Ich möchte diesen interessanten Thread einmal mit einem Bild eines meiner Lieblingsmaler fortführen:
Caravaggio: Narziss
Rom, Galleria Nazionale dell'Arte Antica
"Reglos staunt er sich an, mit unbeweglichem Antliz,
Starr, einer Statue gleich, die aus parischem Marmor geformt ist."
Ovid, Metamorphosen III 418f.
Gemalt wohl zwischen 1597 - 99 war es lange umstritten, ob dieses Gemälde wirklich von Caravaggio stammt.
Faszinierend fand ich immer den geschlossenen Kreis, aus dem ein Ausbrechen aus der eigenen Sicht kaum möglich ist. Helligkeit gibt es nur innerhalb des Kreises, so dass der Narziss aus der Selbstbetrachtung und Selbstverliebtheit nicht entkommen kann. Aber das führt wohl unweigerlich ins Aus, denn das Spiegelbild, dass er erblickt ist das eines älteren Menschen, wohl das eines Toten.
Verliebt sich Narziss bei Ovid noch in sein Spiegelbild, erblickt er hier eher die Zukunft seines Tuns. Selbstbezogenheit führt zum Absterben. Aber wie bei Ovid gibt es diese Starre. Caravaggios Narziss wird sich nicht lösen können, es gibt keine Bewegung im Bild. Also auch keine Rettung?
Die Äußerlichkeiten, die beim Narziss auffallen, nämlich das Oberhemd, spielen dann keine Rolle mehr (Denn alles Fleisch, es ist wie Gras...).
Unklar ist mir das linke Knie. Warum bildet sich die blaue Farbe nicht im Wasser ab. Oder gibt es hier eine physikalische Erklärung?
Gustav