2012 - Hundert Jahre Solti - Sein Lebenswerk

  • Mir fiel in dem Zusammenhang ein, das Zubin Mehta von Joseph II. garnicht in seinem Thread "Die Länge der Amtszeiten - Qualitätsgarant?" genannt wurde, denn immerhin ist Zubin Mehta seit 38 Jahren Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra und seit 34 Jahren "auf Lebenszeit".


    Doch, doch, wenn auch im Fließtext, lieber Willi:


    Sehr lange, nämlich bereits seit 1968, leitet Zubin Mehta das Israel Philharmonic, zunächst als musikalischer Berater, seit 1977 auch als Musikdirektor.


    Eigentlich Wahnsinn. Wie Du schriebst, seit 38 Jahren Chefdirigent, eigentlich sogar seit 47 Jahren, wenn auch die ersten neun Jahre nur informell.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ganz kurz und auch schmerzlos, lieber Willi, sage ich Dir für Deine ausführlichen Informationen meinen Dank und wünsche von hier aus noch einen angenehmen Sonntagabend.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ein wenig ketzerisch möchte ich die Frage stellen, ob Solti (verglichen mit Karajan, Böhm, Bernstein,Klemperer, ja sogar Furtwängler) überhaupt noch im "öffentlichen Bewusstsein" verankert ist.


    Da stellt sich wieder die Frage, wen Du mit der Öffentlichkeit meinst. Die breite Masse, die mit Klassik vielleicht mal bei irgendeiner Fernseh-Gala in Berührung kommt, kennt Solti sicher nicht, aber denen dürfte auch Klemperer kein Begriff sein. In der Gruppe der regelmäßigen Klassik-Hörer, wenn auch nicht unbedingt Experten auf Tamino-Niveau ;), schätze ich den Bekanntheitsgrad von Solti hingegen als recht hoch ein. Schon die Vielzahl der Aufnahmen spricht dafür. Und zu meinen Jugendzeiten, als ich meine ersten Gehversuche mit klassischer Musik unternahm, wurde Solti durchaus in einem Atemzug mit Karajan oder Bernstein genannt. Decca hat ihn natürlich auch als diesen beiden gleichrangigen Star vermarktet, einen berühmteren hatten sie nun mal nicht unter Vertrag.




    Ich bin eigentlich nie recht warm geworden mit diesem Dirigenten, was natürlich auch an meinen Repertoirevorlieben liegen wird, denn wenngleich er sie aufgenommen hat, die Werke der Wiener Klassik klingen in meinen Ohren bestenfalls routiniert. Seinen Nachruhm verdankt Solti - zumindest ist das meine Meinung - Wagners "Ring". Ansonst sind seine Aufnahmen -dank Decca- tontechnisch meist superb, was ihm einen ziemlichen Vorsprung verschafft hat. Alledings kenne ich keine Aufnahme, wo ich sagen würde; "Die ist die Beste" - immer hat irgendein Konkurrent die Nase vorn....
    Oder irre ich in diesem Punkt ?


    mfg aus Wien
    Alfred


    Die schon erwähnte Aufnahme von Dvoraks Neunter gehört sicher zu den besten Einspielungen dieses Werks (meine allererste Klassik-LP!), ebenso diverse Bartok-Aufnahmen. Seinen "Ring" mochte ich hingegen nie :no: .


    Solti hat mich auf vielen ersten Expeditionen in mir damals noch unbekannte Regionen der Musik begleitet. Meine erste Mahler-Gesamtaufnahme war die von Solti, auch Bruckner habe ich mit ihm zum ersten Mal gehört. Einer der Gründe war sicherlich die Tatsache, dass dies damals die ersten Jahre der CD waren und Solti schon recht gut im Katalog vertreten. Ausschlaggebend war für mich aber auch die von Dir, lieber Alfred, zu Recht erwähnte exzellente Tonqualität der Decca-Aufnahmen. Nach einigen herben Enttäuschungen mit frühen DG-CDs, von Philips ganz zu schweigen, habe ich oft zu Decca gegriffen, weil man da sowohl bei den aktuellen Digitalaufnahmen als auch bei auf CD wieder veröffentlichten Analog-Aufnahmen sicher sein konnte, dass sie hervorragend klingen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Zitat Bertarido:

    Zitat

    Und zu meinen Jugendzeiten, als ich meine ersten Gehversuche mit klassischer Musik unternahm, wurde Solti durchaus in einem Atemzug mit Karajan oder Bernstein genannt.


