Ein Thema, daß mich immer wieder beschäftigt, sooft ich in einer Kirche darauf stoße sind die unzähligen Orgelrestaurierungen.
Ich werde das Gefühl nicht los, daß eine Orgel immer noch ein heimliches Statussymbol einer Pfarre ist - völlig unabhängig, ob an Orgelmusik ein Interesse besteht.
Klarerweise was ich als Student der Meinung, daß jedes Instrument im bestmöglichen Zustand sein sollte, was die Spielbarkeit betrifft. Da war es keine Frage, überall, wo ich hinkam, hatte ich gleich mit kritik und Verbesserungsvorschlägen bei der Hand...
Mittlerweile sehe ich die Situation der Kirche in anderem Licht...
Mir erscheinen Ausgaben für die Orgel in Gemeinden, die ohne jeden musikalischen Anspruch geführt werden, sinnlos und unberechtigt.
Mit musikalischem Anspruch meine ich, daß die Gitarre gleichwertig zur Orgel
betrachtet wird, und das Repertoire der Gemeindelieder auf ein Minimumneschränkt ist. Für solistisches Orgelspiel ist in der kath. Kirche ohnehin kein Platz... (Kommunionimprovisation als Hintergrundmusik - schon eine Sesquialtera ist zu laut...)
Der Orgelbau hat in den letzten 150 Jahren viele Veränderungen durchgemacht, viele Stile und Techniken sind nacheinander entstanden, sodaß die Frage, was schützenswert ist, sehr heikel ist.
Und in solchen Fällen, wo eine Kirche das Unglück hat, eine echte historische Orgel zu besitzen, sehe ich nicht ein, wieso diese Pfarre ständig Restaurationskosten zu begleichen hat, da sollte eine Stiftung eingerichtet werden, die den Zustand der Orgeln überprüft und für die Erhaltung sorgt.
Ganz allgemein vermisse ich irgendein öffentliches Interesse an Orgelmusik, die dadurch nur auf einen liturgischen Bereich zurückgedrängt wird...
Tut mir leid, daß ich wieder lamentiere... es ist so, daß ich in diesen Tagen beschlossen habe, meine Fähigkeiten der katholischen Kirche nicht mehr zur Verfügung zu stellen und meine Organistentätigkeit komplett einstelle.
Um nochmal zum Thema zu kommen: ist z.B. eine pneumatische Orgel mit 15 Register von 1912 wirklich schützenswert? gerade die pneumatischen O. sind so störanfällig...
ein Extremfall ist die Karlskirche in Wien: die Orgel aus der Biedermeierzeit wurde vor ca 15 Jahren mangelhaft restauriert und ist jetzt wieder in schlechtem Zustand - in der Kirche findet zur Zeit eine Innenrestaurierung statt, die ebenfalls Unsummen verschlingt...
ein anderer Fall betrifft eine Orgel aus den 70 Jahren: es wurde eine elektrische Registeranlage gebaut - die Schleifenzugmotoren sind ständig kaputt... selbst nach einer großen Restaurierung in den 90er Jahren ist die Orgel wieder schlecht spielbar...
Was ist zu tun in diesen Fällen?
wer kann mit gutem Gewissen sagen, die kleine Pfarre, die finanziell ständig ums Überleben kämpft muß das Instrument erhalten...
(was mich betrifft, ich spiele die Orgeleinsätze in der Volksoper, bleibe also mit dem Instrument verbunden...)