Krabat - das ist ein 1971 erschienener Roman von Otfried Preussler (1923-2013), der auf eine sorbische Legende zurück geht. In der düsteren Geschichte geht es um eine Mühle, in der jeweils 12 Müllersburschen angelernt werden von einen Mühlenmeister, der auch in den Schwarzen Künsten unterwegs ist. Die Müllerburschen fasziniert das natürlich, der Preis ist allerdings, wie sich herausstellt, ein hoher. Einmal im Jahr kommt Gevatter Tod vorbei und der Mühlenmeister muss einen der Jungen opfern oder sich selbst. Wer einmal in die Mühle aufgenommen wurde, kann sie auch nicht mehr verlassen, Erlösung schafft nur die Liebe eines jungen Mädchens, das bereit ist, ein Probe auf Leben und Tod zu bestehen. Die Geschichte beginnt als Krabat in die Gemeinschaft aufgenommen wird und er lebt dort drei Jahre und wird also Zeuge zweier Opfer. Im dritten Jahr gelingt es ihm mit Hilfe der liebenden Kantorka den Zauberbann zu brechen und die Gemeinschaft zu befreien. (Diese Nacherzählung bezieht sich auf den Handlungsablaufs des Balletts).
Ich kannte das Buch nicht, obwohl ich - wie einige Taminos - mit Preusslers Kinderbüchern sozialisiert worden bin, vor allem dem Räuber Hotzenplotz, von dem wir in der Schule sogar eine Aufführung hingelegt haben. Die kleine Hexe und Der Kleine Wassermann waren bevorzugter Vorlesestoff für meine Kinder. Nun Krabat ist offensichtlich ein anderes Niveau und man kann viel darüber mutmaßen, inwieweit der Autor hier eigene Erlebnisse verarbeitet hat. Otfried Preussler war als junger Mann den Ideen des Nationalsozialismus wohl nicht ganz abgetan, kürzlich kam heraus, dass er in den frühen 1940er Jahren einen HJ-Roman verfasst hat. Für all dies musste er mit 5 Jahren Stalin-Gulag bitter büßen.
Die Umsetzung des Stoffes durch den Stuttgarter Hauschoreographen Demis Volpi würde ich als genial bezeichnen, das Ballett erfreut sich seit seiner UA 2013 größter Beliebtheit und auch heute abend war das Haus voll und voll begeistert. Die Musik, die Volpi ausgewählt hat, ist selbst eine sehr starke, Peteris Vasks 3. Streichquartett dient jeweils als Begleitmusik für die Verführung eines neuen Müllersburschen. Die Konzerte für Violine oder Cello von Philip Glass werden für schwungvolle Tanzpassagen eingesetzt und Gevatter Tod tritt mit der Passacaglia der 3. Symphonie von Penderecki auf, einem der düstersten Stücke der Musikgeschichte. Weitere Musik von Vasks und Penderecki (Polymorphia, 1. Symphonie) ergänzen das Klangspektrum.
Tänzerisch grandios - Stuttgart hat nach wie vor eine der ganz großen Kompanien - ein Abend, der lange nachwirken wird.