In der neuen Monatsschrift der Kölner Oper sind erfreulicherweise zwei Bühnenbildmodelle zur Neuinszenierung der Zauberflöte zu sehen. Sieht recht klassisch aus und nimmt Bezug zur Architektur des Ausweichquartiers in der Universitätsaula. Freue mich sehr darauf. Die letzte Zauberflöte unter Dammann wurde nach maximal zehn Vorstellungen von Laufenberg aus dem Repertoire gekegelt. Die Kostüme waren fantasievoll und landeten schnurstracks im Karnevalsverkauf. Der Rest war arg abstrus. Davor gab es eine langweilige Inszenierung unter Krämers Intendanz, der die alte Ponnelle-Inszenierung verschrotten ließ und stattdessen einen müllsammelnden Papageno präsentierte - wobei ich das sogar noch witzig fand. Alles in allem kann es nur besser - und scheint es nach den Fotos auch zu - werden.
Die Zauberflöte, Oper Köln, 11.12.2010
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Kurzbericht: Bühnenbild teilweise sehr ästhetisch in den Farbstimmungen. Reduzierte Formensprache. Kaum verstörende Elemente durch Regietheater. Moderater Mittelweg. Kostüme im Mischmach: Heute und Fantasie. Papageno hat sogar Federn und Vogelkäfig. Königin der Nacht mit Sternen. Gesanglich sehr empfehelnswert. Dirigat sehr licht. Klare Empfehlung.
Fotos, guckstu hier:
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Bei der Premiere gab es wohl einiges an Pannen zu überstehen. Ich war in der GP, da klappte alles noch:-( Erfreulich, der Stadtanzeiger lobt, dass es eine konservative Inszenierung ist.
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Manch einer mag so eine Zauberflöte wohl langweilig konventionell nennen, eine Kritik sprach von einer kreuzbraven Inszenierung, ich kann nur sagen, dass René Zisterer eine werktreue Inszenierung im besten Sinne, die völlig staubfrei auch wegen eines spielfreudigen Ensembles ist, auf die Beine gestellt hat. Kostüme und Bühne sind schlicht, aber wirkungsvoll und aussagekräftig, so dass stimmungsvolle Bilder entstehen können.
Von den Premierenwacklern war nicht viel spüren: Jeanette Vecchione hatte ihre hohen Fs unter Kontrolle, ihre Königin klang eher in der Mittellage matt. Stefan Kocan war mir als Sarastro fast zu machtvoll, oft vor dem Orchester stehend war sein Sarastro für die gute Arkustik der Uni-Aula seeehr resonanzreich. Lothar Odinius ist wohl einer der besten Taminos, die ich live erlebt habe. Auf der Hinfahrt nach Köln hörte ich noch Wuinderlich und war mit Odinius sehr glücklich. Eine ganz tolle Stimme.
Moritz Gogg sang einen tollen Papageno mit virilem dunklem Timbre und großer Spielfreude. Unbedingt erwähnenswert sind die drei Knaben aus dem Tölzer Knabenchor, die wirklich schön und konzentriert sangen. Grandiose Leistung!
Krenare Gashi war noch sehr nervös und gehemmt, konnte sich nur nach und nach entfalten und lies ihre so schöne Stimme viel zu selten richtig aufblühen. Erst zum Ende der Oper hatte sie mehr Sicherheit gefunden und machet eben mit den drei Knaben das Mozart-Glück perfekt. Insgesamt war da mehr Versprechen als Erfüllung aber ich drücke ihr weiterhin die Daumen, sie hat ein wundervolles Material.
Nicht zu vergessen: DAs wundervoll farbige, akzentuierte Dirigat von Modestrras Pitrenas und das gut disponierte Gürzenich-Orchester.
Fazit: ein ganz toller Mozart-Abend, der an die tolle Ensemble-Leistung vom Don Giovanni anschließt. -
Hallo WotanCB,
es freut mich, dass Du einen schönen Abend hattest. Dann hat ja doch alles geklappt
. Danke für Deinen Bericht, der Name Lothar Odinius sagt mir leider gar nichts, aber ich kann mich ja mal sachkundig machen.
Jolanthe
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Hallo Jolanthe,
Lothar Odinius ist ein sehr guter lyrischer Tenor, der auch als Evangelist bei Bach seine Meriten hat. Ich hab ihn grade gestern hier bei uns im Weihnachtsoratorium gehört, sehr schön, er hat sowohl Evangelist als auch die Arien gesungen !
Er ist nach Kutsch-Riemens 1972 in Aachen geboren und hatte sein erstes 'Engagement in Braunschweig hat bei verschiedenen Festivals gesungen , auch Schubertiade Hohenems-Feldkirch und gastiert ansonsten häufig als Tamino an verschiedenen Häusern. Ansonsten ist er wohl eher der Konzertsänger, als der Opernsänger.
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Hallo Gunter,
danke für Deine Auskunft.
Jolanthe
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Geschätzte Kollegen,
was die musikalischen Leistungen der neuen Kölner "Zauberflöte" angeht, gebe ich euch absolut recht. Das war gut, manchmal sehr gut. Wie bei der Pamina von Mojca Erdmann (ich war in der zweiten Vorstellung): herrliche Stimme, bruchlos geführt, intensiv im Ausdruck. Mein Tamino war Brad Cooper, der an den von mir hoch geschätzten Odinius leider nicht ganz heranreichte. Der Sarastro gefiel mir über die Maßen, wie alle anderen außer der Königin der Nacht, Jeanette Vecchione: keine Ausstrahlung, stumpfes, schrilles Timbre und die Koloraturen ungenau fokussiert und intoniert. Dafür kann man eigentlich keinen Eintritt verlangen.
Weniger begeistert hat mich die Inszenierung. Die fand ich konventionell bis zum Geht nicht mehr. Warum müssen, zum Beispiel, die Geharnischten herumstehen wie Türpfosten. warum tragen die Priester diese lächerlichen Kostüme, eine Art Gehrockimitat aus Polyester? Und die drei Damen dagegen so spacige Frisuren? ich fand, es war gar keine Inszenierung da, es wurde einfach durch den Bühnenraum gelaufen. Ich bin überzeugt: jemand, der das Stück nicht kennt, versteht eigentlich nichts.
Da wäre doch auch ohne "Regietheater" unheimlich viel möglich gewesen, bei der "Zauberflöte" in einer Uni-Aula, oder? Außerdem finde ich persönlich, dem armen Tamino einen grauen Pullunder anzuziehen ist "Regietheater" in seiner übelsten, abgeschmacktesten Form. Dann doch lieber einen Schlafanzug, eine Ritterrüstung oder ein Dinosaurierkostüm!! Oder - am liebsten, weil es am besten passt - einfach was "Edles".