Ah, die Inszenierung kenne ich, die ist von Luc Bondy und gibt es in voller Länge mit Catherine Malfitano zu sehen, aus dem Jahr 1997:
https://www.youtube.com/watch?v=kInyoCPyFb0
Dann trat Nadja Michael offenbar in verschiedenen Inszenierungen auf. Ich habe die andere Version (mit der Glühbirne) auch rezensiert:
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Eine für mich absolut enttäuschende Variante!
In diesem Tanz wird nicht getanzt, sondern (wie leider so häufig auf den Bühnen zu sehen) nur herumgerannt und gerollt und verrenkt.
WENN dann mal ansatzweise getanzt wird, dann aber NIE mit der Musik zusammen, im Rhythmus, sondern völlig dran vorbei.
Nein, hier wird der Tanz zu einer Art Schauspiel, es könnte direkt eine Stummfilmszene sein. Inszenatorisch bietet sie den ebenfalls schon ziemlich ausgelutschten Ansatz, dass Salome ein Missbrauchsopfer von Herodes ist.
Anfangs hat sie eine Kinderpuppe, und Herodes möchte sich ihr (Salome, nicht der Puppe) immer wieder annähern. Dann zieht sie sich ein Ballkleid an, tanzt mit ihm Walzer, um es sich am Ende wieder auszuziehen, während im Hintergrund eine riesige Glühbirne zu sehen ist.
Während des langsamen Walzers, der im Tanz von Strauss vorkommt, tanzen Salome und Herodes tatsächlich einen Walzer, jedoch ohne jedes Taktgefühl. Ob das beabsichtigt war oder nicht - es passt einfach nicht.
Man merkt eigentlich auch, dass sich der Choreograf nur auf bestimmte Punkte in der Musik konzentriert hat, nämlich dann, wenn es laute Tuscher gibt; dann fällt entweder ein Kleid zu Boden oder ähnliches.
Ich meine, wenn schon ein Regisseur und/oder der Choreograph meint, dass Salomes Schleiertanz NUR eine musikalische Befindlichkeitsstudie ist, und kein Tanz mehr, dann sollte doch die Dramaturgie auf der Bühne irgendwie zur Musik passen.
Doch hier kommt es mir so vor, als hätte der Regisseur gesagt: "Ah, jetzt wird die Musik dramatischer, jetzt lasse ich Herodes sich an Salome annähern, jetzt baue ich was mit sexuellem Missbrauch ein", und "So, jetzt ist die Musik etwas fröhlicher, jetzt lasse ich Salome sich Herodes entziehen und weglaufen", usw.
Für mich wirkt das ziemlich plump. Der Tanz besteht ja mehr oder weniger aus mehreren Abschnitten, die fließend ineinander übergehen. Wenn ein Regisseur nun jeden Abschnitt mit einer neuen Szenerie, mit einem neuen Mini-Stück auf der Bühne inszenieren möchte habe ich kein Problem damit, aber dann sollte es doch spannender und besser gemacht sein als einfach nur "Düstere Musik - also düstere Handlung auf der Bühne".
LG,
Hosenrolle1