Ooooops, I did it again....
Also: Ich habe den "Sperling" aufgenommen, ein Freund hat den Ibsen aufgezeichnet, ich schaute mir "Manon" an.
Menschenskind, warum hab ich's auch nicht lassen können...!
Zuerst muß ich einmal bekennen: Ich mag das Werk nicht. Es hat grandiose Momente, etwa den Anfang der Spielhölle, aber irgendwie habe ich das Gefühl, Massenet schreckt dann vor seiner eigenen Genialität zurück und biegt die Musik ab ins Banale.
Bertrand de Belliy versucht, dem mit einer sehr detailfreudigen Wiedergabe zu begegnen, aber was nützen alle Details bei einer Oper, in die einfach Striche hineingehören. Eine Kürzung auf knapp zwei Stunden reine Musik-Dauer wäre IMO nicht von Nachteil.
Die Inszenierung? - Ach die gab's auch? Es war sicher keine konzertante Aufführung in Kostüm und Maske? Da fange ich wirklich an, nach einem Regietheater-Regisseur zu rufen. Mich hätte wirklich interessiert, was eine Mielitz oder ein Dew aus dem Stück gemacht hätte. Aber man kann ja nicht alles haben.
Andererseits: Was konnte man haben?
Eröds schöne, ein bisserl kleine Stimme vielleicht - inklusive makelloser französischer Diktion. Immerhin ein Pluspunkt.
Und jetzt warten wohl alle auf meine Keule gegen Anjuschka.
Kommt nicht. Die Keule kriegt jemand anderer auf den Schädel.
Anne Netrebko also - zweifellos nicht ein Großereignis, aber auch nicht wirklich schlecht. Schauspielerisch die einzige Leistung des Abends, die diesbezüglich als solche bezeichnet werden kann. Gesanglich die alten Tugenden und Untugenden: Schlampige Intonation, eindimensional im Ausdruck, seltsames Phrasieren - und in welche Sprache sang bzw. sprach sie eigentlich? Andererseits gab's zauberhaft gesungene Stellen und die Stimme ist einfach klangschön.
Was ich hingegen nicht verstehe ist, daß man jemanden wie Roberto Alagna, der seinerzeit ein ausgezeichneter Sänger war, nicht beim Ärmel nimmt und sagt: "Monsieur, c'es fini. Vielleicht wollen Sie als Händler gebrauchter 4 CVs weitermachen oder als Berater von Paul Bocuse, vorausgesetzt, es gibt in der Küche Gesangsverbot. Sonst werden ja noch die Saucen sauer." Der Mann ist einfach schlecht, die Stimme ist schrundig, forciert, in den Duetten zwingt er die Netrebko ebenfalls zum Forcieren - Ergebnis: Die zwei brüllen einander an, beide eine Nuance zu tief, leider nicht um die identische Nuance. Ein Trauerspiel - an dem die Netrebko diesmal aber weitgehend unschuldig ist.
Fazit: Bin ich froh, daß ich den "Sperling" aufgenommen habe und nicht die "Manon"...