Spätestens jetzt wird der geneigte Leser bemerken, daß hier eine thematisch verbundene Serie im Entstehen ist.
Berühmte Pianisten der Vergangenheit (Alfred Brendel könnte schon hinzugezählt werden) und ihre Lesart von Beethoven, seien es nun die Klaviersonaten - oder aber die Konzerte.
Der Einstieg mit Wilhelm Kempff war nicht gerade fulminant, aber das ist bei sachbezogenen Threads meistens so.
Theophilus hat irgendwann mal erwähnt, daß vor allem Schnabel als Beethoven-Spieler von Bedeutung sei - und damit hat er zweifellos Recht, aber nur Kempff und Wilhelm Backhaus, dem dieser Thread gewidmet ist haben das Stereozeitalter noch auskosten können, wobei so mancher ihren früheren Mono-Aufnahmen den Vorzug geben mag.
ZitatZu seinen bekanntesten und bedeutendsten Einspielungen gehören die 32 Beethoven-Sonaten für die britische Decca, die erste Einspielung in Stereo (ausgenommen die „Hammerklaviersonate“ Nr. 29 B-Dur op. 106 in Mono), die den Preis der Deutschen Schallplattenkritik erhielt und bis heute als in Teilen unübertroffen gilt.
Technische Schwierigkeiten gab es für den jungen Wilhelm Backhaus nicht – und auch im Alter schlug er sich in dieser Hinsicht beachtlich. Backhaus war ein klug kalkulierender Techniker, eher kühl als emotionsgeladen: Ich empfehle, sich die beiden Pianisten Backhaus und Kempff auf den im Thread enthaltenen Videos vergleichend anzusehen, denn dann wird man sehen , dass Kempff sich der Faszination einer Beethoven-Klaviersonate geradezu hingibt, wogegen Backhaus wie ein kühl kalkulierender Rechner vor dem Flügel sitzt. Jene Sensibilität, die das Spiel Kempffs geradezu ausmacht fehlt Backhaus völlig.
Auf Tonträger wird das nicht so offenbar, wie auf den Videoaufzeichnungen, welche ja auch Mimik und Körpersprache wiedergibt. Zumindest letztere ist auch im Live Konzert sichtbar, ersteres natürlich nur für die Leute in den vorderen Reihen..
Backhaus Beethoven ist voluminös – aber gelassen.
Zumindest das Altersbild macht diesen Eindruck, aber wir bekommen ja hauptsächlich das Bild eines alten Herrn aus Leipzig vorgeführt – vom jungen Backhaus gibt es nur Zeitzeugen .
Es ist überliefert, dass Backhaus im Konzert überzeugender war als auf der Schallplatte – etwas, das ich bedaure. Aber dennoch – auch das was wir von ihm überliefert bekamen ist beeindruckend genug. Persönlich bin ich der Auffassung, dass es gerade bei Beethoven weniger darauf ankommt, dass man ihn „richtig„ spielt, als vielmehr, dass man zu ihm „etwas zu sagen“ hat. Und das hatte Wilhelm Backhaus zweifellos….
Mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred