Leonard Bernstein - unumstritten oder langweilig?

  • Der Darsteller des Bernstein hatte jahrelang das Dirigieren eigens für diesen Film geübt. Es ist aber eine Ehre, bereits zu den nominierten Filmen einer Oscar-Preisverleihung zu gehören.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Das wäre wohl auch zu viel verlangt von einem Zwei-Stunden-Film, findest du nicht?

    Sicherlich, aber etwas mehr über den Musiker Leonard Bernstein hätte man schon mitteilen können. Den gleichen Einwand hatte ich gegen "Oppenheimer", auch da erfährt man abgesehen von einigen Schlagworten wie "Quantenphysik" kaum etwas über die Physik, die dem Bau der Bombe zugrunde lag.


    Im übrigen gehörte Maestro bei den Oscars zu den großen Verlierern. Trotz sieben Nominierungen - inklusive Bester Film - ging Maestro leer aus. Der Film hatte seine Schwierigkeiten bei Kritikern und auch das Publikum zeigte wenig Interesse.

    Es hätte mich sehr überrascht, wenn "Maestro" einen Oscar bekommen hätte. Er konnte handwerklich nicht mit Filmen wie "Oppenheimer" oder "Barbie" konkurrieren, und das Leben eines Dirigenten und Komponisten, der den meisten Amerikanern heute wahrscheinlich nicht mehr viel sagt, ist auch nicht dazu angetan, ein großes Interesse beim Publikum zu erregen.


    Der Darsteller des Bernstein hatte jahrelang das Dirigieren eigens für diesen Film geübt.

    Leider ohne durchschlagenden Erfolg:


    Und wie schon angemerkt wurde, kann Cooper nicht dirigieren (oder es zumindest überzeugend simulieren), die Szene in Ely ist höchst peinlich. Im Abspann wurde Nézet-Séguin als "conducting consultant" genannt. Entweder hat er einen schlechten Job gemacht oder Cooper war ein schlechter Schüler.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Dass ein Epos über den "Vater der Atombombe" abräumte, sollte einen dieser Tage mitnichten wundern. Es sagt glücklicherweise weniger über einen subtilen Film wie "Maestro" aus als über Hollywoods altbekannte Anbiederung.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich kenne keinen lebenden oder verstorbenen Dirigenten, der eine vergleichbare mediale Wirkung der Vermittlung klassischer Musik hat und hatte.

    Begrenzt auf dei romanische Schweiz darf ich auf Ernest Ansermet hinweisen, der solche TV-Sendungen im Schweizer Fernsehn gemacht hatte, die, wie von der Ansermet-Gesellschaft zu lesen war, prominenter waren als die Beatles (angeblich). Seine Platte "Was jeder über Musik wissen sollte", von ihm geschrieben und gesprochen, ist in mehreren Sprachen erschienen (ich habe sie naturgemäß mir auf deutsch verschafft). Da das Fernesehn zu Ansermets Zeit ein vergleichsweise junge Medium war, schätze ich dessen Beitrag zur Musikvermittlung sehr hoch ein (ohne nur im geringsten die Verdienste Bernsteins um die Musikvermittlung schmälern zu wollen).


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.