Wer braucht eine Plattenwaschmaschine? Gute Frage! Jeder, der über eine größere Sammlung von Schallplatten verfügt, diese liebt und regelmäßig hört. Todfeinde der Platte wir Kratzer (bei Platten aus den 60ern sehr beliebt auch: Wachsspritzer von den überall herumstehenden Tropfkerzen) beseitigt eine Waschmaschinen natürlich nicht, dafür aber: Pressrückstände (jawoll, auch neu gekaufte LP’s können von einer Reinigung profitieren), festsitzenden Staub, schlicht also den Dreck der Jahre, der sich als gemein-nervendes Kistern bemerkbar macht und die Rückstände jener fürchterlichen Lenco-Flüssigkeit, mit der die Jünger des „Nass-Fahrens“ früher ihre Platten behandelt hatten.
Die preisgünstigste, weitverbreitetste aber auch umstrittendste ist wohl die Knosti. Eine Wanne aus Kunststoff wird mit einer Reinigungsflüssigkeit gefüllt, die Platte auf eine Spindel gesteckt, die Spindel samt Platte in die Wanne gehängt und darin gedreht.In der Wanne fixiert sind zwei Bürsten, die die Platte in der Flüssigkeit reinigen. Nach der Wäsche wird die Platte in einen Abtropfständer gestellt. Ohne Zweifel wird bei diesem Verfahren die Platte zunächst von grobem Dreck befreit. Allerdings bleiben Rückstände zurück, die sich wiederum in den Rillen festsetzen. Auch wird die Platte in einer zunehmend verschmutzenden Flüssigkeit gebadet. Daß man die Flüssigkeit filtern kann ist wirklich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Eine preiswerte Art, verschmutzte Platten wieder lauffähig zu kriegen, aber nicht eben professionell.
Ich selbst wasche seit zwei Jahren meine Platten mit einem Hannl „Flüsterbär“. Ein Gerät mit Flächensauger, bei dem immerhin automatisch die Reinigungsflüssigkeit in die Reinigungsbürste gepumpt wird. Kostentreibend sind diese Flächenreiniger, weil man für jedes Plattenformat einen eigenen Bürsten/Saugrohr-Satz braucht. Weitere Klassiker bei den Flächenreinigern sind Nitty-Gritty, VPI, Clearaudio (preislich ähnlich gelagert wie die Hannl-Geräte) oder jüngst die Oki-Noki. Die teilweise heftigen Preisunterschiede resultieren aus dem unterschiedlichen Komfort, den diese Geräte bieten. Wer kein Problem damit hat, die Flüssigkeit manuell aufzutragen und zu bürsten, der kann schon viel Geld sparen. Die Hannl-Geräte haben für mich den Vorteil, daß der Hersteller unweit von Köln ist. Eventuelle Probleme, aber auch Ersatz von Verschleißteilen, mögliche Upgrades etc. sind schnell und unkompliziert möglich.
Die von Michael im LP-Thread angesprochene Mikrofasertuch-Variante setze ich selbst ergänzend ein (als Waffe gegen Fingerabdruck und Co, aber auch um Reste des fürchterlichen Platten-Films zu beseitigen, die übelstdenkbare Reinigungsmethode). Mit den Punktsaugern habe ich keine Erfahrung. Keith-Monk und Loricraft zählen da wohl zu den sehr teuren Stars der Szene.
Bei der Reinigungsflüssigkeit benutze ich x2000. Diese Chemie stammt ebenfalls aus dem Hause Hannl und glänzt durch eine extreme Reduktion des Alkohol-Anteils. L’Art du Son habe ich noch nicht ausprobiert (ist soweit ich weiß, eine Entwicklung von Clearaudio); angeblich soll LAS zu Schaumbildung neigen, was sich problematisch auf die Absaugturbine auswirken kann. Dies aber nur als „on dit“.
Der Erfolg der Reinigung ist verblüffend und absolut hörbar. Das beziehe ich jetzt nicht nur auf die Reduzierung von Nebengeräuschen; auch bei alten Mono-Platte hat man im vorher/nacher-Vergleich oftmals das Gefühl, als sei da ein Vorhang vor den Lautsprechern weggezogen worden.
Wichtig natürlich: eine neue Innenhülle für die Platte nach der Reinigung.
Liebe Grüße vom Thomas