Ich möchte noch ein wenig nachlegen. Wer je in einem französischen Supermarkt die 200m lange "Theke" mit Milch- und Käseprodukten gesehen hat, weiß, was in der Soziologie "Optionsstress" bedeutet. Umberto Eco schrieb einmal, dass er etwas über Julius Cäsar lesen wollte. Er fand statt dreier Werke 10.000. Da gab er es auf.
Frei nach Luhmann ist eigentlich für gebildete Leute (also wir) das Gebot der Stunde, das er "Reduktion von Komplexität" nennt. Ich habe jetzt im Auto ein noch maßvolles Kino, aber die Lautstärke drehe ich noch immer am Knopf. Das Gegenteil von Reduktion ist ja der Computer, noch besser, der überall mitführbare Computer, das Handy. Jede Zeit hat so ihre Maschine. Die Zeit des gemeinsamen (gekochten) Mittagessen wurde z.B. durch die Mikrowelle beendet.
Noch ein Beispiel zur Musik. Eines meiner Lieblingswerke sind die "Lamentationes Ieremiae prophetae" von Tallis. Da habe ich nur zwei grandiose Aufnahmen: "Pro cantione antiqua" (nur Männer) und "Tenebrae". Dazu habe ich die Noten oder ich wähle eine YouTube-Aufnahme, bei der die Noten mitlaufen, sodass ich mitsingen kann. Ich kenne noch einige andere Aufnahmen, aber besitzen muss ich sie nicht.