Tannhäuser, 25.7.2008, Baden-Baden, Jordan, Lehnhoff

  • Am Freitag wird es soweit sein:


    Brunello und ich werden in Baden-Baden den Tannhäuser in der Inszenierung von Nikolaus Lehnhoff unter der musikalischen Leitung von Philippe Jordan sehen.


    Ich bin gespannt, hier ein paar Links zu Lehnhoff's Tannhäuserinszenierung in Amsterdam letztes Jahr:


    http://www.bernd-uhlig-fotografie.com/home/oper/oper8/01.htm


    http://www.haenchen.net/content_newsdetail.php?id=104


    Das ist das, was ich beim googlen (Lehnhoff, Tannhäuser) bisher gefunden habe, mal sehen, was davon zu erkennen sein wird, oder ob es sich um eine "neue" Inszenierung handelt. Die Webseite des Festspielhauses deutet aber darauf hin, daß es eine Ko-Produktion mit Amsterdam ist, es sollte also den Bildern entsprechen... ;-)


    Infos direkt aus dem Festspielhaus gibt es hier:


    http://www.festspielhaus.de/in…ventInfo&id=2&eventID=914


    Leider werde ich erst nächste Woche dazu kommen, etwas dazu zu schreiben, weil ich am WE offline bin, und auch am Montag/Dienstag dienstlich viel unterwegs bin, mal sehen, wieviel Zeit mir die Bahn gibt... ;-)


    Ich jedenfalls freue mich!


    Matthias

  • Zitat

    Original von pfuetz
    Das ist das, was ich beim googlen (Lehnhoff, Tannhäuser) bisher gefunden habe, mal sehen, was davon zu erkennen sein wird, oder ob es sich um eine "neue" Inszenierung handelt. Die Webseite des Festspielhauses deutet aber darauf hin, daß es eine Ko-Produktion mit Amsterdam ist, es sollte also den Bildern entsprechen... ;-)


    Ja klar, das wird in Baden-Baden die gleiche Inszenierung sein wie 2007 in Amsterdam. Koproduktion ist das Zauberwort der Opernwelt, insbesondere an solchen Standorten wie Baden-Baden.


    Interessant ist folgende Passage von der Website des Baden-Badener Festspielhauses:


    Wagners „Tannhäuser“ mag eine bekannte Oper sein – so, wie sie im Festspielhaus Baden-Baden gegeben wird, haben das Werk jedoch selbst weit gereiste Wagnerianer bisher kaum zu hören bekommen. Es erklingt nämlich eine extra für diese Produktion erstellte „Wiener Fassung“, die allerhand Veränderungen beinhaltet, die Wagner der Partitur nach der berühmt-berüchtigten Pariser Aufführung hinzufügte. So können Sie sich also auf zwei Venusberg-Orchester freuen, zwölf zusätzliche Hörner für die Jagdgesellschaft, Trompeten für die Wartburggäste, zusätzliches Schlagwerk sowie verschiedene Glocken.


    Verschwiegen wird dabei, dass diese "Wiener Fassung" vom Dirigenten der Amsterdamer Aufführung, Hartmut Haenchen, erarbeitet worden ist. Zitat aus einem FAZ-Artikel von Julia Spinola vom 9.2.07:


    Haenchen hatte philologische Vorarbeit geleistet und eigens das Stimmenmaterial einer "Wiener Fassung" erstellen lassen, in welcher Wagner sämtliche als Verbesserungen angesehene Errungenschaften der Pariser Umarbeitungen anlässlich der 1875 von ihm selbst inszenierten Wiener Aufführung zusammengefügt habe. Diese betrachtet Haenchen als Fassung aus letzter Hand.


    (Ein paar weitere Kommentare zu dieser seit 1875 nicht mehr gespielten Fassung findet man auf der oben von Matthias verlinkten Haenchen-Website.)


