Das habe ich doch schonmal woanders gehört - musikalische Adaptionen und Analogien

  • (eine Hommage Prokofievs an die Münchner Biertrinker wage ich mal auszuschließen)! :)


    Da wäre ich mir nicht so sicher. Nach der Oktoberrevolution kam Prokofieff ja über Paris nach Bayern und lebte 1922/23 in Ettal bei Garmisch-Partenkirchen, nur unweit vom Münchner Hofbräuhaus entfernt. Vielleicht hatte sich eine derartige Melodie in seinem Unterbewußtsein festgesetzt.
    (in Ettal entstand u.a. seine Oper "Der feurige Engel").


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lt. wikipedia stammt das Hofbräuhaus-Lied von 1935 (und wurde ironischerweise von einem Berliner komponiert...).
    In den 1920ern kann Prokofieff es also nicht aufgeschnappt haben. Die Melodie des Liedes ist jedoch kaum so originell, dass das angeblich ähnliche Motiv nicht auch irgendwo anders her stammen oder, kaum zu glauben, Prokofieff selber eingefallen sein könnte.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zu diesem Thema ist mir zwischenzeitlich auch noch etwas ganz Nettes untergekommen: wie ich mittlerweile erfahren habe, gibt es außer Beethovens fünf kanonischen Klavierkonzerten (und der Transkription des Violinkonzerts) auch noch ein Jugendwerk von 1784, zu dem allerdings nur die Solostimme des Klaviers erhalten ist: das Klavierkonzert in Es-dur, WoO 4.


    Das Hauptthema des finalen Rondos besagten Konzerts nun klingt erstaunlich ähnlich wie das bekannte Weihnachts- / Nikolauslied "Lasst uns froh und munter sein". Letzeres ist übrigens später entstanden als Beethovens Werk, so daß eine Inspiration des (zu dem Zeitpunkt immerhin erst 14-jährigen) Komponisten ausgeschlossen werden kann.


    Nachhören, wovon ich spreche, könnt Ihr hier:


  • Das betreffende Konzert, das übrigens 100%ig meinen Geschmack trifft, findet sich übrigens auf der hier gezeigten CD. Die muß man kennen, denn anders findet man mittels Suchfunktion das Klavierkonzert Nt 0 von Beethoven nicht.
    Ich kann übrigens mit einer weiteren Version dieses Themas aufwarten - na ha zumindest die ersten paar Takte sind sehr Ähnlich: "Wenn man will zu Mädchen gehen" (Dittersdorf: Doktor und Apotheker") (?)


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das betreffende Konzert, das übrigens 100%ig meinen Geschmack trifft, findet sich übrigens auf der hier gezeigten CD. Die muß man kennen, denn anders findet man mittels Suchfunktion das Klavierkonzert Nt 0 von Beethoven nicht.


    Ich besitze nebenstehende, ebenfalls empfehlenswerte, Aufnahme des Konzerts. Ein paar andere existieren auch noch, sind mir aber bislang noch nicht geläufig. In seiner Eigenschaft als Fragment eines Jugendwerks ohne Opus-Zahl ist es allerdings allgemein nur sehr selten berücksichtigt worden.





    Zitat

    Ich kann übrigens mit einer weiteren Version dieses Themas aufwarten - na ha zumindest die ersten paar Takte sind sehr Ähnlich: "Wenn man will zu Mädchen gehen" (Dittersdorf: Doktor und Apotheker") (?)


    Tatsache - erstaunlich! Diese Melodie muss wohl so etwas wie ein naturgegebener Gassenhauer sein, was auch in der relativen Einfachheit des Themas begründet liegen dürfte. Wer (so wie ich) Dittersdorfs Singspiel nicht kennt, kann auch dies bei YouTube hören:


  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • In diesem Rahmen lässt sich immer wieder gerne das erste Menuett aus Mozarts Haffner-Serenade erwähnen, das eine Moll-Variante des Liedes "Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt" darstellt:



    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • "Doktor und Apotheker" stammt von 1786 (das ist dem Nikolauslied m.E. ähnlicher als Beethovens Rondo - ich finde alle drei durchaus unterscheidbar), also auch unabhängig von Beethoven und umgekehrt.


    Das Jugendkonzert hatte ich noch nie gehört; ich weiß nicht, wieviel davon Rekonstruktion ist, aber insgesamt durchaus beachtlich, zumal Beethoven höchstens Mozarts KV 413-415 kennen konnte (wenn überhaupt), ziemlich sicher noch nicht die 1784 herausgebrachten KV 449 und folgende.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Das Jugendkonzert hatte ich noch nie gehört; ich weiß nicht, wieviel davon Rekonstruktion ist, aber insgesamt durchaus beachtlich, zumal Beethoven höchstens Mozarts KV 413-415 kennen konnte (wenn überhaupt), ziemlich sicher noch nicht die 1784 herausgebrachten KV 449 und folgende.


    Darf ich dazu an dieser Stelle etwas näher informieren? Beethovens Es-Dur-Konzert wurde 1784 komponiert, ist allerdings nur mit der Klavierstimme und nur wenigen Noten für das Orchester erhalten. Die spielbare Fassung wurde von Willy Hess erstellt und 1961 bei Alkor veröffentlicht.
    Willy Hess hat auch das Violinkonzert in C-Dur WoO 5 (Gerhard von Breuning gewidmet) komplettiert; von diesem Konzert sind nur die ersten 259 Takte der autographen Partitur erhalten, die aber den Schluss zulassen, dass einmal mehr vorhanden gewesen sein muss.
    Bis 1865 befand sich (nach Thayer) ein Oboenkonzert in F-Dur (etwa 1790/1793 entstanden) im Besitz des Verlegers Diabelli, ist dann verloren gegangen.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER