Bin zurück von der Gralssuche. Habe ihn nicht gefunden - und auch sonst niemand, aber ich habe am letzten Donnerstag eine grandiose Vorstellung in Bayreuth erlebt. Ein durchweg erstklassiges Ensemble (mit Groissböck als Einspringer für den Titurel!) unter der musikalischen Leitung von Hartmut Haenchen, der die Parsifal-Partitur nach Sichtung von Wagners Eintragungen zur Uraufführung neu überarbeitet hat. Ein wahres Wagner-Fest! Die Inszenierung ist ebenfalls gelungen, auch wenn sie hie und da etwas "hakt", aber sie ist natürlich um Welten besser als das, was einem hier seit ein paar Jahren als innovative Regiekonzepte verkauft werden soll, da sie
a) nicht gegen die Musik inszeniert ist oder diese gar ignoriert ("Tristan und Isolde"/Katharina Wagner)
und
b) die Atmosphäre des Werkes nicht (zer)stört ("Rattengrin" oder "Biogas-Anlage-Tannhäuser").
Offene Fragen bleiben dennoch, da z.B. der Karfreitagszauber mit seiner Regendusche befremdet oder die Funktion/Bedeutung einer stummen über dem Bühnengeschehen kauernden Figur nicht ersichtlich ist. Das Ende mit seiner allen Religionen entsagenden Botschaft ist für mich jedoch absolut schlüssig.
PS: Am Donnerstag wurde die Aufführung von BR Klassik mitgeschnitten. Hoffentlich gibts die dann irgendwann mal auf CD, da Haenchens Auslegung der Partitur auf jeden Fall dokumentiert werden sollte. Immerhin hat er, nach eigenem Bekunden, rund 700 (!) Korrekturen/Anmerkungen Wagners aufgefunden und eingebracht. Mit einem solchen Tondokument und der aktuellen Besetzung wäre man wahrscheinlich besser bedient, als mit der aktuellen DVD-Veröffentlichung vom Vorjahr mit Klaus Florian "dem Stimmchen" Vogt in der Titelrolle.