    Klingt jedenfalls interessant. Ich wünsche viel Spaß! :)



    Viele Grüße


    Bernd

  • „Wagner ? Nie gehört. Jedenfalls nicht so: Tannhäuser, Wiener Fassung. Mit 2 Orchester, 12 Hörnern und Glocken.“ Viel klotziger als mit jenem Transparent, das quer über eine der Straßen im Zentrum gespannt ist, kann man eine Opernproduktion wohl nicht bewerben. Ob damit allerdings ein nicht opernaffines Publikum angesprochen werden kann, möchte ich bezweifeln (und die Premiere war wahrlich nicht ausverkauft). Und ich bin auch nicht sicher, ob es eine gute Idee der Verantwortlichen war, die Opernpremiere der Sommerfestspiele Baden-Baden zeitgleich mit der Eröffnungspremiere in Bayreuth über die Bühne des Festspielhauses gehen zu lassen.
    Damit aber auch schon genug der grundsätzlichen Anmerkungen. Und es soll gleich zu Beginn gesagt werden – die gestrige Premiere des „Tannhäuser“ ist durchaus als erfolgreich zu bewerten. Und das lag gleichermaßen – die Reihenfolge ist spontan und nicht wertend - an klug gewählten Solisten, einem exzellent einstudierten Chor, einer sinnvoll im Hintergrund bleibenden Regie und nicht zuletzt einem einfühlsamen Dirigat.
    Regisseur Nikolaus Lenhoff stellt „Tannhäuser“ in eine fiktive Welt und fernab aller Realitäten. Raimund Bauer hat dazu ein Bühnenbild gebaut, das diese andere, nicht reale Welt noch unterstreicht und die Szene in die Unendlichkeit des Alls entführt. Eine scheinbar nicht enden wollende Spirale steht im Zentrum der sonst leeren und nur durch wenige Versatzstücke wechselnden Bühne, die den handelnden Figuren für Auftritte und Abgänge dient und eine zweite, überhöhte Spielebene ermöglicht. Im dritten Akt ist die Unterseite dieser Spirale dann nicht mehr glatt sondern durchbrochen. In diesem Raum ist der Venusberg kein Bordell, gibt es keine historisierende Wartburg, fehlt auch die Halle. Und dennoch, Lehnhoff zeigt eine Symbolik, die ohne diese scheinbare Realitäten auskommt und auch den Nichtwagnerianern unter den Zusehern und Zuhörern das Stück verständlich macht. Da steht Venus zunächst mit Reifrock und hochgesteckter Frisur auf der Bühne, weit und breit keine ausufernde Erotik, um erst als Tannhäuser unmissverständlich den Weg in die „normale“ Welt sucht, Kleidung und Haarpracht Stück um Stück abzulegen bis sie zuletzt im eng anliegenden dunklen Kleid tatsächlich einer Liebesgöttin gleicht; entsprechend drapiert bilden die abgelegten Kleidungsstücke dann auch unmissverständlich ein Liebesnest. Auf das – Spermen symbolisierende – Ballett rund um sie hätte allerdings liebend gerne verzichten können. Die Ritterschar ist bei ihm ein aalglatter, die Gralsritter des Parsifal vorwegnehmender Männerbund, dem Tannhäuser mit seinen scheinbar krausen Ideen diametral entgegen steht. Dies zeigt optisch auch die Kleidung (Kostüme: Andrea Schmidt-Futterer) – einheitlich die Minnesänger, farblich abgehoben Tannhäuser. Dieser ist bei Lehnhoff quasi ein Ur-Ur-Ahn der 68er-Generation, der aus den traditionellen Bahnen ausbricht, gleichsam in einer Kommune Selbsterfahrungen sammelt und dann am Weg durch die Institutionen seine Illusionen verliert. Elisabeth, Tochter aus gutem Haus, fühlt sich von diesem Freigeist gleichermaßen angezogen und desillusioniert; dennoch ist sie es, die ihn gegenüber den Tradionalisten und Konventionisten verteidigt.
    Die Umsetzung gelingt ideal im zweiten und dritten Akt. Sind es vor allem im zweiten Akt die Chormassen, die ein bühnenfüllendes Bild stellen, das einen würdigen Rahmen für die goldgewandeten Wettkämpfer – unnötig der Regieeinfall, die Sänger im Stil von „Deutschland sucht den Superstar“ in ein Mikro singen zu lassen – abgibt. Ganz konträr zu diesen Massen ist dann im dritten Akt die Einsamkeit und Trauer von Wolfram und Elisabeth, die – allein auf der Bühne – durch ihre Persönlichkeiten wirken.
    Wie so viele Sänger der Titelpartie benötigt auch Robert Gambill als Tannhäuser beinahe den ganzen ersten Akt, bis er sich frei gesungen hat. Dann aber singt und spielt er den Tannhäuser nahezu perfekt, wird gleichsam Eins mit der Rolle und beweist, dass er einer der gefragtesten Vertreter seines Faches ist. Im Werben um Elisabeth singt er sich in Erinnerung an seine Erlebnisse in eine volle Ekstase und erkennt zu spät, was er damit und dadurch anrichtet; seine Romerzählung mischt gleichzeitig Selbstmitleid mit Selbstherrlichkeit. Roman Trekel ist sein Gegenpart Wolfram von Eschenbach. Mit wohltönendem Bariton singt er den wesentlichen Repräsentanten des Establishments, dem jedes Verständnis für Nonkonformismus fehlt und der schon durch sein Äußeres die Zugehörigkeit zur dominierenden Gesellschaft zeigt. Nicht nur durch sein kultiviertes Singen wird er zu einer der zentralen Persönlichkeiten des Abends. Dazu gehört auch Stephen Milling, der den Herrmann, Landgraf von Thüringen, verkörpert und der die Tradition der nordischen Bässe fortsetzt. Er verfügt über keinen wirklich „schwarzen“ Bass, aber über jenes profunde Volumen, das für die wesentlichen Partien erforderlich ist. Persönlichkeit und Autorität sind die Kennzeichen dieses Landgrafen, der diese Charaktermerkmale auch stimmlich auszudrücken weiß. Und auch die übrigen Minnesänger Marcel Reijans (Walther von der Vogelweide), Tom Fox (Biterolf), Florian Hoffmann (Heinrich der Schreiber) und Andreas Hörl (Reimar von Zweter) erfüllen ihre Aufgaben mehr als anständig. Katherina Müller singt einen überzeugenden Hirtenknaben.
    Die beiden weiblichen Gegenspielerinnen könnten unterschiedlicher nicht sein. Waltraud Meier, umjubelt ua. als Kundry und Isolde aber auch Sieglinde singt die Venus. Und ich gestehe, sie war für mich die Enttäuschung des Abends. Natürlich ist sie ein großartige Künstlerin, die ihre Erfahrung zielgerichtet einzusetzen weiß, aber von einer optimalen Venus erwarte ich mir (sehr subjektiv gesprochen) doch eine wärmere und berührendere Stimme und mehr feminine Ausstrahlung. Ganz anders die Elisabeth der Camilla Nylund. Sie spielt nicht die unschuldige Jungfrau, sie IST das liebende und verletzte Wesen. Ich habe die Hallenarie schon von größeren Stimmen gehört, selten aber ein innigeres und gleichzeitig leidenschaftlicheres Gebet. Allein ihretwegen lohnt die Reise nach Baden-Baden.
    Mir bisher unbekannt war der Philharmonia Chor Wien. Wer auch immer diesen Klangkörper bildet (ua. sangen einige Mitglieder des Chores der Wiener Volksoper mit), dieses Ensemble war – einstudiert von Walter Zeh – eine der Stützen der Produktion und wurde vom Publikum auch berechtigt gefeiert.
    Da das Festspielhaus über kein eigenes Orchester verfügt, werden für die einzelnen Produktionen immer andere Orchester engagiert. Im Falle des „Tannhäuser“ ist das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin. Wenn man bedenkt, dass es sich um eine Koproduktion mit der Nederlandse Oper Amsterdam handelt und in Baden-Baden lediglich drei Aufführungen stattfinden, frage ich mich schon, warum nicht das in Amsterdam spielende Orchester mitverpflichtet worden ist. Es wird Gründe geben. Bedingt durch einen akustisch nicht optimalen Platz bedurfte es einiger Zeit Gewöhnung an den Orchesterklang (die Probleme im Blech am Ende des ersten Aktes waren aber unüberhörbar), der mir aber vor allem bei den dunklen Streichern mit fortschreitendem Abend zunehmend Freude bereitete.
    War Philippe Jordan, neuer Stern am Dirigentenhimmel, für die Wahl der Fassung verantwortlich ? Ein paar einführende Worte zu den unterschiedlichen Fassungen von „Tannhäuser“ – und vor allem worin diese Unterschiede liegen - im Programmheft wäre für Viele im Publikum hilfreich gewesen. So aber gab es das große Rätseln, ob manch ungewohnte Phrase aus der Interpretation oder der Notierung resultierte. Der Beifall, den Jordan schon beim Betreten des Orchestergrabens zum zweiten und dritten Akt entgegennehmen konnte, war jedenfalls ehrlich und berechtigt.


    Michael 2

  • Der musikalischen Wertung von BRUNELLO kann ich größtenteils beipflichten. Lehnhoffs "Inszenierung" dagegen fand ich unsäglich. War schon seine Baden-Badener TOSCA vor ein oder zwei Jahren unerträglich, so hat er sich in seinem TANNHÄUSER am vergangenen Freitag noch selbst karikiert. Er scheut nicht die altmodischsten Operngesten wie z.B. beide Arme nach oben gestreckt; in einem Fall von Tannhäuser und Elisabeth "synchron"!


    Der Einzug der Festgäste war absolut fantasielos. Erinnere mich da an eine wunderbare Inszenierung von Harry Kupfer in den 80er Jahren an der Semperoper mit viel Ironie.


    Das Bühnenbild war nicht "zeitlos", sondern repräsentierte für mich eine öde Beton-Tiefgarage.


    Bin ja eigentlich selbst schuld, dass ich doch nach Baden-Baden gefahren bin, denn von Lehnhoff konnte ich nichts besseres erwarten. Entschädigt haben mich jedoch Sänger, Dirigent, Chor und Orchester

  • Zitat

    Original von brunello
    Und ich bin auch nicht sicher, ob es eine gute Idee der Verantwortlichen war, die Opernpremiere der Sommerfestspiele Baden-Baden zeitgleich mit der Eröffnungspremiere in Bayreuth über die Bühne des Festspielhauses gehen zu lassen.


    Beißt sich das wirklich? Muß man nicht die Karten für Bayreuth Monate oder gar Jahre im Voraus bestellen? In Baden-Baden bekommt man fast immer noch Karten an der "Abend"-Kasse [hier passender: Nachmittags-Kasse]. Zwar geht mich Wagner nicht viel an, aber ich denke, daß Baden-Baden hier durchaus eine interessante Ausweichmöglichkeit für die auf Bayreuth Wartenden sein könnte... obschon natürlich Baden-Baden nicht Bayreuth ist...


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Nun schafft es auch der Thread-Eröffner, seine Sichtweise der Dinge beizusteuern.


    Erstmal Dank an Brunello für seine umfangreiche Berichterstattung, und die netten Gespräche, vor der Oper, und während der beiden Pausen (ich bin nach der Oper dann wieder flott ins Auto, um nach Hause zu fahren, Brunello durfte noch in Baden-Baden die Sommerfrische geniessen... ;-) ) Gut war es, daß in Baden-Baden, wie in Bayreuth, die Pausen 60 Minuten lang sind, so hat man Zeit für alles... ;-)


    Nach problemloser Heimfahrt konnte ich dann am Abend noch den Beitrag des ZDFs in Apsekte zur Eröffnung in Bayreuth sehen und hören (der Parsifal in der Reflektion an der Wagner Familiengeschichte), und dort wurde gesagt, daß Baden-Baden auf jeden Fall die besseren Musiker bieten kann (und auch das größte Haus in Deutschland ist, das wußte ich noch nicht!), was wir ja schon bestätigt haben, als auch wohl "verschmitzt absichtlich" den selben Termin gewählt hat. Baden-Baden hat ja nun auch schon eine Tradition mit Lehnhoff und Wagner, nach Parsifal und Lohengrin diesmal also Tannhäuser. Mal sehen, was wir dann nächstes Jahr geboten bekommen.


    Und nun erst noch zu Brunellos Fragen. Es gab eine Einführungsveranstaltung, leider stand das aber weder auf der Karte noch im Internet, so daß wir beide sie verpaßt haben.


    Und wie Zwielicht ja schon anmerkte, hat Haenlein die Fassung erarbeitet, und auch in Amsterdam dirigiert. Daher glaube ich nicht, daß Jordan die Fassung ausgewählt hat.


    Wie also hat es mir nun gefallen?


    Vorneweg: Gut, aber nicht so gut wie in Essen (vgl. http://www.tamino-klassikforum.at/thread.php?threadid=8080)


    Aber auf jeden Fall besser als der Tannhäuser in Frankfurt (vgl.http://www.tamino-klassikforum…?postid=118251#post118251)


    Schiral hat nicht unrecht, wenn er sagt, daß die Personenführung im ersten Akt praktisch nicht vorhanden war. Wie aber Brunello schreibt, im zweiten und dritten Akt klappt es dann viel besser.


    Ich fand die Idee mit der "doppelten Wendeltreppe" im ersten Akt (im zweiten dann nur noch die äußere, statische und im dritten ist dann auch die "zerborsten" (und nicht bloß von unten, wie Brunello schreibt, sie hängt in Fragmenten von der Decke)) sehr gut. Der innere Teil dreht sich um die Venus, und symbolisiert endloses, schwindeligmachendes Gefangensein in ewig gleichen Ritualen, ohne Möglichkeit eines Ausbruchs (gilt hier für die Venus, denn die steckt in der Mitte!). Auch die Spermien als Ballett sind gut, denn hier wird mal ein anderer Blick geworfen, nicht Venus als Verführerin, sondern Venus als Opfer der Männerwelt (ein schwarzes Ei von Ihr wird von den weissen Sperimien verfolgt und "befruchtet", obwohl das eher wie "gefressen" aussieht), und gefangen in ihrem Reiz und ihrer Verpflichtung, Männer zu "morden" oder zumindest zu fangen und verführen. Das gelingt ihr ja trotz "Entblätterung" nicht.


    Den zweiten Akt als Anlehung an "Deutschland sucht den Superstar" zu verpacken, klappte gut, hatte aber nun nicht die Wirkung wie in Essen, wo die Steiger und Familienangehörigen einziehen und der Zuschauerraum als "Halle" adressiert wird.


    Und auch der dritte Akt, mit der dann zerborstenen Aufstiegsrampe, und damit der Symbolisierung der Hoffnungslosigkeit und der Unmöglichkeit des "Aufstiegs in den Himmel" klappte gut.


    Dennoch: Wenn ich die Wahl hätte zwischen Essen und Baden-Baden, dann würde ich wieder nach Essen gehen, die Inszenierung dort "macht einfach viel mehr Spaß"! Für Essen würde ich mir dann noch die Fassung wünschen, die in Baden-Baden gespielt wurde, diese Version machte mir beim ersten Hören doch einen wirklich runden Eindruck, und könnte wirklich der Idealvorstellung von Wagner von seinem Tannhäuser sehr nahe kommen. Fragt mich nun aber bitte nicht, wo im Einzelnen die Unterschiede liegen...


    Eine Anmerkung zum Schluß: Das "geschlossene Bühnenbild" (großer Kubus) führte dazu, daß zwar die Stimmen gut hörbar waren, leider waren sie aber nicht ortbar, denn durch den geschlossenen Kubus schienen die Stimmen von überall her zu kommen. Wegen der guten Verständlichkeit ist es mir auch noch viel unerklärlicher, warum im ersten Akt die "Standardgesangsgesten" hin zum Publikum stattfanden, da hätten die Sänger scih schon mal ansehen können...


    Und noch eine letzte Anmerkung: Rechts und links der Bühne waren Kameras, und auch am Bühenrand standen Mikrofone. Wir sind zwar nicht darauf hingewiesen worden, es kann ja aber sein, daß es eine DVD davon geben wird.


    Liebe Grüße,


    Matthias

  • Zitat

    Original von pfuetz
    Nach problemloser Heimfahrt konnte ich dann am Abend noch den Beitrag des ZDFs in Apsekte zur Eröffnung in Bayreuth sehen und hören (der Parsifal in der Reflektion an der Wagner Familiengeschichte), und dort wurde gesagt, daß Baden-Baden auf jeden Fall die besseren Musiker bieten kann (und auch das größte Haus in Deutschland ist, das wußte ich noch nicht!), was wir ja schon bestätigt haben, als auch wohl "verschmitzt absichtlich" den selben Termin gewählt hat.


    Über die kulturelle und vor allem die musikalische Kompetenz der Aspekte-Fernsehfuzzis sollte man eigentlich den Mantel des Schweigens decken... :rolleyes: Die lesen irgendwas in der Zeitung, schaffen es aber dann sogar, das auch noch sinnentstellt weiterzugeben - so schon mehrfach erlebt.


    Welche "besseren Musiker" sind überhaupt gemeint? Die Orchester? Die Solosänger? Die Chöre? Die Musikanten in der Fußgängerzone?


    Zumindest bei Orchester und Chor darf man diese Behauptung in Bezug auf Wagner wohl in Frage stellen. Und bei den Sängern ist das trotz des eher beklagenswerten Niveaus im Bayreuth der letzten Jahre auch nur von Fall zu Fall zu entscheiden. Aber die Übernahme der Eigenwerbung eines Festivals gilt bei Aspekte vermutlich schon als eine beachtliche redaktionelle Leistung. (Sorry, dass ich mich hier so aufrege - aber bei den "Kultursendungen" im Fernsehen revoltieren bei mir regelmäßig Magen und Hirn.)


    Inwieweit man völlig unterschiedlich strukturierte Institutionen wie Baden-Baden (alle Bestandteile einer Opernproduktion werden für eine einzige Serie eingekauft) und Bayreuth überhaupt vergleichen kann, sei mal dahingestellt.


    Sicher ist allerdings, dass Intendant Mölich-Zebhauser im Regiebereich eine konservativere Schiene fährt als Bayreuth - die Gründe formulierte der Tagesspiegel am 27. Juli so: In Baden-Baden, wo man auf die Klientel der reichen „Rhein-Schiene“ angewiesen ist, weil das Festspielhaus ohne staatliche Subventionen auskommt, wo sich die Sommerfestspiele in die Terminlücke zwischen die Society-Events des 32. Oldtimer-Meetings mit concours d’élégance und dem 150-jährigen Jubiläum der Iffezheimer Galopprennbahn schmiegen, ist das ein nachvollziehbarer Ansatz.



    Zitat

    Baden-Baden hat ja nun auch schon eine Tradition mit Lehnhoff und Wagner, nach Parsifal und Lohengrin diesmal also Tannhäuser. Mal sehen, was wir dann nächstes Jahr geboten bekommen.


    Lehnhoff wird anscheinend zukünftig nicht mehr inszenieren (der hat ja wohl inzwischen im Laufe seines Lebens die meisten Wagner-Opern schon mindestens zweimal auf die Bühne gebracht).


    Die Beschallung der künftigen Baden-Badener Wagner-Festspiele obliegt in den kommenden Jahren den Münchner Philharmonikern unter Thielemann. Welche Regie dabei eingekauft wird, ist anscheinend noch nicht sicher. Die Idee, Florian Henckel von Donnersmarck 2013 den "Ring" inszenieren zu lassen, hat sich ja wieder ganz schnell zerschlagen. Nächstes Jahr gibt es aber erstmal einen "Rosenkavalier" mit Thielemann.



    Zitat

    Für Essen würde ich mir dann noch die Fassung wünschen, die in Baden-Baden gespielt wurde, diese Version machte mir beim ersten Hören doch einen wirklich runden Eindruck, und könnte wirklich der Idealvorstellung von Wagner von seinem Tannhäuser sehr nahe kommen. Fragt mich nun aber bitte nicht, wo im Einzelnen die Unterschiede liegen...


    Die sog. Wiener Fassung in Baden-Baden ist ja allem Anschein nach eine geringfügig modifizierte Variante der Pariser Fassung. In Essen hast Du die frühe Dresdner Fassung gehört, die sich ganz erheblich von der späteren Pariser Version unterscheidet - diese bietet u.a. das großartige Bacchanale und einen erweiterten Venusberg im ersten Akt, einen gnädig gekürzten Sängerkrieg im zweiten Akt sowie insgesamt viel mehr orchestrale und harmonische Raffinessen. Mir gefällt auch die spätere Version besser, die in Baden-Baden gespielten Modifikationen hätte ich gerne mal gehört!



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht


    Über die kulturelle und vor allem die musikalische Kompetenz der Aspekte-Fernsehfuzzis sollte man eigentlich den Mantel des Schweigens decken... :rolleyes: Die lesen irgendwas in der Zeitung, schaffen es aber dann sogar, das auch noch sinnentstellt weiterzugeben - so schon mehrfach erlebt.


    Welche "besseren Musiker" sind überhaupt gemeint? Die Orchester? Die Solosänger? Die Chöre? Die Musikanten in der Fußgängerzone?


    In dem Beitrag ging es um die Sänger.


    Zitat

    Original von Zwielicht
    Zumindest bei Orchester und Chor darf man diese Behauptung in Bezug auf Wagner wohl in Frage stellen. Und bei den Sängern ist das trotz des eher beklagenswerten Niveaus im Bayreuth der letzten Jahre auch nur von Fall zu Fall zu entscheiden. Aber die Übernahme der Eigenwerbung eines Festivals gilt bei Aspekte vermutlich schon als eine beachtliche redaktionelle Leistung. (Sorry, dass ich mich hier so aufrege - aber bei den "Kultursendungen" im Fernsehen revoltieren bei mir regelmäßig Magen und Hirn.)


    Deine Agression kann ich partiell verstehen, dennoch: Kulturzeit z.B. (19:20 - 20:00 in 3Sat) gibt mir immer wieder einen "Überblick", als solchen betrachte ich ihn dann aber auch nur. Und Aspekte war ja nur knapp vorm Zubettgehen... ;-)


    Zitat

    Original von Zwielicht
    Inwieweit man völlig unterschiedlich strukturierte Institutionen wie Baden-Baden (alle Bestandteile einer Opernproduktion werden für eine einzige Serie eingekauft) und Bayreuth überhaupt vergleichen kann, sei mal dahingestellt.


    Auch da gebe ich Dir vollkommen recht! Vergleich ist es nicht, wird es aber leider, weil: Wagner und gleiche Zeit. Damit hat es sich aber auch...


    Zitat

    Original von Zwielicht
    Sicher ist allerdings, dass Intendant Mölich-Zebhauser im Regiebereich eine konservativere Schiene fährt als Bayreuth - die Gründe formulierte der Tagesspiegel am 27. Juli so: In Baden-Baden, wo man auf die Klientel der reichen „Rhein-Schiene“ angewiesen ist, weil das Festspielhaus ohne staatliche Subventionen auskommt, wo sich die Sommerfestspiele in die Terminlücke zwischen die Society-Events des 32. Oldtimer-Meetings mit concours d’élégance und dem 150-jährigen Jubiläum der Iffezheimer Galopprennbahn schmiegen, ist das ein nachvollziehbarer Ansatz.


    Dem kann ich mich vollkommen anschliessen, in wieweit in Bayreuth aber "Kenner" sind, die nicht auch "nur die Sommerpause" überbrücken, müßte man auch noch genauer klären... ;-) Ich war bisher leider noch nie in Bayreuth, meine Kartenversuche sind nun aber auch schon 5 Jahre alt, so daß ich mich dem "möglichen Besuch" annähere... ,-)


    Zitat

    Original von Zwielicht


    Lehnhoff wird anscheinend zukünftig nicht mehr inszenieren (der hat ja wohl inzwischen im Laufe seines Lebens die meisten Wagner-Opern schon mindestens zweimal auf die Bühne gebracht).


    Die Beschallung der künftigen Baden-Badener Wagner-Festspiele obliegt in den kommenden Jahren den Münchner Philharmonikern unter Thielemann. Welche Regie dabei eingekauft wird, ist anscheinend noch nicht sicher. Die Idee, Florian Henckel von Donnersmarck 2013 den "Ring" inszenieren zu lassen, hat sich ja wieder ganz schnell zerschlagen. Nächstes Jahr gibt es aber erstmal einen "Rosenkavalier" mit Thielemann.


    Umgekehrt hatte aber auch Lars von Trier den Ring für Bayreuth abgesagt, auch das hätte ich sehr gerne erlebt, und mir gut vorstellen können. Sogar eher als Florian Henckel von Donnersmarck mit dem Ring. Dennoch: Du hast Recht, beides ist schade!


    Matthias