    Wenngleich ich vermute, daß unsere Jugendzeite zu verschiedenen Zeiten stattfanden, deckt sich das durchaus mit meinem Erleben. Umso mehr hat mich die (relative) Stille überrascht, mit der man auf sein Ableben reagiert hat. Ich hingegen habe ihn erst relativ spät wahrgenommen, als ich mich für Stücke jenseits der Wiener Klassik zu interessieren begann. In der Tat war es Bartoks "Konzert für Orchester", wo ich erstmals fand, die Aufnahme wäre nicht zu übertreffen. Und natürlich mochte ich seinen "Don Carlos", sowie "Carmen". Beethovens Sinfonien litten unter zu starker Konkurrenz, zumindest, was die mediale Vermarktung betraf - die PR der DGG war - im Gegensatz zu ihrer Tontechnik - unübertroffen. Die Vermarktung der Karajanschen Aufnahmen der Beethoven Sinfonien war schon ein Meisterstück, das seinesgleichen suchte.
    Haydn, Mozart, Schubert war mir bei Solti zu routiniert und wies IMO jene Glätte auf, die manchmal Karajan nachgesagt wurde. Ich habe seinerzeit mein diesbzüglioches "Urteil" immer wieder hinterfragt - kam aber trotz besten Vorsäten eines neutralen Hörens - immer wieder zum gleichen Ergebnis....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Ein wenig ketzerisch möchte ich die Frage stellen, ob Solti (verglichen mit Karajan, Böhm, Bernstein,Klemperer, ja sogar Furtwängler) überhaupt noch im "öffentlichen Bewusstsein" verankert ist.


    Solche "Infragestellungen" zu Solti´s lese ich eigendlich nur von Dir, Alfred. Bei Dir ist nunmal das Repertoire ein Anderes, sodass Solti Dich nicht so tangiert, wie beispielsweise mich, der Solti einen seiner 3 Lieblingsdirigenten nennt.
    :!: Ich finde, das Solti nicht mehr oder weniger stark im Bewustsein verankert ist, als die anderen genannten Dirigenten.


    Es gibt eine ganze Reihe seiner Aufnahmen, die sich aus meiner Sicht mit den Besten messen können, oder sogar die Besten sind ! Über seine bekannten Opernaufnahmen kann ich wenig beisteuern, daher -
    eine Auswahl seiner herausragenden Aufnahmen im sinfonischen Bereich:
    Beethoven - Sinfonien Nr. 3, 5, 7 Wiener PO (Decca, 1959)
    Bartok - Konzert für Orchester, Dance Suite (Decca, 1965), Musik für Saiteninstr.,Schlagzeug und Celesta (Decca, 1989)
    Bartok - Klavierkonzerte Nr. 1 - 3 mt Ashkenazy (Decca, 1978 - 1981)
    Bruckner - Sinfonie Nr.6 CSO und 8 WPO (Decca, 1979 und 1966)
    Brahms - Sinfonie Nr.1 - 4 (Decca, 1978)
    Schumann - Sinfonie Nr.2 (Decca, 1970)
    Dvorak - Sinfonie Nr.9 (Decca, 1983)
    Kodaly - Harry Janos Suite CSO (Decca, Live 1995)
    Mahler - Sinfonie Nr.6 (für mich im Prinzip alle 9)(Decca, 1970)
    Tschaikowsky - Sinfonien Nr.4 ,5, 6 (Decca, 1984, ***1966, 1977)
    Elgar - Enigma-Variationen, Pomp and Circumstance Nr.1-5 (Decca, 1976) - geht das noch eindrucksvoller ?
    Strawinsky - Le sacre du Printemps Royal CGBO (Decca, 1992 Live)
    Schostakowitsch - Sinfonie Nr.1 Royal CGBO (Decca, 1992 Live)
    Ravel - Le Tombeau de Couperin (Decca, 1980) - *** absolut mustergültig !
    Richard Strauss - Also Sprach Zarathustra, Till Eulenspiegel (Decca, *** 1978, 1975) - :hail: besser gehts nicht !


    ... das soll erst mal reichen, ich könnte die Liste locker fortsetzen ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang