Auch wenn das letzte Posting das Verhältnis Fritz Wunderlichs zur Rolle des Tamino belegen soll, habe ich einen Fund gemacht, der seinen hohen Rang als Mozart Tenor belegt. Misero! O sogno KV 431. Eine Aufnahme des SWR.
Aus einem Programmheft der Holzkirchner Symphoniker 2006 um dieses eher unbekannte Werk zu erklären:
Bei „Misero! O sogno, O son desto?“ handelt es sich genau genommen um Rezitativ und Arie („Aura, che intorno spiri“). Der Sänger befindet sich offensichtlich im Gefängnis (der Mozartforscher Alfred Einstein meint, es könnte sich bei ihm um Themistocles handeln) in auswegloser Lage, die durch den Gedanken an die Geliebte noch trostloser wird. Das Orchester malt in dieser von häufigen Tempowechseln gekennzeichneten Arie die Kälte und Dunkelheit des Gefängnisses und der Situation des Sängers. Die Arie wurde im Dezember 1783 für ein Benefizkonzert im Burgtheater geschrieben, bei dem Mozart selbst ein Klavierkonzert spielte und der Tenor Valentin Adamberger, der ausgezeichnete erste Belmonte der Entführung aus dem Serail, eben diese Arie sang.
KV 431
Misero! O sogno,
O son desto?
Chiuso è il varco all’uscita.
Io dunque, o stelle!
Solo in questo rinchiuso
Abitato dall’ombre,
Luogo tacito e mesto,
Ove non s’ode
Nell’orror della notte
Che de’ notturni augelli
La lamentabil voce,
I giorni miei dovrò qui terminar?
Aprite, indegne,
Questa porta infernale
Spietate, aprite, aprite.
Alcun non m’ode, e solo,
Ne’ cavi sassi ascoso
Risponde a’ mesti accenti eco pietoso.
E dovrò qui morir?
Ah! negli estremi amari sospiri almen
Potessi, oh Dio!
Dar al caro mio ben l’ultimo addio
Aura, che intorno spiri,
Sull’ali a lei che adoro
Deh, porta i miei sospiri.
Di che per essa moro,
Che più non mi vedrà.
Ho mille larve intorno
Di varie voci il suono;
Che orribile soggiorno,
che nuova crudeltà.
Che barbara sorte,
Che stato dolente,
Mi lagno, sospiro,
Nessuno mi sente,
Nel grave periglio
Nessuno non miro,
Non spero consiglio,
Non trovo pietà.
***
Ich Armer! Träum’ ich
oder wach’ ich?
Verschlossen ist der Ausgang.
Ihr Sterne, muss ich also hier,
allein an diesem abgeschiedenen,
nur von Schatten bewohnten,
schweigenden und traurigen Ort,
wo man im Grauen der Nacht
nichts hört
als die klagende Stimme
von Nachtvögeln,
meine Tage beenden?
Öffnet, ihr Ruchlosen,
diese Höllenpforte,
Ihr, die ihr kein Erbarmen kennt, öffnet sie.
Niemand hört mich, und nur
ein mitleidiges Echo aus den Felsenhöhlen
Antwortet meinen traurigen Tönen.
Und werde ich hier sterben müssen?
Ach, wenn ich doch wenigstens mit diesen
ach so bitteren Seufzern der teueren Geliebten
das letzte Lebewohl sagen könnte!
Lufthauch, der du mich umwehst,
trag’ auf deinen Flügeln
meine Seufzer zu der Angebeteten.
Sag ihr, dass ich für sie sterbe,
Dass sie mich nie wieder sieht.
Mich umgeben tausende Gespenster und
der Klang verschiedener Stimmen.
Welch grauenvoller Aufenthalt,
welch neue Grausamkeit!
Welch schreckliches Los,
welch traurige Lage!
Ich klage, ich seufze,
aber niemand hört mich.
In der tiefsten Not
sehe ich niemanden.
Ich hoffe auf keinen Trost,
Ich finde kein Mitleid.
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