kommen., sind aber nur my two cents .... :cheers: