• DIE FREUNDE VON SALAMANKA, D 326


    Oper in zwei Akten von Johann Mayrhofer / Musik von Franz Schubert / Komponiert vom 18. November bis 31. Dezember 1815 / Uraufführung: 19. 12. 1875 Gesellschaft der Musikfreunde, Wien (konzertant; vier Nummern); 6. 5. 1928 Halle/Saale (szenisch).


    Das Werk:


    Im sogenannten ‚Liederjahr‘ 1815 komponierte der 18jährige Franz Schubert nicht nur ca. 130 Lieder, sondern auch vier Opern („Der vierjährige Posten“, „Fernando“, „Claudine von Villa Bella“ und „Die Freunde von Salamanka“); vermutlich von 1816 stammen einige kleinere Revisionen der Partitur. Das Libretto stammt von Schuberts engem Freund Johann Mayrhofer (1787-1836) und weist in der Handlung Ähnlichkeiten zu Shakespeares Komödie „Was ihr wollt“ (‚Twelth Night‘) auf. Nach Mayrhofers Tod wollte sein Nachlassverwalter, Ernst von Feuchtersleben, den Text in eine Gesamtausgabe seiner Werke übernehmen, doch er war unauffindbar; man geht heute davon aus, dass Mayrhofer ihn selbst vernichtet hat. (Siehe auch: „Adrast“ – Beitrag Nr. 73).


    Zusammen mit „Der vierjährige Posten“, „Fernando“ und „Des Teufels Lustschloss“ zählt das zweiaktige heitere Singspiel „Die Freunde von Salamanka“ zu jenen Schubert-Opern, die im Oktober 1867 von George Grove und Arthur Sullivan in Wien ‚ausgegraben‘ worden sind. Johann Herbeck führte 1875 die Nrn. 4, 8, 9 und 12 des Werks in einem Konzert im Wiener Musikverein auf und Robert Hirschfeld übernahm 1897 zwei Nummern in seine Bearbeitung von „Der vierjährige Posten“. Da die gesprochenen Dialoge – die die Handlung transportieren – also verloren gegangen sind, gibt es eine Anzahl von verschiedenen Prosafassungen seit der ersten Bühnenaufführung (Halle 1928, zum 100. Todestag Schuberts), u. a. von Siegfried Anheisser – Vater des Baritons Wolfgang Anheisser – für den Westdeutschen Rundfunk Köln 1928 und von Engelbert Schwarz und Bernhard Paumgartner für den Österreichischen Rundfunk 1958.


    Am 6. 5. 1928 kam es im Stadttheater in Halle an der Saale zur ersten szenischen Aufführung von „Die Freunde von Salamanka“, für die Günther Ziegler neue Dialoge verfasst hatte. Der Dirigent der Aufführung war Erich Band und der Regisseur August Roesler. In den Hauptrollen sangen Gertrud Clahes (Olivia), Carlalotte Strempel (Laura), Heinrich Niggemeier (Alonso), Hans Allmeroth (Diego), Zdenko Dorner (Fidelio), Walter Kalhammer (Graf Tormes) und Richard Gaebler (Alkalde). Weitere Bühnenaufführungen gab es 1934 in Basel und 1935 in Darmstadt. In Österreich wurde das Werk 1977 in Graz erstmals szenisch präsentiert, u. z. in einer Inszenierung von Thomas Holliday im Rahmen der Sommerkurse des ‚American Institute of Musical Studies‘; die zwei Aufführungen in Doppelbesetzung durch amerikanische Musikstudenten fanden unter der Leitung von Cornelius Eberhardt – mit einem erklärenden Text zur Handlung von Karlheinz Dornauer - im Grazer ‚Orpheum‘ statt. Szenische Aufführungen gab es in letzter Zeit 1996 an der Neuköllner Oper in Berlin und 2012 in einer Produktion der ‚Oper Oder-Spree‘ in Brandenburg.


    Die Musik:


    Ouvertüre

    Introduktion (Erster Akt) und Terzett ‚Die Sonne zieht in gold’nen Strahlen‘ (Alonso, Diego, Fidelio)

    Arie ‚Man ist so glücklich und so frei‘ (Fidelio)

    Quartett ‚Morgens, wenn des Hahnes Ruf erschallt‘ (Graf Tormes, Alonso, Diego, Fidelio)

    Arie ‚Einsam schleich‘ ich durch die Zimmer’ (Olivia)

    Terzett ‚Lebensmut und frische Kühlung weht mir aus dem trauten Wald‘ (Olivia, Eusebia, Laura)

    Terzett ‚Freund, wie wird die Sache enden‘ (Alonso, Diego, Fidelio)

    Finale ‚Mild senkt sich der Abend nieder‘ (Olivia, Eusebia, Diego, Alonso, Fidelio, Alkalde, Chor)


    Introduktion (Zweiter Akt) und Arie ‚Lasst nur alles leichtfert‘ge Wesen’ (Manuel, Chor)

    Duett ‚Guerilla zieht durch Feld und Wald in rauher Kriegeslust‘ (Zwei Räuber)

    Arie ‚Aus Blumen deuten die Damen gern‘ (Graf Tormes)

    Duett ‚Ein wack‘res Tier, das müsst ihr sagen‘ (Diego, Xilo)

    Duett ‚Gelagert unterm hellen Dach der Bäume‘ ((Laura, Diego)

    Arie ‚Wo ich weile, wo ich gehe, schaue ich des Retters Bild‘ (Olivia)

    Duett ‚Von tausend Schlangenbissen der Reue und der Schuld‘ (Olivia, Alonso)

    Romanze ‚Es murmeln die Quellen, es leuchtet der Stern der Liebe‘ (Diego)

    Terzett ‚Nichte, Don Diego da wirbt um deine freie Hand‘ (Der Alkalde, Laura, Diego)

    Arie ‚Traurig geht der Geliebte von dannen‘ (Laura)

    Finale ‚Gnäd‘ge Frau, ich hab’ die Ehre’ (Olivia, Eusebia, Laura, Alonso, Graf Tormes, Diego, Fidelio, Der Alkalde)‚


    Den Anfang des Duetts Nr. 12 - ‚Gelagert unterm hellen Dach der Bäume‘ - verwendete Franz Schubert acht Jahre später im Thema des Variationensatzes des Oktetts F-dur D 803. Das Schlussmotiv des Duetts Nr. 14 – ‚Von tausend Schlangenbissen der Reue und der Schuld’ - erscheint auch im Duett Florinda-Roland ‚Selbst an des Grabes Rande‘ im „Fierabras“ von 1823.


    Die Personen:


    Gräfin Olivia, eine junge reiche Erbin – Sopran / Eusebia, ihre Zofe – Sopran / Alonso – Tenor, Diego – Tenor und Fidelio - Bass, drei Studenten / Der Graf von Tormes, ein Stutzer – Tenor / Der Alkalde, Bürgermeister und Richter aus Salamanca – Bariton / Laura, seine Nichte – Sopran / Manuel, ein Winzer – Bass / Xilo, ein Bauer – Bass / Zwei Räuber – Tenor und Bass.


    Die Handlung:


    Es gibt dazu eine schöne ‚poetische‘ Inhaltsangabe im „Tamino“-Opernführer des Ex-Mitglieds Engelbert aus dem Jahr 2010.


    In der nächsten Woche folgt eine Liste der Tondokumente.


    Carlo

  • Danke, lieber Carlo, für deine immer wieder interessanten Ausführungen. Bezüglich der von dir zuletzt beschriebenen Schubert-Oper bin ich zufällig kürzlich über ein schönes Zitat gestolpert.

    „Was ich gefühlt, hast du gesungen!“, schrieb der 20-jährige Dichter Johann Mayrhofer in Wien an Franz Schubert, nachdem dieser 1816 sein Opernlibretto „Die Freunde von Salamanca“ vertont hatte.

    (Aus: 101449_Heimatblaetter 69.indd (rabalderhaus.at), generell sehr lehrreich)


    Mehr zu Mayrhofer und Schubert hier:

    Schubert und Mayrhofer. Liedkomposition im Geist der Freundschaft - KUNSTLIED-FORUM - TAMINO-KLASSIKFORUM

  • „Was ich gefühlt, hast du gesungen!“, schrieb der 20-jährige Dichter Johann Mayrhofer in Wien an Franz Schubert, nachdem dieser 1816 sein Opernlibretto „Die Freunde von Salamanca“ vertont hatte.

    Lieber Gregor,


    Johann Mayrhofer, geboren 1787, war 10 Jahre älter als Franz Schubert; somit war er 27 Jahre alt, als er 1814 (durch Joseph von Spaun) den 17jährigen Komponisten kennen lernte. Von 1818 bis 1821 teilten sie sich ein Zimmer in einer Wohnung in der Wipplinger Straße neben dem alten Rathaus in Wien. Die Freundschaft kühlte sich ab, als Franz Schubert (der Johann Mayrhofer seine hohe literarische Bildung verdankte) sich Moritz von Schwind und Franz von Schober zuwendete. Der hochgeistige Mayrhofer verfiel nach Schuberts Tod in Depressionen und versuchte 1830, sich in der Donau zu ertränken; 1836 setzte er seinem Leben mit einem Sturz aus dem Fenster seines Büros – Mayrhofer arbeitete ab 1814 als Zensor in Staatsdiensten - ein Ende.


    Autoren wie Rita Steblin („Schubert’s Problematic Relationship with Johann Mayrhofer“), Michael Davidson („Schubert and Mayrhofer“) und Christoph Schwandt („Unaussprechlich. Unbegriffen.“ in ‚Musik-Konzepte 1997/98‘) haben die Beziehung des Komponisten zu dem Dichter hinterfragt, die wohl auch eine homoerotische Komponente hatte. Dem verstorbenen Freund hat Johann Mayrhofer in einem Aufsatz vom 23. 2. 1829 im ‚Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst‘ einen berührenden Nachruf gewidmet, in dem er u. a. schrieb:


    „Ihm waren Falschheit und Neid durchaus fremd; in seinem Charakter mischten sich Zartheit und Derbheit, Genußliebe mit Treuherzigkeit, Geselligkeit mit Melancholie. Bescheiden, offen, kindlich, besaß er Gönner und Freunde, die seinen Schicksalen und Productionen herzlichen Antheil widmeten, und auf jenen allgemeineren hinwiesen, welcher dem länger Lebenden gewiß geworden wäre, und dem in der Blüthe Hingeschiedenen noch gewisser nachgetragen werden wird.“


    Die Lied-Analysen von Helmut Hofmann lese ich zwar auch meistens und ich finde sie faszinierend und erhellend, aber mir fehlt es an tiefer gehender musikalischer wie literarischer Bildung, um mich angemessen dazu äußern zu können.


    Carlo

  • CLAUDINE VON VILLA BELLA


    Ein Leser des Forums machte mich bzgl. des Konzerts am 11. 3. 1974 im Wiener Musikverein darauf aufmerksam, dass der Ersatz für Edith Mathis nicht Annelies Hückl, sondern Gerti Zeumer war und für den Dirigenten Hans Swarowsky sehr kurzfristig Miltiades Caridis einsprang. Die von mir angegebene Rollenverteilung ist aber korrekt. Merkwürdig ist, dass Ernst Gutstein im Archiv des Musikvereins für dieses Konzert nicht genannt wird.



    DIE FREUNDE VON SALAMANKA


    Die Aufnahmen:


    Radio Beromünster in der Schweiz brachte 1952 eine Rundfunkfassung von „Die Freunde von Salamanka“ (u. a. mit Maria Stader, Inge Borkh, Ernst Haefliger und David Galliver) mit dem Berner Stadtorchester unter Christoph Lertz, der für diesen Sender sehr viele ‚unbekannte‘ Opern aufgenommen hat. Leider war es nicht möglich, weitere Sänger zu ermitteln. (Diese Aufnahme wurde auch von der BBC am 27. 2. 1953 gesendet.)


    Gräfin Olivia – Margot Guilleaume / Eusebia – Margarete Kiessling-Rothärmel / Alonso – Franz Fehringer / Diego – Alfred Pfeifle / Fidelio – Karl Schmitt-Walter / Der Graf von Tormes – Franz Klarwein / Der Alkalde – Georg Wieter / Laura – Käthe Nentwig / Manuel – Rudolf Wünzer / Sebastiano (Xilo) – Gustav Bley / Fernando – Alfons Forstner / Vier Räuber - Karl Kreile, Franz Weiss, Helmuth Huber und Karl Schwert / Der Chor und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks / Chorltg.: Josef Kugler / Dirigent: Jan Koetsier (München, Studio 1 des Bayerischen Rundfunks, 17. 3. - 9. 4. 1952). Eine Rundfunkaufnahme in der Regie von Peter Tiedemann; erzählt wird die Handlung aus der Sicht von vier Gaunern: Neppino – Otto Brüggemann, Espresso – Walter Lantzsch, Ganova – Rudolf Vogel, Bancrutto – Rudolf Reif.


    Gräfin Olivia – Christiane Sorell / Eusebia – Liselotte Maikl / Alonso – Rudolf Christ / Diego – Kurt Equiluz / Fidelio – Leo Heppe / Der Graf von Tormes – Erich Majkut / Der Alcalde – Norman Foster / Laura – Ruthilde Boesch / Xilo – Felix Pflichter / Zwei Räuber – Franz Handlos und Walter Vaget / Der Chor des Österreichischen Rundfunks / Ltg.: Gottfried Preinfalk / Das Große Wiener Rundfunkorchester / Dirigent: Miltiades Caridis (Wien, Funkhaus, 16. 6. 1958; Sendung am 22. 11. 1958). Eine Produktion des ORF mit der Fassung von Hugo Engelbert Schwarz und Bernhard Paumgartner, in der Fidelio ‚Flaminio‘ heißt.


    Gräfin Olivia – Edith Mathis / Eusebia – Christine Weidinger / Alonso – Thomas Moser (statt Hermann Winkler) / Diego – Eberhard Büchner / Fidelio – Hermann Prey / Der Graf von Tormes – Norbert Orth / Der Alcalde – Robert Holl / Laura – Carol Wyatt (statt Trudeliese Schmidt) / Manuel und Xilo – Kurt Rydl / Zwei Räuber – Robert Holl und Kurt Rydl / Der Chor und das Symphonieorchester des Österreichischen Rundfunks / Chorltg.: Gottfried Preinfalk / Dirigent: Theodor Guschlbauer (Feldkirch, Stadthalle, 19. 6. 1978). Eine konzertante Aufführung (ohne Dialoge), gekoppelt mit Franz Schuberts Opernfragment „Der Spiegelritter“. Die Live-Übertragung des ORF erschien zuerst bei der US-Firma ‚Voce‘ (2 LPs), dann 1981 bei der ‚Deutschen Grammophon Gesellschaft‘ (incl. „Der Spiegelritter“) und 2011 auf einer CD (ohne "Der Spiegelritter") bei ‚Brilliant Classics‘ in den Niederlanden.


    Gräfin Olivia – Beatrice Haldas / Eusebia – Christine Whittlesey / Alonso – Helmut Wildhaber / Diego – Robert Brooks / Fidelio – Robert Holl / Der Graf von Tormes – Robert Brooks / Der Alcalde und Manuel – Robert Holl / Laura – Gabriele Sima / Das Neue Wiener Vocalensemble / Chorltg.: Peter Altmann / Die Wiener Symphoniker / Dirigent: Gerd Albrecht (Wien, Musikverein, 19. 11. 1986). Ein Konzert – mit drei Wiederholungen – von der ‚Wiener Schubertiade 1986‘, bei der auch Franz Schuberts „Symphonie Nr. 4 c-moll D 417“ erklang.


    Gräfin Olivia – Anne Dawson / Eusebia – Alwyn Mellor / Alonso – Rufus Müller / Diego – Christopher Ventris / Fidelio – Neal Davies / Der Graf von Tormes – Richard Cowan / Der Alcalde – Peter Sidhom / Laura – Rebecca Evans / Manuel und Xilo – Jonathan Best / Zwei Räuber – Neal Davies und Peter Sidhom / The Chorus of the Scottish Opers / Chorltg.: Robert Dean / The BBC Scottish Symphony Orchestra / Dirigent: David Robertson (Edinburgh, Usher Hall, 24. 8. 1993). Ein Konzert in deutscher Sprache mit englischen Zwischentexten (Sprecherin: Juliet Stevenson) bei den Festspielen in Edinburgh, bei dem am selben Abend auch Leoš Janáčeks Oper „Šárka“ auf dem Programm stand.


    Gräfin Olivia – Patrizia Biccirè / Eusebia – Valentina Farkas / Alonso – Matthias Klink / Diego – Eric Shaw / Fidelio – Selcuk Cara / Der Graf von Tormes – Bernhard Berchtold / Der Alcalde – Michael Eder / Laura – Daniela Pini / Manuel – Andrea Patuceli / Xilo – Dominik Hosenfelder / Ein Soldat – Leandro Fischetti / Coro e Orchestra del Teatro Comunale di Bologna / Chorltg.: Marcel Seminara / Dirigent: Rodolfo Bonucci (Bologna, Teatro Comunale, 11. 5. 2004). Marco Beghelli besorgte die Revision im Auftrag der „Internationalen Schubert-Gesellschaft“. (Eine konzertante Aufführung in deutscher Sprache mit den italienischen Dialogen von Vincenzo Cerami, die auf ‚YouTube‘ zu hören ist.)


    Bisher unveröffentlicht:


    Am 20. 5. und 25. 5. 1995 wurde die Oper „Die Freunde von Salamanka“ auch konzertant im Schlosstheater Potsdam (Neues Palais) zusammen mit Schuberts „Die Verschworenen“ unter Christoph Spering mit u. a. Simone Kermes und Johannes Kalpers aufgeführt. Einen Mitschnitt der Aufführungen konnte ich bisher nicht feststellen.


    Edita Gruberova sang in dem Konzert vom 24. 6. 1992 in Feldkirch während der ‚Schubertiade Hohems 1992‘ die Arie der Olivia ‚Wo ich weile, wo ich gehe, schaue ich des Retters Bild‘, begleitet vom Koninklijk Concertgebouw Orkest unter Nikolaus Harnoncourt. (Ferner war sie die Solistin in der Arie der Luitgarde ‚Ihr unsichtbaren Geister‘ aus „Des Teufels Lustschloss“, in der Arie ‚Totus in corde langueo‘ aus dem „Offertorium C-Dur, D 136“ und im ‚Salve Regina‘ aus dem „Offertorium F-Dur, D 223“).


    Auf LP bzw. CD veröffentlicht:


    Drei Nummern aus „Die Freunde von Salamanka“ befinden sich auf der Platte „The Unknown Schubert“ von ‚Unique Opera Records‘: das Duett Laura-Diego ‚Gelagert unterm hellen Dach der Bäume‘ (mit Annelies Hückl und Werner Krenn), die Arie der Olivia ‚Wo ich gehe, wo ich weile‘ (mit Gerti Zeumer) und das Terzett ‚Lebensmut und frische Kühlung‘ (mit Gerti Zeumer, Annelies Hückl und Gertrude Jahn); Miltiades Caridis (statt Hans Swarowsky) leitete das ORF-Symphonieorchester Wien in einem Konzert vom 11. 3. 1974 im Wiener Musikverein. (Gerti Zeumer war für die erkrankte Edith Mathis eingesprungen.)


    Elly Ameling und Claes-Håkan Ahnsjö singen auch das genannte Duett Laura-Diego auf der ‚Philips‘-LP „Ein Opernabend mit Franz Schubert“ mit dem Rotterdams Philharmonisch Orkest unter Edo de Waart (1976).


    Die Arie des Fidelio (‚Man ist so glücklich und so frei‘) singt Oliver Widmer in seinem Recital mit Opernarien von Franz Schubert bei ‚Hyperion‘ (CD von 2001), begleitet vom Nemzeti Filharmonikus Zenekar (Ungarische National-Philharmonie) unter Jan Schultsz.


    Daniel Behle hat in seiner CD mit Schubert-Arien bei der ‚Deutschen Harmonia Mundi‘ mit dem Orfeo Barockorchester und der Dirigentin Michi Gaigg (2016) zwei Arien aus „Die Freunde von Salamanka“: ‚Aus Blumen deuten die Damen gern‘ (Graf Tormes) und ‚Es murmeln die Quellen, es leuchtet der Stern der Liebe‘ (Diego); die CD ist eine Reminiszenz an die Schubertiade in Schwarzenberg 2016.


    Carlo

  • Nachtrag zum Beitrag Nr. 94 vom 17. 4. 2024:


    DIE FREUNDE VON SALAMANKA, D 326


    Ein weiterer Leser des Forums konnte mir die komplette Besetzung der Aufnahme von Radio Beromünster nennen:


    Gräfin Olivia – Maria Stader / Eusebia – Anneliese Luetjohan / Alonso – Ernst Haefliger / Diego – David Galliver / Fidelio – Diego Ochsenbein / Graf Tormes – Paul Geiser / Der Alcalde – Gottfried Fehr / Laura – Inge Borkh / Manuel und Xilo – Fridolin Mosbacher / Zwei Guerillas – Jean Paul Köchlin und Pascal Oberholzer / Der Radiochor Bern / Das Berner Stadtorchester / Dirigent: Christoph Lertz (Bern, Studio von Radio Beromünster, September 1950). Die erhaltene (!) Aufnahme enthält statt der Dialoge Zwischentexte von Charles Dellée; die Funkregie hatte der ehemalige Schweizer Tenor Willy Frey, der mit der bekannten Schauspielerin Käthe Gold verheiratet war. (Dauer: 86,30 Minuten).




    DES TEUFELS LUSTSCHLOSS, D 84


    ‚Eine natürliche Zauberoper in drei Aufzügen‘ von August von Kotzebue / Musik von Franz Schubert / Beginn der Komposition am 30. 10. 1813, beendet am 15. 5. 1814 / Uraufführung: 12. 12. 1879, Wiener Musikverein (konzertant, nur Ausschnitte); 17. 3. 1978, Hans-Otto-Theater in Potsdam (szenisch, stark gekürzt).


    Das Werk:


    Die Vorlage zu „Des Teufels Lustschloss“ ist das Schauspiel „Le château du diable“ von Joseph-Marie Loaisel de Tréogate, das 1792 in Paris zur Aufführung kam. Das als Parodie auf die in jenen Jahren beliebten ‚Zauberopern’ verfasste Libretto des seinerzeit sehr bekannten Theaterdichters (200 Bühnenstücke!), Publizisten, Diplomaten und Spions Baron August von Kotzebue (1761-1819), der bekanntlich durch eine Messerattacke des deutschen Burschenschafters Karl Ludwig Sand starb, wurde auch von Johann Friedrich Reichardt (1752-1814) und Ignaz Walter (1755-1822) vertont. (Walter, ein ehemaliger Sänger, der wie Franz Schubert auch eine weitere Oper nach Kotzebues Vorlage schuf -„Der Spiegelritter“, siehe Beitrag Nr. 86 - komponierte übrigens die erste „Faust“-Oper nach Goethes Schauspiel!) Der 16jährige Schubert, der gerade erst das Konvikt verlassen hatte, benötigte für sein zweites Bühnenwerk - nach der Vollendung seiner ersten Symphonie - nur sechseinhalb Monate Zeit und nahm im Herbst 1814, wohl auf Anregung seines Lehrers Antonio Salieri, eine umfängliche Revision vor, von der der zweite Akt aber zusammen mit dem zweiten und dritten Akt von „Claudine von Villa Bella“ 1848 verbrannt worden ist (siehe Beitrag Nr. 83).


    Die deutsche romantische Oper eines E. T. A. Hoffmann, Carl Maria von Weber, Louis Spohr, Peter Joseph Lindpaintner, Heinrich Marschner, Albert Lortzing und des jungen Richard Wagner ‚lebte‘ geradezu von übernatürlichen Handlungselementen. „Des Teufels Lustschloss“ wurde von August von Kotzebue aber als eine ‚natürliche‘ Zauberoper bezeichnet, d. h. die furchtbaren Geschehnisse der Handlung sind überspitzt gezeichnet und werden am Ende der Oper rational als ‚inszeniert‘ erklärt. Dass Franz Schubert nach dem „Spiegelritter“ auch für seine erste vollständige Oper eine Persiflage Kotzebues auf die Ritter- und Zauberopern wählte, aber offensichtlich die Ironie des Sujets nicht erkannte, liegt wohl in der allgemeinen Begeisterung seines jugendlichen Alters für alles Übernatürliche – wie bei den Teenies von Heute für Phantasie-Filme à la „Star Wars“ oder „Game of Thrones“.


    Von Franz Schuberts Partitur sind sowohl die Erstfassung der kompletten Oper - im dritten Akt fehlen lediglich einige Teile - als auch der erste und dritte Akt der Zweitfassung erhalten geblieben. Die Klangsprache orientiert sich an Cherubini und Beethoven, dessen „Fidelio“ von 1814 (man beachte das Duett Luitgarde-Oswald ‚Hab‘ ich dich wieder’) Schubert gerade erst auf der Bühne gesehen hatte, aber auch Anklänge von Gluck und Mozart („Don Giovanni“ und „Die Zauberflöte“) sind zu hören. Nikolaus Harnoncourt hierzu 1995: „Die Wildheit, die Kühnheit und auch das Können in der Instrumentation sind einfach umwerfend. Den Apparat, den er verlangte, ist riesenhaft für die Zeit. Er benützte ihn in der Art, die schon in die Richtung auf den frühen Wagner geht.“ Weshalb es aber erst 150 Jahre nach dem Tod Franz Schuberts zu einer - wenn auch stark gekürzten - ersten Aufführung 1978 in Potsdam (Dirigent: Reinhard Kießling; Regie: Wilfried Serauky) kam, gehört zu den vielen Rätseln der Musikgeschichte.


    Konzertante Aufführungen in neuerer Zeit gab es im November 1986 in Augsburg und in Wien (beide unter dem Dirigat von Bruno Weil), ferner im Juni 1988 in Boston - an einem ungewöhnlichen Ort: das ‚Massachusetts Institute of Technology‘ - und im Januar 1990 durch das ‚Performing Arts Department of Ninety-second Street Y‘ in New York. Im Juli 1990 brachte man bei der Grazer ‚Styriarte‘ Freiluftaufführungen von „Des Teufels Lustschloss“ in den Kasematten des Grazer Schlossberges, die von Eberhard Harnoncourt, dem im November 1990 mit 33 Jahren bei einem Verkehrsunfall getöteten Sohn von Nikolaus Harnoncourt, unter dem Pseudonym Moritz Hoffelder inszeniert wurden. (Die Hauptrollen sangen Marion Costa als Luitgarde, Zeger Vandersteene als Oswald und Josef Nadrag als Robert; es spielte das Maurice Ravel-Kammerorchester Wien unter der Leitung von Jean-Philippe Rouchon.) Im Juli 1994 folgten die Schlossfestspiele in Zwingenberg (Odenwald) und im Februar 2013 das Mainfranken-Theater in Würzburg.


    Die Musik:


    Ouvertüre

    Introduktion 1. Akt ‚Hülfe! Hülf! Hier ist Gefahr!‘ (Robert, Oswald, Luitgarde, Chor der Bedienten und Bauern)

    Trinklied ‚Was kümmert mich ein sumpfig‘ Land? Was kümmert mich das Wetter?‘ (Robert)

    Duett ‚Ja, morgen, wenn die Sonne sinkt, führ ich mein Weib in meiner Väter Wohnung‘ (Oswald, Luitgarde)

    Arie ‚Wohin zwei Liebende sich retten, da ist es warm und wonniglich‘ (Luitgarde)

    Quartett ‚Kaum hundert Schritt‘ von dieser Schänke liegt ein zertstörtes altes Schloss’ (Ein Bauer, Die Wirtin, Oswald, Robert)

    Terzett ‚Fort will ich, fort! Den Betrug entlarven‘ (Oswald, Die Wirtin, Robert)

    Arie ‚Welcher Frevel! So sind die Menschen!‘ (Die Wirtin)

    Arie ‚Gesundheit ist mit Mut verschwistert. Sie ist‘s, die ihm Altäre baut’ (Oswald)

    Duett ‚Herr Ritter, zu Hülfe! Die Geister sind da!‘ (Robert, Oswald)

    Trauermusik und Finale 1. Akt ‚Ach, nun ist der Teufel los!… Tapf‘rer Ritter, euer Blut wagt ihr unbesonnen’ (Robert, Oswald, Vier Statuen, Eine Amazone)


    Rezitativ und Arie ‚Ich lebe noch und glaub‘ es kaum, was hier geschah’ (Robert)

    Rezitativ und Duett ‚Vergebens schweif‘ ich durch die öden Hallen… Und wär’s ein Reich der Schatten’ (Luitgarde, Robert)

    Arie ‚Nie bebte vor dem nahen Tode der Held‘ (Oswald)

    Marsch und Chor der Jungfrauen ‚Hast du vergessen, kannst du ermessen der Liebe Zaubermacht?‘ (Frauenchor)

    Ensemble ‚Noch einmal hat das Zauberspiel der Hoffnung sanft mich eingewiegt‘ (Eine Amazone, Oswald, Frauenchor)

    Trauermarsch und Chor ‚Auf! Es ist Zeit, Schergen!Euer Amt vollzieht!‘ (Männerchor)

    Ensemble ‚Ihr wollet mich zum Tode führen‘ (Oswald, Männerchor)

    Finale 2. Akt ‚Die Schöne, die dich hergesandt, ich muss es nur gesteh‘n’ (Oswald, Ein Knappe, Ein Sklave, Männerchor)


    Szene und Arie ‚Ihr unsichtbaren Geisterscharen, erbarmt euch meiner Qual‘ (Luitgarde)

    Duett ‚O wär‘ ich fern! O wär’ ich blind!‘ (Robert, Luitgarde)

    Ensemble ‚Ha, die Mörder meines Gatten! Raserei wird dieser Schmerz!‘ (Luitgarde, Robert, Ein Knappe, Oswald, Männerchor)

    Duett ‚Hab‘ ich dich wieder! Seliger Traum!‘ (Luitgarde, Oswald)

    Terzett ‚Ich lach‘, ich wein’, ich wein’, ich lache’ (Robert, Luitgarde, Oswald)

    Finale 3. Akt ‚Heil dem mächt‘gen schönen Triebe, der in edlen Seelen lebt!‘ (Solisten und Chor)


    Die Personen:


    Oswald, Ritter von Scharfeneck – Tenor / Luitgarde, seine Gemahlin – Sopran / Robert, Oswalds Schildknappe – Bariton / Die Wirtin einer Bauernherberge – Sopran / Ein Bauer – Bass / Eine Amazone – Sopran / Ein alter Sklave – Bass / Ein Knappe – Tenor / Ein Büttel – Tenor / Statuen – Tenöre und Bassisten / Alonso, Graf von Schwarzburg, Luitgardes Oheim – Sprechrolle / Bediente Oswalds, Bauern, Jungfrauen, Geister – Chor.


    Die Handlung:


    Der verarmte Ritter Oswald von Scharfeneck hat ohne Einwilligung des mächtigen Grafen von Schwarzburg dessen Nichte Luitgarde geheiratet. Auf einer Reise in die Heimat Oswalds kommt es während eines starken Gewitters durch den Achsenbruch ihrer Kutsche zu einem Unfall. Das junge Paar und Oswalds Knappe Robert finden Aufnahme in einer Bauernherberge, die ganz in der Nähe eines der Schlösser des Grafen liegt, wovon sie aber nichts wissen. Als ein Bauer den Ritter um Hilfe bittet, da es in diesem verwahrlosten Gemäuer – genannt ‚Des Teufels Lustschloss‘ - spuken soll, machen sich Oswald und Robert furchtlos auf den Weg zu diesem Schloss. Kaum dort angekommen, beginnt der Spuk: unheimliche Klänge sind zu hören, eine unsichtbare Hand schlägt Robert nieder, die Statuen eines Grabmals werden lebendig und fordern Oswald zum Kampf heraus. Eine schwarz gekleidete Amazone entsteigt einem Sarkophag; doch weil Oswald ihren Verführungsversuchen widersteht, wird er von einem aus dem Boden wachsenden großen Käfig umschlossen und in ein unterirdisches Verlies gezogen. Robert bleibt halb ohnmächtig zurück.


    Zweiter Akt: Angstschlotternd trifft Robert auf Luitgarde, die auf der Suche nach ihrem Mann in das Schloss gekommen ist. Das nächste Bild spielt in einer großen Höhle; Oswald ist an Felswände gekettet. Ein Knappe erscheint und verkündet Oswalds baldigen Tod. Man hört in der Ferne eine sanfte Musik, die plötzlich in einen lärmenden Marsch wechselt. In der nun hell erleuchteten Höhle erscheinen Jungfrauen und wieder die Amazone. Noch einmal versucht sie, Oswald zu verführen und verlangt als Pfand für seine Freiheit, dass er Luitgarde vergisst; doch auch diesmal widersteht ihr Oswald. Auf ihren Befehl wird seine Hinrichtung vorbereitet, als ein alter Mann erscheint, der ebenfalls gefangen gehalten wird und sein Leben rettete, indem er sich zum Sklaven herabwürdigte; er rät Oswald, auf das Angebot der Amazone zum Schein einzugehen. Da erscheint noch einmal der Knappe und verlangt von Oswald, dass er als Beweis für seinen Schwur den verräterischen alten Sklaven mit einem Schwert tötet, doch da weigert sich der Ritter. Er verteidigt sich mit dem Schwert gegen die Angreifer, wird gegen einen Felsen getrieben und stürzt in einen Abgrund.


    Dritter Akt: Luitgarde ist voller Sorge um ihren Mann; Robert versucht, sie zu trösten. Sie erblicken einen Büttel mit einem blutigen Beil und Luitgarde glaubt, dass Oswalds Hinrichtung bereits vollzogen wurde. Sie ist bereit, ebenfalls zu sterben. Da wird Oswald zum Richtblock geführt und als er seine Frau sieht, reißt er sich los und flieht mit Luitgarde und Robert auf einen Hügel, während das Tal von hereinstürzenden Wasserfluten überschwemmt wird. Sie drohen zu ertrinken, als plötzlich ein lauter Donnerschlag ertönt. Da verschwindet mit einem Mal der ganze Spuk und der Graf von Schwarzburg erscheint mit seinen Dienern, die noch die Kostüme der Wirtin, des Bauern, der Statuen des Grabmals, der Amazone, des Knappen, des alten Sklaven usw. tragen. Der Graf erklärt, dies alles nur inszeniert zu haben, um die Liebe und Treue des jungen Paars zu prüfen und er gibt der Hochzeit von Luitgarde und Oswald nachträglich seinen Segen. Ein kurzer Chor beschließt die Oper.


    In der kommenden Woche folgt eine Aufstellung der Tonaufnahmen.


    Carlo

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • DES TEUFELS LUSTSCHLOSS, D 84



    Die Aufnahmen:



    Auch von „Des Teufels Lustschloss“ hat es eine Produktion von Radio Beromünster unter der Leitung von Christoph Lertz gegeben; sie wurde am 20. 12. 1949 erstmals gesendet.



    Oswald von Scharfeneck – Gregor Caban / Luitgarde – Edith Mathis / Robert – Chigusa Tamita / Die Wirtin – Rosemarie Stauder / Ein Bauer – Ernst Grathwol / Eine Amazone – Janet Walker / Ein Knappe – Sibrand Basa / Zwei Statuen – Josef Hilger und Rupert Straub / Alonso von Schwarzburg – Helmut Gram / Der Chor des Augsburger Stadttheaters / Chorltg.: Wolfgang Reß / Die Augsburger Philharmoniker / Dirigent: Bruno Weil (Augsburg, Kongresshalle, 3. 11. 1986). Ein privater Mitschnitt der konzertanten Aufführung.



    Oswald von Scharfeneck – Josef Protschka / Luitgarde – Edith Mathis / Robert – Paul Wolfrum / Die Wirtin – Anne Tedards / Ein Bauer und Ein Knappe – Alfred Burgstaller / Eine Amazone – Jolanta Radek / Vier Statuen – Helmut Wildhaber, Michael Czerny, Adam Radwanski und Alfred Burgstaller / Alonso von Schwarzburg – Helmut Wildhaber / Der ORF-Chor / Chorltg.: Gottfried Preinfalk / Das ORF-Symphonieorchester Wien / Dirigent: Bruno Weil (Wien, Musikverein, 27. 11. und 28. 11. 1986). Ein Konzert ohne die gesprochenen Dialoge, das vom ORF verantwortet wurde; die Handlung erzählte der Schauspieler Frank Hoffmann.



    Oswald von Scharfeneck – Rodney Nolan / Luitgarde – Carolyn James / Robert – Hermann Prey / Die Wirtin – Lisa Saffer / Eine Amazone – Mimi Lerner u. a. / The Hunter College Choir / The New York Chamber Symphony of the 92nd Street Y / Dirigent: Bruno Weil (New York City, Hunter College’s Assembly Hall, 7. 1. 1990). Eine konzertante Aufführung in deutscher Sprache (ohne Dialoge) im Rahmen der Ninety-second Street Y’s ‚The Schubertiade–Year Three‘; Brian Kellow schrieb eine Erzählung der Handlung, die von Werner Klemperer (der Sohn des Dirigenten) in englischer Sprache vorgetragen wurde. Man kann davon ausgehen, dass das Konzert akustisch dokumentiert wurde.


    Hermann Prey war der künstlerische Leiter des ‚The Schubertiade‘ genannten Projektes, bei dem ab 1988 im Laufe von zehn Jahren alle Werke Franz Schuberts - ca. 970 Kompositionen - in chronologischer Reihenfolge aufgeführt werden sollten, begleitet von Symposien, Meisterklassen und Konzerten. (Eine ähnliche Planung hatte Hermann Prey auch für die ‚Schubertiade‘ im vorarlbergischen Hohenems ab 1976 vorgesehen, die aber bekanntlich scheiterte.) ‚92nd Street Y‘ ist ein seit über 150 Jahren bestehendes jüdisches ‚Global Center for Culture, Connection and Enrichment‘ in der Lexington Avenue in New York City.



    Oswald von Scharfeneck – Reinaldo Macias / Luitgarde – Eva Mei / Robert – Robert Holl / Die Wirtin – Inga Nielsen / Ein Bauer – József Dene / Eine Amazone – Inga Nielsen / Ein Knappe – Volker Vogel / Der Büttel – Steve Davislim / Ein alter Sklave – Guido Götzen / Vier Statuen – Steve Davislim, Volker Vogel, József Dene und Guido Götzen / Alonso von Schwarzburg – Werner Gröschel / Der Chor und das Orchester der Oper Zürich / Chorltg.: Ernst Raffelsberger / Dirigent: Nikolaus Harnoncourt (Zürich, Opernhaus, 19. 3. 1995). Bei ‚House of Opera‘ gibt es einen Mitschnitt und es existiert auch ein ‚YouTube‘-Beitrag. Diese Bühnenaufführung (Regie: Marco Arturo Marelli) der Oper Zürich darf wohl als die wahre Uraufführung gelten. Mit dieser Produktion und fast gleichbleibender Besetzung – eine Ausnahme war Adrianne Pieczonka als Wirtin und Amazone - gastierte die Oper Zürich auch bei den Wiener Festwochen im Theater an der Wien (24. und 26. 5. 1997).



    Ein Konzert am 11. 3. 1974 im Wiener Musikverein brachte neben der Ouvertüre auch vier Ausschnitte aus „Des Teufels Lustschloss“: die Arie der Luitgarde (‚Wohin zwei Liebende sich retten‘), das Terzett Robert-Oswald-Luitgarde (‚Ich lach‘, ich wein’), das Lied der Wirtin (‚Welcher Frevel! So sind die Menschen!‘) und das Duett Luitgarde-Oswald aus dem dritten Akt (‚Hab‘ ich dich wieder‘) mit Annelies Hückl, Horst Laubenthal und Ernst Gutstein. Miltiades Caridis dirigierte das Symphonieorchesters des Österreichischen Rundfunks. Bei ‚Unique Opera Records‘ gab es das auf einer Sammelplatte mit dem Titel „The Unknown Schubert“.



    Das Terzett ‚Ich lach‘, ich wein’ ist mit Edda Moser, Nicolai Gedda und Walter Berry auf dem LP-Doppelalbum „Der heitere Schubert“ (‚Electrola‘, 1977) enthalten wie auch das ‚Trinklied‘ des Robert ‚Was kümmert mich ein sumpfig‘ Land?’ mit Walter Berry; es begleitet das Orchester der Bayerischen Staatsoper München unter Thomas Ungar. Oliver Widmer singt in seinem – hier schön öfter genannten – Recital „Franz Schubert – Opera Arias“ (‚Hyperion’, 2001) auch diese Arie aus dem 1. Akt.



    Zwei Arien aus „Des Teufels Lustschloss“ (‚Wohin zwei Liebende sich retten‘ und ‚Welcher Frevel ! So sind die Menschen!‘) sang Helen Donath mit dem ORF-Symphonieorchester Wien - Dirigent: Walter Weller - bei einem Konzert im Palasthof von Hohenems am 24. 6. 1981, das noch zwei Arien aus „Alfonso und Estrella“, die „Ouvertüre im italienischen Stil, D 590“, die Zwischenaktmusik und die Ballettmusik aus „Rosamunde“ und die „Symphonie Nr. 3“ von Franz Schubert enthielt. ‚Mr. Tape‘ in den USA hat das veröffentlicht.



    Edita Gruberova sang die Arie der Luitgarde ‚Ihr unsichtbaren Geisterscharen‘, begleitet vom Koninklijk Concertgebouw Orkest unter Nikolaus Harnoncourt, in der Stadthalle Feldkirch am 24. 6. 1992. (Ferner sang sie eine Arie aus „Die Freunde von Salamanka“, die Arie ‚Totus in corde langueo’ aus dem „Offertorium C-Dur, D 136“ und das ‚Salve Regina‘ aus dem „Offertorium F-Dur, D 223“). Eine Aufnahme des ORF von der ‚Schubertiade Hohenems 1992‘.



    Die Arie des Oswald aus „Des Teufels Lustschloss“ (‚Nie bebte vor dem nahen Tode‘) erklang mit Peter Schreier und dem Koninklijk Concertgebouw Orkest unter Nikolaus Harnoncourt bei der ‚Schubertiade Hohenems 1992‘ in Feldkirch am 26. 6. 1992 (mit zusätzlichen Arien aus „Claudine von Villa Bella“, „Adrast“ und „Alfonso und Estrella“).



    Carlo

  • ALFONSO UND ESTRELLA, D 732


    Romantische Oper in drei Akten von Franz von Schober / Musik von Franz Schubert / Komponiert vom 20. 9. 1821 bis 27. 2. 1822 / Uraufgeführt am 24. 6. 1854 durch Franz Liszt am Hoftheater in Weimar.


    Das Werk:


    Von September bis Oktober 1821 bezogen Franz Schubert und Franz von Schober ein gemeinsames Zimmer im Schloss Ochsenburg bei St. Pölten, um – in Schobers Worten ‚in sehr glücklicher Schwärmerei, aber in sehr großer Unschuld des Herzens und des Geistes‘ - eine neue Oper zu kreieren: „Alfonso und Estrella“. An Joseph von Spaun berichtete Schober nach der Rückkehr: ‚In Ochsenburg hatten wir mit den wirklich schönen Gegenden, und in St. Pölten mit Bällen und Konzerten sehr viel zu tun, demohngeachtet waren wir fleißig, besonders Schubert, er hat fast 2 Akte, ich bin im letzten. Ich hätte nur gewunschen, Du wärst da gewesen und hättest die herrlichen Melodien entstehen hören, es ist wunderbar, wie reich und blühend er wieder Gedanken hingegossen hat. Unser Zimmer in St. P. war besonders lieb, die 2 Ehebetten, ein Sofa neben dem warmen Ofen, ein Fortepiano nahmen sich ungemein häuslich und heimisch aus. Abends referierten wir immer einander, was des Tages geschehen war, ließen uns Bier holen, rauchten unsere Pfeifen und lasen uns vor.‘


    Kurz zuvor hatte der Impresario Domenico Barbaja aus Neapel die Leitung der Wiener Hofoper (im Kärntnertortheater) übernommen unter der Auflage, auch deutsche Bühnenwerke aufzuführen. Er brachte eine Serie von „Fidelio“-Aufführungen (mit der 17jährigen Wilhelmine Schröder-Devrient als Leonore) und versuchte – vergebens – Beethoven zu einer neuen Oper zu überreden, er machte die Wiener mit dem „Freischütz“ bekannt (wieder mit der Schröder-Devrient) und er beauftragte Weber mit einer neuen Oper („Euryanthe“). Schubert versuchte Johann Michael Vogl - für den er die Rolle des Froila vorgesehen hatte - und Joseph Kupelwieser, der seit 1821 als ‚Sekretär‘ (Dramaturg) am Kärtnertortheater arbeitete, als Fürsprecher für die neue Oper zu gewinnen, er reichte die Partitur ein und sie wurde auch kopiert. Doch ab April 1822 war Rossini persönlich für fast vier Monate in Wien; man spielte sechs seiner Opern - „Zelmira“, „La Cenerentola“, „Elisabetta, regina d’Inghilterra“, „ Matilde di Shabran“, „La gazza ladra“ und „Ricciardo e Zoraide“ - und löste damit eine vorher nie dagewesene Begeisterung für die italienische Oper aus. Das Interesse des Publikums an deutschen Bühnenwerken erlosch vorerst und Ende 1822 wurde „Alfonso und Estrella“ schließlich von der Hofoper abgelehnt.


    Nur die Ouvertüre erklang am 20. 12. 1823 öffentlich, denn Franz Schubert hatte sie aus Zeitgründen für die „Rosamunde“-Uraufführung nach den Worten Moritz von Schwinds ‚hergegeben, da er sie für die Estrella zu „aufhauerisch“ findet und eine neue machen will. Mit allgemeinem Beifall wurde sie wiederholt, zu meiner größten Freude’. Franz von Schober bot vergeblich Gasparo Spontini in Berlin die Oper an und Franz Schubert bat Carl Maria von Weber, sich in Dresden für eine Aufführung zu verwenden. Der von ihm sehr verehrten Sängerin Anna Milder-Hauptmann (Beethovens erste Leonore; ihr widmete Schubert 1828 das Lied „Der Hirt auf dem Felsen“) schickte Schubert eine Partitur-Kopie nach Berlin, worauf sie am 8. 3. 1825 antwortete: ‚Ich eile, Ihnen zu melden, daß ich Ihre Oper Estrella und Alfonso (sic) sowie auch den zweiten Gesang der Zuleika mit unendlichem Vergnügen erhalten habe... Was Alfonso und Estrella Ihrer Oper anbelangt, ist es mir unendlich leid, bemerken zu müssen, daß das Buch hievon dem hiesigen Geschmack nicht entspricht, man ist hier die große, hochtragische Oper gewöhnt oder die französisch komische Oper. Nach diesem Ihnen hier beschriebenen Geschmack werden Sie selbst einsehen, daß Alfonso und Estrella durchaus kein Glück machen würde.‘ Sie bedauerte, ‚daß man alle diese unendlichen Schönheiten nicht dem Publikum vorsingen kann, indem die Menge leider nur Ohrenschmaus haben will‘.


    Baron Franz von Schober (1796-1882) wurde als Sohn österreichischer Eltern auf Schloss Torup bei Malmö (Schweden) geboren, wuchs in Deutschland und Österreich auf und machte 1815 die Bekanntschaft Franz Schuberts. Finanziell unabhängig, dilettierte er als Dichter, Schauspieler und Zeichner, unterhielt in Wien eine Lesegesellschaft und war Initiator der Schubertiaden und der ‚Atzenbrugger Feste‘. Er machte Schubert mit dem Hofopernsänger Johann Michael Vogl bekannt und wies Schubert nachdrücklich auf die Gedichte von Wilhelm Müller und Heinrich Heine hin. Vom leichteren Gemüt und gewinnenden Wesen des gebildeten gleichaltrigen Adligen war Schubert sehr früh eingenommen und er lebte wiederholt mit ihm zusammen. Die Meinungen von Schuberts Freunden über Schober, dem die Entfremdung von Johann Mayrhofer und der plötzliche Bruch zwischen Schubert und seinem Mentor Ignaz von Mosel (und nach heutigen Erkenntnissen wohl auch die Syphilis-Erkrankung Schuberts) angelastet wird, waren sehr zwiespältig. Nach Franz Schuberts Tod veranlasste er das Grabmahl auf dem Währinger Friedhof und beteiligte sich an finanziellen Sammlungen zur Errichtung eines Schubert-Denkmals im Wiener Stadtpark. Während seiner Tätigkeit als sächsischer Legationsrat in Weimar konnte er Franz Liszt überzeugen, die Oper „Alfonso und Estrella“ am dortigen Hoftheater am 24. 6. 1854 zur Uraufführung zu bringen - mit nur einer einzigen Vorstellung und radikal gekürzt! (Das Ehepaar Rosa und Feodor von Milde, das in Wagners „Lohengrin“ 1850 die Rollen von Elsa von Brabant bzw. Friedrich von Telramund sang, war hier nun Estrella und Froila.)


    „Alfonso und Estrella“ gilt als eine der ersten durchkomponierten deutschen Opern vor Webers „Euryanthe“ (die am 25. 10. 1823 in Wien durchfiel, hauptsächlich wegen des Librettos von Helmina von Chézy, die auch den Text zum Schauspiel „Rosamunde“ mit der Musik Franz Schuberts schrieb). Dadurch verlieh Schubert der etwas schleppenden Handlung eine sich kontinuierlich steigende Spannung, die aber für die Bühnenaktion schwer umzusetzen ist. Johann Nepomuk Fuchs schuf 1881 für Aufführungen am Großherzoglichen Hoftheater in Karlsruhe eine Fassung, die den Text und die Handlung etwas änderte und zusätzlich Musik aus anderen Schubert-Werken – hauptsächlich aus „Rosamunde“ – hinzufügte. Nach Aufführungen dieser Version in Kassel, Berlin und Köln ging Schuberts Oper am 18. 4. 1882 auch über die Bühne der Wiener Hofoper ‚am Ring‘. Kurt Honolka, der zuvor schon die „Euryanthe“ für das zeitgenössische Theater bearbeitete (Stuttgart 1954), die Musik aber im Großen und Ganzen unberührt ließ, schrieb für „Alfonso und Estrella“ eine völlig neue Handlung (nach William Shakespeares „Der Sturm“) und reicherte die Musik mit Stücken aus Franz Schuberts „Die Zauberharfe“ an; diese Fassung wurde als „Die Wunderinsel“ am 26. 1. 1958 an der Württembergischen Staatsoper in Stuttgart uraufgeführt. Ein Experiment, das gründlich daneben ging. (Hierzu folgt ein separater Beitrag.)


    Die Musik:


    Ouvertüre

    Introduktion ‚Still noch decket uns die Nacht‘ (Chor mit Alt- und Tenorsolo)

    Arie ‚Sei mir gegrüßt, o Sonne, alltäglich neue Wonne… Doch soll mein kühner Sohn‘ (Froila)

    Chor und Ensemble ‚Versammelt euch, Brüder, singt festliche Lieder‘ (Ein Mädchen, ein Jüngling, Froila, Chor)

    Duett ‚Geschmückt von Glanz und Siegen sinkt traurig doch dein Blick‘ (Froila, Alfonso)

    Rezitativ und Arie ‚Es ist dein streng Gebot… Schon, wenn es beginnt zu tagen‘ (Alfonso, Froila)

    Rezitativ und Duett ‚Du rührst mich, Teurer, sehr… Schon schleichen meine Späher‘ (Froila, Alfonso)

    Chor und Arie ‚Zur Jagd! Zur Jagd!… Es schmückt die weiten Säle des Goldes eitle Pracht‘ (Estrella, Frauenchor)

    Rezitativ und Arie ‚Verweile, o Prinzessin… Doch im Getümmel der Schlacht, umrungen von Gräuel und Blut‘ (Adolfo)

    Duett ‚Ja gib, vernimm mein Flehen, gib deine Liebe mir‘ (Estrella, Adolfo)

    Finale 1. Akt ‚Glänzende Waffe den Krieger erfreut‘ (Adolfo, Mauregato, Estrella, Chor)


    Rezitativ und Arie ‚O sing mir, Vater, noch einmal… Der Jäger ruhte hingegossen gedankenvoll im Wiesengrün‘ (Alfonso, Froila)

    Rezitativ und Duett ‚Wie rühret mich dein herrlicher Gesang… Von Fels und Wald umrungen‘ (Alfonso, Froila, Estrella)

    Rezitativ und Arie ‚Wer bist du, holdes Wesen… Wenn ich dich Holde sehe, so glaub‘ ich keinen Schmerz’ (Alfonso, Estrella)

    Duett ‚Freundlich bist du mir erschienen, führst zur Heimat mich zurück‘ (Estrella, Alfonso)

    Arie ‚Könnt‘ ich ewig hier verweilen in dem dunklen Waldesgrün’ (Estrella)

    Duett ‚Lass dir als Erinn‘rungszeichen an den schönsten Augenblick diese Kette freundlich reichen’ (Alfonso, Estrella)

    Chor und Ensemble ‚Stille, Freunde, seht euch vor... Ja, meine Rache will ich kühlen‘ (Adolfo, Männerchor)

    Chor und Arie ‚Wo ist sie, was kommt ihr zu künden?… Nur bewundert von dem Neide‘ (Mauregato, Männerchor)

    Ensemble ‚Die Prinzessin ist erschienen!… Alle Wunden werden heilen‘ (Mauregato, Männerchor)

    Duett ‚Darf dich dein Kind umarmen? Komm an die Vaterbrust!‘ (Estrella, Mauregato)

    Arie ‚Herrlich auf des Berges Höhen seh‘ ich ihn im Lichte prangen’ (Estrella)

    Finale 2. Akt ‚Sag‘, wo ist er hingekommen… Vater, ja, an deiner Seite’ (Mauregato, Estrella, Anführer der Leibwache, Chor)


    Introduktion zum 3. Akt

    Duett ‚Hörst du rufen, hörst du lärmen? Siehst du wilde Haufen schwärmen?‘ (Ein Mädchen, ein Jüngling, Frauenchor)

    Duett ‚Du wirst mir nicht entrinnen!… Sieh, dein Vater ist geschlagen‘ (Adolfo, Estrella)

    Terzett und Chor ‚Hülfe! Welche Stimme!… Schlaget ihn in enge Bande‘ (Estrella, Alfonso, Adolfo, Männerchor)

    Duett ‚Doch nun werde deinem Retter deine Freude offenbar‘ (Alfonso, Estrella)

    Rezitativ und Duett ‚Ja, ich bin gerettet… Ja, ich seh‘ dich im Getümmel schreiten in der Hoheit Glanz’ (Estrella, Alfonso)

    Duett mit Chor ‚Wehe, wehe, meines Vaters Scharen seh‘ ich dort herüber flieh’n’ (Estrella, Alfonso, Männerchor)

    Ensemble ‚Sie haben das Rufen vernommen, die Hülfe erscheint uns‘rer Not’ (Alfonso, Männerchor)

    Rezitativ und Ensemble ‚Was geht hier vor, was wollet ihr beginnen?… Nun ziehen sie zum Streit‘ (Froila, Alfonso, Estrella, Chor)

    Arie ‚Wo find‘ ich nur den Ort, mein Haupt zur Ruh’ zu legen?’ (Mauregato)

    Duett ‚Kein Geist, ich bin am Leben, steh‘ auf und sieh mich an’ (Froila, Mauregato)

    Finale 3. Akt ‚Empfange nun aus meiner Hand des neuen Bundes Unterpfand!‘ (Froila, Mauregato, Estrella, Alfonso, Adolfo, Chor)


    Eine Besonderheit ist die ‚Ballade vom Wolkenmädchen’ (‚Der Jäger ruhte hingegossen‘) am Beginn des zweiten Aktes; in diesem kurzen Lied zeigt sich Franz Schuberts grenzenlose melodische Phantasie und seine Meisterschaft der Instrumentierung.


    Die Personen:


    Mauregato, König von Leon - Bariton / Estrella, seine Tochter – Sopran / Adolfo, Mauregatos Feldherr – Bass / Froila, vertriebener König von Leon – Bariton / Adolfo, sein Sohn – Tenor / Der Anführer der Leibwache – Tenor / Ein Mädchen – Sopran / Ein Jüngling – Tenor / Chorsolisten in der Introduktion – Alt und Tenor.


    Anmerkung: Der frühere Rollenname ‚Troila‘ ist wohl ein überkommener Lesefehler auf Grund von alten Schriftzeichen; korrekt ist der Name ‚Froila‘. Vorbild für die Rolle ist König Fruela I. von Asturien (Spanien). Er wurde 722 geboren als Sohn von König Alfonso I., 758 bestieg er den Thron. Fruela tötete eigenhändig seinen jüngeren Bruder Vimara, der ihm gefährlich zu werden drohte. Fruela wurde 768 von seinen Höflingen ermordet; sein minderjähriger Sohn folgte ihm als Alfonso II. auf den Thron von Asturien.


    Die Handlung:


    Zu dieser Oper gibt es einen Beitrag im „Tamino-Opernführer“ von Alfred Schmidt.


    Carlo

  • ALFONSO UND ESTRELLA, D 732


    Die Aufnahmen (1. Teil):


    Mauregato – Alois Pernerstorfer / Estrella – Judith Hellwig / Adolfo – Harald Pröglhöf / Froila – Günther Treptow / Alfonso – Hugo Meyer-Welfing / Der Anführer der Leibwache – Hans Ostermann / Die Wiener Symphoniker / Dirigent: Victor Quirin Plasser (Wien, Musikverein, 3. 2. 1954). Ein Konzert ohne Chorbeteiligung und mit einem Tenor als Froila, das angeblich von der Sendergruppe ‚Rot-Weiß-Rot‘ aufgezeichnet wurde.


    Mauregato -Mario Boriello / Estrella - Suzannne Danco / Adolfo – Plinio Clabassi / Froila – Rolando Panerai / Alfonso – Luigi Alva / Der Anführer der Leibwache – Dino Formichini / Ein Mädchen – Santa Chissari / Ein Jüngling – Alfredo Nobile / Chorsolisten – Lina Pasini und Alfredo Nobile / Coro e Orchestra di Milano della RAI / Chorltg.: Roberto Benaglio / Dirigent: Nino Sanzogno (Mailand, L’Auditorium della Radiotelevisione Italiana, 26. 10. 1956, Sendung am 9. 12. 1956). Erschienen bei mehreren Firmen: bei ‚Unique Opera Records Corporation‘ (UORC), ‚Melodram‘ und ‚Giuseppe Di Stefano Records‘ auf LPs und bei ‚Omega Opera Archiv‘ und ‚Gala‘ auf CDs.


    Mauregato – George Fortune / Estrella – Margot Feuerhake / Adolfo – Ernst Sandleben / Froila – Gerhard Faulstich / Alfonso – Horst Laubenthal / Der Anführer der Leibwache – Clemens Hibert / Der Erzähler: Paul Hermann / Der Berliner Konzert-Chor / Das Radio-Symphonie-Orchester Berlin / Chorleiter und Dirigent: Fritz Weisse (Berlin, Philharmonie, 13. 2. 1968). Es war das 165. Konzert zur Förderung junger Musiker und Zuhörer. Der Rundfunkmitschnitt des RIAS Berlin befindet sich im Archiv des DSO (Deutsches Symphonie Orchester) in Berlin.


    Mauregato – Thomas Hemsley / Estrella – Phyllis Curtin / Adolfo – Josef Greindl / Froila – John Shaw / Alfonso – Richard Lewis / Der Anführer der Leibwache – Duncan Robertson / Ein Mädchen – Patricia Hay / Ein Jüngling – Duncan Robertson / Scottish Opera Chorus / Scottish National Orchestra / Dirigent: Alexander Gibson (Edinburgh, King’s Theatre, 7. 9. 1968, gesendet von der BBC u. a. am 13. 9. 1970 und am 18. 2. 1971.) Den Mitschnitt der Rundfunksendung bieten das ‚Omega Opera Archiv‘ und ‚House of Opera‘ an.


    Mauregato – Hermann Prey / Estrella – Edith Mathis / Adolfo – Theo Adam / Froila – Dietrich Fischer-Dieskau / Alfons – Peter Schreier / Der Anführer der Leibwache – Horst Gebhardt / Ein Mädchen – Magdalena Falewicz / Ein Jüngling – Eberhard Büchner / Chorsolisten – Claudia Graswurm und Joachim Vogt / Der Rundfunkchor Berlin / Die Staatskapelle Berlin / Dirigent: Otmar Suitner / Einstudierung: Wolf-Dieter Hauschild (Berlin, Christuskirche, 23. 1. - 3. 2. 1978). Eine Coproduktion von ‚EMI/Electrola GmbH‘ und ‚VEB Deutsche Schallplatten‘, erschienen 1978 auf drei LPs bei ‚EMI‘ bzw. ‚Eterna‘; auf 3 CDs veröffentlicht bei ‚Berlin Classics‘ (1994) und ‚Brilliant Classics‘ (2013). Dies ist die bisher einzige Studio-Schallplattenaufnahme der Oper.


    Mauregato – Sergio Bensi / Estrella – Kate Gamberucci / Adolfo – Giannicola Pigliucci / Froila – Alessandro Cassis / Alfonso – Lajos Kozma / Der Anführer der Leibwache – Gianfranco Dindo / Ein Mädchen – Maria Grazia Piolatto / Ein Jüngling – Marcello Munzi / Coro e Orchestra di Torino della RAI / Chorltg.: Fulvio Angius / Dirigent: Marcello Gusella (Turin, Radiotelevisione Italiana, 9. 4. 1978). Eine konzertante Aufführung der RAI Turin in italienischer Sprache.


    Mauregato – Georg Tichy / Estrella – Jane Marsh / Adolfo – Artur Korn / Froila – Peter Weber / Alfonso – Kurt Equiluz / Ein Mädchen – Taina Kataja-Urrey / Ein Jüngling – Frederik Urrey / Der Erzähler: Peter Gerhard / Der Arnold-Schoenberg-Chor / Das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester / Chorleiter und Dirigent: Erwin Ortner (St. Pölten, Großer Stadtsaal, 4. 5. 1978). Ein Mitschnitt des ORF, Landesstudio NÖ, vom Eröffnungskonzert der St. Pöltner Kultur- und Festwochen 1978; veröffentlicht 1978 von der Firma ‚Pan‘ auf zwei LPs. Aufgeführt wurde eine Fassung von Erwin und Gerhard E. Ortner mit einem verbindenden Text.


    Mauregato – Robert Holl / Estrella – Edith Mathis / Adolfo – Robert Holl / Froila - Peter Weber / Alfonso – Kurt Equiluz / Der Arnold-Schoenberg-Chor / Chorltg.: Erwin Ortner / Die Wiener Symphoniker / Dirigent: Gerd Albrecht (Wien, Musikverein, 8. 6. 1978). In diesem Konzert erklangen Ausschnitte aus „Alfonso und Estrella“ sowie die „Wanderer-Fantasie, D 760“ von Franz Schubert (in der Bearbeitung für Klavier und Orchester von Franz Liszt) sowie die Symphonie Nr. 4 von Robert Schumann; der Mitschnitt befindet sich im Archiv der Wiener Symphoniker.


    Mauregato – Steven Kimbrough / Estrella – Elisabeth Söderström / Adolfo – Peter Lagger / Froila – William Parker / Alfonso – Curtis Rayam u. a. / Kenneth Jewell Chorale / Detroit Lutheran Singers / Detroit Symphony Orchestra / Dirigent: Antal Dorati (Detroit, Ford Auditorium, 11. 11. 1978). Ein – um ca. eine Stunde gekürztes - Konzert in deutscher Sprache; die Aufführung im Rahmen des Festivals „Schubert/Vienna“ (2. bis 15. 11. 1978) in Detroit wurde von lokalen Rundfunksendern übertragen.


    Mauregato – Eduard Tumageanian (statt Wolfgang Lenz) / Estrella – Julia Migenes (statt Barbara Hendricks) / Adolfo – Peter Binder / Froila – Wolfgang Schöne / Alfonso – Horst Laubenthal u. a. / Choeurs de Radio France / Chorltg.: Jacques Joineau / Orchestre National de France / Dirigent: Marc Andreae (Paris, Maison de la Radio, 1. 2. 1979). Marc Andreae dirigierte 1986 auch eine Einspielung der kompletten Oper bei der RSI (Radio-Televisione della Svizzera Italiana) in Lugano. Leider hat der Sender nicht auf meine wiederholte Anfrage reagiert.


    Mauregato – Herbert G. Adami / Estrella – Maria Temesi / Adolfo – Michael Burt / Froila – Walter Raffeiner / Alfonso – Hans Aschenbach / Anführer der Leibwache – Richard Ames / Ein Mädchen – Brigitte Miklauc / Ein Jüngling – Fermin Montagud / Der Chor und das Orchester des Opernhauses Graz / Chorltg.: Tiziana Carlini / Dirigent: Mario Venzago (Graz, Opernhaus, 28. 9. 1991). Vermutlich die erste (ungekürzte) Bühnenaufführung der Oper, wovon es einen Hausmitschnitt gibt. (Walter Raffeiner, verstorben 2009, sang sowohl Tenor- als auch Baritonrollen gleichzeitig.)


    Carlo

  • ALFONSO UND ESTRELLA, D 732


    Die Aufnahmen (2. Teil):


    Mauregato – Peter Weber / Estrella – Juliane Banse / Adolfo – Robert Holzer / Froila – Hermann Prey / Alfonso – Douglas Johnson / Der Anführer der Leibwache – Robert Brooks / Der Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde, Wien / Chorltg.: Johannes Prinz / Das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester / Dirigent: Bruno Weil (Wien, Musikverein, 27. 11. 1993). Eine stark gekürzte konzertante Aufführung der Oper.


    Mauregato - Olaf Bär / Estrella – Luba Orgonásová / Adolfo – Alfred Muff / Froila – Thomas Hampson / Alfonso – Endrik Wottrich / Der Anführer der Leibwache – Carlos Silva / Ein Mädchen – Birgit Heindler / Ein Jüngling – Georg Nigl / Der Arnold-Schoenberg-Chor / Chorltg.: Erwin Ortner / Das Chamber Orchestra of Europe / Dirigent: Nikolaus Harnoncourt / Bühnenbild: Erich Wonder / Kostüme: Florence von Gerkan / Inszenierung: Jürgen Flimm / TV-Regie: Brian Large. (Eine Fernsehproduktion des ORF Wien mit NHK Tokyo, aufgezeichnet am 17. 5. 1997 und gesendet auf 3sat am 31. 5. 1997; von ‚Naxos‘ 2009 auf einer DVD veröffentlicht.) Die Premiere am 10. 5. 1997 im Theater an der Wien wurde auch live vom ORF im Rundfunk übertragen.


    Mauregato – Thomas Mohr / Estrella – Malin Hartelius / Adolfo – Alfred Muff / Froila – Olaf Bär / Alfonso – Lothar Odinius u. a. / Chor und Orchester der Oper Zürich / Chorltg.: Ernst Raffelsberger / Dirigent: Nikolaus Harnoncourt (Zürich, Opernhaus, 25. 2. 2001) Eine Übernahme der Produktion von den Wiener Festwochen 1997. (Eine Anfrage bei der Oper Zürich wegen der Besetzung der Nebenrollen wurde an das Staatsarchiv in Zürich weitergeleitet. Leider war man dort zu einer Auskunft nicht in der Lage, da das Opernhaus Zürich, das seit 1995 nicht mehr von der Stadt, sondern vom Kanton Zürich subventioniert wird, keine dementsprechenden Unterlagen an das Staatsarchiv weitergeleitet hat.) Ein privater Mitschnitt.


    Mauregato – Jochen Schmeckenbecher / Estrella – Eva Mei / Adolfo – Alfred Muff / Froila – Markus Werba / Alfonso – Rainer Trost / Der Anführer der Leibwache – Enrico Cossutta / Ein Mädchen – Elena Monti / Ein Jüngling – Pavel Černoch / Coro e Orchestra del Teatro Lirico di Cagliari / Chorltg.: Paolo Vera / Dirigent: Gérard Korsten / Bühnenbild und Kostüme: Margherita Palli / Inszenierung: Luca Ronconi / TV-Regie: Marco Scalfi (Cagliari, Teatro Lirico, Premiere am 9. 1. 2004). Die Produktion erschien 2004 bei ‚Dynamic‘ auf CDs und DVD. Die Handlung wurde mittels Puppen verdeutlicht.


    Mauregato – Jochen Schmeckenbecher / Estrella – Dorothea Röschmann / Adolfo – Hanno Müller-Brachmann / Froila – Christian Gerhaher / Alfonso – Kurt Streit / Der Anführer der Leibwache – Christoph Leonhardt / Ein Mädchen – Isabelle Voßkühler / Ein Jüngling – René Voßkühler / Der Rundfunkchor Berlin / Chorltg.: Simon Halsey / Die Berliner Philharmoniker / Dirigent: Nikolaus Harnoncourt (Berlin, Philharmonie, 8. 10. 2005). Von ‚Berlin Philharmonic Recordings‘ 2015 in einer „Schubert-Edition“ veröffentlicht. Christian Gerhaher – ursprünglich als Mauregato vorgesehen – sprang für Matthias Goerne ein.


    Mauregato – Michael Nagy / Estrella – Mojca Erdmann / Adolfo – Alastair Miles / Froila – Markus Werba / Alfonso – Toby Spence / Der Anführer der Leibwache – Benjamin Hulett / Ein Mädchen – Mayumi Sawada / Ein Jüngling – Benjamin Hulett / Der Salzburger Bachchor / Chorltg.: Alois Glaßner / Das Mozarteumorchester Salzburg / Dirigent: Antonello Manacorda (Salzburg, Haus für Mozart, 23. 1. 2015). Ein leicht gekürztes Konzert der ‚Mozartwoche Salzburg 2015‘, gesendet vom ORF am 7. 2. 2015.


    Mauregato – Jake Muffett / Estrella – Stephanie Edwards / Adolfo – Roger Krebs / Froila – Denver Martin Smith / Alfonso – Alexander Aldren / Der Anführer der Leibwache – Robert Tilson / Ein Mädchen – Karlene Moreno Hayworth / Ein Jüngling – Bo Wang / Choeur et Orchestre de l’Opéra de Baugé / Chorltg.: Nandor Szederkenyi / Dirigent: Alexander Ingram / Regie und Bühnenbild: Bernadette Grimmett und Guido Martin-Brandis / Kostüme: Pamela Pierce (Baugé-en-Anjou, Les Capucins, 30. 7. 2019). Eine Inszenierung in deutscher Sprache des ‚Festivals de Baugé‘ als französische Erstaufführung, die auf Video festgehalten wurde. Die Eheleute Bernadette und John Grimmett veranstalten seit 2003 auf ihrem Landsitz ‚Les Capucins‘ jährliche Opernfestspiele – mit mehreren Operninszenierungen pro Jahr – nach dem Vorbild der Festspiele in Glyndebourne.


    Mauregato – Johannes Weisser / Estrella – Lydia Teuscher / Adolfo – Arttu Kataja / Froila – Krešimir Stražanac / Alfonso – Patrick Grahl / Der Anführer der Leibwache – Péter Magyar / Cantemus Mixed Choir / Chorltg.: Soma Szabó / Helsinki Baroque Orchestra / Dirigent: Aapo Häkkinen / Bühnenbild: Sampo Pyhälä / Kostüme: Elina Ström / Regie: Vilppu Kiljunen (Budapest, MÜPA, 17. 11. 2022). Eine semi-konzertante Aufführung im Konzertsaal des MÜPA (Müvészetek Palotája = Palast der Künste) in Budapest, die am 13. und 15. 11. 22 auch im Musiikkitalo (Musikhaus) in Helsinki gezeigt wurde und auf ‚Youtube‘ zu sehen ist.


    Ausschnitte:


    In dem hier schon einige Male genannten Konzert vom 11. 3. 1974 im Wiener Musikverein gab es auch drei Ausschnitte aus „Alfonso und Estrella“, die auf der LP „The Unknown Schubert“ von ‚Unique Opera Recordings‘ enthalten sind: das Duett Alfonso-Estrella ‚Lass dir als Erinn‘rungszeichen an den schönsten Augenblick’ aus dem zweiten Akt, die Arie des Mauregato ‚Wo find‘ ich nur den Ort, mein Haupt zur Ruh’ zu legen’ und das anschließende Duett Froila-Mauregato ‚Kein Geist, ich bin am Leben‘ aus dem dritten Akt. Es singen Annelies Hückl (Estrella), Horst Laubenthal (Alfonso), Ernst Gutstein (Mauregato) und Helmut Berger-Tuna (Froila); Miltiades Caridis leitet das ORF-Symphonieorchester Wien.


    Zwei Arien aus „Alfonso und Estrella“ (‚Könnt‘ ich ewig hier verweilen’ und ‚Herrlich auf des Berges Höh’n’) sang Helen Donath mit dem ORF-Symphonieorchester Wien - Dirigent: Walter Weller - bei einem Konzert im Palasthof von Hohenems am 24. 6. 1981, das noch zwei Arien aus „Des Teufels Lustschloss“, die „Ouvertüre im italienischen Stil, D 590“, die Zwischenaktmusik und die Ballettmusik aus „Rosamunde“ und die „Symphonie Nr. 3“ von Franz Schubert enthielt. ‚Mr. Tape‘ in den USA hat das veröffentlicht.


    Die große Szene zwischen Estrella und Alfonso aus dem 2. Akt – das Duett ‚Von Fels und Wald umrungen‘; das Rezitativ Alfonso-Estrella und die Arie des Alfonso ‚Wer bist du, holdes Wesen?… Wenn ich dich, Holde, sehe‘; das Duett ‚Freundlich bist du mir erschienen‘; die Arie der Estrella ‚Könnt‘ ich ewig hier verweilen’ und das abschließende Duett ‚Lass dir als Erinn‘rungszeichen‘ – singen Elly Ameling und Claes Hakån Ahnsjö auf der ‚Philips‘-LP „Ein Opernabend mit Franz Schubert“. Edo de Waart leitete 1976 das Rotterdams Philharmonisch Orkest.


    Jonas Kaufmann singt auf seinem Recital von 2008 mit dem Mahler Chamber Orchestra unter Claudio Abbado bei ‚Decca‘ die Arie ‚Schon, wenn es beginnt zu tagen‘. Daniel Behle singt auf seiner CD von 2017 bei der deutschen ‚harmonia mundi‘ auch diese Arie und zusätzlich ‚Wenn ich dich, Holde, sehe‘. Begleitet wird er vom L’Orfeo Barockorchester unter der Dirigentin Michi Gaigg, die auch die Ouvertüre zu „Alfonso und Estrella“ spielen.


    Das Rezitativ und die Arie des Froila aus dem ersten Akt ‚Sei mir gegrüßt, o Sonne… Doch soll mein kühner Sohn‘ und die Ballade vom Wolkenmädchen (‚Der Jäger ruhte hingegossen‘) aus dem zweiten Akt singen a) Oliver Widmer auf seiner CD mit Arien aus Schubert-Opern, erschienen 2001 bei ‚Hyperion‘; b) Thomas Hampson mit Nikolaus Harnoncourt und dem Concentus Musicus Wien auf einer CD von 2003 bei ‚Telefunken‘ (heute ‚Warner‘) und c) Christian Gerhaher, begleitet 2012 vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Daniel Harding (‚Sony‘).


    Carlo

  • Eine Besonderheit ist die ‚Ballade vom Wolkenmädchen’ (‚Der Jäger ruhte hingegossen‘) am Beginn des zweiten Aktes; in diesem kurzen Lied zeigt sich Franz Schuberts grenzenlose melodische Phantasie und seine Meisterschaft der Instrumentierung.

    Danke für diesen Hinweis. Ich kann dir nur zustimmen.

    Hier gesungen von Markus Werba:

    Alfonso und Estrella, D. 732: Act II: Der Jager ruhte hingegossen (Froila) (youtube.com)

    Interessant ist ja auch, dass in dieser Ballade u.a. die bekannte Melodie aus dem Lied "Täuschung" (Ein Licht tanzt fröhlich vor mir her) aus der "Winterreise" vorweggenommen wird.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • DIE WUNDERINSEL


    Romantische Oper in zwei Akten nach William Shakespeares „Der Sturm“ (‚The Tempest‘) von Kurt Honolka / Musik von Franz Schubert, zusammengestellt von Kurt Honolka nach der Oper „Alfonso und Estrella“ und der Musik zum Schauspiel „Die Zauberharfe“ / Uraufführung am 26. 1. 1958 in der Württembergischen Staatsoper in Stuttgart mit folgender Besetzung:


    Prospero, der rechtmäßige Herzog von Mailand – Karl Schmitt-Walter / Antonio, sein Bruder, der unrechtmäßige Herzog von Mailand – Stefan Schwer / Miranda, Tochter des Prospero – Friederike Sailer / Alonso, König von Neapel – Engelbert Czubok / Sebastiano, sein Bruder – Gustav Grefe / Ferdinand, Sohn des Alonso – Fritz Wunderlich / Caliban, ein wilder und missgestalteter Sklave – Fritz Linke / Stephano, ein Kellermeister – Heinz Cramer / Ariel, ein Luftgeist – Carol Loraine / Der Chor und das Orchester der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Chorltg.: Heinz Mende / Dirigent: Josef Dünnwald.



    Dass man einer Oper eine völlig neue Handlung ‚überstülpt‘, ist in Zeiten des Regietheaters gang und gäbe. Der Musikwissenschaftler und -kritiker Kurt Honolka unternahm schon 1954 den Versuch, Carl Maria von Webers „Euryanthe“ durch eine neue Textbearbeitung für das Musiktheater des 20. Jahrhunderts zu retten. Bei Franz Schuberts „Alfonso und Estrella“ griff er aber zusätzlich in die Partitur der Oper ein (auch unter Verwendung von Musik zu dem Schauspiel „Die Zauberharfe“) und veränderte die Handlung in Anlehnung an William Shakespeares „Der Sturm“. Die Presse nahm das so entstandene neue Werk sehr zwiespältig auf; das Publikum zeigte sich hingegen zustimmend. Da aber „Die Wunderinsel“ nach nur neun Vorstellungen vom Spielplan abgesetzt wurde und keine weitere Inszenierung an einem Opernhaus folgte, darf man das Experiment als gescheitert ansehen. Eine Rundfunkübertragung aus der Württembergischen Staatsoper gab es nicht, allerdings nahm man von November 1958 bis Februar 1959 in der Villa Berg in Stuttgart Szenen in der Gesamtdauer von 52 Minuten für den Süddeutschen Rundfunk auf; eine Tonbandkopie liegt vor.


    Die Mitwirkenden waren Friederike Sailer (Miranda), Marie-Thérèse Freymann (Ariel), Fritz Wunderlich (Ferdinand), Herbert Brauer (Prospero), Barry McDaniel (Alonso), Fritz Linke (Caliban) und Heinz Cramer (Stephano); der Frauenchor des Südfunk-Chors (Chorltg.: Hermann Josef Dahmen) und das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart unter der Leitung von Josef Dünnwald. (Auf der Doppel-CD von 2017 von ‚SWR Music‘ mit dem Titel „Fritz Wunderlich – Klassische Arien“ sind aus dieser Aufnahme sieben Tracks mit einer Gesamtdauer von 19 Minuten enthalten.)



    In Hannover gab es 1961 eine konzertante Aufführung der „Wunderinsel“, von der ich nur einen 18 Minuten langen Ausschnitt auf Tonband habe:


    Prospero – Lothar Ostenburg / Antonio – Donald Grobe / Miranda – Pilar Lorengar / Alonso – Robert Titze / Sebastiano – Theo Zilliken / Ferdinand – Theo Altmeyer / Caliban – Peter Roth-Ehrang / Ariel – Else Mühl / Die Hannoversche Solistenvereinigung / Chorltg.: Winfried Garbers / Das Rundfunkorchester Hannover des Norddeutschen Rundfunks / Dirigent: Willy Steiner. Das genaue Datum des Konzerts oder der Sendung weiß ich nicht; beim Norddeutschen Rundfunk sind keine Unterlagen darüber vorhanden.



    Zwei genuine Opern nach William Shakespeares Schauspiel stammen merkwürdigereise von zwei Schweizer Komponisten: „Die Zauberinsel“ von Heinrich Sutermeister (Dresden 1942 mit Margarete Teschemacher, Elisabeth Höngen, Kurt Böhme, Josef Herrmann, Torsten Ralf, Gottlob Frick und Heinrich Pflanzl unter Karl Böhm) und „Der Sturm“ von Frank Martin (Wien 1956 mit Christa Ludwig, Eberhard Waechter, Frederick Guthrie, Anton Dermota, László Szemere, Endre Koréh und Karl Dönch unter Ernest Ansermet).



    Carlo

  • FIERABRAS, D 796


    Heroisch-romantische Oper in drei Akten von Joseph Kupelwieser / Musik von Franz Schubert / Komponiert vom 25. 5. bis zum 2. 10. 1823 / Uraufgeführt am 9. 2. 1897 in Karlsruhe unter Felix Mottl (musikalisch gekürzt und mit einer Textrevision von Otto Neitzel).


    Das Werk:


    Mittlerweile widerlegt ist die Annahme, dass das altfranzösische Heldenepos „Fierabras“ (um 1170), das Schauspiel „La puente de Mantible“ von Pedro Calderon de la Barca (1630) und die altdeutsche Sage um „Emma und Eginhard“ Joseph Kupelwiesers Textvorlagen waren. Sein Libretto gründet wohl nach neuerer Forschung auf einer Episode aus dem „Buch der Liebe“ (von Johann Gustav Gottlieb Büsching und Friedrich Heinrich von der Hagen), erschienen 1809, und Schauspielen über die „Eginhard und Emma“-Legende von Friedrich de la Motte-Fouqué (1811) und Helmina von Chézy (1817). ‚Eginhard‘ - oder ‚Einhard‘ – war ein fränkischer Gelehrter und der Verfasser der „Vita Karoli Magni“, der Lebensgeschichte Kaiser Karls des Großen; er lebte (geboren um 770) im Kloster zu Seligenstadt am Main und liegt dort (gestorben 840) mit seiner Frau Imma begraben. In der ‚Neuen Schubert-Gesamtausgabe‘ heißt die Oper korrekt „Fierabras“ (altfranzösich ‚fier-à-bras‘ = verwegen); Kupelwieser und Schubert schrieben stets „Fierrabras“.


    Nach der Ablehnung von „Alfonso und Estrella“ Ende 1821 erhielt Franz Schubert vom Impresario des Kärntnertortheaters, Domenico Barbaja, im Herbst 1822 durch Vermittlung des ‚Sekretärs‘ (Dramaturg) an diesem Theater, Joseph Kupelwieser, den Auftrag für eine neue Oper. Joseph, ein Bruder von Schuberts Freund, dem Maler Leopold Kupelwieser (von Schubert ‚Maler Kuppel‘ genannt), verfasste dazu selbst das ziemlich weitschweifige Libretto mit gesprochenen Dialogen. Als Datum der Komposition gilt heute allgemein die Zeit vom 25. 5. bis zum 26. 9. 1823, am 2. 10. 1823 folgte noch die Ouvertüre. Doch nach dem geringen Erfolg von Carl Maria von Webers „Euryanthe“ (Uraufführung am 25. 10. 1823) zog Barbaja den Auftrag zurück. Für die fertig vorliegende Oper, die lt. einem Zensurvermerk wohl bereits geprobt wurde, erhielt Schubert kein Honorar und auch Joseph Kupelwieser konnte nichts mehr für ihn tun, weil er inzwischen vom Kärntnertortheater nach einem Streit mit Barbaja entlassen worden war. Franz Schubert teilte Leopold Kupelwieser lakonisch mit: ‚Die Oper von Deinem Bruder wurde für unbrauchbar erklärt, u. mithin meine Musik nicht in Ansprache genommen.‘


    „Fierabras“ entstand in einer Zeit, die zu den schlimmsten Tagen im Leben Franz Schuberts gehörte. Ende Februar 1823 machten sich die ersten Anzeichen einer Syphilis-Infektion bemerkbar: ein Hautausschlag auf seinem zwar von leichten Pockennarben gezeichneten, aber ansonsten gutaussehenden Gesicht - das in den leider wenig bekannten Portraits von Leopold Kupelwieser (1821, mit Brille) und Friedrich Lieder (1827, ohne Brille, sogar dreifach als Skizze, Vorzeichnung und Aquarell) wohl am ähnlichsten festgehalten ist - und er musste die venerische Erkrankung seinem Vater beichten, bei dem er wieder wohnte. (In Wien waren damals bis zu 40% der Bevölkerung bis hinauf ins Kaiserhaus von der ‚Liebesseuche‘ betroffen; auch Franz von Schober und Eduard von Bauernfeld litten daran, aber bei ihnen brach die Krankheit nicht durch.) Um die Pusteln am Kopf mit einer Salbe zu bekämpfen, musste Schuberts üppiges Lockenhaar abrasiert werden und er trug eine Perücke. Zwar war er im Juli 1823 noch (mit Johann Michael Vogl) auf eine Reise nach Linz und Steyr gegangen, wo ihm die Ehrenmitgliedschaft des Linzer Musikvereins verliehen wurde, doch im Oktober 1823 wurde er wegen weiterer Krankheitssymptome (Kopfschmerzen, Fieberschübe, Lähmung des linken Arms, Hautausschlag am ganzen Körper) in das Allgemeine Krankenhaus in Wien eingewiesen, das damals als modernste und größte Klinik Europas galt - 2000 Betten! Ein Arzt, dem Schubert als Komponist bekannt war, hatte ihn dort rücksichtsvoll nicht bei den Geschlechtskranken, sondern im ‚Ausschlagszimmer‘ bei den Geschwürskranken untergebracht; Schubert, der wie Mozart die Fähigkeit besaß, ohne ein Instrument komponieren zu können, begann dort mit den ersten Teilen der „Schönen Müllerin“. Nach seiner Entlassung im November 1823 wurde Schubert von seinen Freunden vor der Öffentlichkeit abgeschirmt und Moritz von Schwind konnte am 24. 12. 1823 an Joseph von Spaun berichten: ‚Schubert ist besser, es wird nicht lange dauern, so wird er wieder in seinen eigenen Haaren gehen‘. In den Folgejahren zeigten sich bei ihm immer wieder Krankheitssymptome, die gemäß der damaligen Therapie mit dem Einsalben und der Inhalation von giftigen Quecksilberlösungen bekämpft wurden. Das schwächte vermutlich sein Immunsystem nachhaltig, so dass er sich letztendlich fünf Jahre später mit Typhus infizierte und daran starb, wie auch Franz Schuberts heißgeliebte Mutter.


    Bemerkenswert bei „Fierabras“ ist die erstmalige Verwendung von Leitmotiven, als deren ‚Erfinder‘ allgemein Richard Wagner gilt, und der Einsatz von Melodramen, gleich fünf an der Zahl. Die Oper enthält wenige Arien im herkömmlichen Sinn und nur sechs Duette; die Ensembles sind ausgedehnter als in früheren Opern Schuberts und die Chöre stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Ein dramaturgischer Schwachpunkt ist vor allem die wenig profilierte Person des Titelhelden, der musikalisch am Ende leer ausgeht. Im Mai 1835 gab es im Theater in der Josefstadt in Wien eine öffentliche Aufführung von drei Chorstücken aus dem „Fierabras“, gefolgt von Ferdinand Schuberts Konzert am 17. 4. 1836 mit u. a. Florindas Arie ‚Des Jammers herbe Qualen‘ und dem Chor ‚Zu hohen Ruhmespforten‘. Am 28. 2. 1858 dirigierte Johann Herbeck im Redoutensaal in der Hofburg die Ouvertüre, das Duett Nr. 7 mit Chor ‚Im jungen Morgenstrahle‘ und ebenfalls die Arie der Florinda (Nr. 21). Eduard Hanslicks Verdikt nach dem Anhören dieses Konzerts (‚Die Oper setzt einen vollständigen Kindheitszustand des Publikums voraus. Ohne in der Liebe zu Schubert irgend jemandem zurückzustehen, möchte ich doch von einer Aufführung des ‚Fierrabras‘ sehr abraten.‘) hat der Verbreitung des Werks erheblich geschadet. Johannes Brahms und Hermann Levi schätzten den „Fierabras“ sehr, stießen sich aber am Libretto ebenso wie Felix Mottl, der es für die Uraufführung in Karlsruhe am 9. 2. 1897 von Otto Neitzel bearbeiten ließ. Eine zeitgemäße Dialogneufassung hat Friedrich Dieckmann unter dem Titel „Der Turm von Agrimor“ 1997 veröffentlicht.


    Die Musik (Grundlage ist die Textfassung von Claudio Abbado und Ruth Berghaus für die Wiener Festwochen 1988):


    Ouvertüre

    Erster Akt:

    Introduktion ‚Der runde Silberfaden läuft sinnig durch die Hand‘ (Emma, Eine Jungfrau, Chor der Jungfrauen)

    Duett ‚O mög’ auf froher Hoffnung Schwingen’ (Emma, Eginhard)

    Marsch und Chor ‚Zu hohen Ruhmespforten klimmt er auf schroffem Gleis‘ (Chor)

    Ensemble ‚Die Beute lass, o Herr, die Krieger teilen… Des Siegers Lohn, der Feinde Zahl‘ (Ogier, Roland, Karl, Chor)

    Arioso ‚Des Krieges Los hat euch mir übergeben… Dem Fürsten Heil!‘ (Karl, Chor)

    Rezitativ ‚Wer bist du, dessen tiefgesenkter Blick die Erde sucht‘ (Karl, Roland, Fierabras)

    Erzählung ‚Am Rand der Ebene, wo sich des Heeres ganze Macht entfaltet‘ (Roland)

    Rezitativ ‚Darum ward er besiegt von einem Helden’ (Karl, Roland)

    Ensemble ‚Der Landestöchter fromme Pflichten weih‘n, Edler, dir die Heldenzier’ (Emma, Karl, Fierabras, Roland, Chor)

    Quartett und Chor ‚Dem Erfolg vertrauen wir des Friedens Glück‘ (Emma, Eginhard, Fierabras, Roland, Ogier, Karl, Chor der Ritter)

    Marsch und Chor (da capo) ‚Zu hohen Ruhmespforten klimmt er auf schroffem Gleis‘ (Chor)

    Duett ‚Lass uns mutvoll hoffen, wandeln auf der Bahn‘ (Fierabras, Roland)

    Duett ‚Der Abend sinkt auf stiller Flur, es soll der Treue scheiden‘ (Emma, Eginhard)

    Rezitativ und Arie ‚Was quälst du mich, o Missgeschick… In tief bewegter Brust schon regt sich‘ (Fierabras)

    Ensemble ‚Doch horch! Was regt sich noch in stiller Nacht‘ (Emma, Fierabras, Eginhard, Männerchor)

    Szene und Terzett ‚Ha, hier waltet ein Verrat! So schnell nicht, als ihr wähnet‘ (Emma, Fierabras, Eginhard)

    Rezitativ ‚Nun fasset Mut, so sehr mein Herz auch bebt‘ (Emma, Fierabras)

    Rezitativ ,Ha! Wie, Emma hier? An des Barbaren Arm?‘ (Emma, Fierabras, Karl)

    Terzett ‚Das Blut fühl‘ ich erstarren im Kampf mit Lieb’ und Pflicht’ (Emma, Fierabras, Karl)

    Ensemble ‚Dich rief ich, Eginhard, den einzig Treuen‘ (Emma, Karl, Eginhard, Fierabras)

    Quartett mit Chor ‚Fort zum Siegesreigen auf sein Machtgeheiss‘ (Emma, Eginhard, Fierabras, Karl, Chor der Ritter)


    Zweiter Akt:

    Lied mit Chor ‚Im jungen Morgenstrahle, den Blick dir zugewandt‘ (Eginhard, Roland, Chor der Rittter)

    Rezitativ ‚Beschlossen ist‘s, ich löse seine Ketten’ (Eginhard)

    Marsch und Melodram ‚Verwegene! Was führt euch hieher?‘ (Brutamonte, Eginhard)

    Ensemble ‚Was mag der Ruf bedeuten? Seid wohl auf eurer Hut‘ (Eginhard, Brutamonte, Chor der Ritter)

    Duett mit Chor ‚Was ist ihm gescheh‘n? Was hat er begonnen?‘ (Roland, Ogier, Chor der Ritter)

    Duett ‚Weit über Glanz und Erdenschimmer ragt meiner Wünsche hohes Ziel‘ (Florinda, Maragond)

    Quintett ‚Verderben denn und Fluch der falschen Frankenbrut‘ (Florinda, Maragond, Boland, Eginhard, Brutamonte)

    Chor ‚Lasst Friede in die Hallen des Fürstensitzes zieh‘n’ (Chor)

    Terzett mit Chor ‚Im Tode sollt ihr büßen, was Übermut gewagt‘ (Florinda, Boland, Roland, Chor der Ritter und Mauren)

    Arie ‚Die Brust, gebeugt von Sorgen, bestürmt des Schmerzes Glut‘ (Florinda)

    Ensemble ‚O teures Vaterland, verlassen weilt deiner Söhne treue Schar‘ (Eginhard, Ogier, Roland, Chor der Ritter)

    Melodram mit Chor ‚Ha! Was ist das? Auf der Treppe verwundet flieht ein Maure!‘ (Olivier, Ogier, Chor der Ritter)

    Rezitativ und Ensemble ‚Wo ist er? Nicht des Todes Grauen hemmet meiner Schritte schnellen Lauf‘ (Florinda, Roland, Chor der Ritter)

    Duett mit Chor ‚Selbst an des Grabes Rande erwacht das Leben neu‘ (Florinda, Roland, Chor der Ritter)

    Chor ‚Der Hoffnung Strahl, den du gegeben, er leiht uns Mut zu neuem Leben‘ (Ogier, Roland, Chor der Ritter)

    Melodram ‚Ha, neue Qual! Wir sind verraten!‘ (Florinda, Roland, Ogier, Eginhard)

    Terzett mit Chor ‚Uns führt der Vorsicht weise Hand für treue Lieb‘ und Vaterland’ (Florinda, Roland, Eginhard, Chor der Ritter)

    Melodram mit Chor ‚Schützt ihn, ihr ew‘gen Mächte!‘ (Florinda, Chor der Ritter)


    Dritter Akt

    Chor ‚Bald tönet der Reigen, die Lust füllt das Herz‘ (Emma, Chor der Jungfrauen)

    Quartett ‚Bald wird es klar, die Tat muss ich ergründen‘ (Emma, Karl, Fierabras, Eginhard)

    Szene ‚Wo ist mein königlicher Herr?‘ (Emma, Eginhard, Fierabras, Karl)

    Terzett ‚Wenn hoch im Wolkensitze der Götter Grimm erwacht‘ (Emma, Fierabras, Eginhard)

    Arie mit Chor ‚Des Jammers herbe Qualen erfüllen dieses Herz‘ (Florinda, Chor der Ritter)

    Marcia funebre mit Melodram ‚Welch neuer Schreck! Vom Schlosse naht ein langer Zug von Kriegern‘ (Florinda, Olivier, Chor der Ritter)

    Ensemble ‚Ha, Erbarmen, haltet ein! Verlangt mein Leben und was ihr wollt‘ (Florinda, Chor der Ritter)

    Chor ‚Der Rache Opfer fallen, vergeblich war ihr Droh‘n’ (Chor der Mauren)

    Ensemble ‚Erbarmen fleht zu deinen Füßen die Tochter, um den Freund gebeugt‘ (Florinda, Boland, Chor der Ritter und Mauren)

    Rezitativ ‚Er ist mein Vater, halte ein! Verschone!‘ (Florinda, Fierabras, Chor)

    Ensemble ‚Der Sieg begleitet meine tapfern Heere‘ (Emma, Florinda, Karl, Boland, Fierabras, Eginhard, Roland, Chor)

    Rezitativ ‚Nun lasst des lang ersehnten Glücks uns freuen‘ (Karl)

    Schlussgesang ’Vereint durch Bruderbande gedeiht nur Menschenglück’ (Alle)


    Die Personen:


    Karl, fränkischer König - Bass / Emma, seine Tochter - Sopran / Fränkische Ritter: Roland - Bariton, Ogier - Tenor, Olivier, Gui von Burgund, Richard von der Normandie, Gérard von Mondidier - Chorsolisten / Eginhard, Ritter an König Karls Hof - Tenor / Boland, Fürst der Mauren - Bariton / Fierabras, sein Sohn - Tenor / Florinda, seine Tochter - Sopran / Maragond, ihre Vertraute - Mezzosopran / Brutamonte, maurischer Anführer - Bass / Eine Jungfrau in Emmas Gefolge – Sopran / Ein maurischer Hauptmann - Sprechrolle.


    Die Handlung:


    Es gibt zu dieser Oper im „Tamino“-Opernführer einen Beitrag von Gerhard Wischniewski.


    Carlo

  • Bemerkenswert bei „Fierabras“ ist die erstmalige Verwendung von Leitmotiven, als deren ‚Erfinder‘ allgemein Richard Wagner gilt

    Sagen wir Wagner gilt als Vollender der Leitmotivik. Als Erfinder wird gelegentlich Carl Maria von Weber genannt, wobei der wiederum sich ja an Spohrs "Faust" orientiert... Es ist wohl nicht eindeutig festzulegen.

    Dass Schubert hier ebenfalls Leitmotive anwendet ist beinahe zeitgliech mit dem Freischütz (zwei Jahre später) dennoch ziemlich bemerkenswert; danke für den Hinweis darauf!

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Ich kenne die:



    Diese hingegen nicht:



    Mir sagt die Handlung (zu viele Akteure) überhaupt nicht zu, die Ouvertüre hingegen sehr wie auch einige Chöre.

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • FIERABRAS, D 796


    Die Aufnahmen (mit teilweise abweichendem Text) – 1. Teil:



    König Karl – Otto von Rohr / Emma – Sieglinde Kahmann / Roland – Raymond Wolansky / Ogier – Hans-Ulrich Mielsch / Eginhard – Fritz Wunderlich / Boland – Otto von Rohr / Fierabras – Rudo Timper / Florinda – Hetty Plümacher / Maragond – Melanie Geissler / Brutamonte – Manfred Röhrl / Der Südfunk-Chor Stuttgart / Der Kammerchor von Radio Bern / Chorltg.: Hermann Josef Dahmen / Das Berner Stadtorchester / Dirigent: Hans Müller-Kray (Bern, Studio der Schweizerischen Rundspruchgesellschaft, 7. 4. - 10. 4. 1959). Eine stark gekürzte Aufnahme als Coproduktion der SRG Bern mit dem SDR Stuttgart mit kurzen Dialogteilen und Zwischentexten, gesprochen von Wolfgang Wendt (Dauer: 82 Minuten). Für die Veröffentlichung auf diversen LPs und CDs wurden diese Texte eliminiert. (Auf der Doppel-CD „Fritz Wunderlich: Klassische Arien“ bei ‚SWR Music‘ sind zwei Ausschnitte enthalten.)



    Am 10. 4. 1971 sendete die BBC in ihrem dritten Programm eine Studio-Produktion (in Stereo) dieser Oper. Maurice J. E. Brown schrieb dazu im Magazin ‚The Musical Times, Vol. 112‘ (No. 1538, pages 338-339) eine Einführung und Winton Dean hat die Aufnahme in einer Kritik (No.1540, page 588) besprochen. Im englischen Magazin ‚Opera‘ liegt kein Beitrag zu dieser Rundfunksendung vor.



    König Karl – Nikolaus Hillebrand / Emma – Margherita Rinaldi / Roland – Ernst Gerold Schramm / Ogier – Ezio Di Cesare / Eginhard – Norbert Orth / Boland – Dimiter Petkov / Fierabras – Werner Hollweg / Florinda – Viorica Cortez / Maragond – Luisa Gallmetzer / Brutamonte – Andrea Snarski / Erzähler: Fedele D’Amico / Coro e Orchestra Sinfonica di Roma della RAI / Chorltg.: Gianni Lazzari / Dirigent: Gabriel Chmura (Perugia, Teatro Morlacchi, 16. 9. 1978). Eine konzertante Aufführung (in deutscher Sprache mit italienischer Erklärung der Handlung) von der ‚33. Sagra Musicale Umbra‘, erschienen bei ‚House of Opera‘ auf 3 CDs.



    König Karl – Matti Salminen / Emma – Inga Nielsen / Roland – Ernst Gerold Schramm / Ogier – Jerrold van der Schaaf / Eginhard – Claes-Haakån Ahnsjö / Boland – Michail Litmanow / Fierabras – Werner Hollweg / Florinda – Gwendolyn Killebrew / Maragond – Jane Henschel / Brutamonte – Hartmut Welker / Erzähler: Peter Maßmann / Der Städtische Chor Aachen / Chorltg.: Hannsthomas Nowowiejski / De Kerkrads Mannenkoor ‚Sint Lambertus‘ / Chorltg.: Ger Withag / Das Städtische Orchester Aachen / Dirigent: Gabriel Chmura (Aachen, Eurogress, 30. 1. 1980). Es gibt keine Rundfunkaufnahme dieses Konzerts, aber es existiert ein privater Mitschnitt.



    König Karl – Rupert Straub / Emma – Siglinde Damisch / Roland – Ernst Grathwol / Ogier – Ulrich Reß / Eginhard – Chris Merritt / Boland – Axel Wagner / Fierabras – Michael Pabst / Florinda – Janet Walker / Maragond – Agathe Kenia / Brutamonte – Weldon Thomas / Der Chor der Städtischen Bühnen Augsburg / Chorltg.: Peter Burian / Das Augsburger Philharmonische Orchester / Dirigent: Hans Norbert Bihlmaier (Augsburg, Städtische Bühnen, Premiere am 20. 2. 1982). Von dieser Produktion existiert ein Hausmitschnitt der Generalprobe.



    König Karl – Robert Holl / Emma – Karita Mattila / Roland – Thomas Hampson / Ogier – Peter Hofmann* / Olivier – Jörg Schluckebier / Gui von Burgund – Rainer Brandstetter / Richard von der Normandie – Claus Kühbacher / Gerard von Mondidier – Michael Weber / Eginhard – Robert Gambill / Boland – Lászlo Polgár / Fierabras – Josef Protschka / Florinda – Ellen Shade / Maragond – Brigitte Balleys / Brutamonte – Hartmut Welker / Eine Jungfrau – Brigitte Pinter / Ein maurischer Hauptmann – Ottokar Prochazka / Der Arnold-Schoenberg-Chor / Chorltg.: Erwin Ortner / Das Chamber Orchestra of Europe / Dirigent: Claudio Abbado / Assistent: Ion Marin / Bühnenbild: Hans-Dieter Schaal / Kostüme und Requisiten: Marie-Luise Strandt / Inszenierung: Ruth Berghaus / Assistenten: Ingolf Huhn, Diana Kienast und Sabine Loew / TV-Regie: Peter W. R. Lauscher (Wien, Theater an der Wien, 8. 5. 1988). Eine TV-Produktion des ORF in Zusammenarbeit mit den Wiener Festwochen, der Wiener Staatsoper und dem Théâtre de la Monnaie, Brüssel. (In späteren Aufführungen sangen Helmut Wildhaber den Eginhard und Hartmut Welker den Boland.) Die Sendung im ZDF war am 2. 4. 1989 und wurde bisher nicht auf DVD veröffentlicht. (*Der österreichische Tenor Peter Hofmann nannte sich manchmal ‚Peter Svensson‘, um Verwechslungen mit dem deutschen Tenor gleichen Namens auszuschließen.)


    Einige Aufführungen der Vorstellungsserie im Theater an der Wien (8. 5. bis 23. 5. 1988) wurden von der ‚Deutschen Grammophon Gesellschaft‘ für eine CD-Veröffentlichung – ohne Dialoge! - mitgeschnitten, wobei man Cheryl Studer (ohne die wohl keine Opernaufnahme der 80er und 90er Jahre auskam) nachträglich als Florinda in die Aufnahme ‚schmuggelte‘. (Die zwei CDs erschienen 1990.) Als die Produktion am 9. 6. 1990 ins Repertoire der Wiener Staatsoper übernommen wurde, sangen in der Premiere: Robert Holl (König Karl), Karita Mattila (Emma), Thomas Hampson (Roland), Hans-Peter Blochwitz (Eginhard), Lászlo Polgár (Boland), Josef Protschka (Fierabras), Dunja Vejzovic (Florinda), Gabriele Sima (Maragond), Georg Tichy (Brutamonte) und Brigitte Poschner-Klebel (Eine Jungfrau). Den Chor der Wiener Staatsoper leitete Helmuth Froschauer und am Pult des Wiener Staatsopernorchesters stand auch hier Claudio Abbado.



    König Karl – Roderick Kennedy / Emma – Ann Dawson / Roland – Roland Hermann / Ogier – Hugh Hetherington / Eginhard – John Graham-Hall / Boland – Nicholas Folwell / Fierabras – Thomas Moser / Florinda – Mari Anne Häggander / Maragond – Eirian James / Brutamonte – Peter Knapp / Erzähler: Charles Metcalfe / Der Tallis Choir / Chorltg.: Philip Simms / Das English Chamber Orchestra / Dirigent: Jeffrey Tate (London, Queen Elizabeth Hall, 18. und 20. 8. 1988). Eine halbszenische Aufführung in deutscher Sprache (mit einem englisch sprechenden Erzähler in der Maske Franz Schuberts) im Rahmen des ‚Summerscope‘-Festivals. Roland Hermann wurde an Stelle von Sergei Leiferkus eingesetzt; von einer der beiden Aufführungen scheint es einen Mitschnitt zu geben.



    König Karl – Robert Holl / Emma – Deborah Voigt / Roland – Richard Cowan / Ogier – Peter Svensson* / Eginhard – Marek Torzewski / Boland – Alexander Malta / Fierabras – Thomas Moser / Florinda – Margaret-Jane Wray / Maragond – Brigitte Balleys / Brutamonte – Urban Malmberg / Choeurs et Orchestre symphonique du Théâtre de la Monnaie, Bruxelles / Chorltg. Johannes Mikkelsen / Dirigent: Ingo Metzmacher (Utrecht, Muziekcentrum Vredenburg, 23. 12. 1989). Eine konzertante Aufführung in deutscher Sprache - ohne Dialoge - mit einem verbindenden Text von Jean-Marie Piemme, gesprochen von Estelle Marion und Patrick Descamps. Eine Aufnahme der niederländischen Rundfunkgesellschaft AVRO und des belgischen Rundfunks BRT vom Gastspiel des Théâtre de la Monnaie aus Brüssel in den Niederlanden. (*Siehe die Anmerkung zu der Wiener Aufführung unter Claudio Abbado.) Bei der Premiere am 5. 12. 1989 in Brüssel und in sechs Reprisen sang der deutsche Tenor Thomas Dewald die Partie des Ogier.



    König Karl – Hartmut Bauer / Emma – Jennifer Trost / Roland – Sedat Öztoprak / Ogier – Siegfried Schmidt / Eginhard – Andreas Wagner / Boland – Marek Wojciechowski / Fierabras – Edward Cook / Florinda – Malina Pavlova / Maragond – Danièle Grima / Brutamonte – Martin Hosch / Der Chor der Wuppertaler Bühnen / Chorltg.: Helmut Sonne / Das Sinfonieorchester Wuppertal / Dirigent: Peter Gülke (Wuppertal, Opernhaus, 21. 5. 1994). Ein privater Mitschnitt einer Bühnenaufführung.



    Carlo



    Der 2. Teil folgt in einer Woche.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • König Karl – Otto von Rohr / Emma – Sieglinde Kahmann / Roland – Raymond Wolansky / Ogier – Hans-Ulrich Mielsch / Eginhard – Fritz Wunderlich / Boland – Otto von Rohr / Fierabras – Rudo Timper / Florinda – Hetty Plümacher / Maragond – Melanie Geissler / Brutamonte – Manfred Röhrl / Der Südfunk-Chor Stuttgart / Der Kammerchor von Radio Bern / Chorltg.: Hermann Josef Dahmen / Das Berner Stadtorchester / Dirigent: Hans Müller-Kray (Bern, Studio der Schweizerischen Rundspruchgesellschaft, 7. 4. - 10. 4. 1959). Eine stark gekürzte Aufnahme als Coproduktion der SRG Bern mit dem SDR Stuttgart mit kurzen Dialogteilen und Zwischentexten, gesprochen von Wolfgang Wendt (Dauer: 82 Minuten). Für die Veröffentlichung auf diversen LPs und CDs wurden diese Texte eliminiert.

    Diese Aufnahme ist bei jpc zu finden:


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • FIERABRAS, D 796


    Die Aufnahmen (mit teilweise abweichendem Text) – 2. Teil:



    König Karl – Gregory Frank / Emma – Juanita Lascarro / Roland - Marcus Jupither / Ogier – Andreas Hermann / Eginhard – Shawn Mathey / Boland – Magnus Baldvinsson / Fierabras – William Joyner / Florinda – Michaela Schuster / Maragond – Jenny Carlstedt / Brutamonte – Gerard Lavalle / Der Chor der Oper Frankfurt / Chorltg.: Andrés Máspero / Das Opern- und Museumsorchester Frankfurt / Dirigent: Paolo Carignani (Frankfurt/Main, Opernhaus, 6. 10. 2002). Eine ‚In-House‘-Aufnahme des Opernhauses Frankfurt/Main, die im Katalog von ‚House of Opera‘ steht.



    König Karl – Lászlo Polgár / Emma – Joanna Kozlowska / Roland – Michael Volle / Ogier – Miroslav Christoff / Eginhard – Christoph Strehl / Boland – Rolf Haunstein / Fierabras – Jonas Kaufmann / Florinda – Liuba Chuchrova / Maragond – Irène Friedli / Brutamonte – Guido Götzen / Eine Jungfrau – Christiane Kohl / Franz Schubert – Wolfgang Beuschel / Der Chor des Opernhauses Zürich / Chorltg.: Ernst Raffelsberger und Jürg Hämmerli / Das Orchester der Oper Zürich / Dirigent: Franz Welser-Möst / Bühnenbild und Kostüme: Christian Schmidt / Inszenierung: Claus Guth (Zürich, Opernhaus, November 2002). Die Premiere am 10. 11. 2002 wurde im Rundfunk DRS übertragen, während es von einer der Aufführungen auch einen TV-Mitschnitt gibt, der von ‚Premiere Opera‘ angeboten wird.



    König Karl – Greory Frank / Emma – Banu Böke / Roland - Johannes Martin Kränzle / Ogier – Andreas Hermann / Eginhard – Peter Marsh / Boland – Soon-Won Kang / Fierabras – Stuart Skelton / Florinda – Monika Krause / Maragond – Jenny Carlstedt / Brutamonte – Gerard Lavalle / Zwei Jungfrauen – Kalliopi Patrona und Julia Raschke / Der Chor der Oper Frankfurt / Chorltg.: Andrés Máspero / Das Opern- und Museumsorchester Frankfurt / Dirigent: Roland Böer (Frankfurt/Main, Opernhaus, 19. 1. 2003). Ein privater Mitschnitt von ‚House of Opera‘.



    König Karl – Lászlo Polgár / Emma – Juliane Banse / Roland – Michael Volle / Ogier – Boguslav Bidzinski / Eginhard – Christoph Strehl / Boland – Günther Groissböck / Fierabras – Jonas Kaufmann / Florinda – Twyla Robinson / Maragond – Irène Friedli / Brutamonte – Ruben Drole / Eine Jungfrau – Sandra Trattnigg / Franz Schubert – Wolfgang Beuschel / Der Chor des Opernhauses Zürich / Chorltg.: Ernst Raffelsberger / Das Orchester der Oper Zürich / Dirigent: Franz Welser-Möst / Bühnenbild und Kostüme: Christian Schmidt / Inszenierung: Claus Guth / TV-Regie: Thomas Grimm (Zürich, Opernhaus, Premiere am 25. 11. 2005, Dauer: 171 Minuten). Eine Produktion des Opernhauses Zürich in Zusammenarbeit mit Clasart Film- und Fernsehproduktion GmbH, hergestellt von der Felix Breisach Medienwerkstatt. Gesendet am 6. 10. 2007 auf 3sat und von ‚EMI‘ im selben Jahr auf DVD veröffentlicht.


    Am 8. 3. 2006 gastierte das Zürcher Opernhaus am Théâtre Musical de Paris (Théâtre du Châtelet) mit einer Aufführung dieser Produktion. Die Besetzung war die der obengenannten Vorstellung mit zwei Ausnahmen: Gregory Frank als König Karl und Volker Vogel als Ogier. Einen akustischen Mitschnitt der Aufführung in Paris veröffentlichte ‚House of Opera‘.



    König Karl – Georg Zeppenfeld / Emma – Julia Kleiter / Roland – Markus Werba / Eginhard – Benjamin Bernheim / Boland – Peter Kálmán / Fierabras – Michael Schade / Florinda – Dorothea Röschmann / Maragond – Marie-Claude Chappuis / Brutamonte – Manuel Walser / Mitglieder des ‚Young Singers Projects’ der Salzburger Festspiele / Der Chor der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Ernst Raffelsberger / Mitglieder der Angelika-Prokopp-Sommerakademie der Wiener Philharmoniker / Die Wiener Philharmoniker / Dirigent: Ingo Metzmacher / Bühnenbild: Ferdinand Wögerbauer / Kostüme: Annamaria Heinreich / Inszenierung: Peter Stein / TV-Regie: Peter Schönhofer (Salzburg, Haus für Mozart, August 2014, Dauer: 174 Minuten). Eine Produktion der Salzburger Festspiele (Premiere am 13. 8. 2014). Der ORF sendete den Mitschnitt der Premiere am 16. 8. 2014 im Rundfunk und ein TV-Zusammenschnitt mehrerer Vorstellungen wurde vom Sender 3sat am 4. 10. 2014 gezeigt; eine DVD davon gibt es bei ‚Unitel Classica‘.



    König Karl – Alfred Walker (statt Eric Halfvarson) / Emma – Sara Jakubiak / Roland – Andrew Schroeder / Ogier – Matthew Tuell / Eginhard – Eric Barry / Boland – Robert Pomakov / Fierabras – Joseph Kaiser / Florinda – Cecelia Hall / Maragond – Teresa Buchholz / Brutamonte – Ryan Kuster / The Bard Chorale / Chorltg.: James Bagwell / The American Symphony Orchestra / Dirigent: Leon Botstein / Regie: Dmitry Troyanovsky (New York, Annandale-on-Hudson, Sosnett Theatre, 17. 8. 2014). Eine semi-konzertante Aufführung im Rahmen des ‚SummerScape Festival’ (Bard College), das 2014 ganz im Zeichen des Wirkens von Franz Schubert stand. Die Aufführung wurde per Live-Stream im Internet übertragen.



    König Karl – Tomasz Konieczny / Emma – Anett Fritsch / Roland – Markus Werba / Ogier – Martin Piskorski / Eginhard – Peter Sonn / Boland – Lauri Vasar / Fierabras – Bernard Richter / Florinda – Dorothea Röschmann / Maragond – Marie-Claude Chappuis / Brutamonte – Gustavo Castillo / Eine Jungfrau – Alla Samokhotova / Coro e Orchestra del Teatro alla Scala / Chorltg.: Bruno Casoni / Dirigent: Daniel Harding (Mailand, Teatro alla Scala, 5. 6. 2018). Gezeigt wurde 2018 an der Mailänder Scala - in sieben Vorstellungen - die Inszenierung von Peter Stein von den Salzburger Festspielen 2014 (siehe oben). Die Premiere wurde live im Internet ausgestrahlt.



    König Karl – Kai Wegner / Emma – Elissa Huber / Roland – Todd Boyce / Ogier – Nazariy Sadivskyy / Eginhard – Uwe Stickert / Boland – Young Kwon / Fierabras – Andries Cloete / Florinda – Evgenia Grekova / Maragond – Claude Eichenberger / Brutamonte – György Antalffy / Der Chor des Konzert Theaters Bern / Chorltg.: Zsolt Czetner / Das Berner Symphonieorchester / Dirigent: Mario Venzago (Bern, Konzert Theater, 27. 1. 2019). Der Dirigent Mario Venzago hat das Werk für diese Inszenierung musikalisch bearbeitet und teilweise Rezitative statt der Dialoge hinzukomponiert. Es gibt einen In-House-Mitschnitt der Generalprobe.



    Jonas Kaufmann singt auf seinem Recital „Sehnsucht“ mit dem Mahler Chamber Orchestra unter Claudio Abbado (‚Decca‘, 2008) die Arie des Fierabras ‚Was quälst du mich, o Missgeschick!‘. Auch Daniel Behle singt auf seiner, komplett den Opern Franz Schuberts gewidmeten, CD von 2016 diese Arie und zusätzlich Eginhards Romanze ‚Der Abend sinkt auf stiller Flur‘, begleitet vom L’Orfeo Barockorchester mit der Dirigentin Michi Gaigg (‚Deutsche Harmonia Mundi‘).



    Carlo

  • Heute stelle ich Franz Schuberts letztes Bühnenwerk vor:



    DER GRAF VON GLEICHEN, D 918


    Romantische Oper in zwei Akten / Text von Eduard von Bauernfeld (nach einer thüringischen Volkssage des 13. Jahrhunderts) / Musik von Franz Schubert / Komponiert 1827 (unvollendet) / Vervollständigung und Instrumentierung des Fragments: a) von Gunter Elsholz (Cincinnati 1994), b) Wolfgang Hocke (Meiningen 1996) und c) Richard Dünser (Graz 1997) / Uraufführung von zwei Nummern (konzertant): 10. 10. 1868, Wien / Uraufführung (szenisch) der vervollständigten Bühnenfassung: 26. 4. 1996, Meiningen.


    Das Werk:


    In der Nähe von Gotha in Thüringen steht die Ruine der Burg Gleichen. Im 5. Band der „Volksmärchen der Deutschen“ (1786) erzählte Johann August Musäus die Geschichte ‚Melechsala oder die Sage vom Grafen Ernst von Gleichen und seinen zwei Frauen‘. Am 28. 10. 1815 hatte im Leopoldstädter Theater in Wien die ‚heroisch-komische Operette nach einer wahren Geschichte frei bearbeitet‘ von Josef Alois Gleich mit der Musik von Franz Joseph Volkert unter dem Titel „Ernst Graf von Gleichen“ Premiere. (Volkert - er lebte von 1778 bis 1845 - schrieb die Musik zu über 130 Bühnenstücken und war einer der produktivsten Komponisten seiner Zeit!) Die Anregung für ein ‚orientalisches‘ Sujet gab ihm die 1815 von Wien an die Berliner Hofoper gewechselte Anna Milder-Hauptmann: ‚Sollten Sie ein solches finden, würde ich alles aufwenden, daß wir die Sache in die Szene bringen.‘ Franz Schubert wandte sich an Eduard von Bauernfeld, der hauptberuflich Jurist bei der niederösterreichischen Landesregierung war und nebenbei Lustspiele verfasste. In Bauernfelds Tagebuch ist im März 1825 zu lesen: ‚Mit Schubert Du worden bei einem Glas Zuckerwasser. Er will einen Operntext von mir. Ich meinte, ein „Graf von Gleichen“ gehe mir durch den Kopf.‘ Sein wohl von Gleichs und Volkerts ‚Operette‘ inspiriertes Libretto wurde aber im Oktober 1826 von der Wiener Zensur wegen ‚Verdachts auf Verherrlichung der Bigamie‘ abgelehnt; dennoch begann Schubert – allerdings erst Monate später - mit der Vertonung, vielleicht weil ihm Anna Milder-Hauptmann und Franz Grillparzer Hoffnung auf eine eventuelle Aufführung im toleranteren Berlin machten. Noch zwei Tage vor seinem Tod sprach Franz Schubert mit Eduard von Bauernfeld und Franz Lachner über einen Opernstoff; man nimmt heute an, dass es sich dabei um Änderungen und die Vervollständigung von „Der Graf von Gleichen“ handelte.


    Das erst 1988 als Faksimile-Druck veröffentlichte Autograph des Klavierparticells (das in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek aufbewahrt wird) besteht in der schwer lesbaren Notenschrift Schuberts zum Teil nur aus bruchstückhaften Skizzen der Gesangslinie und vereinzelten Hinweisen zur Instrumentation; ein Entwurf im Particell datiert vom 19. 6. 1827. Mehrere Musiknummern sind zu Blöcken zusammengefasst – insgesamt enthält die Oper 22 durch gesprochene Dialoge verbundene Nummern, davon zwei im Finale unvertont – und die Rezitative wurden ‚fließend‘, d. h. arios angelegt. Auch enthält die Partitur das Schubertsche ‚Markenzeichen‘: die scheinbar endlosen strophischen Wiederholungen. Und er verwendete mehrere Melodiemotive aus der „Winterreise“ und zwei frühe Lieder (‚Die Betende, D 102‘ und ‚Wonne der Wehmut, D 260‘, letztere sogar mit Goethes Originaltext!). Johann Herbeck, seit 1856 Leiter des Wiener Männergesangvereins, veröffentlichte den Eingangschor ‚Es funkelt der Morgen‘ als Komposition für Männerchor und Klavier unter dem Titel ‚Morgengesang im Walde‘, uraufgeführt am 15. 12. 1865 im Redoutensaal der Wiener Hofburg. Am 10. 10. 1868 wurden ebenfalls im Redoutensaal in Herbecks Bearbeitung die Arie der Suleika (‚Ihr Blumen, ihr Bäume‘) und das Quintett ‚Wie Mondlicht durch die Wolken glänzt‘ aufgeführt. Die dramaturgischen Schwächen der Oper sind schon im Libretto Bauernfelds – angeblich in nur 8 Tagen geschrieben! – vorgegeben. Außer der unwahrscheinlichen (und von den Zeitgenossen als skandalös empfundenen) Handlung und der relativ blassen Zeichnung der Personen durch Bauernfeld, sowie auf Grund von Schuberts fehlender praktischer Theater-Erfahrung eine schwache kompositorische Entwicklung der dramatischen Situationen, ist auch – abgesehen von einem kurzen Marsch - das Fehlen eines musikalischen ‚türkischen‘ Lokalkolorits im ersten Akt zu bemängeln, was Schubert aber bei vollendeter Instrumentierung sicher nachgeholt hätte.


    Die Oper wurde von drei verschiedenen Komponisten ‚rekonstruiert‘:


    Der Deutsche Gunter Elsholz (1936-2004) hatte bereits 1973 Franz Schuberts Symphonie-Fragment in E-Dur aus dem Jahre 1821 – wovon nur die ersten 110 Takte vom Komponisten selbst stammen – ergänzt und als sogenannte „Gmunden-Gasteiner-Symphonie, D 729“ von 1825 ausgegeben. (Es gibt davon eine CD mit dem Cincinnati Philharmonia Orchestra unter Gerhard Samuel.) Ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Cincinnati College-Conservatory of Music entstand 1993/94 eine ‚Schubert-nahe‘ Version des „Graf von Gleichen“, in der z. B. das Benedictus aus Schuberts Messe in Es-Dur dazu diente, die Oper - der bekanntlich der Schluss fehlt - in derselben Tonart zu beenden, in der sie begann. Merkwürdigerweise hat die ‚Elsholz’-Fassung mehrere Abweichungen vom Libretto-Text, auch kommen hier zusätzlich zwei Personen musikalisch zu Wort: ein ‚Junker‘ als der Sohn des Grafen Ernst (eine Hosenrolle) und ein Priester, der am Ende beide Paare vermählt.


    Wolfgang Hocke, geboren 1937, der seit 1959 am Theater Meiningen tätige Komponist und Dirigent, schuf eine Aufführungsfassung, die sowohl dem Komponisten Schubert als auch den Anforderungen der Bühne gerecht werden wollte, wobei er vor allem auf die Durchhörbarkeit der Gesangsstimmen Wert legte: ‚Ich habe also seine Motive genommen und entsprechend bearbeitet, wie es Schubert gemacht hätte‘. Hocke war auch der Dirigent der ersten Bühnenaufführung nach 169 Jahren am 26. 4. 1996 im Südthüringischen Staatstheater in Meiningen. Die Kritiken dazu – soweit sie mir vorliegen – beschäftigen sich in erster Linie, wie es heute üblich ist, mit der optischen Umsetzung; die musikalische Seite bleibt weitgehend unbeleuchtet.


    Richard Dünser (Jahrgang 1959) aus Österreich wurde von Nikolaus Harnoncourt mit der Instrumentierung der Oper beauftragt. Nach eigener Aussage hat Dünser ‚alle Nummern, bei denen es Skizzen von Schubert gab, so vollendet, wie ich mir „meinen“ Schubert vorstelle, auch umgeändert, gekürzt und erweitert; ein Schubert, der durch Kompositions-, Klang- und Hörerfahrungen des 20. Jahrhunderts durchtönt.‘ Sein Finale der Oper besteht aus einer thematischen Verknüpfung mit dem Lied „Nebensonnen“ aus der „Winterreise“. Für konzertante Aufführungen schuf er darüber hinaus eine Fassung, die 2003 in Bregenz das erste Mal aufgeführt wurde und auf CD vorliegt.


    Die Musik (* = Komposition abgebrochen / ** = Nicht komponiert):


    Erster Akt

    Introduktion mit Chor ‚Es funkelt der Morgen… Süßer Schlaf hüllt ihr die Sinne‘ (Chor der indischen Sklaven) *

    Rezitativ und Kavatine ‚O Himmel, kannst du mir so freundlich lächeln… Mein Weib, o Gott, mein süßer Knabe‘ (Graf)

    Terzett ‚Wart‘ nur, wart’! Das soll der Sultan wissen‘ (Fatime, Kurt, Hassan)

    Duett ‚Ein Schiff? Ein Schiff? Ein frischer Wind trägt‘s hin.‘ (Graf, Kurt)

    Arie ‚Ihr Blumen, ihr Bäume, sagt, wo ich ihn finde‘ (Suleika)

    Rezitativ und Duett ‚Suleika! Mein Herr und Freund!... ‚Ich wünscht‘, um dich zu schmücken’ (Suleika, Graf)

    Rezitativ und Chor ‚Ha! Was ist das?‘ (Graf, Chor der Inder) *

    Rezitativ und Arie ‚Ihr geht und bringt die holde Tochter uns… Holder als des Kindes Schönheit‘ (Sultan)

    Quintett ‚Wie Mondlicht durch die Wolken glänzt‘ (Suleika, Sultan, Drei indische Fürsten) *

    Rezitativ und Arie ‚Himmel, was musst‘ ich hören… Ja, ich lieb‘ ihn!‘ (Suleika) *

    Lied ‚Tausend Frauen konnt‘ ich schauen in dem schönen Morgenland’ (Kurt)

    Duett ‚Ob ich verstehe? Nun so eile‘ (Fatime, Kurt)

    Duett ‚Sie wird kommen!… Scheiden! Scheiden!… Sieh die Purpurblume, die du mir gabst‘ (Suleika, Graf)

    Duett ‚Lass das befreiende Schiff uns erreichen‘ (Suleika, Graf) *

    Finale ‚Hurrah! Hurrah, die Segel gespannt!‘ (Suleika, Fatime, Graf, Kurt, Chor der Matrosen und der Freigelassenen) *


    Zweiter Akt

    Introduktion mit Chor ‚Lasst uns nicht feiern, füllet die Scheuern’ (Chor der Schnitterinnen und Schnitter)

    Arie ‚Trocknet nicht, Tränen der ewigen Liebe‘ (Gräfin) = „Wonne der Wehmut, D 260“.

    Chor ‚Vaterland, nimm uns auf in deinen Arm‘ (Chor der Kreuzfahrer)

    Rezitativ und Arie ‚Burg meiner Väter… O Vater der Güte, ich stammle, ich bebe!’ (Graf) *

    Rezitativ und Duett ‚Wo ist er? Wo ist er?… Lass ab, mir sprengt‘s die Brust’ (Gräfin, Graf)

    Ensemble und Chor ‚Doch sprich, wo ist mein süßer Knabe?‘ (Gräfin, Graf,, Chor der Mägde und Diener) *

    Terzett ‚Dies Zeichen war‘s, das er versprach’ (Suleika, Fatime, Kurt)

    Rezitativ und Quintett ‚O sieh‘, sie kommt… Meine Arme öffnen sich’ (Suleika, Fatime, Gräfin, Graf, Kurt)

    Lied mit Chor ‚Vor allem müsst ihr wissen, nur bitt‘ ich keinen Zweifel‘ (Kurt, Chor)

    Quartett ‚Gratuliere! Gratuliere! Nun, ich habe nichts dagegen‘ (Susanne, Fatime, Kurt, Burgvogt)

    Rezitativ und Arie ‚Sie schläft. Lass uns ihre Ruhe nicht stören… Deine Liebe, deine Milde‘ (Gräfin)

    Duett ‚Wohlan! Sprich zu dem frommen Kinde’ (Gräfin, Graf) *

    Arie ‚Guter Gott, nimm aus dem Herzen dieses Sehnen‘ (Suleika) = Teilweise „Die Betende, D 102“.

    Rezitativ und Duett ‚Angelika! Was ist mit dir?… Schlage nicht die Augen nieder‘ (Gräfin, Suleika) *

    Terzett ‚Ihr seid bewegt? Was ist geschehen?‘ (Gräfin, Suleika, Graf) *

    Quintett ‚Es geht schon im Kreise der volle Pokal! (Suleika, Fatime, Gräfin, Graf, Kurt)

    Duett ‚Von der Eh‘ hat jedes so eigene Gedanken’ (Fatime, Kurt) **

    Finale ‚Ich dank‘ euch, Freunde!… O hört die wunderbare Kunde‘ (Suleika, Fatime, Gräfin, Graf, Kurt, Chor) **


    Das Personenverzeichnis, die Inhaltsangabe und die vorhandenen Aufnahmen folgen in der nächsten Woche.


    Carlo

  • DER GRAF VON GLEICHEN, D 918 (2. Teil)


    Die Personen:


    Der Sultan von Kairo – Bass / Suleika, seine Tochter (als Christin: Angelika) – Sopran / Fatime, ihr Gespielin (als Christin: Marianne) - Sopran / Hassan, Aufseher des Gartens – Bass / Drei Fürsten aus Indien – Tenor, Tenor, Bariton / Graf Ernst von Gleichen, Gefangener des Sultans – Bariton / Kurt, sein Knappe, ebenfalls Gefangener des Sultans – Tenor / Gräfin Ottilie von Gleichen, des Grafen Gemahlin – Sopran / Der Junker, ihr zehnjähriger Sohn – Knabensopran bzw. Sopran / Susanne, Zofe der Gräfin – Sopran / Der Burgvogt des Grafen – Bariton / Sklaven und Gefangene des Sultans, Haremsdamen, Matrosen (1. Akt) – Chor / Schnitter und Schnitterinnen, Kreuzritter, Burgleute, Knechte und Knappen (2. Akt) – Chor.


    Die Handlung:


    Die Oper beginnt im Sultanspalast in Kairo mit einem Chor indischer Sklaven. Unter ihnen befindet sich Graf Ernst von Gleichen, der bei einem Kreuzzug gemeinsam mit seinem Knappen Kurt gefangen genommen wurde. Seine Gedanken an seine thüringische Heimat und seine wohl auf ihn wartende Gemahlin werden abgelenkt durch einen Streit zwischen Kurt und Hassan, dem Aufseher über die Gärten des Sultans, denn beide Männer sind verliebt in Fatime, die Gespielin der Sultanstochter Suleika. Kurt und der Graf sind entschlossen, bei sich bietender Gelegenheit mit einem Schiff zu fliehen. Allerdings hat sich Suleika in den Grafen verliebt, der ihr eine rote Rose geschenkt hat, was im Orient als Liebesbeweis zu verstehen ist. Zu ihrem Geburtstag hat der Sultan drei indische Fürsten eingeladen, unter denen Suleika ihren zukünftigen Gemahl wählen soll. Doch sie verkündet mutig, dass sie nur den Grafen liebt, obwohl dieser ihr gesteht, dass er in der Heimat bereits verheiratet ist und auch einen kleinen Sohn hat. Für die Orientalin ist die Mehrehe kein Hindernis und sie bittet ihren Vater, die gefangenen Kreuzritter freizulassen und ihr zu gestatten, gemeinsam mit Fatime, dem Grafen und Kurt das Land verlassen zu dürfen. Der Sultan gibt den Bitten seiner Tochter schließlich nach, hat er doch nicht nur mehrere Frauen, sondern auch noch mehrere Töchter…


    Es ist Herbst in Thüringen und die Bauern auf dem Gut des Grafen fahren die Getreideernte ein. Die Gräfin Ottlie denkt sehnsüchtig an ihren Mann, von dem sie schon so lange getrennt ist und von dem sie noch nicht einmal weiß, ob er noch lebt. Da kehren die Kreuzritter nach Hause zurück und Graf Ernst begrüßt freudig seine Gemahlin und seinen kleinen Sohn. Suleika, die auf der Reise nach Thüringen in Rom zum Christentum übergetreten ist und sich nun Angelika nennt, wird von Ottilie auf Bitten des Grafen freundlich aufgenommen. Einer ‚Ménage à trois‘ – wie der Graf vorschlägt – kann die Gräfin aber nicht ohne Weiteres zustimmen. Daher prüft sie Suleika/Angelika, wie tief und echt diese ihrem neuen Glauben folgt und wie wahr deren Gefühle für den Grafen sind. Als aus Rom die Kunde kommt, dass der Papst der ‚Ehe zu dritt‘ seinen Dispens erteilt hat, kann nun eine Doppelhochzeit gefeiert werden, denn auch Kurt – der sein Dauer-Verlöbnis mit der Zofe Susanne löst – nimmt Fatime, nun ebenfalls Christin und sich Marianne nennend, zur Frau. (Vermutlich tat sich Franz Schubert schwer mit diesem Ende der Geschichte, denn er hat die beiden letzten Nummern von Bauernfelds Libretto nicht skizziert.)


    Die Aufnahmen:


    Die Oper liegt in zwei kommerziellen Aufnahmen (Studio-Produktion aus Cincinnati 1994 und Konzert-Mitschnitt aus Bregenz 2003) vor, wobei auffallend ist, dass es bei der ‚Elsholz-Fassung’ mehrere Abweichungen vom Libretto Eduard von Bauernfelds gibt. (Auch verwendet die amerikanische Fassung eine weitere Rolle: einen jungen Priester, der die Paare Graf-Suleika und Kurt-Fatime traut.) Die Bearbeitungen aus Meiningen 1996 und Graz 1997 sind ebenfalls akustisch dokumentiert, aber bisher nicht veröffentlicht.


    Fassung von Gunter Elsholz:


    Der Sultan – Mark Dietrich / Suleika – Gwendolyn Coleman / Fatime – Karen Driscoll / Hassan – James Anderson / Drei Fürsten aus Indien – Gerald Seminatore, Mark Duffin und Robert Avrett / Graf Ernst – John M. Koch / Kurt – Brad Diamond / Gräfin Ottilie – Tracy Thomas / Der Junker – Maria Zifchak / Susanne – Nicole Heaston / Der Burgvogt – Mark Biesterfeld / Ein junger Priester – Stuart Skelton / CCM Chamber Choir / Cincinnati Philharmonia Orchestra / Dirigent: Gerhard Samuel (Cincinnati, Corbett Auditorium of the Cincinnati College-Conservatory of Music, 12. 3. und 13. 3. 1994). Eine Aufnahme der ‚Centaur Records‘ (2 CDs, 1996).


    Die Fassung von Gunter Elsholz wurde am 11. 3. 1994 in einer konzertanten Aufführung in deutscher Sprache (mit englischsprachigen Zwischentexten, gesprochen von dem Schauspieler Malcolm Fraser) am College-Conservatory of Music in Cincinnati (Ohio) uraufgeführt und anschließend von der CD-Firma ‚Centaur Records‘ aus Los Angeles (ohne Dialoge und ohne Zwischentexte mit einer Dauer von 155 Minuten) auf zwei CDs eingespielt. „The Cincinnati performance is serviceable, at its best in the beautifully balanced and blended chorus. Gerhard Samuel leads stylishly but with an untheatrical lack of urgency.“ (‚Opera News‘, New York, 28. 12. 1996)


    Fassung von Wolfgang Hocke:


    Der Sultan – Lothar Froese / Suleika - Kersten Keller / Fatime – Kati Rücker / Hassan – Frank Sonnberger / Drei Fürsten aus Indien* – Bernhard Hirsch, Hartmut Struppek und Gennady Rodionow / Graf Ernst – Jochen Kupfer / Kurt* – Wolfgang Schwaninger / Gräfin Ottilie – Radka Loudova-Remmler / Der Junker – Christoph Reiß / Susanne – Anett Riede / Der Burgvogt – Bernd Hofmann / Komtess Karoline – Kathleen Fritz / Eine Frau* - Angelika Fischmann / Ein Sklave* – Gerhard Goebel / Der Chor und das Orchester des Meininger Theaters / Chorltg.: Wolfgang Liesk / Dirigent: Wolfgang Hocke (Meiningen, Südthüringisches Staatstheater, Premiere am 26. 4. 1996, Bühnen-Uraufführung). Von der Generalprobe gibt es m. W. einen ‚Haus-Mitschnitt‘.


    Die Inszenierung von Ingolf Huhn brachte das Werk als ‚Oper in der Oper‘: In einem Landhaus zur Biedermeierzeit wird – mit einem Minimum an ‚mittelalterlicher‘ Ausstattung - vor Gästen Franz Schuberts „Der Graf von Gleichen“ aufgeführt. Als stumme Figur taucht der Maler Moritz von Schwind auf, der die in den Ensembles ‚eingefrorenen‘ Personen mit dem Zeichenstift festhält. (Am 28. 4. 1996 war die zweite Aufführung mit alternativer Besetzung - Agnes Geier-Kratzer, Dimiter Sterev und Thomas Lüllich - in den mit * gekennzeichneten Rollen.) „Zumindest sind jedoch die Art, wie Wolfgang Hocke vorging, und die Behutsamkeit der Hinzufügungen ehrenhaft, das Resultat keinesfalls ‚Schubert light‘.“ (‚Fono Forum‘, Juli 1996) / „Wolfgang Hocke contrived an eminently serviceable performing edition that yielded an absorbing evening‘s entertainment.“ (‚Opera‘, London, August 1996).


    Fassung von Richard Dünser:


    Der Sultan – Oliver Widmer / Suleika – Cornelia Hosp / Fatime – Anna Korondi / Hassan – Ludovic Kónya / Drei Fürsten aus Indien – Johannes Chum, Matthias Widmaier und Ludovic Kónya / Graf Ernst – Francois Le Roux / Kurt – Matthias Widmaier / Gräfin Ottilie – Margaret Chalker / Susanne – Tünde Szabóki / Der Burgvogt – Ludovic Kónya / Der Chor der Steirischen Festspiele / Chorltg.: Hannes Steinwender / Das Grazer Symphonische Orchester / Dirigent: Andreas Stoehr (Graz, Stefaniensaal, 12. 7. 1997). Ein Mitschnitt des ORF, gesendet am 26. 7. 1997.


    Den Auftrag zur Vervollständigung der Komposition erhielt Richard Dünser von Nikolaus Harnoncourt. Bei der ‚Styriarte 1997‘ wurde seine Fassung - mit gesprochenen Dialogen, geschrieben von Thomas Höft - erstmals aufgeführt; das Konzert dauerte ca. 185 Minuten. (Der Wiener Andreas Stoehr wirkte von 2001 bis 2008 an der ‚Deutschen Oper am Rhein‘. Die Sopranistin Cornelia Hosp nahm später den Namen ‚Horak‘ an. Der rumänische Bass-Bariton Ludovic Kónya ist nicht zu verwechseln mit dem ungarischen Bariton Ladislau Kónya.) Eine Kritik zu diesem Konzert liegt mir nicht vor.


    dto.: Der Sultan und Graf Ernst von Gleichen – Florian Boesch / Suleika – Cornelia Horak / Fatime und Gräfin Ottilie von Gleichen – Letizia Scherrer / Der Erzähler: Kurt Sternik / Der Kornmarkt Chor Bregenz / Chorltg.: Wolfgang Schwendinger / Das Symphonieorchester Vorarlberg / Dirigent: Christoph Eberle (Bregenz, Festspielhaus, 22. 4. 2003). Der Live-Mitschnitt einer Konzertfassung erschien 2004 auf zwei CDs des Labels ‚Oehms Classic‘ mit einer Dauer von 107 Minuten.


    Die Konzertfassung bringt die Kernszenen der Oper, verbunden durch eine gesprochene Inhaltsangabe zwischen den Musiknummern. Verzichtet wurde dabei auf folgende Teile der Partitur in der Version Richard Dünsers: Nr. 3 (Terzett Fatime-Kurt-Hassan: ‚Wart, nur wart!‘), Nr. 4 (Duett Graf-Kurt: ‚Ein Schiff? Ein Schiff?‘), Nr. 7 (Quintett Suleika-Sultan-Drei Fürsten: ‚Wie Mondlicht durch die Wolken dringt‘), Nr. 9 (Lied des Kurt: 'Tausend Frauen konnt’ ich schauen’), Nr. 10 (Duett Kurt-Fatime: ‚Ob ich verstehe?‘), Nr. 17 (Terzett Kurt-Fatime-Suleika: ‚Dies Zeichen war’s’), Nr. 18 (Rezitativ und Quintett Graf-Gräfin-Suleika-Fatime-Kurt: ‚O sieh, sie kommt‘), Nr. 19 (Lied des Kurt mit Chor: ‚Vor allem müsst ihr wissen‘), Nr. 20 (Quartett Susanne-Fatime-Kurt-Burgvogt: ‚Gratuliere! Gratuliere!‘) und Nr. 26 (Quintett Fatime-Suleika-Gräfin-Graf-Kurt: ‚Es geht schon im Kreise‘). Somit wurde die Buffo-Partie des Kurt in dieser Konzertfassung völlig ausgespart. Einen profunden Eindruck der kompletten Oper erhält man so nicht, was einem 'Tamino' in diesem Thread (Beitrag Nr. 59) denn auch 'gähnende Langeweile' bescherte. Dafür sind ein Rezitativ des Grafen vor der Arie des Sultans (Nr. 9: ‚Ihr geht und bringt die holde Tochter uns’) und ein Rezitativ Gräfin-Graf vor der Arie der Gräfin (Nr. 21: ‚Sie schläft. Lass uns ihre Ruhe nicht stören‘) neu hinzugekommen.


    Oliver Widmer singt auf seinem Schubert-Recital aus „Der Graf von Gleichen“ die Arien des Grafen ‚O Himmel! Kannst du mir so freundlich lächeln… Mein Weib, o Gott, mein süßer Knabe‘ (1. Akt) und ,Burg meiner Väter, wohlbekanntes Land…. O Vater der Güte, ich stammle, ich bebe‘ (2. Akt). Er wurde begleitet im Dezember 1999 von der Ungarischen Nationalphilharmonie (Magyar Nemzeti Filharmonikus Zenekar) unter der Leitung von Jan Schultsz; die CD erschien 2001 bei ‚Hyperion‘.


    In der kommenden Woche folgt das 'Geistliche Drama' "Lazarus".


    Carlo


    P. S.

    Es gibt übrigens auch zwei Musicals nach dieser Vorlage: „Terzett“ von Gerd Natschinski (1973) und „Der Graf von Gleichen – Die Geschichte einer Liebe“ von Peter Frank (2008).

  • LAZARUS oder DIE FEIER DER AUFERSTEHUNG, D 689



    Religiöses Drama in drei Handlungen von August Hermann Niemeyer nach dem Johannes-Evangelium / Musik von Franz Schubert / Komponiert 1820 (unvollendet) / Konzertante Uraufführung des Fragments am 27. 3. 1863 in den Redoutensälen der Wiener Hofburg / Szenische Uraufführung der ersten zwei Handlungen (ergänzt von Alexander Leschetizky) am 19. 11. 1928 im Theater der Stadt Essen. / Konzertante Uraufführung der von Edison Denissow komplettierten drei Handlungen am 21. 1. 1996 in Stuttgart.



    Das Werk:


    Franz Schubert begann mit der Komposition dieses Werks im Februar 1820, als er mit der Oper „Adrast“ beschäftigt war. Nach neuesten Forschungen darf man dahinter wohl den Auftrag für eine konzertante Aufführung am Ostersonntag (2. 4. 1820) anlässlich der Feier zur Gründung der protestantisch-theologischen Fakultät der Universität Wien vermuten, die dann aber um ein ganzes Jahr verschoben wurde. Das erklärt auch die Textvorlage eines protestantischen Autors: der Hallenser Konsistorialrat August Hermann Niemeyer (1754-1828) hatte ihn 1778 für Johann Heinrich Rolle verfasst. (Der Katholik Franz Schubert hatte nachweislich Kontakt zu Mitgliedern der beiden protestantischen Gemeinden Wiens und sein Name wird auch in der Biographie des ersten Fakultätsdirektors, Johann Wächter, genannt.) Dass er die Komposition nach 262 Seiten in Reinschrift abbrach – Schubert fertigte eine solche nur dann an, wenn eine Aufführung bevorstand - resultiert vermutlich aus dem Umstand, dass das beabsichtigte Konzert wegen der Verschiebung in das nächste Jahr abgesagt wurde. Weshalb er aber die Arbeit an dem schon bis zur Hälfte fertigen Werk danach nicht wieder aufnahm, ist nicht bekannt. Mehrere Musikforscher vermuten als Grund dafür, dass Schubert an eine leibliche Auferstehung nicht glaubte, weshalb er auch z. B. in seinen Messkompositionen das ‚et expecto resurrectionem mortuorum‘ nicht vertont hat.



    Einige Biographen, wie Alfred Einstein und Bernhard Paumgartner, nennen Schuberts „Lazarus“-Komposition visionär, die zum seltsamsten seiner Werke zählt, mit Anklängen an Weber, Marschner und sogar den jungen Wagner. Das Werk ist durchkomponiert, d. h. die orchesterbegleiteten Rezitative gehen fast unmerklich in die betreffenden Arien und Ariosi über, was ungewöhnlich für die Zeit ist. Daneben gibt es aber auch eine – allerdings durch den Text Niemeyers vorgegebene – merkwürdige Dramaturgie, wie z. B. die Verteilung der Rollen des Lazarus und des Nathanael auf zwei Tenöre, deren Arien (im ersten Teil) aufeinander folgen, oder dass erst am Anfang des zweiten Teils ein Bass eingesetzt wird; auffallend ist die Dominanz der Frauenstimmen (drei Soprane in nahezu gleicher Notierung) und der sparsame Einsatz des Chors. Das alles lässt eher auf eine Bühnenaufführung im Stil einer ‚Azione sacra‘ schließen denn auf ein Oratorium, wie es auch die genauen Szenenanweisungen von Niemeyers Libretto nahe legen. Aber an eine Aufführung im Theater war nicht zu denken, denn seit 1817 waren Stücke religiösen Inhalts auf österreichischen Bühnen verboten und Franz Schubert, der in der fraglichen Zeit mit Johann Mayrhofer zusammen lebte, der hauptberuflich Zensurbeamter war, wusste bestimmt durch ihn von dem Erlass. Das könnte plausibel erklären, warum Schubert den Kompositionsauftrag der protestantischen Theologen für den „Lazarus“ gegenüber seinen sonstigen Freunden (außer Mayrhofer vielleicht) geheim hielt.



    Auch trägt das Autograph keinen Titel; der Name „Lazarus“ wurde später von fremder Hand hinzugefügt. Nach Schuberts Tod 1828 fand sich die Partitur der ‚Ersten Handlung‘ in seinem Nachlass; das Fragment der ‚Zweiten Handlung‘ wurde erst 1860 durch den amerikanischen Beethoven-Forscher Alexander Wheelock Thayer entdeckt und 1863 fand Johann Herbeck noch ein einzelnes Blatt bei einem ‚Greißler’. Herbeck war es auch, der den „Lazarus“ am 27. 3. 1863 in einem Konzert in den Redoutensälen in der Wiener Hofburg erstmals aufführte. Im 20. Jahrhundert gab es mehrere Versuche, den „Lazarus“ auf die Bühne zu bringen, z. B. am 19. 11. 1928 in Essen mit einer Ergänzung der zweiten Handlung durch Alexander Leschetizky. In jüngerer Zeit haben 1997 das Wiener Serapionstheater (mit Kurt Streit als Lazarus unter Richard Hickox) und 2013 das Theater an der Wien (ebenfalls mit Kurt Streit unter Michael Boder) szenische Umsetzungen des „Lazarus“ gezeigt.



    Die Musik:


    Erste Handlung

    ‚Hier lasst mich ruh‘n die letzte Stunde’ (Lazarus)

    ‚Noch einen Augenblick? Mein Bruder, ach, mein Bruder‘ (Martha)

    ‚Trübe nicht mit Klagen seine Seele… Steh im letzten Kampf dem Müden‘ (Maria)

    ‚Voll Friede, ja, voll Fried‘ ist die Seele’ (Lazarus)

    ‚So segne mich, mein Bruder!… Wenn ich ihm nachgerungen habe‘ (Nathanael)

    ‚Nathanael, bewundern kann ich dich‘ (Martha)

    ‚O Martha, o Martha, bliebst du stiller‘ (Maria)

    ‚Wer wollt es nicht, Maria!‘ (Lazarus)

    ‚Der Tod begleite dich hinüber… Wenn nun mit tausendfachen Qualen‘ (Maria)

    ‚Ach, so find ich noch. Ich ging Nathanael nach‘ (Jemina)

    ‚Jemina, Tochter der Auferstehung…. Komm, Liebe, zu mir in die Blumen‘ (Lazarus)

    ‚So schlummert auf Rosen die Unschuld ein… Nun entflog auf schnellen Schwingen‘ (Jemina)

    ‚Ach seht, er wird so bleich… Unser Bruder! Lazarus!… Ich sterbe!‘ (Jemina, Maria, Martha, Lazarus)

    ‚Allgnädiger, heile du uns‘rer Seelen Wunde!‘ (Chor der Freunde)


    Zweite Handlung

    ‚Wo bin ich? Weh‘, Gräber um mich… Schon bereitet ihr Gräber… O könnt’ ich, Allgewaltiger’ (Simon)

    ‚Wes ist der Klage Stimme, die mein Ohr so bang erschüttert?‘ (Nathanael)

    ‚Wie glücklich, als mir das noch Trost war‘ (Simon)

    ‚So weile hier, mein Freund‘ (Nathanael)

    ‚Sanft und still schläft unser Freund‘ (Chor der Freunde)

    ‚So legt ihn in die Blumen‘ (Nathanael)

    ‚Wecke sie nicht… Hebt mich der Stürme Flügel empor vom Totenhügel‘ (Martha) *

    * Hier bricht bei den Worten ‚Ich will ihm folgen durch alle Sternenbahnen. Und…‘ die Komposition ab.

