Carl Philipp Emanuel Bach

  • Hallo, anders als im Beitrag Nr. 85 gibt es von C. Ph. E. Bach auf dieser CD nur 6 kleinere Stücke, aber 3 Sonaten, bei welchen die Dynamikmöglichkeiten des Clavichord besonders deutlich zu hören sind; dazu einige Bemerkungen, auch allgemeiner Art, zu den Sonaten.


    Sonate in A-Dur, Nr. W65/37 (H. 174)
    1. Satz, Allegro – gleich zu Anfang ist der Lautstärke Unterschied zwischen anders angeschlagenen vollen Akkorden oder Akzente der linken Hand und Läufen rechts deutlich zu hören. Die Melodie/das Thema wird auf den einzelnen Ton akkordisch dargestellt durch Akkordbrechung (rechts) – geringe Lautstärke - was dem Stück eine Leichtigkeit bringt, die in Kontrast zu den Tönen (links) – deutlich größere Lautstärke - im Bassfundament steht und damit eine „Abwechslung“ erzeugt, die mit Spinett oder Cembalo so nicht möglich wäre.
    2. Satz, Andante ma non troppo – liegt es an der Interpretation? – Differenz in der Lautstärke ist deutlich, aber der Nachklang der einzelnen Töne bleibt m. E. fast unverändert, sodass ein leicht abgehakter Klangeindruck entsteht.
    3. Satz, Allegro di molto – es liegt an der Komposition des 2. Satzes; der abgehakte Klangeindruck ist hier wie weggeblasen – C. Ph. E. Bach wollte also den Klangeindruck wie im 2. Satz. Aber hier die schnellen Läufe rechts und links lassen gar keine Klangpausen entstehen; ein beeindruckender Satz, kompositorisch, interpretatorisch und als Folge auch klanglich durchs Clavichord.


    Sonate e-Moll, Nr. W 65/39 (H. 176)
    1. Satz Presto – kompositorisch und klanglich ein Mix aus dem 2. und 3. Satz der A-Dur Sonate, rechts flüssige Läufe, links quasi Staccato.
    2. Satz, Largo con tenerezza (= weich) – zumindest anfangs wird rechts und links ohne Dynamikunterschied gespielt, dann höre ich links wie mit Dämpfer gespielt, gibt es ein Register (Laute) beim Clavichord ähnlich dem Cembalo?
    3. Satz, Allegretto - für mich ohne Besonderheiten.


    Sonate B-Dur, Nr. 65/38 (H. 175)
    1. Satz, Allegro di molto – der Rhythmus liegt lautstärkemäßig links, obwohl die pochenden Elemente sich auch rechts finden, sodass rechts nur tendenziell p gespielt wird. Vom Gesamtklangeindruck nähert sich dieser Satz schon etwas der Klassik an – auf einem anderen Instrument gespielt könnte man schon (frühen?) Haydn hören?
    2. Satz, Largo e mesto – hier erinnere ich mich klanglich an den 2. Satz der A-Dur Sonate. Erstaunlich die wie eingestreuten sich reibenden dissonanten Akkorde.
    3. Satz, Allegro – Mozart, mein sofortiger Gedanke – es wäre von Interesse, diesen Satz auf einem modernen Flügel zu hören.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler


  • Ich habe lange gezögert, ob ich nicht neue Threads mit den jeweiligen Unterbereichen Konzert - Sinfonie - Sonate eröffnen sollte, aber an diesem Thread haben derart viele Spezialisten mitgearbeitet, daß ich ihn nicht unbedingt ersetzen möchte, ach wenn er inzwischen schon sehr unübersichtlich geworden ist. Von den Cembalokonzerten für BIS habe ich übrigens bereits einige in meiner Sammlung, habe sie aber noch nicht gehört.
    Gehört habe ich indes die links oben abgebildete CD mit Oboenkonzerten von Carl Philipp Emanuel Bach (plus einer zweifelhaften Zuschreibung und der Sonate in g-moll Wq 135.
    Ich empfand die Oboe von Anbeginn an als sehr präsent und ein wenig agressiv, gelegentlich sogar lästig. Daran habe ich mich indes schnell gewöhnt. Zu meiner überraschung fand ich die beiden Oboenkonzerte Wq 164 und Wq 165 auf einer bereits in meinem Besitz befindlichen CD. Ich habe diese rechts oben im Bild eingefügt (allerdings hat meine noch ein anderes Cover) Im Gegensatz zu Brilliant-Aufnahme klang diese unter MAx Pommer mit dem Solisten Burkhard Glaetzner eher zahm und zurückgenommen, das Solointrument , zurückgenommen erinnert mich an eine Flöte. Welche der beiden Aufnahmen dem angestrebten Endresulat am nächsten kommt, das kann ich leider nicht beurteilen


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vorerst hörte ich aus der abgebildeten BRILLIANT BOX (3 CDs) die letzen Tage die Preussischen und Württembergischen Sonaten. Über die Widmungen hat Ulli im Eröffnungsbeitrage dieses Threads schon geschrieben. Die abwertende Einschätzung der Zeit in der diese Werke geschrieben wurden - als "Übergangsphase" wird allmählich aufgegeben und man beginnt sich intensiver mit dieser Epoche -Zwischenepoche hin - Zwischenepoche her - auseinanderzusetzen.
    Pieter Jan Belder spielt die Werke in den schnellen Sätzen durchaus rasant, was sie IMO recht gut zur Wirkung bringt. Vermutlich ist dieses rasante Tempo, ohne Klappern der Mechanik, nur möglich, weil er auf Nachbauten historischer Instrumente spielt. Er verwendet auf dieser Aufnahme
    2 verschiede Instrumente, nämlich ein Cembalo von Nico van Waals (Oudkarspel 1977) nach einem Instrument von Dulcken, sowie ein Clavichord von Geert Karman (Amsterdam 1990) nach einem Original von Friederici.
    Alternativen zu dieser Aufnahme werde ich mir im Laufe dieses Jahre beschaffen und anhören.

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich verlinke mal ein Stück, das mir bisher von CPE Bach am besten gefällt.


    Das erste Sück des Magnifikat Wq 215 ist eine Komposition ersten Ranges und müßte m.E. viel bekannter sein.


  • Zwar haben wir inzwischen schon einen Thread über Carl Philipp Emanuel Bachs Sinfonien und eine für seine Konzerte, der Rest befindet sich in diesem Sammelthread -Es ist alles ein wenig unübersichtlich. Daher stelle ich die heute gehörte CD hier vor, welche Sonaten für Cembalo und Violine enthält.Notfalls kann man das dann verschieben oder ein Duplikat des Beitrags in einen Spezialthread kopieren.Wieder mal muß ich allfällige Interesenten an den Second Hand Bereich verweisen, dem ich persönlich

    sehr lange ausgewichen bin. ich rare allerdings davon ab Spekulanten auf den Leim zu gehen.

    Die Aufnahme ist klangschön und eingängig, allerdings sehr unterschiedlich im Temperament. Oft sehr beschaulich, rückgenommen, fast klagend, erlebt man dann Überraschungsmomente, so etwa bei WQ 74 !! Der Anfan ist schlechthin furis, wogegen sich das Menuett am Ende gradezu zuckersüß verabschiedet.

    Da Forenbetreiber von Natur aus Sadomasochisten sind (Ohne masochistische Ader macht man kein Forum auf)stelle ich hier den ersten Satz des Werkes herein...

    Roberto Lorregian und Federico Guglielmo musizieren hier quasi auf der Stuhlkante......


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Einer der genialsten Einfälle CPEs überhaupt und musikalisch auch noch um so unheimlicher umgesetzt ist die 69sekündige Ouvertüre zu seinem Oratorium Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu WQ240:



    :umfall:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)