Gab es diese Front denn wirklich?
Wie stark diese "Front" war, die immerhin zur Änderung des Stücktitels von Harry Kupfers Abschiedsinszenierung als Chefregisseur an der Komischen Oper Berlin führte, kann man spüren, wenn man die ersten fünf Seiten dieser Rubrik nochmal liest.
Aber es gibt diese radikale Front gegen Egk erst seit den 1990er Jahren und in der DDR gab es sie sowieso nicht, da wurde er hofiert als ein prominenter West-Künstler, der bereit war, auch in der DDR aufzutreten, anstatt diese zu ächten.
Am 25. März 1960 leitete Egk als Dirigent ein Sinfoniekonzert der Staatskapelle Berlin, am 10. Mai 1971 dirigierte er ein Kammerkonzert der Staatskapelle, im November 1981 wurde in einem Sinfoniekonzert der Staatskapelle Egks Musik über eine verschollene Romanze gespielt. Am 8. Oktober 1963 gastierte das Ballett der Oper Leipzig mit einer Aufführung von "Abraxas" in der Staatsoper Berlin, am 15. März 1964 dirigierte Werner Egk an der Staatsoper Berlin selbst eine Aufführung seiner wiederaufgenommenen Oper "Peer Gynt" um am 21. März im Apollo-Saal Kammermusik, im Oktober 1966 gab es geradezu Egk-Festttage: Am 13. Oktober dirigierte der Komponist noch einmal selbst seinen "Peer Gynt" und einen Tag später dirigierte er seine Oper "Die Zaubergeige" als Gastspiel der Staatsoper Dresden in der Staatsoper Berlin. Am 17. Mai 1967 dirigierte Egk seine Oper "Peer Gynt" ein weiteres Mal selbst an der Staatsoper Berlin.
An der Staatsoper Berlin gab es übrigens neben den von dir genannten Premieren übrigens 1976 noch eine weitere Neuinszenierung von "Der Revisor", jetzt unter der musikalischen Leitung von Heinz Fricke.
Egk wurde in der DDR nicht geächtet, sondern hofiert - es war selbstverständlich, dass ab und an seine Werke gespielt wurden, nicht nur in Berlin, sondern auch in Dresden, Leipzig und in der Provinz. Leute wie Harry Kupfer oder Michael Schüler sind mit diesen Werken aufgewachsen. Egk in der DDR war selbstverständlich - nach der Wende mussten die Ossis dann lernen, dass Egk nicht (mehr) selbstverständlich zu sein hat...
Lies mal die ersten Seiten dieser Rubrik...