SCHREKER, Franz: DER SCHATZGRÄBER

  • Franz Schreker (1878-1934)



    Der Schatzgräber



    Oper in vier Akten, einem Vorspiel und einem Nachspiel


    Libretto: Franz Schreker

    Entstehung: 1916-1918

    Uraufführung: 21. Januar 1920

    Ort: Frankfurter Oper

    Dauer: ca. 140 Minuten


    Personen

    Elis - Tenor

    Els - Sopran

    König - Bass

    Narr - Tenor

    Vogt - Bariton

    Albi - Tenor

    Wirt - Bariton

    Kanzler - Tenor

    Graf - Tenor

    Junker - Bass

    Magister - Bass

    Schultheiss - Bass


    Ort & Zeit der Handlung

    Märchenhafte Szene im Mittelalter


    Handlung


    Vorspiel

    Der Goldschatz der Königin ist verschwunden. Weil dieser ihr Schönheit und Fruchtbarkeit verlieh, liegt sie nun siechend im Bett. Trotz aller Versuche ist es nicht gelungen, den Schatz wieder zu beschaffen. Deshalb wird nun der Narr vom König um Hilfe gebeten. Dieser kann tatsächlich einen Hinweis liefern: Er hörte von Elis, einem wandernden und singenden Schatzgräber. Mit hilfe einer wunderbaren Laute, kann er jeden verborgenen Schatz finden und heben. Für diesen Hinweis wird der Narr belohnt: Er soll eine Frau seiner Wahl bekommen.


    1. Aufzug

    Els und der Junker feiern Polterabend. Die Freude darüber hält sich allerdings in Grenzen, weil Els - Tochter des Wirtes einer Waldschänke - gezwungen wurde den Junker zu heiraten. Der Abend nimmt kein gutes Ende, denn Els lässt den Junker von ihrem Knecht Albi umbringen. Auch soll Albi seiner Herrin Els den Goldschatz der Königin von einem Hehler beschaffen, um an die ewige Jugend und Schönheit zu gelangen.

    Elis kommt in die Waldschänke um die Gesellschaft zu erheitern, allerdings gefallen seine Lieder lediglich Els, die sich in den singenden Schatzgräber verliebt. Doch nun wird der Mord am Junker bemerkt und der Vogt - ebenfalls ein Buhle Els' - lässt Elis verhaften um freie Bahn zu haben.

    2. Aufzug

    Els möchte beim König um Gnade für Elis bitten, der gehenkt werden soll. Der Narr verspricht Els, dass er Elis retten wird, weil er sich ebenfalls in Els verliebt hat. Als Elis die Todesstrafe erleiden soll bittet Els um eine Ballade des Sängers, um Zeit zu gewinnen. Die Bitte wird ihnen gewährt und Elis singt - allerdings erneut so schlecht, dass niemand außer Els zuhören mag. Im letzten Augenblick verhindert der Herold des Königs die Hinrichtung, da Elis den verlorenen Schatz wiederfinden soll. Ihm wird die Freiheit versprochen wenn er Erfolg hat. Das kann Els nicht zulassen, da sie inzwischen in den Besitz des Schatzes gekommen war. Sie befiehlt Albi Elis die Wunder-Laute zu stehlen.

    3. Aufzug

    Elis ist über den Verlust seiner Laute verzweifelt, weil er den Auftrag des Königs ohne diese Wunder-Laute nicht erfüllen kann. In einer erotischen Nacht zeigt Els sich ihrem Liebhaber im Schmuck der Königin und übergibt ihm den Schatz. Einzige Bedingung ist, dass er nie nach der Herkunft desselben fragen darf.


    4. Aufzug

    Die Königin feiert die Rückkehr ihres Schatzes mit einem großen Fest. Elis soll mittels einer Ballade berichten, wie er den Schatz wiedergefunden hat. In seiner Ballade verlangt er nun den Schmuck von der Königin zurück. Der Vogt berichtet der schockierten Gesellschaft, dass er Albi verhaftet und gefoltert hat, woraufhin dieser gestanden habe, dass Els sowohl die Ermordung des Junkers, als auch den Raub des Schatzes zu verantworten habe. Der Vogt verlangt, dass Els sofort hingerichtet wird. Dies durchkreuzt der Narr, der den König an sein Versprechen erinnert und sich Els zur Frau nimmt. Der König gewährt ihm diesen Wunsch, wodurch Els gerettet wird. Die beiden werden des Hofes verwiesen und Elis verweigert Els die Annahme ihrer Entschuldigung.


    Nachspiel

    Lediglich ein Jahr ist vergangen, doch Els und der Narr sind ohne Schatz unnatürlich gealtert und liegen im Sterben. Elis kommt herbei und singt der Sterbenden eine letzte Ballade.


    Anmerkungen

    Kurz nach Vollendung des Vorgängers "Die Gezeichneten" schrieb Franz Schreker mitten im 1. Weltkrieg 1916 bis 1918 seine fünfte Oper nach einem eigenen Libretto. Angeregt wurde das Libretto nach eigener Aussage durch die Begegnung mit einem Lautespielenden Mädchen namens Else im Familienhaus der Schrekers im Semmeringgebiet (Schreker in "Musikblätter des Anbruch"). Die Komposition der Oper begann im sog. Hungerwinter in den Kriegsjahren 1916/1917. "Ende der Oper. 12. November 1918 (am Tage der Ausrufung der Republik Deutschösterreich und dem Anschluss an das Deutsche Reich!) schrieb der Komponist unter das Autograph der Partitur. Zur Uraufführung kam das Werk erst ein gutes Jahr später, im Januar 1920. Diese war ein großer Erfolg und das Werk setzte sich sofort auf den Spielplänen deutscher Opernhäuser durch. Während der Weimarer Republik gehörte das Werk zu den meistgespielten Opern überhaupt und wurde zuem erfolgreichsten Werk Schrekers. Dies endete mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 abrupt; Schrekers Musik galt nun als "entartet".

    Die Musik dieser Märchenoper mag ein wenig eingängiger sein, als bei Schrekers vorhergehenden Werken. Das märchenjafte Sujet und vor allem die durch die Handlung immer wieder vorgegebene Form der Ballade begünstigen dies. Andererseits zeichnet sich auch diese Partitur durch den üblichen und zeittypischen Stil Schrekers aus: Große und vielseitige Orchesterbehandlung, chromatische Harmonie aber tonale Musik und ein deklamatorischer, am Sprachfluss ausgerichteter, Kompositionsstil.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Obwohl "Der Schatzgräber" zu Lebzeiten Schrekers erfolgreichstes Werk war, ist es diskographisch heute von "Der ferne Klang" und "Die Gezeichneten" überboten. Dennoch gibt es eine kleine Auswahl an Einspielungen.


    Auch von dieser Oper gibt es eine Gerd Albrecht Einspielung von 1989 aus Hamburg


    Niederländisches PO (Marc Albrecht) von 2012


    Als DVD/Blu-ray zu haben ist die Berliner Produktion von 2022, ebenfalls unter Marc Albrecht, inszeniert von Christoph Loy

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)