Théodore Dubois - Einheit und Harmonie

  • François Clément Théodore Dubois


    wurde 1837 als Sohn eines Korbmachers und als Enkel eines Volksschullehrers in der Region von Reims in Rosnay geboren und ist 1924 in Paris gestorben. Früh besuchte er das Konservatorium von Paris als Schüler von Marmontel für Klavier und Ambroise Thomas für Fuge und Komposition. Dort erhielt er 1859 den 1. Orgelpreis und den „Prix de Rome“ für die Kantate Atala. Nach seiner Rückkehr aus Italien wurde er 1863 zum Kapellmeister an der Kirche Sainte-Clothilde ernannt, als Nachfolger von César Franck. 1871 wurde er Professor für Harmonie, später ebenfalls für Komposition im Konservatorium von Paris, das er von 1896 bis 1905 als Nachfolger von Ambroise Thomas leitete.


    1894 wurde er an die Académie des Beaux-Arts berufen, als Nachfolger von Charles Gounod. Neben seiner Tätigkeit als Dozent war er auch Organist in verschiedenen Kirchen von Paris. (Les Invalides, La Madeleine, Sainte Clothilde) Ausserdem hatte er das Glück mit den drei grossen Meistern der französischen religiösen Musik in der 2.Hälfte des 19. Jahrhunderts die Stelle zu tauschen: mit César Franck, Camille Saint-Saens und Gabriel Fauré.


    Bei Verlaines Begräbnis spielte er zusammen mit Fauré. Obwohl er zu den verkannten französichen Komponisten gehört, abgesehen von seinen Orgelstücken und seinem berühmten Harmonielehrbuch von 1921, hinterlässt Dubois ein riesiges Werk: zwei Opern, zwei komische Opern, ein Ballett, sinfonische Musik, Klavier- und Orgelstücke, Kammermusik, mehrere Melodiebände, drei Oratorien, ein Requiem, Messen und zahlreiche Motette.


    Man verdankt ihm ebenfalls zwei wichtige Werke über die Musiktheorie: „Notizen und Abhandlungen über die Harmonie als Anhang zum Harmonielehrbuch von Reber“ und vor allem das schon erwähnte „Harmonielehrbuch“ von 1921. Wegen dieses Gesamtwerks und ganz besonders wegen des bedeutenden Beitrags von Dubois zur Kirchenmusik, hat er es nicht verdient, im 20. Jahrhundert in Vergessenheit zu geraten.


    (Quelle: Förderverein Théodore Dubois e.V.)


    Vorstellen möchte ich die beiden Aufnahmen mit Kammermusik.


    Für mich die Kammermusikentdeckung 2007.




    Klaviertrio Nr. 1 c-moll
    Klaviertrio Nr. 2 E-Dur
    Promenade sentimental
    Canon
    Cantilene



    Klavierquartett a-moll
    Quintett für Oboe, Violine, Viola, Violoncello, Klavier


    Ein Pariser Musikkritik schrieb anlässlich der Uraufführung seiner bekannten Oper „Xavière“ am 26. November 1895: "Seine Musik, die bezaubern will, und nichts anderes als bezaubern will, bezaubert ganz nach Wunsch durch exquisite poetische Unterhaltsamkeit. Man atmet dort den duftigen, lieblichen, ländlichen Wohlgeruch; und die in ihr verborgene Ruhe scheint mir die beste und vortrefflichste aller Erholungen zu sein...". Dieses Urteil lässt sich wunderbar auf seine Kammermusik übertragen. Die Quintessenz seiner Werke beschreibt am besten der Komponist Charles Marie Widor, der die Musik Dubois als "Spiegel von Einheit und Harmonie" sieht.


    Dem lieben Herrn van Rossum dürfte es gewiss interessieren, das Dubois auch ein Violinkonzert komponiert hat. Es stammt aus dem Jahre 1896.


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Théodore Dubois (1837-1924)


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    In den letzten Jahren tat sich in Sachen Théodore Dubois erfreulicherweise so einiges. Ein paar wirklich ausgezeichnete Aufnahmen seiner Werke sind erschienen (meist Weltpremieren), die Lust auf mehr machen.



    Von besonderem Interesse sind die beiden auf Tonträger verfügbaren Symphonien, die Symphonie Nr. 1 f-Moll "Symphonie française" (1908) und die Symphonie Nr. 2 h-Moll (1912), enthalten in der oben gezeigten Box des vorbildlichen Labels Ediciones Singulares in Kooperation mit dem Palazzetto Bru Zane – Centre de musique romantique française. Die Erste dirigiert François-Xavier Roth mit Les Siècles auf Originalinstrumenten, die Zweite Hervé Niquet mit den Brüsseler Philharmonikern auf modernen Instrumenten (Aufnahmen: 2012).


    Zu ersterer eine gelungene Einordnung des Werkes:


    "Wenn d'Indys Symphonie das rechtsstehende Frankreich symbolisierte und jene von Ropartz das linke, stand ein anderes Werk für das Zentrum. 1908 schrieb Théodore Dubois, der frühere Direktor des Konservatoriums, seine erste Symphonie. Zwar unterlegte er das Werk mit keiner gesonderten Botschaft, doch intendierte er, ein patriotisches Stück zu schreiben, indem er es Symphonie française nannte und das Werk mit einer großartigen orchestralen Darstellung der Marseillaise enden ließ, welche als triumphale Zusammenfassung aus einem Daseinskampf hervorging. Wie ein Programmkommentator schrieb, komponierte Dubois seine Symphonie, um eine 'nationale und patriotische Stimmung' heraufzubeschwören. Kritiker reagierten auf seine Musik typischerweise gleichgültig oder schlimmer, aber diesmal gaben die meisten von ihnen zumindest eine treffende Rezeption dieses Werkes, das sie als Feier der Nation und Symbol des moralisches Sieges über Deutschland verstanden. Ein Kritiker schrieb: 'Mir scheint, dass im Finale unsere Nationalhymne sowohl über den Wiener Walzer als auch über Wagners dumpfen Fafner triumphiert.'"


    Frei übersetzt nach: Brian Hart, The Symphony and National Identity in Early Twentieth-Century France, in: Barbara L. Kelly (Hrsg.), French Music, Culture and National Identity, 1870-1939, Rochester (New York) 2008, S. 131-148, hier 139.


    Wie könnte man Dubois' Stil charakterisieren? Als Direktor des Conservatoire national de musique (1896-1905) lehnte er wie sein Vorgänger Ambroise Thomas zeitgenössische musikalische Strömungen ab. Legendär seine Auseinandersetzung mit dem jungen Maurice Ravel, die darin gipfelte, dass er ihn mittels seines Einflusses an einem Sieg beim Prix de Rome hindern wollte. Als dies ruchbar wurde, folgte ein öffentlicher Skandal und Dubois sah sich zum vorzeitigen Rücktritt genötigt. Kurioserweise findet sich in seinen eigenen Kompositionen derlei strikt Akademisches gar nicht. Man hört Einflüsse von César Franck, Robert Schumann, Camille Saint-Saëns, Hector Berlioz, ja selbst ein wenig Wagner. Nicht uninteressant die Feststellung, dass viele dieser Werke in seine späten Jahre datieren. Die Symphonien etwa komponierte er als über Siebzigjähriger.


    Sehr hörenswert auch das schumanneske Klavierkonzert Nr. 2 f-Moll (1897) sowie die Ouverture de Frithiof (1894).



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Sehr guter, tiefgehender Klang und eine intensive, deutlich durchdachte und ausgefeilte Interpretation. Ausgewogen und geerdet in langsameren Partien, spannungsreich in den schnelleren, jedoch ohne Nervosität. Eine Freude für die Seele!

    Liebe Grüße

    Patrik

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Ersatz für die Platzhalter in #2:


    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Alle 3 hier wiedergegebenen Werke für Violine und Sonaten sind hervorragende Kompositionen und es lohnt sich wirklich, sie kennenzulernen. Der Solist ist toll, das Orchester spielt mit schöner Lyrik , die Stücke machen Von der Stimmung her : vergleichbar mit einem schönen Sommertag . Musik und Aufführung sind innig und sehr stimmungsvoll. Die sehr gute Aufnahmetechnik ergibt ein lebendiges und warmes Klangbild.

    Liebe Grüße

    Patrik



    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)