Guten Tag zusammen,
schon seit einigen Jahren existiert das Label "2021" - für manche vielleicht überraschenderweise unter dem Dach der Deutschen Grammophon. Überraschend, weil die DG sich offensichtlich nicht nur um das herkömmliche und das ältere Repertoire intensiv kümmert, sondern mit diesem Label auch eine eigene Plattform für die Musik unserer Zeit schafft - und dies offenbar mit einigem Erfolg, denn nach wie vor gibt es auf dem Sublabel Neuveröffentlichungen ebenso wie Wiederauflagen bedauerlicherweise schon lange vergriffener Repertoireschätze aus dem Backkatalog der DG.
So haben hier etwa die "Uraufnahmen" von Luigi Nonos "La lontanaza nostalgica utopica futura" mit Gidon Kremer, von Luciano Berios epochalem "Coro" mit dem Kölner Rundfunkchor und -orchester unter Leitung des Komponisten oder von Lutoslawskis Klavierkonzert mit Krystian Zimmerman ebenso ein neues zu Hause gefunden wie hervorragende Aufnahmen neuer Werke. Man denke etwa an Elliot Carters "Symphonia" unter Oliver Knussen, an Birtwistles "Earth Dances" und "Theseus Games" unter Boulez, Brabbins und Valade, an Gubaidulinas Bratschenkonzert mit Bashmet oder an Eötvös "Drei Schwestern" unter Leitung des Komponisten und Kent Naganos. Ganz neu auf dem Mark eine Neuproduktion eines echten "Klassikers" der Neuen Musik: Peter Eötvös dirigiert Berios Sinfonia, mit den London Voices und den Sinfonikern aus Göteborg.
2021 ist die Heimat der einzigen erhältlichen vollständigen Aufnahme von Messiaens Oper "Saint Francois d'Assise" (unter Kent Nagano). Französisches ist ebenfalls durch die Aufnahmen von und mit Pierre Boulez reichlich vertreten - einen Großteil seines Schaffens kann man in von ihm geleiteten Aufnahmen unter diesem Label erhalten. Ein weiterer Schwerpunkt, wenn man den Katalog durchsieht, scheint eindeutig auch die Musik des hierzulande immer noch unterschätzten Japaners Toru Takemitsu zu sein - teils Neuaufnahmen, teils Auflagen hierzulande nie erhältlicher Produktionen.
Daneben ist 2021 aber auch risikofreudig, produziert und vertreibt etwa Aufnahmen des Komponisten Oliver Knussen, des Amerikaners Peter Lieberson, von Mark Anthony Turnage oder von Unsuk Chin. Das Label ist nicht nur spannend, was die Auswahl der Werke angeht, sondern auch, was die Interpreten angehen - hier sind einige hervorragende Interpreten der Neuen Musik versammelt, wie das Ensemble Intercontemporain, das Ensemble Modern samt Orchester, die Dirigenten Oliver Knussen und Kent Nagano, Valery Gergiev, Gidon Kremer, das Emerson Quartet u.v.m.
Für direkte Wiedererkennbarkeit sorgt die einheitliche Gestaltung der Hüllen - Pappe, mit herausnehmbarem Booklet und Plastikeinsatz für die CD - ebenso wie das hochwertige und ästhetische Design der Titel. Die DG signalisiert hier für mich ganz deutlich, dass Neue Musik für sie nicht nur ein Randbereich ihrer Tätigkeit ist. Und das, finde ich, verdient einen eigenen Thread. Einige genannte und nichtgenannte Cover will ich noch abbilden, aber eigentlich die Diskussion über Aufnahmen, Aufmachung und Stellenwert von 2021 freigeben.
Auf denn!
C.