Ralph VAUGHAN WILLIAMS: Sinfonie Nr 5

  • Um es kurz zu machen: Ralph Vaughan Williams Sinfonie Nr 5 in D-Dur (1943) gefällt mir von allen bisher gehörten Sinfonien aus seiner Feder am besten.
    Hierher passt auch sein Statement:
    "Der beste Komponist ist mit Sicherheit derjenige, derüber die schönsten Melodien verfügt, die tadelloseste Harmonik, die lebhafteste Rhythmik und das Sicherste Feingefühl. Ein´anderes Kritierium gibt es nicht"


    Diese Sinfonie ist geradezu ein Labsal nach der geradezu infernohaften 4.
    Schon das Hornmotiv zu beginn ist eine Verheissung. Und man wird nicht enttäuscht. Aus den zarten Anfängen blüht allmählich ein Thema von äusserster Ruhe und Gelassenheit auf, das eine hypnotische Wirkung auszuüben vermag, fast choralartig. Gegen Mitte des Satzes schwillt das Thema an und zeigt "seine Muskeln" um anschliessend wieder fast zu verstummen um die nun erneut einsetzenden Hornrufe hörbar zu machen, dieser Vorgang wiederholt sich variierend mehrmals. Am Ende des Satzes ist es leise geworden, wie am Beginn - Nur die Hornrufe sind aus der Entfernung zu hören...
    Leise und dennoch beschwingt dahergaloppierend meldet sich der zweite Satz (Scherzo - Presto Misterioso) zu Wort. Bläser und Paukenschläge bringen Farbe ins Geschehen. Der Satz verblasst am Ende ...


    Mit dem Solo eines Englischhorns eröffnet der 3. Satz (Romanza:Lento) Vaugham Villiams bedient sich hier eines Themas seiner damals noch unvollendeten Oper: "The Pilgrims Progress" um den Musikalischen Einfall zu retten. Die Oper wurde 1949 schliesslich doch vollendet. Auch wenn gegen Ende des Satzes noch einige dynamische Höhepunkte einkomponiert sind, der mystische Charakter, bleibt im Großen und ganzen dennoch erhalten.


    Der dritte Satz ist verhaucht - ebenso dezent beginnt der Finalsatz. Fast beunruhigend ruhig - denn man weiß, dass das nicht so bleiben wird. In der Tat wird der Ton lebhafter und schneller, schneidende Bäser stören das Idyll, verstummen wieder und kehren erneut zurück, stehts Spannung und Entspannung. Vaughan Williams setzt hier einige Akzente mittels schneidender Fanfaren, die immer wieder schnell in die Ruhe münden, untermalt von Pauken. Daraufhin folgt eine länger dauernde Sequenz einer quasi ruhenden Melodie, die dann den Satz letzlich auch beschliesst....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Ich kenne zwar noch nicht alle Sinfonien von Ralph Vaughan Williams, aber die 5. Sinfonie habe ich sofort in mein Herz geschlossen.


    Trotz einiger schnellerer Tempi im Scherzo und trotz einiger "rauen Töne" ist es für mich ein Werk des "tiefen Friedens", der Ruhe und das, obwohl die Sinfonie in Zeiten des 2. Weltkriegs geschrieben wurde. Gefühlsmäßig fühle ich mich an die berühmte "Fantasie über ein Thema von Tomas Tallis" erinnert, und so ist es wenig verwunderlich, daß in meiner Lieblingsaufnahme beide Werke anzutreffen sind:



    Previn und das bestens aufspielende Orchester schwelgen in Klangfarben, widmen sich dem Werk voller Hingabe, ohne jemals ins Sentimentale abzugleiten. Hinzu kommt die gewohnte fantastisch natürliche Klangqualität von Telarc.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Diese Sinfonie ist geradezu ein Labsal nach der geradezu infernohaften 4.


    Mein Statement von Hörgeschmack her würde lauten: Diese Sinfonie ist ein Ruhepunkt nach der geradezu genialen 4.


    Vaughan-Willams bewegt sich ja in seinen Klang-Idyllen oft zwischen Kitsch und Ernsthaftigkeit. Die ruhigeren Ohrwurmwerke (wie die Tallis-Fantasie, Greensleves-Fantasia und Serenade to Music) gehen dabei eher in die Klangwelt der Sinfonie Nr.5.


    Die Aufnahmen die "beide Gesichter" ( ;) das zweite Gesicht liegt mir mehr) von Vaughan-Williams in geradezu autentischer Weise abdecken, sind die Aufnahmen mit Vernon Handley (EMI).
    Meine weitere Aufnahme mit Bryden Thomson finde die ich insgesamt zu "nervös hibbelig" und der Chandos - Klang dieser Aufnahme ist diesesmal auch mehr gedeckt; nicht offen.


    Für die Sinfonie Nr.5 gilt für Handley das, was Norbert im letzten Absatz für Previn erwähnt. Kitsch und Sentimentalität wird vermieden und durch ernsthafte Klang-Idylle ersetzt.
    Die enthaltene Flos-Campi-Suite passt vom Stimmungsgehalt ebenfalls zur Sinfonie Nr.5.

    EMI, 1997, DDD



    :thumbsup: Trotz meines Vorliebe für Handley, war ich bei der Sinfonie Nr.5 war ich Anfng dieses Jahres absolut überwältigt von Alexander Gibsons hochkarätiger Aufnahme mit dem Royal PO, der das Werk durch zügigere Spilezeiten im 1. und 2.Satz kurzweiliger gestaltet; dies vermochte mich hier ganz besonders zu fesseln. Er gehört zu denen, die "Sinn für den Ton dieser Musik und den Mut haben, eben diesen auszukosten": :angel: Besonders eindrucksvoll im eingebungsvollen 3.Satz Romanza.
    Spielzeiten Sinfonie Nr.5 = 11:36 - 4:54 - 12:31 - 10:11


    Die Gibson-Aufnahme der 5ten findet sich (für mich zunächst nur rein zufällig) auf der EMI-Doppel-CD der Sinfonie Nr. 4 und 6 mit Paavo Berglund, die auch zunächst der Hauptgrund für den Kauf war:

    EMI, 1967-1982 (Sinf.Nr.5), ADD/DDD


    Neben Handley eine ganz grosse Aufnahme, die diese EMI-Doppel-CD noch einmal mehr kaufwürdig macht !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ralph Vaughan Williams (1872-1958)
    Konzert C-Dur für 2 Klaviere & Orchester
    + Symphonie Nr. 5

    Duo Tal & Groethuysen, Musikkollegium Winterthur, Douglas Boyd
    Sony, DDD, 2011


    Na, wo gibt es denn sowas? Spannendes Nischenrepertoire auf einem Major-Label? Welcher Produktverantwortliche hat denn hier gepennt?
    Zum Glück! - muss man allerdings sagen, denn sonst wäre das selten zu hörende Konzert für 2 Klaviere sowie eine hervorragende 5. Sinfonie nicht auf diese CD gelangt. Tal & Groethuysen sowie das bestens disponierte Musikkollegium Winterthur unter Leitung von Douglas Boyd liefern hier eine Top-Leistung ab, erfreulicherweise begleitet von einer wunderbar weiträumigen (allerdings nicht schwammig-diffusen!) Klangtechnik. Kaufen !


    Viele Grüße
    Frank

  • Das hört sich verdammt interessant an, lieber Frank.


    Ich kenne und habe nur das "normale" KK in C mit Lane/Handley (EMI).
    Folgende Sätze habe mich neugierig gemacht (bes. der percussive Ansatz) und ich habe mich für diese CD entschieden.

    Zitat

    "Das Klavierduo Tal & Groethuysen bricht technisch und musikalisch engagiert eine Lanze für dieses impulsive, ziemlich perkussive Konzert. Eine Repertoirebereicherung!“


    Die Fünfte hätte ich nach Handley, Barbirolli und Gibsons nun nicht noch einmal gebraucht, aber die soll auch laut unten stehendem Zitat (damit wir beim Thema bleiben) ebenfalls mit Menuhin sehr gut sein (siehe Text der positiven Kritik).


    Diese CD habe ich für etwa einem halben Euro gerade bestellt; man kann sie aber auch für den Hammerwucherpreis von 204€ (LINK 2) bestellen:


    --> oder -->
    VIRGIN Classics, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    Menuhin und das RPO sind sicher auch keine schlechte Wahl, zumal zum kennenlernen und wenn der Preis derart niedrig ist.
    Das Konzert für zwei Klaviere ist lediglich eine Revision des ursprünglichen Klavierkonzerts (siehe Wiki) und insofern kein "neues"/anderes Werk.


    Es gibt darüber hinaus noch eine "klassische" Einspielung unter Sir Adrian Boult, z. B. hier enthalten:




    Viele Grüße
    Frank