• Eigentlich hatte ich ja vor, Michael in einer PN um Hinweise zu weiteren Aufnahmen der Cellosonate, die ich gerade gehört habe, zu fragen. Der Text begann so:



    An diesem Punkt dachte ich mir, ich sollte erst einmal schauen, was es im Forum bislang zu Rawsthorne gibt. Erstaunlich wenig, stellte ich fest. Gerade mal 34 Beiträge (ja, ich habe bestimmt welche übersehen).


    Rolo hörte die Symphonien, Michael Schlechtriem und WolfgangZ unterhielten sich über die Klavierkonzerte. Edwin stellte beiläufig zur Symphonik Rawsthornes fest:


    Zitat

    Alan Rawsthorne probiert's mit zu spätem, vor allem aber entschärftem Hindemith


    Hauptsächlich aber ist es Michael, der sich zu Rawsthorne geäußert hat, dabei seiner Eigenschaft als Ehrenmitglied der Rawsthoren-Gesellschaft alle Ehre erweisend (lieber Michael, ich gehe davon aus, dass du in diesem Zusammenhang keine Einwände dagegen hast, dasss ich dich hier so umfassend zitiere):


    Zitat

    Immer habe ich versucht, diese Vorlieben auch in meinen Konzerten vorstellen zu können. Dabei bin ich besonders stolz darauf, die russischen Erstaufführungen der 1.Cellosonate von Sir Arnold Bax und der Sonate von Alan Rawsthorne in der Philharmonie St. Petersburg sowie im Falle von Bax der ungarischen im dortigem Rundfunk gegeben zu haben.


    Zitat

    Mit dem Steckenpferd ist das so eine Sache. Ich liebe es, dies zu reiten, da ich mich dieser Musik nicht nur hörend annähere, sondern sie auch als Musiker im Konzert vorstellen möchte. Als nächstes steht übrigens das Klavierquartett von Howells von 1915 auf dem Programm. Die Streichquartette von Foulds und Moeran sowie die Sonaten von Bax, Delius, Ireland und Rawsthorne haben meine Freunde und ich in den letzen 20 Jahren recht oft aufgeführt. Nach der Erstaufführung der Cellosonate von Rawsthorne in St. Petersburg vor 11 Jahren wurde ich Ehrenmitglied der Rawsthorne-Gesellschaft. Insofern reite ich dieses Steckenpferd schon lange und mit Freude.


    Zitat

    Übrigens halte ich, trotz meiner Liebe zur Ireland-Sonate, die wesentlich kürzere und einfachere Sonate von Rawsthorne für die überzeugendste. Rawsthorne ist solch ein herrlich kristallklarer Komponist, der nach der Devise komponierte "Never make the same point twice".


    Zitat

    Leider gefällt mir seine [gemeint ist Donohoes, Anm. des Verfassers] Aufnahme der Klavierkonzerte von Alan Rawsthorne nicht besonders- für mich zu statisch und zu wenig lyrisch. Meine erste Wahl für diese lohnenden Konzerte des sehr interessanten Komponisten und Salonkommunisten Rawsthorne bleibt die Aufnahme mit Geoffrey Tozer auf Chandos.


    Speziell zur Cellosonate wies Michael darauf hin:


    Zitat

    In der Cellosonate von Alan Rawsthorne gibt es die interessante Bezeichnung
    abondanantamente
    abandoned= verlassen
    Passt wunderbar zu der Stelle in dieser Sonate.



    Vor diesem Hintergrund also möchte ich fragen, ob jemand (Michael?) mir eine weitere, vielleicht besser gelungene Aufnahme der Cellosonate empfehlen kann – viele scheint es ja nicht zu geben?


    Wenn dieser Thread genutzt wird, um weitere Werke von Rawsthorne oder gar den Komponisten selbst vorzustellen und CDs zu empfehlen, umso besser. Interessiert bin ich.


    The FRIENDS of ALAN RAWSTHORNE


    Viele Grüße
    Thomas

  • Lieber Thomas,
    danke für diesen Rawsthorne-Thread!


    Die Naxos-Aufnahme der Cellosonate ist sehr, sehr gut- die beste für mich.


    Ich habe Monatelang mit mir gerungen, da ich im Januar für Genuin einige Aufnahmen machen werde.
    Die Rawsthorne-Sonate war bei mir ganz oben auf dem Wunschzettel, aber ich habe mich jetzt schlußendlich für die Delius-Sonate entschieden, welche ich noch wesentlich öfter aufgeführt habe.


