Michael Tippett - ein britischer Antiromantiker

  • Michael Tippett (1905-1998) begegnete mir zuerst in Form seiner damals noch vier Streichquartette, die das britische Britten Quartet eingespielt hatte. Sie vermittelten mir ein sehr lebendiges Bild seiner durch Bartóksche Rhythmik, aber völlig eigenen Melodik geprägten Musik. Auch neoklassische Züge sind erkennbar, allerdings dann deutlicher in seiner Klaviersonate Nr. 1.



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    So wie dieses Bild sehe ich ihn ein wenig. Durch und durch Engländer, aber mit ein wenig Provokation .... :)


    Der in der Wkipedia abgedruckte Lebenslauf ist es wert, einmal gelesen zu werden Michael Tippett.


    Seine Klaviersonaten sind kurz angesprochen worden. Es gibt einige Einspielungen. Neben einer alten von mir mit Paul Crossley, habe ich die recht neue mit Steven Osborne, die ich beide empfehlen kann.


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    und



    Die Aufnahme mit Osborne enthält auch noch das Klavierkonzert. Es gibt noch eine Einspielung der ersten drei Sonaten mit Peter Donohoe. Warum er die vierte nicht eingespielte, bleibt sein Geheimnis. :)



    Wir hören hier den ersten Satz von Paul Crossley gespielt



    es gibt auch eine Live-Perfomance, die leider weder die interpretatorische Qualität Crossleys erreicht noch an seine technischen Möglichkeiten heranreicht


  • Macht doch mal einer Tippett-Thread auf. Ich werde ebenfalls schon ganz neugierig! ^^

    Ich kenne lediglich "A child of our time" und das halte ich für eines der größten Meisterwerke des 20. Jahrhunderts!

    Mal schauen - im Moment fehlen mir ein wenig Zeit (Badumbau!) und Elan. Du findest aber etliches in den von mir oben vermerkten Links oder unter dem Suchwort Tippett.


    Und ein bisschen kann ich aber gerne schnell schreiben:


    Das Oratorium A child of our time kenne ich zugegeben am wenigsten und es gilt als besonders konservativ. Aber wenn Du die Schattierungen kennenlernen möchtest, empfehle ich Dir quasi in der folgenden Reihenfolge: (a) Konzert für zwei Streichorchester (da bin ich mir am meisten sicher, dass es Dir gefällt!) - (b) Klaviersonate 1, Sinfonien 1 und 2 - (c) Ritual Dances, Klavierkonzert - (d) New Year Suite.


    Happig auf unterschiedliche Art sind dann (d) die 3. und die 4. Sinfonie. :yes:^^


    Tippett hatte, wenn ich das als Halblaie so sagen darf, einen nur schwer zu erkennenden Personalstil. Die Musik ist doch recht unterschiedlich geartet und eher, so meine ich, gibt es sogar vier Tendenzen. Die folgende Zuordnung habe ich mir freilich selbst zurechtgelegt und weiß nicht, wie das unter Experten gesehen wird: (a) Neuromantik mit Ansätzen der Alten Musik aus England - (b) Klassizismus - (c) ein ganz individuell vitalistisch-neuromantischer Stil - (d) radikal modernistische bis avantgardistische Tendenz


    :cheers: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Was mir an Tippett immer gefallen hat und was einerseits englisch ist und andererseits das Gegenteil davon - und das meine ich ernst: sein erklärter Pazifismus.

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Danke für den Thread und Dank an Wolfgang für den gut aufbereiteten Vorschlag zur Hörerschließung! :)

    Wie ich schon sagte: "A Child of our time" halte ich für ein veritables Meisterwerk! Als ich es in Rostock 2018 (80 Jahre Reichsprogromnacht) live hörte, war ich tief beeindruckt und ergriffen. Mein Bachforscher-Herz freute sich auch über die vergleichbare Anlage zu den barocken Passionen.

    Dass du es als besonders konservativen Tippett bezeichnet hast erklärt natürlich warum er besonders gut in mein bevorzugtes Hörspektrum passt (welches du bei deiner Reihenfolge ja auch beachtet hast). Werke der Kategorie d) dürften für mich sehr herausfordernd sein. :cheers:

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)