Anton Rubinstein: Sinfonie Nr 2 in C-Dur op 42 -"der Ozean"

  • Diese Sinfonie wurde bereits im Komponistenthread über Anton Rubinstein


    Anton Rubinstein - Ein Charismatiker von gestern


    mehrfach erwähnt und gelobt - Grund Genug sich näher mit dem Werk zu befassen.


    Eigentlich war aber der unmittelbare Anlass zu diesem Thread die Recherche für ein anderes Thema:


    Aquamania - Das Wasser in der klassischen Musik


    Wie auch immer - ich bin einmal mehr über diese Sinfonie gestolpert - ich hab sie aus meinem Archiv geholt und komplett durchgehört.


    Im Gegensatz zu Rubinsteins Zeitgenossen, die eigentlich kein gutes Haar an ihm liessen, bin ich der Meinung, daß es sich um ein höchst interessantes Werk handelt, das einer breiteren Zuhörerschaft durchaus gefallen könne, so sie sich nicht am etwas bombastischen Aufbau stoßen.
    Das Werk war ursprünglich 4sätzig konzipiert, wirde jedoch 2 mal überarbeitet bis es in der Endfassung 7sätzig war, wobei jeder Satz angeblich eines der sieben Weltmeere symbolisieren soll.


    .



    Man kann wenn man mag Mendelssohn als Vorbild aus diesem Werk heraushören - persönlich fühlte ich mich beim heutigen erneuten Abhören der Aufnahme allerdings stellenweise eher in die Welt des "Fliegenden Holländers " von Richard Wagener versetzt.
    Der Ozean wird stellenweise drohend stampfend dargestellt, die haushohen Wellen zerschellen an Felsen, dazischen ist er leise, drohend, grollend, aber gelegentlich auch heiter und überirdisch schön.


    Es gibt inzwischen immerhin ZWEI Aufnahmen dieses Werkes - von verschiedenen Fassungen, beide sind tontechnisch durchaus gelungen.
    Die Naxos Aufnahme macht das Werk zudem für jedermann erschwinglich. Eine lohnende Anschaffung für "Entdecker", die einst auf "Marco Polo" erschien, aber vor einigen Jahren zum hauseigenen Label "NAXOS" transferiert wurde...


    Ebenso wie Ries und Raff liegt mir persönlich auch Rubinstein am Herzen und ich werde mich bemühen Euch seine Werke nahezubringen, Thread um Thread...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • hallo miteinander,


    ich habe mir heute nachmittag die oben abgebildete Aufnahme von Naxos angehört, und ich muss zugeben, ich war letztendlich davon angetan. Ein 73-minütiger Koloss mit 7 Sätzen, der verlangt schon Sitzfleisch, aber es fiel mir dann doch recht leicht, mir das Werk bis zu Ende anzuhören.


    Dabei stand ich nach den ersten beiden Sätzen, also nach etwa einer halben Stunde kurz davor, die Scheibe aus dem Player zu holen und auf unabsehbare Zeit im Regal verschwinden zu lassen. Da tobte das Meer, da stürmte der Sturm, Tragik ohne Ende und eine permanente Hochspannung, die das Zuhören mit fortschreitender Dauer sehr anstrengend machte - ich dachte mir, wenn dass das Meer ist, dann bin ich froh im Landesinneren zu leben.


    Die letzten 5 Sätze zeigten allerdings das Meer von einer anderen Seite, mal ruhig und gelassen, mal verschmitzt und verspielt, da tanzten die Seeleute, da murmelte die Brandung, es war einfach schöne Musik, die mich ansprach und die mich belohnte, dass ich durchgehalten hatte.


    Die Scheibe steht jetzt wieder im Regal, aber ich denke, diesen Ozean habe ich nicht das letzte Mal besegelt.


    rolo :hello:

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Zitat

    von Alfred: ...liegt mir persönlich auch Rubinstein am Herzen...


    Oh wie schön, es gibt noch so einen Menschen!!! :hahahaha:


    Mir gehts auch so, dass ich mehr Wagner als Mendelssohn heraushöre, aber ok...
    Große Sinfonie!!! :jubel:


    Rubinstein ist so ein Komponist, den die wenigsten Menschen unter der Bevölkerung kennen, wie z.B. auch J.M. Kraus...
    chrm...
    wobei ich Kraus besser finde.... :untertauch:


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

    Einmal editiert, zuletzt von Hammel ()

  • Da ich plane, im laufe der nächsten Monate die Threadserie über die Sinfonien von Anton Rubinstein zu einem guten End zu führen (derzeit gibt es nur je einen Thread zur 1. und zur 2. Sinfonie) habe ich heute diese Sinfonie angehört. Ich muß gestehen, sie war mir kein bisschen zu lang.

    Diese Monumentalität einerseits, diese filigrane melodische Zartheit andrerseits im Gegensatz dazu. Das ist einfach umwerfend. Das Meer ist einfach grandios geschildert, die Instrumentation ein Erlebnis, Einzelne Stellen erinnern mich an Beethoven - eigenartigerweise ist mir das beim Ersthären nich aufgefallen - und es wird auch nirgends erwähnt. Man fragt sich, warum diese Sinfonie nicht bekannter ist (obwohl sie ohnediers die bekannteste von Rubinstein ist) Dafür finden wir im Booklet Erklärungen, die ich aber im "allgemeinen" Anton Rubinstein.Thread erwähnen will.

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Man fragt sich, warum diese Sinfonie nicht bekannter ist (obwohl sie ohnediers die bekannteste von Rubinstein ist)

    Das kann man sich m. E. zurecht fragen. Einen gewissen Indikator, was von Rubinstein im 20. Jahrhundert populär war, hat man, wenn man sich anschaut, was in der UdSSR offiziell eingespielt wurde. Nach meinen Recherchen waren das die 2. (Mansurow, 1982) und die 5. Symphonie (Swerew, 1989) sowie das 4. Klavierkonzert (Ginsburg/Schereschewski, 1957; Bunin/Serow, 1978). Wirklich viel ist das nicht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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