    ‚Einst, wenn vom Abend und vom Morgen her der Weltenrichter ruft‘ (Nathanael)

    ‚Mein stiller Abend ist gekommen… Wo leg‘ ich nun das matte Haupt?‘ (Ein Jüngling, Eine Frau)

    ‚Wiederseh‘n! Sei uns gesegnet, entzückungsvolles Wiederseh‘n!‘‘ (Chor der Freunde)


    Dritte Handlung

    ‚Ich habe ihn gesehen, den Heiligen Gottes‘ (Martha)

    ‚O Martha, meine Martha!… Auferwecker! Heil und Leben!‘ (Maria)

    ‚Maria! Ach, wenn er den Schlummernden uns wiedergäbe‘ (Martha)

    ‚Ich folge, meine Schwester, ihn zu hören‘ (Maria)

    ‚Wie ich wanke! Wie ich irre!… Wie wird mir? Welche heil‘ge Stille?‘ (Simon)

    ‚Preis dem Erwecker!… Er kam mit Trost des Himmels die Frommen zu erquicken‘ (Chor der Freunde und Nachbarn)

    ‚Simon, noch so trübe dein Auge?‘ (Nathanael, Simon)

    ‚Willkommen, meine Brüder, meine Schwestern!… O dass mit Himmelsharmonien‘ (Lazarus)

    ‚Mehr, viel mehr! Kein Harfenklang nennt unser seliges Entzücken!‘ (Chor der Freunde und Nachbarn)

    ‚Mein Bruder! Welche Wonne!… Ist nicht die Erde Heiligtum‘ (Maria, Lazarus)

    ‚O Tag des Jubels… In Wetterwolken eingehüllt kommt dann der Richter‘ (Simon)

    ‚Brüder, welch ein Festtag… Was wird jener Tag sein‘ (Nathanael)

    ‚Ich will dich singen, dass die Erde voll deiner hohen Preise werde‘ (Lazarus, Jemina)

    ‚Heilige Stätte, wo entschlaf‘ne Brüder… Kommt, Wonnetage, dir heben wir die Häupter freudig auf‘ (Chor)



    Die Personen:


    Lazarus von Bethanien – Tenor / Maria und Martha, seine Schwestern – Sopran und Mezzosopran / Nathanael, der Freund des Lazarus – Tenor / Jemina, die Tochter des Jairus - Sopran / Simon, ein Sadduzäer – Bass / Eine Frau – Sopran / Ein Jüngling – Tenor.



    Zur Handlung gibt es einen Beitrag im „Tamino“-Oratorienführer.



    Eine Liste der Aufnahmen folgt in einer Woche.



    Carlo

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Aber an eine Aufführung im Theater war nicht zu denken, denn seit 1817 waren Stücke religiösen Inhalts auf österreichischen Bühnen verboten und Franz Schubert, der in der fraglichen Zeit mit Johann Mayrhofer zusammen lebte, der hauptberuflich Zensurbeamter war, wusste bestimmt durch ihn von dem Erlass.

    Weißt du, wie lange es dieses Verbot gab?

    Es ist auffällig an diesem Stück, dass Jesus selbst nicht vorkommt, obwohl man sich als Librettist sehr anstrengen muss, ihn in der Handlung außen vor zu lassen.

  • Lieber ‚Greghauser2002‘,


    ich habe mich auf einen Artikel in der englischen ‚Opera‘ bezogen, in dem das Buch „Musical Life in Biedermeier Vienna“ von Alice M. Hanson (Cambridge University Press, 1985) rezensiert wurde. Das Verbot geht auf einen Erlass von 1817 des damaligen Wiener Erzbischofs Sigismund Anton Graf von Hohenwart zurück, gemäß dem bei neu geschriebenen Stücken auch kein geistliches Personal auf österreichischen Bühnen erscheinen durfte. (So wurde beispielsweise „Der Freischütz“ bei seiner Wiener Erstaufführung 1821 ohne die Rolle des Eremiten gegeben.) Diese Regelung bestand fast bis zur Revolution von 1848. Zum selben Thema gibt es auch einen Essay von Walter Obermeier „Franz Schubert und die Zensur“, publiziert von Otto Brusatti in der Sammelschrift „Schubert-Kongress 1978“ (Graz, 1979), den ich aber nicht kenne.


    Carlo

  • LAZARUS oder DIE FEIER DER AUFERSTEHUNG, D 689



    Die Aufnahmen (1. Teil):



    Lazarus – Helmut Kretschmar / Maria – Barbara Troxell / Martha – Ilse Siekbach / Nathanael – Rico Monte / Jemina – Ingeborg Reichelt / Der Chor des Norddeutschen Rundfunks Hamburg / Chorltg.: Max Thurn / Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg / Dirigent: Arthur Winograd (Hamburg, 1957). Eine Platte von MGM Records, die für den amerikanischen Markt produziert wurde und 1978 bei CMS Records in den USA wieder erschien. Eingespielt wurde nur die ‚Erste Handlung‘ (Dauer: 50,40 Minuten). Die Filmgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer war in den 50er Jahren auch auf dem Schallplattenmarkt vertreten, z. B. mit einer Gesamtaufnahme von Prokofevs "Krieg und Frieden" aus Wien mit einer jugoslawischen Sängerbesetzung.



    Lazarus – Albert Gassner / Maria – Gertraud Stoklassa / Martha – Hildegard Limmer / Nathanael – Friedrich Lenz / Jemina – Antonia Fahberg / Simon – Ernst-Peter Molitorius / Eine Frau - Hildegard Limmer / Ein Jüngling – Erich Loibl / Der Helmut-Banzhaf-Chor / Das Pro Musica Sacra Orchester / Chorleiter und Dirigent: Helmut Banzhaf (München, Stephanuskirche, September 1966).



    Lazarus – Peter Baillie / Maria – Mimi Coertse / Martha – Trinidad Paniagua / Nathanael – Richard van Vrooman / Jemina – Laurence Dutoit / Simon – Ernst Gutstein / Die Wiener Singakademie / Die Wiener Symphoniker / Dirigent: Hans Swarowsky (statt Carl Melles) (Wien, Musikverein, 10. 3. 1969). Dieses vom ORF aufgezeichnete Konzert brachte in seinem zweiten Teil „Das klagende Lied“ von Gustav Mahler mit Mimi Coertse, Ingrid Mayr und Peter Baillie.



    Lazarus – Robert Tear / Maria – Jennifer Vyvyan / Martha – Patricia Kern / Nathanael – Philip Langridge / Jemina – Elizabeth Gale / Simon – Neil Howlett / The Thames Chamber Choir / The Philomusica of London / Dirigent: Nicholas Goldschmidt (London, Smith Square, St. John’s Church, 1973). Eine Sonderedition der BBC auf zwei LPs.



    Lazarus – Peter Pears / Maria – Jill Gomez / Martha – Ann Murray / Nathanael – John Elwes / Jemina – Wendy Eathorne / The BBC Symphony Chorus and BBC Symphony Orchestra / Chorleiter und Dirigent: Brian Wright (London, BBC Studios, 7. 3. 1977). Nur die ‚Erste Handlung‘ wurde aufgenommen.



    Lazarus – Friedreich Melzer / Maria – Liliane Guitton / Marta – Jocelyne Chamonin / Nathanael – Martin Schomberg / Jemina – Rita Streich / Simon – Malcolm King / Le Choeur de Radio-France / Chorltg.: Jacques Jouineau / Nouvel Orchestre Philharmonique de Radio-France / Dirigent: Marc Andreae (Paris, Radio-France, 1. 11. 1977). Ein Konzert von Radio-France, in dem auch Schuberts Oper „Die Verschworenen“ aufgeführt wurde.



    Lazarus – Eberhard Büchner / Maria – Ursula Reinhardt-Kiss / Martha - Ingeborg Springer / Nathanael - Horst Gebhardt / Jemina – Carola Nossek / Simon - Bernd Riedel / Eine Frau - Carola Nossek / Ein Jüngling - Horst Gebhardt / Die Berliner Singakademie / Die Staatskapelle Berlin / Dirigent: Dietrich Knothe (Berlin-Oberschöneweide, Januar 1978). Die Aufnahme endet mit dem Chor „Sanft und still schläft unser Freund“! Eine LP von 1978 auf dem Label ‚Eterna‘; auf einer CD veröffentlicht 2001 von ‚Berlin Classics‘ und 2013 von ‚Brilliant Classics‘. Bei den ‚Schubert-Tagen 1978‘ gab es am 6. 1. 1978 in der Berliner Staatsoper ein Konzert in gleicher Besetzung mit Aufführungen des „Lazarus“, der „Szene für Sopran, Bass und Chor aus ‚Faust‘, D 126“, der Komposition für vier Männerstimmen „Im Gegenwärtigen Vergangenes, D 710“ und dem „Gesang der Geister über den Wassern, D 714“.



    Lazarus – Siegfried Jerusalem / Maria – Eugenia Moldoveanu / Martha – Margaret Marshall / Nathanael – Zeger Vandersteene / Jemina – Hilda de Groote / Simon – Robert Holl / Der Wiener Jeunesse-Chor / Die Wiener Symphoniker / Chorleiter und Dirigent: Günther Theuring (Wien, Konzerthaus, 19. 11. 1978). Ein Festkonzert zum 150. Todestag von Franz Schubert mit einer Rundfunkübertragung des ORF.



    Lazarus – Rüdiger Wohlers / Maria – Lilian Sukis / Martha – Alicia Nafé / Nathanael – Lutz Michael Harder / Jemina – Reingard Didusch / Simon – Wolfgang Schöne / Die Frankfurter Kantorei / Das Bach-Collegium Frankfurt / Chorleiter und Dirigent: Helmuth Rilling (Frankfurt, Funkhaus, 19. 11. 1978). In dieser Konzertübertragung des Hessischen Rundfunks Frankfurt an Franz Schuberts 150. Todestag wurde auch die „Messe Nr. 5 in As-Dur, D 678“ mit den Solisten Lilian Sukis, Alicia Nafé, Rüdiger Wohlers und Wolfgang Schöne unter Helmuth Rilling gegeben.



    Lazarus - Werner Hollweg / Maria – Edith Mathis / Marta – Cornelia Wulkopf / Nathanael – Horst Laubenthal / Jemina – Hanna Schwarz / Simon – Hermann Prey / Der Südfunk-Chor / Chorltg.: Wolfgang Isenhardt / Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart / Dirigent: Gabriel Chmura (Urach, St. Amandus-Kirche, 2. 10. - 4. 10. 1981). Eine Ausgabe auf zwei LPs von ‚Orfeo‘ mit dem Zusatz von Schuberts „Salve Regina, D 676“, gesungen von Edith Mathis. (Die Veröffentlichung von ‚Orfeo‘ auf einer CD – ohne das „Salve Regina“ - ist um 7 Minuten gekürzt und endet mit dem Chor ‚Sanft und still schläft unser Freund‘!)



    Lazarus – Werner Hollweg / Maria – Edith Mathis / Marta – Gabriele Sima / Nathanael – Thomas Moser / Jemina – Gabriele Fontana / Simon – Klaus Jürgen Küper / Der ORF-Chor und das ORF-Symphonieorchester Wien / Chorltg.: Gottfried Preinfalk / Dirigent: John Perras (Wien, Musikverein, 17. 11. 1981). Eine Sendung des ORF.



    Carlo

  • LAZARUS oder DIE FEIER DER AUFERSTEHUNG, D 689



    Die Aufnahmen (2. Teil):



    Lazarus – Anthony Rolfe Johnson / Maria – Sheila Armstrong / Martha – Jocelyne Chamonin / Nathanael – Martyn Hill / Jemina – Ruth Welting / Simon – Martin Egel / Les Choeurs de Radio-France / Chorltg.: Jacques Jouineau / Le Nouvel Orchestre Philharmonique de Radio-France / Dirigent: Theodor Guschlbauer (Paris, Église Notre-Dame du Liban, März 1981). Eine Aufnahme der Firma ‚Erato‘ auf je 2 LPs und CDs (1981 - gekoppelt mit der „Messe Nr. 2 in G-Dur, D 167“); wieder veröffentlicht 2008 .



    Lazarus – Robert Tear / Maria – Helen Donath / Martha – Maria Venuti / Nathanael – Josef Protschka / Jemina – Lucia Popp / Simon – Dietrich Fischer-Dieskau / Der Chor und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks / Chorltg.: Josef Schmidhuber / Dirigent: Wolfgang Sawallisch (München, Herkulessaal der Residenz, 1. 6. - 6. 6. 1983). Eine EMI-Produktion auf vier LPs (zusätzlich: die „Messe in As-Dur, D 678“; das „Stabat Mater in F-moll, D 383“; das „Salve Regina C-Dur, D 811“ und die Offertorien „Totus in corde langueo, D 136“, „Salve Regina, D 223“ und „Salve Regina, D 223“). Auch erhältlich in einer Box mit geistlichen und weltlichen Kompositionen Franz Schuberts (7 CDs) von 2004.



    Lazarus – Scot Weir / Maria – Sibylla Rubens / Martha – Camilla Nylund / Nathanael – Kurt Azesberger / Jemina – Simone Nold / Simon – Matthias Goerne / Eine Frau - Nadja Michael / Ein Jüngling – Christian Voigt / Die Gächinger Kantorei / Das Bach-Collegium Stuttgart / Chorleiter und Dirigent: Helmuth Rilling (Sindelfingen, Stadthalle, 22. 1. - 26. 1. 1996). Eine Aufnahme von ‚Haenssler‘ mit der Vervollständigung von Edison Denisov (1929-1996) auf zwei CDs.



    Lazarus – Rainer Trost / Maria – Janice Watson / Martha – Melanie Diener (statt Pamela Helen Stephen) / Nathanael – Kurt Azesberger / Jemina – Birgid Steinberger / Simon – John Shirley-Quirk / Der Wiener Kammerchor / Chorltg.: Johannes Prinz / Die Camerata Academica Salzburg / Dirigent: Richard Hickox (Wien, Odeon Theater, 24. 3. 1997). Eine Bühnenaufführung mit drei Vorstellungen des Wiener Serapionstheaters - Regie: Erwin Piplits – im Rahmen des Festivals ‚OsterKlang 1997‘. Richard Hickox (1948-2008) war in zweiter Ehe verheiratet mit der britschen Mezzosopranistin Pamela Helen Stephen (1964-2021).



    Lazarus – Herbert Lippert / Maria – Luba Orgonášová / Martha – Elisabeth von Magnus / Nathanael – Reinaldo Macias / Jemina – Dorothea Röschmann / Simon – Raimund Nolte / Der Arnold Schoenberg Chor / Chorltg.: Erwin Ortner / Der Concentus Musicus Wien / Dirigent: Nikolaus Harnoncourt (Stainz, Pfarrkirche, 21. 6. 1997). In diesem Konzert, das auch im österreichischen Fernsehen gezeigt wurde, erklang abschließend die Chorkomposition „Der Gesang der Geister über den Wasssern, D 714“. Ein Audio-Mitschnitt wurde 1997 vom ORF zugunsten der Aktion „Licht ins Dunkel“ auf zwei CDs veröffentlicht.



    Lazarus – Jonas Kaufmann / Maria – Katalin Halmai / Martha – Letizia Scherrer / Nathanael – Roman Trekel / Jemina – Daniela Sindram / Simon – Lars Woldt / Die Gächinger Kantorei / Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart / Chorleiter und Dirigent: Helmuth Rilling (Stuttgart, Liederhalle, 27. 4. 2002). Ein Konzert des SWR Stuttgart mit der Ergänzung von Edison Denisov.



    Lazarus – Werner Güra / Maria – Sabina Cvilak / Martha – Camilla Nylund (statt Olga Bolgari) / Nathanael – Lothar Odinius (statt Marcus Ullmann) / Jemina – Christiane Oelze / Simon – Markus Butter / Der MDR-Rundfunkchor / Chorltg.: Howard Arman / Das MDR-Sinfonieorchester / Dirigent: Fabio Luisi (Jena, Stadtkirche St. Michael, 31. 8. 2003). Ein Konzert des Mitteldeutschen Rundfunks.



    Lazarus – Michael Schade / Maria – Luba Orgonášová / Martha – Elisabeth von Magnus / Nathanael – James Taylor / Jemina – Martina Janková / Simon – Florian Boesch / Der Arnold Schoenberg Chor / Chorltg.: Erwin Ortner / Der Concentus Musicus Wien / Dirigent: Nikolaus Harnoncourt. Eingeleitet wurden die Konzerte mit dem „Hymnus an den Heiligen Geist, D 948“ und beendet wurden sie mit der Motette „Intende voci, D 963“. Eine Aufführung in Wien (Musikverein, 27. und 28. 9. 2003), die in Pisa (Dom, 29. 9. 2003), in Bremen (Die Glocke, 30. 9. 2003) und in Berlin (Konzerthaus, 1. 10. 2003) wiederholt wurde. Aufnahmen gibt es vom ORF und von Radio Bremen.



    Lazarus – Steve Davislim / Maria – Marlis Petersen / Marta – Sandra Trattnigg / Nathanael – Werner Güra / Jemina – Martina Janková / Simon – Gerald Finley / Der Ernst Senff Chor Berlin / Chorltg.: Ernst Senff / Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin / Dirigent: Ingo Metzmacher (Berlin, Philharmonie, 25. 9. 2011). Am Beginn des Konzertes, das am 3. 10. 2011 von ‚Deutschlandradio Kultur’ gesendet wurde, stand die Orchesterkomposition „L’ Ascencion“ von Olivier Messiaen.



    Lazarus – Andreas Weller / Maria – Sarah Wegener / Martha – Johanna Winkel / Nathanael – Tilman Lichdi / Jemina – Sophie Harmsen / Simon – Tobias Berndt / Der Kammerchor Stuttgart / Die Hofkapelle Stuttgart / Chorleiter und Dirigent: Frieder Bernius (Leipzig, Nikolai-Kirche, 18. 6. 2013). Ein Konzertmitschnitt des Fragments, gesendet vom MDR und erschienen bei ‚Carus‘ (1 CD).



    Lazarus – Kurt Streit / Maria – Annette Dasch / Martha – Stephanie Houtzeel / Nathanael – Ladislav Elgr / Jemina – Çiğdem Soyarslan / Simon – Florian Boesch / Tenorsolo im Lied „Nachthelle“ – Jan Petryka / Der Arnold Schoenberg Chor / Chorltg.: Erwin Ortner / Die Wiener Symphoniker / Dirigent: Michael Boder (Wien, Theater an der Wien, 11. 12. 2013). ‚Gestreckt‘ wurde die von der Kritik widersprüchlich aufgenommene Bühneninszenierung von Claus Guth mit Kompositionen von Franz Schubert (das ‚Sanctus‘ aus der „Messe in Es-Dur, D 950“, die Chorlieder ‚Dreifach ist der Schritt der Zeit, D 43‘, ‚Nachthelle, D 892‘ und ‚Grab und Mond, D 893‘ sowie das Lied ‚Der Wegweiser‘ aus der „Winterreise“) und von Charles Ives (die Kompositionen „The Unanswered Question“ und „The ‚Saints Gaudens‘ in Boston Common“).



    Lazarus – Steve Davislim / Maria – Rachel Harnisch / Marta – Christiane Libor / Nathanael – Werner Güra / Jemina – Sophie Karthäuser /

    Simon – Daniel Schmutzhard / Der Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien / Chorltg.: Johannes Prinz / Die Wiener Philharmoniker / Dirigent: Ingo Metzmacher (Wien, Musikverein, 26. 10. 2014). Gekoppelt wurde Franz Schuberts Werk mit der Komposition für Blasorchester und Schlagzeug „Et exspecto resurrectionem mortuorum“ von Olivier Messiaen; diese Worte hat Franz Schubert in den Credo-Vertonungen seiner Messen stets ausgespart!



    Lazarus – Maximilian Schmitt / Maria – Marlis Petersen / Martha – Christiane Libor / Nathanael – Werner Güra / Jemina – Sophie Karthäuser / Simon – Thomas E. Bauer / Der Salzburger Bach-Chor / Chorltg.: Alois Glaßner / Die Camerata Salzburg / Dirigent: Ingo Metzmacher (Salzburg, Felsenreitschule, 24. 7. 2015). Eine konzertante Aufführung im Rahmen der „Ouverture spirituelle – Christianity and Hinduism“-Konzerte bei den Salzburger Festspielen 2015, die zusammen mit der Symphonie Nr. 7 h-moll, D 759 - „Die Unvollendete“ - von Franz Schubert gegeben wurde.



    Die Arie des Nathanael ‚Wenn ich ihm nachgerungen habe‘ singt Daniel Behle auf seinem Recital mit Arien aus Opern von Franz Schubert. Michi Gaigg begleitet mit dem L’Orfeo Barockorchester auf einer CD bei ‚deutsche harmonia mundi‘ (2017).


    Diese Arie sang auch Michael Schade in einem Konzert der Berliner Philharmoniker unter Nikolaus Harnoncourt (Berlin, 2. 12. 2004). Weitere Programmpunkte: das Rezitativ und die Arie des Adrast ‚Ein schlafend Kind‘ aus „Adrast“, die Arie des Pedro ‚Es erhebt sich eine Stimme“ aus „Claudine von Villa Bella“ und das Rezitativ und die Arie des Titelhelden ‚Was quälst du mich, o Missgeschick… In tiefbewegter Brust‘ aus „Fierabras“. Ferner dirigierte Nikolaus Harnoncourt die Berliner Philharmoniker in den Symphonien Nr. 6 C-Dur, D 589 und Nr. 7 h-moll, D 759. Ob dieses Konzert im Rundfunk übertragen wurde bzw. im Tonarchiv der Berliner Philharmoniker sich befindet, ist mir nicht bekannt.


    Der Bariton Stéphane Degout hat im Dezember 2020 für sein Recital „Mein Traum“ das Rezitativ und die Arie des Simon ‚Wo bin ich?… O könnt‘ ich, Allgewaltiger’ aufgenommen. Raphaёl Pichon leitet das Orchester ‚Pygmalion‘; erschienen ist die CD 2022 bei ‚harmonia mundi‘ in Frankreich .



    Carlo

  • Nachtrag – siehe Beitrag Nr. 72 vom 20. 1. 2024:


    DIE ZAUBERHARFE, D 644


    „Die Zauberharfe“: Ouvertüre – Melodram (1. Akt) – Chor der Genien ‚Schlafe, Liebliche, denn dein Sehnen wird erfüllt‘ (2. Akt) – Vorspiel 3. Akt – Melodram hinter den Kulissen (3. Akt) – Melodram und Schlussgesang ‚Durch der Töne Zaubermacht, schönes Werk, bist du vollbracht‘ / Chorus and Orchestra of Naples / Dirigent: Denis Vaughan (Neapel, Palazzo Reale, Sala d’Ercole, 1966). Gekoppelt mit Ausschnitten aus der Musik zu Helmina von Chézys Schauspiel „Rosamunde“ mit Lucia Popp (Sopran) und dem gleichen Orchester unter Denis Vaughan. (RCA LM/LSC-2937). Hinter dem Orchesternamen verbirgt sich das zu der RAI - Radiotelevisione Italiana - gehörende ‚Orchestra Scarlatti di Napoli’. Diese Schallplatte von 1967 hatte ich in meinem Beitrag Nr. 72 zur „Zauberharfe“ vergessen, obwohl ich sie in der deutschen Ausgabe - in der ‚Teldec‘-Serie „Meister der Musik“ mit der Nummer SMR 8014 - seit Jahrzehnten besitze. Der ‚Recording Engineer‘ bei diesen Aufnahmen war übrigens Edmund Purdom: der britische Schauspieler wechselte nach seiner glanzvollen Hollywood-Filmkarriere ins Tonstudio der RCA.


    Der australische Dirigent Denis Vaughan (1926-2017) war auch einer der Ersten, der alle Schubert-Symphonien mit dem oben genannten Orchester für die Schallplatte aufgenommen hat (RCA LM/LSC-4709 / 5 LPs).



    Nachstehend eine Auswahl von LPs und CDs mit Ouvertüren aus Opern von Franz Schubert:



    Die Zauberharfe (Rosamunde), D 644 / Der vierjährige Posten, D 190 / Fierabras, D 796 / Die Freunde von Salamanka, D 326 / Die Zwillingsbrüder, D 647 (+ Ouvertüre in B-dur, D 470 / Ouvertüre ‚in italienischem Stil‘ in D-dur, D 590). The Bournemouth Symphony Orchestra / Dirigent: Rudolf Schwarz (Poole, Lighthouse, 1979). Eine LP aus dem Jahre 1980 von ‚HMV‘, veröffentlicht in der Serie ‚Greensleeves‘. Rudolf Schwarz (1905-1994) war ein in Wien geborener britischer Dirigent, der von 1947 bis 1951 das Bournemouth Symphony Orchestra leitete und danach bis 1957 dessen Musikdirektor war.



    Der Teufel als Hydraulicus, D 4 / Der Spiegelritter, D 11 / Des Teufels Lustschloss, D 84 / Der vierjährige Posten, D 190 / Claudine von Villa Bella, D 239 / Die Freunde von Salamanka, D 326 / Die Zauberharfe (Rosamunde), D 644 / Die Zwillingsbrüder, D 647 / Alfonso und Estrella, D 732 / Fierabras, D 796 (+ Ouvertüre in e-moll, D 648 / Ouvertüre in D-dur, D 12 / Ouvertüre ‚in italienischem Stil‘ in C-dur, D 591 / Ouvertüre in D-dur, D 26 / Ouvertüre ‚in italienischem Stil‘ in D-dur, D 590 / Ouvertüre in B-dur, D 470 / Ouvertüre in D-dur, D 556). Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart / Dirigent: Paul Angerer (Stuttgart, Südwest-Tonstudio, April 1982). Die drei LPs wurden 1982 von der Firma ‚FSM‘ (Fono Schallplattengesellschaft mbH, Münster) in Zusammenarbeit mit ‚Pantheon Music International Inc.‘ aus New York in einer Kassette herausgegeben. 1988 wurden diese Aufnahmen auf zwei CDs von ‚Pantheon‘ in den USA und 1991 von ‚FSM‘ wieder veröffentlicht.



    Der Teufel als Hydraulicus, D 4 / Die Freunde von Salamanka, D 326 / Die Zwillingsbrüder, D 647 / Alfonso und Estrella, D 732 / Fierabras, D 796 (+ Ouvertüre ‚in italienischem Stil‘ in D-dur, D 590 / Ouvertüre ‚in italienischem Stil‘ in C-dur, D 591 / Ouvertüre in B-dur, D 470). Das Orchestra della Toscana ‚ORT‘ / Dirigent: Donato Renzetti (Florenz, 1990). Eine CD von ‚Arts‘ aus dem Jahre 1996 ohne genaue Angaben zum Aufnahmeort bzw. -datum, die vorher von der Firma ‚Musica‘ veröffentlicht wurde.



    Des Teufels Lustschloss, D 84 / Claudine von Villa Bella, D 239 / Der vierjährige Posten, D 190 / Fierabras, D 796 (+ Ouvertüre ‚in italienischem Stil‘ in C-dur, D 591 / Ouverüre ‚in italienischem Stil‘ in D-dur, D 590 / Ouvertüre in B-dur, D 470 / Ouvertüre in D-dur, D 556 / Ouvertüre in D-dur, D 12). Lietuvos Šv. Kristoforo kamerinis orkestras (Das St. Christoph Kammerorchester von Litauen) / Dirigent: Arie Lipsky (Vilnius, Oktober 1995). Eine CD aus dem Jahre 1997 von ‚Fleur de son‘ aus den USA. (Arie Lipsky ist ein israelisch-amerikanischer Dirigent, der das Buffalo Symphony Orchestra und das Ann Arbor Symphony Orchestra als Chefdirigent geleitet hat.)



    Der Teufel als Hydraulicus, D 4 / Der Spiegelritter, D 11 / Des Teufels Lustschloss, D 84 / Der vierjährige Posten, D 190 / Claudine von Villa Bella, D 239 / Die Freunde von Salamanka, D 326 / Die Zwillingsbrüder, D 647 / Alfonso und Estrella, D 732 / Die Verschworenen, D 787 / Fierabras, D 796 / Die Haydn-Sinfonietta Wien / Dirigent: Manfred Huss (Wien, Casino Zögernitz, Mai 1997). Veröffentlicht 1997 in Österreich von ‚Koch‘ und wieder aufgelegt 2012 von ‚BIS‘ in Schweden. (Die Ausgabe von ‚Koch‘ trug den Vermerk ‚Vol. 1‘, aber es folgte keine weitere CD.)



    Der Teufel als Hydraulicus, D 4 / Der Spiegelritter, D 11 / Des Teufels Lustschloss, D 84 / Der vierjährige Posten, D 190 / Claudine von Villa Bella, D 239 / Die Freunde von Salamanka, D 326 (+ Ouvertüre in D-dur, D 12 / Ouvertüre in D-dur, D 26 Ouvertüre in B-dur, D 470). The Prague Sinfonia / Dirigent: Christian Benda (Prag, Studio Domovina, 10. 11. - 11. 11. 2006). Eine CD von ‚Naxos‘, aufgenommen durch ‚Arco Diva‘, veröffentlicht 2009 unter dem Titel „Franz Schubert – Komplette Ouvertüren, Vol. 1“.



    Die Zauberharfe (Rosamunde), D 644 / Die Zwillingsbrüder, D 647 / Alfonso und Estrella, D 732 / Die Verschworenen, D 787 / Fierabras, D 796 (+ Ouvertüre in D-dur, D 556 / Ouvertüre ‚in italienischem Stil‘ in D-dur, D 590 / Ouvertüre ‚in italienischem Stil‘ in C-dur, D 591 / Ouvertüre in e-moll, D 648). The Prague Sinfonia / Dirigent: Christian Benda (Prag, Studio Domovina, 10. 11. - 12. 11. 2006). Eine weitere CD „Franz Schubert – Komplette Ouvertüren, Vol. 2“ von ‚Naxos‘, aufgenommen durch ‚Arco Diva‘ und veröffentlicht 2009.



    Carlo

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zu den bisher genannten Aufnahmen einzelner Arien aus Schubert-Opern (mit z. B. Elly Ameling, Edda Moser, Anneliese Rothenberger, Claes-Haakån Ahnsjö, Oliver Widmer, Daniel Behle, Thomas Hampson, Nicolai Gedda, Walter Berrry und Jonas Kaufmann) wären noch zu nennen:



    Der Bassist Franz Hawlata singt die Szene des Adolfo mit Chor ‚Stille, Freunde, seht euch vor… Ja, meine Rache will ich kühlen‘ aus „Alfonso und Estrella“ / Der Kölner Rundfunkchor / Das Kölner Rundfunkorchester / Dirigent: Helmuth Froschauer (Köln, Funkhaus, Mai und Dezember 1995). ‚Capriccio‘ (1996 – mit Arien aus Bühnwerken von Max Bruch, Peter Cornelius, Friedrich von Flotow, Albert Lortzing, Viktor Nessler und Carl Maria von Weber).


    Christian Gerhaher (Bariton) ist zu hören a) mit dem Rezitativ ‚O Himmel…‘ und der Arie ‚Mein Weib, o Gott, mein süßer Knabe‘ aus „Der Graf von Gleichen“ (Bearbeitung von Richard Dünser); b) der Arie des Froila „‘Sei mir gegrüßt, o Sonne’ und c) dem Rezitativ ‚O sing mir, Vater, noch einmal‘ (mit Maximilian Schmitt) und der Ballade vom Wolkenmädchen ‚Der Jäger ruhte hingegossen‘ aus „Alfonso und Estrella“ / Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks / Dirigent: Daniel Harding (München, Herkulessaal der Residenz, 19. 3. - 24. 3. 2012). ‚Sony‘ (2012 – mit Arien von Otto Nicolai, Robert Schumann, Richard Wagner und Carl Maria von Weber).


    Maximilian Schmitt (Tenor) singt das Rezitativ und die Arie des Fierabras ‚Was quälst du mich, o Missgeschick… In tiefbewegter Brust‘ aus „Fierabras“ / Das WDR-Sinfonieorchester Köln / Dirigent: Patrick Lange (Köln, Philharmonie, 5. 1. - 10. 1. 2015). ‚Oehms’ (2016 – mit Arien aus Opern von Friedrich von Flotow, Albert Lortzing, Heinrich Marschner, Otto Nicolai, Richard Wagner und Carl Maria von Weber).


    Das Recital „Mein Traum“ von Stéphane Degout (Bariton) enthält aus „Alfonso und Estrella“ den Chor ‚Zur Jagd! Zur Jagd!‘, die Szene ‚O sing mir, Vater, noch einmal… Der Jäger ruhte hingegossen‘ (mit Judith Fa) und das Vorspiel zum dritten Akt sowie aus „Lazarus“ den Chor ‚Sanft und still schläft unser Freund’ und das Rezitativ und die Arie des Simon ‚Wo bin ich?… O könnt‘ ich, Allgewaltiger’. / Das Ensemble ‚Pygmalion’ / Dirigent: Raphaёl Pichon (Paris, Philharmonie, Salle Pierre Boulez, Dezember 2020). ‚harmonia mundi‘ (2022 – mit Lieder, Arien und Chören von Franz Schubert, Robert Schumann und Carl Maria von Weber sowie der „Unvollendeten“ von Franz Schubert).



    Resümée:


    Auf welchem Weg wäre Franz Schubert weiter gegangen, wenn er länger gelebt hätte? Hätte er die Symphonik Beethovens, der sein großes Vorbild war, weiter entwickelt und die Kammermusik zu einer ungeahnten Höhe gebracht? Das Kunstlied aus den Salons hinaus zu einer echten Volksmusik geführt? Und hätte er die Oper mit erweiterter Kenntnis der Theaterpraxis und auch mit Textvorlagen wirklich guter Librettisten im Rahmen der von Zensur und Zeitgeschmack gesetzten Grenzen revolutioniert? Wir wissen es nicht; das Rätsel Franz Schubert bleibt ungelöst.



    Gemessen an der Zahl der von Franz Schubert geschriebenen Notenseiten nehmen die Opern etwa ein Drittel seines Schaffens ein. Wir sind heutzutage in der glücklichen Lage, uns Ton- und Bilddokumente von – zwar noch immer vereinzelten und viel zu wenigen - Aufführungen seiner Bühnenwerke zu beschaffen und uns in die Musik vertiefen zu können. Und wir sollten endlich aufhören, die Urteile vergangener Zeiten, die nur nach dem erst- und einmaligen Erleben der Opern gefällt wurden, weiter zu tragen. Die Mär von der Unaufführbarkeit seiner Werke ist mittlerweile hinreichend widerlegt worden. Allerdings bedarf es guter, an Schuberts Liedern geschulten Gesangskräften und einem einfühlsamen Dirigenten. Eine konzertante Aufführung ist dabei vorzuziehen, da sie die musikalischen Feinheiten wirkungsvoller herausarbeiten kann, während eine Bühnenaufführung - welcher Art auch immer - zu sehr ablenkt.



    Dass es da wahre musikalische Schätze zu entdecken gibt, hat niemand anderer als Nikolaus Harnoncourt erfahren, der spät zwar, aber dafür intensiv zu Schuberts Opern gefunden hat: ‚Die Oper war ein zentrales Anliegen seiner Künstlerschaft. Immer wieder gibt es einzelne Stücke in diesen Werken, die die Leute begeistert haben. Also irgendein Lied, irgendeine Arie in der Mitte eines großen Werkes; wenn man das übrige nicht hätte, dann wäre das allein grandios. Und daran kann man auch sehen, was für ein Talent das ist. Ich muss sagen, die Rezeption der dramatischen Musik von Schubert gehört für mich zum Traurigsten in der Musikgeschichte.‘



    Die Musikkenner und -liebhaber sind schon eine ignorante Spezies und von einmal gefassten Meinungen rücken sie nur schwer ab. (Siehe die Geschichte mit Mozarts zweitem Vornamen.) Bis heute hält sich die Überzeugung, dass der Komponist Franz Schubert ein genialer Meister der ‚kleinen Form‘ gewesen ist, anerkannt als Schöpfer von tiefgründiger Kammermusik und Liedern. Es hat sehr lange gedauert, bis auch die Nachwelt von seinen anderen Werken - beispielsweise die Symphonien (abgesehen von der ‚Unvollendeten‘), die Schubert nie hören konnte und die sogar Johannes Brahms glaubte korrigieren zu müssen – Notiz nahm und sie als Meisterwerke anerkannte.



    Da man immer und überall das sehr schöne Schubert-Aquarell (1825, Schubert auf einem Stuhl sitzend, den rechten Arm über der Stuhllehne gelehnt mit einem Buch in der Hand) von August Wilhelm Rieder zu sehen bekommt, wäre es auch an der Zeit, dass endlich die drei Schubert-Portraits - eine Bleistift-Skizze, eine Feinzeichnung desselben und ein Aquarell - von Friedrich Lieder (1827, Schubert en face, nach links gerichtet, mit Brille) weitere Verbreitung finden. Auch die Portrait-Zeichnung von Leopold Kupelwieser (1821) ist relativ wenig bekannt. So stelle ich mir Franz Schubert vor! (Ich besitze leider keinen Scanner, mit dem ich diese Bilder hier abdrucken könnte.)



    Hier eine kleine Schubert-Anekdote: In Franz Schuberts Sterbewohnung in Wien (4. Bezirk, Kettenbrückengasse 6) ist ein silberner Zahnstocher aus seinem Besitz zu sehen. Eduard Traweger (1820-1909) erhielt ihn von Schubert zum Geschenk: 'Als sechsjähriger Bube bekam ich die häutige Bräune u. wollte mir vom Chirurgen Fenderl die Blutegel nicht setzen lassen. F. Schubert, der mit Michl Vogel, Bauernfeld, Randhartinger, Schwind u. dem alten Hofschauspieler Lange bei uns zu Gaste war, suchte mich zu überreden. Auf meine Erwiederung, ich würde es geschehen lassen, wenn er selbst dies besorgen wolle, setzte Schubert mir die Blutegel und gab mir, weil ich dabei brav u. ruhig war, diesen silbernen Zahnstocher.' (Ich habe dieses kleine Museum zweimal besucht: 1970 und nach der Erweiterung 1982.)



    Hoffentlich machen sich in den vier kommenden Jahren bis zu Franz Schuberts 200. Todestag viele junge Sänger – und die Plattenfirmen - daran, statt der gefühlt 88. Aufnahme der „Schönen Müllerin“ und der wahrscheinlich 123. „Winterreise“ auch einmal etwas aus dem Opernschaffen Franz Schuberts auf die Silberscheibe zu bringen. Natürlich darf es auch die Gesamtaufnahme einer Schubert-Oper sein…



    P. S. Im übrigen verweise ich auf meinen Einführungstext im Beitrag Nr. 62 vom 18. 1. 2024.



    Carlo



    Zum Schluss kommt Franz Schubert selbst zu Wort – mit einem spontan entstandenen Gedicht des ca. 23jährigen auf der Rückseite einer Speisekarte:


    DER GEIST DER WELT


    Laßt sie nur in ihrem Wahn,

    spricht der Geist der Welt.

    Er ist’s, der im schwanken Kahn

    so sie mir erhält.


    Laßt sie rennen, jagen nur

    hin nach dem fernen Ziel.

    Glauben viel, beweisen viel

    auf der dunkeln Spur.


    Nichts ist wahr von alle dem,

    doch ist’s kein Verlust.

    Menschlich ist ihr Weltsystem,

    göttlich bin ich’s mir bewußt.

  • Danke für dieses großartige Resümee und Plädoyer in deinem letzten Beitrag, lieber Carlo.

    Du hast den Bühnenwerken des Franz Schubert (und somit auch ihm selbst) ein kleines Denkmal gesetzt!

    (wobei das Wort "klein" bei 40 bis 50 Beiträgen, die du geschrieben hast, eigentlich unzureichend ist)

    Ich kann mich vor all deiner akribischen Arbeit und deinen vielen interessanten Kommentaren nur verbeugen!

    Ist es dieses Bild, das du meinst?

    Franz Schubert | Kupelwieser, Leopold | Historische Bilder (IMAGNO) | Bilder im Austria-Forum




    Weil du verschiedene Darstellungen Schuberts aus dem Bereich der Bildenden Kunst erwähnst:

    Hier eine Gedenktafel von Carl Philipp, einem ehemals nicht unbedeutenden Bildhauer in Wien.

    Wien17 St.Bartholomäus-Platz Kirche 2018-11-22 GuentherZ GD Schubert 0147 - Category:Gedenktafel für Franz Schubert (Wien, St.-Bartholomäus-Platz, Kirche) – Wikimedia Commons

    Ich selbst habe eine schöne Skulptur dieses Künstlers, die Franz Lehár zeigt, zuhause stehen. Daher habe ich mich in Wien auch auf Philipps Spuren begeben und diese Darstellung von Schubert gefunden (wie auch eine von Adalbert Stifter).

  • Lieber ‚greghauser2002‘,


    vielen Dank für die anerkennenden Worte!


    Das von Dir verlinkte, nicht datierte und signierte, Gemälde (60 x 50 cm) ist kein authentisches Schubert-Portrait und Leopold Kupelwieser auch nicht der Maler. Es entstand vermutlich 1829 – nach Schuberts Tod - im Auftrag Joseph Sonnleithners, dem Gründer der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, für dessen Privatsammlung und befindet sich heute im Besitz dieser Gesellschaft. Nach neuen Forschungsergebnissen ist nicht Joseph Willibrord Mähler (von dem es ein berühmtes Beethoven-Gemälde gibt) der Maler, sondern vermutlich Franz Eybl. Vorlage für das Portrait war wahrscheinlich eine (verschollene) Gesichtsmaske Franz Schuberts, die von Joseph Alois Dialer für die Schubert-Büste auf dem ersten Grab in Währing (1829) und später auch für das Denkmal im Wiener Volksgarten (1872) verwendet wurde. Ein weiteres gut gelungenes, authentisches Schubert-Portrait – neben den Bildern von Leopold Kupelwieser (1821), August Wilhelm Rieder (1825) und Friedrich Lieder (1827) - ist die bekannte Lithographie von Joseph Teltscher von 1826.


    Das Gemälde von Gábor von Melegh von 1827 in der Ungarischen Nationalgalerie (Magyar Nemzeti Galéria) in Budapest wird von der Schubert-Forschung nicht anerkannt, obwohl der Portraitierte dem Komponisten sehr ähnelt, weil: a) die Haare zu kurz sind, die Nase zu schmal ist und dem Kinn das charakteristische Grübchen fehlt; b) der gut gekleidete Mann, ein Cigarillo-Raucher, eine entspannte Körperhaltung einnimmt (ähnlich wie auf dem berühmten Aquarell von August Wilhelm Rieder), aber Schubert war Pfeifenraucher; c) die Anwesenheit eines Hundes, der in der Schubert-Literatur nicht auftaucht (doch auf dem berühmten Aquarell „Gesellschaftsspiel der Schubertianer in Atzenbrugg“ von Leopold Kupelwieser von 1821 sitzt ein ähnlich aussehender Hund, der als Kupelwiesers Hund ‚Drago‘ identifiziert wurde, neben Schubert am Klavier)! Seit das kleine Gemälde (61,5 x 48 cm) in der Ausstellung 1997 des Österreichischen Theatermuseums in Wien „Der vergessene Schubert – Franz Schubert auf der Bühne“ gezeigt wurde, wo auch ich es sah, gehen die Meinungen in der ‚Fachwelt‘ auseinander. Man sieht, über Franz Schubert wird immer noch gerätselt und gestritten...


    Ich werde Dir die entsprechenden Abbildungen dazu schicken.



    Im Eifer des Gefechts habe ich ganz vergessen, noch einige kleine Kompositionen Franz Schuberts, die er für die Bühne schuf, zu nennen:


    DER TEUFEL ALS HYDRAULICUS, D 4


    Von diesem Werk, einem Lustspiel mit Gesang des deutschen Theaterdichters Johann Friedrich Ernst Albrecht (1752-1814), existiert von Franz Schubert nur die Ouvertüre, die er 1811 mit 14 Jahren noch als Schüler des k. & k. Stadtkonvikts in Wien unter Anleitung seines Lehrers Wenzel Ruzička komponierte. Dieser sagte über seinen Schüler, er könne ihm nichts mehr beibringen, denn ‚der hat‘s vom lieben Gott!‘



    DAS ZAUBERGLÖCKCHEN, D 723


    Für die Wiener Erstaufführung der Oper „La clochette ou Le diable page“ (‚Das Glöckchen oder Die Teufelsseite‘) von Louis Joseph Ferdinand Hérold (1791-1833) aus dem Jahre 1817 – Libretto von Emmanuel Guillaume Marguerite Théaulon de Lambert, deutsch von Georg Friedrich Treitschke, dem Bearbeiter des „Fidelio“-Textes - am 20. 6. 1821 am Kärntnertortheater in Wien schuf Franz Schubert zwei Einlage-Stücke: ein Duett zwischen Zedir (Tenor) und Bedur (Bass) im zweiten Akt ‚Nein, nein, nein! Das ist zuviel!‘ und eine Arie des Azolin (Tenor) im dritten Akt ‚Der Tag entflieht, der Abend glüht‘. Das Autograph des Duetts ist verschollen und existiert nur in einer Abschrift Ferdinand Schuberts vom 26. 2. 1835, während die Arie in Schuberts Handschrift in einer Klavierfassung überliefert ist, zu der Ferdinand Schubert am 28. 3. 1835 eine Einleitung komponierte. Diese Arie singt Daniel Behle auf seiner Arien-CD mit dem L’Orfeo Barockorchester unter der Leitung der Dirigentin Michi Gaigg bei der ‚deutschen harmonia mundi‘. (Im New Yorker Konzert vom 13. 10. 1975 sangen der Tenor Grayson Hirst und der Bariton John Ostendorf die beiden Stücke, bevor es zu der konzertanten Aufführung von Schuberts Singspiel „Fernando“ unter der Leitung von Jens Nygaard kam. Siehe Beitrag Nr. 79 vom 7. 2. 2024.)



    RÜDIGER, D 791


    Von diesem ‚heroischen Operngedicht‘, zu dem vermutlich Ignaz von Mosel das Libretto schrieb, sind nur zwei Nummern überliefert: a) die Introduktion mit Rüdiger (Tenor) und Chor der Ritter und Reisigen ‚Durch der Ostsee wilde Wogen‘ und b) das Duett Rüdiger – Balderon (beide Tenor) ‚Ja, sie war‘s, der Frauen Krone’, wovon allerdings nur die Singstimmen ausgeführt sind. Motive des Duetts wurde von Schubert in der ‚Hirtenmelodie‘ aus „Rosamunde“ variiert. „Rüdiger“ fußt auf Pietro Metastasios Text zu „Ruggiero“; Ignaz von Mosel bot das Libretto 1822 vergeblich Carl Maria von Weber an. Mit der Komposition begann Franz Schubert im Mai 1823 – heute sind das Libretto und weitere Partiturteile, sofern es überhaupt solche von Schubert gegeben hat, verschollen. (Die Introduktion wurde unter dem Titel „Rüdigers Heimkehr“ von Johann Herbeck bearbeitet und am 5. 1. 1868 im Wiener Redoutensaal von ihm uraufgeführt.)



    DER MINNESÄNGER, D 981


    Otto Erich Deutsch gab ihr eine Nummer seines Verzeichnisses, obwohl von dieser Oper keine einzige Note und auch kein Libretto existiert. Ferdinand Schubert und Eduard von Bauernfeld versicherten dem ersten Schubert-Biographen Heinrich Kreißle von Hellborn, dass Franz Schubert aber an einer Oper mit diesem Titel gearbeitet hat, der Zeitraum ist unbekannt. Als mögliche Textvorlagen kommen August von Kotzebues Schauspiel „Der arme Minnesänger“, zu dem Carl Maria von Weber Lieder beisteuerte und das in München am 9. 6. 1811 uraufgeführt wurde, oder aber das Schauspiel „Die Minnesänger auf der Wartburg“ von Christoph Kuffner in Frage, das am 15. 3. 1817 auf dem Spielplan des Theaters an der Wien stand.



    SOPHIE , D 982


    Franz Schubert nahm 1819 oder 1820 die Komposition dieser Oper – von der lediglich der Titel und das Personal überliefert ist – in Angriff, kam aber über den Partiturentwurf von drei Nummern nicht hinaus. Es handelt sich um eine Ariette der Sophie (Sopran) ‚Philomele, Philomele‘; ein Terzett Sophie-Louise-Belville (2 Soprane und Bass) ‚Wir gießen die Nelken, damit sie nicht welken‘ und ein Quartett Sophie-Louise-Bretone-Belville (2 Soprane, Tenor und Bass) ‚O lang ersehnte Seligkeit‘.


    Zwei Textvorlagen, zu denen Franz Schubert nach Aussage seines Bruders Ferdinand noch Opernpläne hatte, waren „Die Salzbergwerke“ von Johann Graf Mailáth von Székhely und „Der Graf von Glenallan“ nach Sir Walter Scott.



    Hier zunächst der Bericht Joseph von Spauns über eine ‚Schubertiade‘ im August 1823 in Linz: „Es war eine kleine Gesellschaft geladen. Nach dem Vortrage einiger wehmütiger Lieder geriet der weibliche Teil des Auditoriums ins Heulen, so dass das Schluchzen das Konzert Vogls und Schuberts zu einem vorzeitigen Ende brachte. Eine gute Jause (Kaffee und Kuchen) und Schuberts wie Vogls Humor brachten die Gesellschaft wieder in Ordnung. Den beiden Künstlern, die durch jene Tränen besonders geehrt waren, blieb der Tag, der erst im Mondlicht endete, unvergeßlich.“


    Abschließend die Erinnerung eines ‚Kollegen‘ an Franz Schubert; Johann Nepomuk Hummel (1778-1837) besuchte ihn im Februar 1827 auf der Bastei am Karolinentor „… in seinem hochgelegenen, dürftig ausgestatteten Zimmer. Ein ziemlich breites, in ursprünglicher Einfachheit konstruiertes Stehpult ist mir noch gegenwärtig. Es lagen frisch geschriebene Manuskripte darauf. ‚Sie komponieren so viel‘ sagte ich zum jungen Meister. ‚Ich schreib jeden Vormittag einige Stunden.‘ erwiderte er in bescheidenstem Tone. ‚Wenn ich ein Stück fertig habe, fange ich ein anderes an.‘ Offenbar tat er eigentlich nur Musik – und lebte so nebenbei.“



    Carlo