    Auf dieser CD werden ansonsten noch Werke von Korngold, Moeran, Esser, J.Marx und Mompou enthalten sein.


    Zu Edwins Zitat möchte ich bemerken, daß damit wohl nicht das gesamte Werk von Rawsthorne gemeint sein kann.


    Für die Sinfonie ist Edwins Statement irgendwie nachvollziebar, aber nicht für die Klavierkonzerte, das Cellokonzert, die Symphonic Studies oder die Cellosonate als Beispiel.
    Rawsthorne als bloßen Hindemith-Epigonen zu bezeichnen halte ich schlicht für falsch.
    Sicherlich gibt es Anklänge an Hindemith, vor allem in seiner Sinfonie, aber entschärft?


    Na, für heute ist es spät genug.
    Ein anderes mal mehr.


    :hello:


    Michael

  • Zitat

    Michael Schlechtriem: Ich habe Monatelang mit mir gerungen, da ich im Januar für Genuin einige Aufnahmen machen werde.
    Die Rawsthorne-Sonate war bei mir ganz oben auf dem Wunschzettel, aber ich habe mich jetzt schlußendlich für die Delius-Sonate entschieden, welche ich noch wesentlich öfter aufgeführt habe.


    Auf dieser CD werden ansonsten noch Werke von Korngold, Moeran, Esser, J.Marx und Mompou enthalten sein.


    Hallo Michael,
    das klingt auch gut. Einen Abnehmer hast du schon mal!


    Hallo Thomas,
    ich kenne nur noch eine Einspielung von Julian Lloyd Webber und da war ich sehr froh, diese schöne Sonate jetzt in der Naxos-Aufnahme hören zu können.


    :hello: Matthias

  • Lieber Michael, lieber Matthias,


    danke für eure Antworten. Die unter dem oben angegebenen Link zu findende Discography nennt nur die beiden hier genannten Aufnahmen:


    (i) Julian Lloyd-Webber - ’cello & John McCabe - piano. ASV CDDCA 592


    (ii) Peter Adams & Yoshiko Endo + Naxos 8.554352


    Da kann ich mir durchaus vorstellen, dass Adams besser gefällt als Lloyd-Webber, um es mal so zu sagen. Ich hatte nur gehofft, dass es vielleicht irgendwo noch eine Aufnahme gibt. Wallfisch hat doch eigentlich alles englische aufgenommen. Vielleicht ringt sich Isserlis ja mal durch bzw. kann er es aufnehmen. Das wäre schön. Michael hatte meiner Erinnerung auch von drei Aufnahmen geschrieben.


    Schlecht ist die Naxos-Einspielung tatsächlich keineswegs. So wollte ich nicht verstanden werden. Ich würde diese CD auf der Stelle wieder kaufen. Nur gab es eben beim Hören einige Momente, in denen ich dachte: "Hm, das könnte man aber auch besser spielen." Ein Urteil möchte ich mir aber nicht anmaßen, es stünde mir besser an, zu schweigen, da ich die Sonate erst seit gestern kenne. Wenn Michael also schreibt, die Sonate sei sehr, sehr gut eingespielt. Wer bin ich, ihm zu widersprechen.


    Die Nachricht über die bevorstehende CD-Einspielung freut mich sehr, Michael. Habe bitte keine Scheu, die CD hier im Forum zu präsentieren, damit wir nicht übersehen, wenn sie erscheint. Dann kaufen wir sie alle und du bekommst wegen des großen Erfolges die Gelegenheit, auf einer zweiten CD Rawsthorne einzuspielen. :yes:


    Darf ich noch fragen, ob die Aufnahme des Cellokonzerts bei Naxos empfehlenswert ist? Der Cellist sagt mir gar nichts.



    Viel Spaß mit Rawsthorne wünscht
    Thomas

  • Hallo,
    das Cellokonzert ist wesentlich sperriger als die Sonate, welche mir persönlich mehr zusagt.
    Aber interessant ist es in jedem Falle.
    Baillie ist ein famoser und recht bekannter Cellist, er unterrrichtet eine Meisterklasse in Bremen und gehört zu den gesuchtesten Lehrern.
    Ich kann eigentlich alles, was Baillie aufgenommen hat, als ziemlich klasse empfehlen.


    Ja, es gibt noch eine weitere Aufnahme der Sonate aus den 60er Jahren, welche ich auf LP besitze.
    Der Cellist spielt m.e. indiskutabel langweilig und ich habe den Namen jetzt absichtlich vergessen.


