Salzburg, Ende des 17. Jahrhunderts - Heinrich Ignaz Franz Biber und Co.

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Das dürfte Thomas warscheinlich besser beantworten, aber die Missa Salisburgensis hat tatsächlich keinen bekannten Autoren, man geht Heute aber davon aus, dass diese Pompmessen allesamt von Biber stammen.


    Vor kurzem galt noch Orazio Benevolo als Urheber.
    Man vermutet das diese Messe deshalb anonym geblieben ist, weil Biber zu dieser Zeit noch nicht das höchste musikalische Amt am Hof hatte, da es aber um eine zentrale Komposition ging wollte man den eigentlichen Hofkapellmeister nicht unnötig kompromitieren.


    Meine Vermutung geht in eine etwas andere Richtung, ich schätze, dass es sich hierbei um eine Gemeinschaftswerk diverser Komponisten handelt. Das war im Barock und auch später ja niemals etwas ungewöhnliches - wenn es um höfische Auftragswerke ging war das fast schon normal.


    Nachdem ich eben das einzige überlieferte Kirchenmusikwerk von Georg Muffat gehört habe, die Missa in labore requies, frage ich mich, ob Muffat nicht auch in Erwägung gezogen wurde - weiß hier jemand etwas darüber? Oder war Muffat zu der Zeit schon nach Passau übergesiedelt?

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von miguel54


    Nachdem ich eben das einzige überlieferte Kirchenmusikwerk von Georg Muffat gehört habe, die Missa in labore requies, frage ich mich, ob Muffat nicht auch in Erwägung gezogen wurde - weiß hier jemand etwas darüber? Oder war Muffat zu der Zeit schon nach Passau übergesiedelt?


    Gg. Muffat wechselte 1690 von Salzburg als Domkapellmeister an den Hof des Fürstbischof Johann Philipp von Lamberg.
    In Salzburg sah er trotz seiner bedeuteenden musikalischen Leistungen kein Fortkommen, die starke Persönlichkeit des HIF Bibers mochte wohl keine gleichrangige Konkurenz neben sich haben ?
    Die "Missa Salisburgensis" wurde zum 1100 jährigen Bestehens des Erzstiftes 1682 komponiert, so dass Muffats Urhebschaft zeitlich schon hinkommen würde.
    Sind von Muffat ähnliche Chorwerke bekannt ?
    Könnte aber deine so klanglich voluminöse und mehrchörige konzipierte Sakralmusik nicht auch -wie schon hier erwähnt- von mehreren Komponisten geschrieben worden sein ?
    Beispiele dafür gibts es genüge.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Bernhard
    Gg. Muffat wechselte 1690 von Salzburg als Domkapellmeister an den Hof des Fürstbischof Johann Philipp von Lamberg.
    In Salzburg sah er trotz seiner bedeuteenden musikalischen Leistungen kein Fortkommen, die starke Persönlichkeit des HIF Bibers mochte wohl keine gleichrangige Konkurenz neben sich haben ?
    Die "Missa Salisburgensis" wurde zum 1100 jährigen Bestehens des Erzstiftes 1682 komponiert, so dass Muffats Urhebschaft zeitlich schon hinkommen würde.


    So kenne ich die Chronologie auch - aber nachdem Benevoli aus dem Rennen war, wurde immer nur Biber genannt, nie Muffat ...


    Zitat

    Sind von Muffat ähnliche Chorwerke bekannt ?


    Nur die Missa in labore requies - 3 weitere Messen sind verschollen, aber nach Aussage seines Freundes Auffschnaiter hat er auf dem Totenbett selbst bedauert, nicht mehr Kirchenmusik geschrieben zu haben.
    Man kann sich kaum ein adäquates Bild von Muffat als Messkomponist machen, die eine Missa kennt auch kaum jemand, sie wurde auch nur das eine Mal auf CD aufgenommen - vielleicht wird er deshalb nie genannt?

    Zitat

    Könnte aber deine so klanglich voluminöse und mehrchörige konzipierte Sakralmusik nicht auch -wie schon hier erwähnt- von mehreren Komponisten geschrieben worden sein ?
    Beispiele dafür gibts es genüge.


    Why not? Vielleicht rührt die Konkurrenz von Biber und Muffat sogar daher!
    Muffats Missa findet sich auf dieser empfehlenwerten CD:


  • Hallo!


    Nun habe ich auch die Missa Bruxellensis kennengelernt. Auffällig ist die große stilistische Ähnlichkeit zur Missa Salisburgensis. Auch qualitativ kann sie IMO mithalten, zudem liegst sie in einer tollen Aufnahme vor:



    Da frage ich mich, warum das Werk im vergleich zur Salisburgensis, die ja in Insider-Kreisen längst berühmt-berüchtigt ist, so unbekannt ist. Nur weil kein Stimmen-Rekord vorliegt?
    Also: Wer die Missa Salisburgensis toll findet, für den ist die Missa Bruxellensis sicher sehr lohnenswert (die drei anderesn Biber-Messen, die ich noch kenne, finde ich weniger ausdrucksstark).


    -------


    Zitat

    Original von salisburgensis
    Zu den beiden Aufnahmen mit dem Collegium Aureum und den Tölzern (Missa Salisburgensis) bzw. Regensburger (Missa Sancti Henrici) Knaben: Gott sei Dank gibt es heute wesentlich bessere Aufnahmen von Bibers Vokalwerken. :jubel: Wer Koopmans oder Goebel/McCreeshs Aufnahme der Salisburgensis mal gehört hat, der wird die Aufnahme von 1974 in eine finstere Ecke verbannen.


    Nein, das habe ich nicht gemacht. ich habe mich selbst gewundert. Die olle DHM-Aufnahme hat IMO auch eine interessante Ästhetik (wenn auch wahrscheinlich historisch unkorrekt) und Klangwirkung.
    Referenz ist für mich aber natürlich trotzdem inzwischen Goebel / McCreesh.


    Viele Grüße,
    Pius.