Lohengrin am 26.12.2009 auf 3Sat


  • Gerade die Licht- und Nebeleffekte hier zu Lohengrins Ankunft erzeugen auch nach mehrnaligem Ansehen noch Gänehauteffekt bei mir. Musikalisch ist dieser Lohengrin auch gar nicht schlecht, auch wenn Glanzleistungen wie von Anja Harteros sicherlich fehlen.

  • In aller Kürze:


    Sänger hervorragend
    Dirigat gut
    Inszenierung widersprüchlich und unpassend.


    Zu den Sängern: Kaufmann hat mich sehr positiv überrascht, Harteros fand ich sehr gut und auch sehr gut besetzt. Ortrud und Telramud hervorragnd besetzt, auch schauspielerisch.
    Naganos Dirigat manchmal zu wenig packend, manchmal eher zu schnell.


    Inszenierung: Die ganze Hausbau-Nummer macht zwar unter dem Wir-bauen-eine gemeinsame-Zukunft-Gedanken vielleicht Sinn, aber wofür müssen die Brabanter rumlaufen wie in der DDR gemixt mit den gruseligen deutschen Polizeiuniformen in Kotzefarben (an Bewohner der ehem. DDR: es geht um die Klischees wie bei Googdbye, Lenin oder Sonnenallee)? Und warum muss Telramud immer in Hosenträgern und ohne Sakko rumlaufen? Und weshalb heiratet Lohengrin in Zimmerer-Kleidung. Und warum muss er eigentlich den Schwan über die Bühne tragen? Nur, damit zum Schluß Elsas Bruder über die Bühne getragen wird, also eine Art Froschkönig? Und warum muss es in Brabant aussehen wie in einem Schützenverein?


    Am schönsten fand ich die Übertragung während des Abendessens, da saß ich mit dem Rücken zum Fernseher.

  • Zitat

    Original von Luis.Keuco
    Am schönsten fand ich die Übertragung während des Abendessens, da saß ich mit dem Rücken zum Fernseher.


    Vielleicht wird es bald wieder so, dass man sein Essen mitnehmen kann in die Oper. wenn es schon keinen optischen genuss mehr auf der Bühne gibt so doch wenigstens einen kulinarischen direkt vor einem.

  • Nee, gut wäre das auf keinen Fall. Gut wäre, wir wären endlich befreit von derartig bescheurten Inszenierungen und könnten wieder gebannt auf die Bühne - ohne Würgereflex, ohne Wut, Langeweile oder Lachattacken - schauen.

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Elsa und Ortrud anzuhören kostet mich immer große Überwindung. Den beiden Sängerinnen täte ich sicher unrecht, wollte ich mich hier zu mehr Details äußern. Deshalb :stumm:


    Lieber Jung-Siegfried!


    Wenn man das große Glück hatte, als Elsa die junge Janowitz oder die jugendliche Rysanek erlebt haben zu dürfen (die Grümmer habe ich leider nie live gehört) oder andernfalls die unbeschreiblich hinreissende, ja singuläre Ortrud der Ludwig, dann kann man nicht genug kriegen von deren Elsas und Ortruds, glaube mir.


    Zu dem besprochenen Lohengrin, den ich auch im TV mitverfolgte:


    Die unansehnlichen Bühnen"bilder" und die daraus resultierende Regie passen doch eher zu "Zar und Zimmermann". Als dann zu guter (?) Letzt diese Plattenbaubude von Lohengrin stilgerecht abgefackelt wurde, war das Humorpotential schon erreicht.


    Musikalisch nicht aufregend, das sagt ja alles, die Chöre recht firm (da seid Ihr Deutschen immer sehr gut!), die Solisten wie oben erwähnt unausgeglichen. Sehr gut die beiden Finsterlinge Telramund und Ortrud, durchschnittlich das restliche Bagagi mit Ausnahme des Tenorkönigs Jonas, der mich in jeder Beziehung begeistert und fasziniert hat - der Bursche hat endlich auch das erforderliche Lohengrin-Timbre, das ich bei Botha gänzlich oder bei Kollo zum Großteil nicht finden konnte, denn diese Rolle verlangt eine silbrig-lyrische Stimme, die auch des Dramatischen mächtig ist Und da war für mich James King ideal, auch wenn seine Platttenaufnahme enttäuscht, aber auf der Bühne - trotz etwas hölzernen Spiels - sang er bezwingend. Auch (jetzt bin ich wieder bei einem Ami) der junge Jess Thomas war ein exzellenter Vertreter dieses Fachs.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)