    Zitat

    Wenn Michael also schreibt, die Sonate sei sehr, sehr gut eingespielt


    Doch, ja.
    Deshalb bin ich auch davon abgerückt, eine weitere Aufnahme zu machen.


    :hello:
    Michael

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zitat

    Thomas Norderstedt: Die Nachricht über die bevorstehende CD-Einspielung freut mich sehr, Michael. Habe bitte keine Scheu, die CD hier im Forum zu präsentieren, damit wir nicht übersehen, wenn sie erscheint. Dann kaufen wir sie alle und du bekommst wegen des großen Erfolges die Gelegenheit, auf einer zweiten CD Rawsthorne einzuspielen.


    :yes: :yes: - Sehr gute Idee!


    Danke auch euch beiden für den Hinweis, bzw. die für mich sehr interessant klingende Bemerkung zu Rawsthornes Cellokonzert. Ich mag "sperrig".


    :hello: Matthias

  • Zitat

    und du bekommst wegen des großen Erfolges die Gelegenheit, auf einer zweiten CD Rawsthorne einzuspielen.


    Danke, danke......
    OK, ich spiele die Sonate anders, fahler, und auch agressiver.


    Aber die Naxos-Aufnahme ist wirklich sehr gut.
    Bei unserer CD wollen Noriko, meine Pianistin, und ich nur Werke aufnehmen, welche noch nicht aufgenommen wurden oder nur in einer nicht besonders guten Fassung(für unseren Geschmack) vorliegen.


    Ich sehe keinen Sinn darin, trotz meines Enthusiasmus für Rawsthorne, eine Aufnahme eines Werkes auf den Markt zu bringen, welches bereits in einer adäquaten und preisgünstigeren Fassung bei Naxos vorliegt.
    Es wird so schon schwer genug, das zu verkaufen....... :D


    Bei der Delius-Sonate und allen anderen Werken, welche wir aufnehmen wollen, sieht das besser aus ,auch bei den Korngold-Werken, da dies eigene Arrangements von mir sind.


    Auf der CD werden übrigens ansonsten noch Klavierwerke von Paul Badura-Skoda, bei dem Noriko studiert hat, enthalten sein, welche Sie bereits vor längerer Zeit aufgenommen hat.
    Die CD wäre schon seit über zwei Jahren fertig, wenn mir meine Erkrankung nicht dazwischen gekommen wäre.
    :kotz:


    Ich hoffe, daß jetzt alles gut über die Bühne geht.
    Die Aufnahmen werden wohl in der Oetker-Halle in Bielefeld gemacht.


    @Matthias

    Zitat

    Ich mag "sperrig".


    Na, denn.... :D


    Die späten Werke von Rawsthorne, zu denen das Cellokonzert gehört, sind ausgesprochen sperrig.


    :hello:


    Michael

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem


    Die Aufnahmen werden wohl in der Oetker-Halle in Bielefeld gemacht.


    Hm, da riecht es bestimmt nach Pudding :D



    Die Musik von Alan Rawsthorne beschäftigt mich schon einige Jahre. Vor allem die Klavierkonzerte haben es mir angetan. Das Konzert für Violoncello und Orchester ist trotz des großartigen Finalsatz tatsächlich etwas sperrig. Die beiden Violinkonzerte dagegen klingen etwas luftiger. Der Variationensatz des zweiten Violinkonzert ist besonders schön gelungen.


    Alan Rawsthorne war auch ein begnadeter Filmkomponist. So ist vor Jahren bei Chandos eine CD mit folgenden phantastischen Filmmusiken erschienen:


    The Captive Heart - Suite (1946)


    West of Zanzibar (1954)


    The Cruel Sea (1953)


    Where No Vultures Fly - Suite (1951)


    Uncle Silas - Suite (1947)


    The Dancing Fleece - Three Dances (1955)


    Burma Victory (1945)


    Saraband for Dead Lovers (1948 )


    BBC Philharmonic
    Rumon Gamba




    Kurze Info am Rande:


    Alan Rawsthorne und seine Frau Isabel waren mit dem britischen Maler Francis Bacon befreundet. Dieser porträtierte Isabel sitzend auf einem Stuhl. Der indisch-niederländische Komponist Gerard Schurmann vertonte in seinen Six Studies of Francis Bacon auch dieses Gemälde (Nr. 3 "Isabel").


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht