La bellezza del canto - Olga Peretyatko

  • Olga Peretyatko wurde 1980 in St. Petersburg geboren. Ihre stimmliche Ausbildung erfolgte überwiegend in Berlin. Inzwischen ist sie auf allen großen Opernbühnen der Welt zu Hause. Ihre Stimme wird dem Fach "Koloratursopran" zugeordnet, zumal sie die "Königin der Nacht" ebenso beherrscht wie die "Zerbinetta". Im Booklet ihrer Debüt-CD - die von mir gewählte Überschrift ist der Albumtitel - schreibt Karl Dietrich Gräwe: "Sie begnügt sich nicht damit, vokale Brillantfeuerwerke zu zünden, sie macht Note für Note klar, dass sie weiß, was sie singt und warum sie es so singt." Keine Frage, sie erreicht Ohr (und Auge) des Publikums, ihre Stimme hat Ausdruck und viele Farben. Ihre Register sind fabelhaft verblendet, die Übergänge bruchlos. Das befähigt sie, auch schon so unterschiedliche Partien wie "Lucia" und "Rusalka" zu singen und ihnen Charakter zu geben. Am letzten Samstag übertrug 3SAT Ausschnitte eines Konzertes aus dem Festspielhaus in Baden-Baden vom Dezember 2012. Hier konnte sie neben Thomas Hampson in Duettszenen aus Verdis "Rigoletto" nicht nur punkten sondern glänzen und sang eine hinreißende Gilda. Für mich ist Olga Peretyatko nicht nur eine "Hoffnung" oder ein "Sternchen" sondern bereits jetzt eine zentrale Sängerin, von der man noch einiges erwarten darf. Bei der eingestellten CD handelt es sich um ihr Debütalbum, zu dem ich für unseren Vertragspartner jpc auch eine Rezension schrieb, s. u.


    Glänzendes Recital


    Die 1980 in St. Petersburg geborene Olga Peretyatko hat ein glänzendes Debütalbum vorgelegt. Die Sängerin stellt sich mit einem sehr anspruchsvollen und weit gespannten Repertoire vor. Sie kommt aus dem Koloraturfach, was den direkten Vergleich mit Anna Netrebko verbietet. Ihre Koloraturläufe sind überwältigend, die Höhe sitzt perfekt, in der Tiefe ist sie erstaunlich substanzreich trotz sehr hellem Timbre. Die Aufnahme der "Olympia-Arie" aus "Hoffmanns Erzählungen" von Offenbach ist ein Stück "für die einsame Insel". Die CD beschließt sie mit "Mein Herr Marquis" aus der "Fledermaus" von Johann Strauss: ebenfalls eine Einspielung für die Referenzklasse. Die junge Sängerin besticht durch Textverständlichkeit - man merkt, dass sie weiß, wovon sie singt.


    Über meine Eindrücke zu ihrem zweiten Album werde ich berichten.

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Gerade ist das zweite Album von Olga Peretyatko erschienen: Arabesque.


    Wie schon beim ersten Recital fällt die enorme Spannweite ihres Repertoires auf: Mozart, Bellini, Verdi, Gounod, Strauss etc. Allen Rollen verleiht sie ihren eigenen Charakter, ist stilsicher und manövriert ihre Stimme souverän durch die schwierigen Arien und Lieder. Ihre Koloraturen sind flüssig und gekonnt und vor allem mühelos. Sollte ich ihre Debüt-CD (s. o.) allzu hymnisch kommentiert haben - hier noch eine Einschränkung: bei den exponierten Spitzentönen, beispielsweise in "Lucia" oder auch "Manon" hat ihre Stimme doch einige Schärfen, die aber nicht über die Toleranzgrenze hinausgehen. Und jetzt das Gute: diesen kleinen "Schönheitsfehler" hat sie in ihrem neuen Recital "Arabesque" ausgemerzt. Ihre Stimme ist noch ein wenig runder geworden, qualitativ auf hohem Level geblieben, sehr ausdrucksvoll und klangschön. Olga Peretyatko - in jeder Hinsicht eine Bereicherung für die Opernwelt.



    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Danke, lieber Manfred,
    dass Du einen Thread über Olga Peretyatko eröffnet hast.
    Jedes Mal, wenn ich sie gehört habe, war ich aufs Neue hingerissen!
    Besonders eindrücklich war sie in Pesaro beim Rossini Festival in Sigismondo (2010) und in Matilde di Shabran (2012).
    In der Deutschen Oper Berlin gelang es ihr sogar, die grausig phantasielose Kostüm- und Kulisseninszenierung der Lucia di Lammermoor (Filippo Sanjust 1980) zu einem Ereignis zu machen!


    Ich habe mir das erste ihre Sängerportraits jetzt noch mal ganz genau angehört!
    Allem, was Du darüber geschrieben hast, kann ich nur voll zustimmen!



    Die Stimme ist einfach ein Ereignis: so klar und zugleich farbenreich! Vor allem sitzt sie absolut sicher und sie wird phantastisch souverän beherrrscht! Du hast die stupende Koloraturtechnik schon gerühmt. Nicht weniger überzeugend ist ihre Fähigkeit, lyrische Bögen zu spannen.
    Und - auch davon war schon die Rede - sie findet für die verschiedenen Figuren, die sie darstellt, jeweils einen eigenen Ton, gibt den Phrasen mit sicherem Instikt die passende Farbe!


    Wir sind uns einig: das ist keine vielversprechende Nachwuchshoffnung sondern eine Sängerin, die vielerlei Hinsicht höchsten Massstäben gerecht wird!
    Deshalb ist es legitim zu fragen, ob sie allen hohen Massstäben schon voll und ganz gerecht wird.
    Du hast schon angemerkt, dass es leichte Schärfen in der Höhe gibt. Die gleißend helle Stimme klingt in der Höhe auf den Aufnahmen gelegentlich etwas grell. Das ist mir nicht aufgefallen, als ich sie live hörte. Vielleicht habe die Tontechniker diese hell schallintensive Stimme richtig einzufangen.
    Ein anderer Punkt: die verschiedenen Figuren Donizettis charakterisiert sie nicht gerade sehr individuell. Aber was verlange ich denn? Wem kann das in einer aus dem Zusammenhang gerissenen Arie gelingen. Ich denke, dass sie das eines Tages schaffen wird!
    Du hast schon die Olympia-Arie hervorgehoben! Die ist einfach hinreißend.
    In anderen Arien bleibt für mich ein Rest.
    In der Gavotte der Manon trifft sie zwar die kokette Erotik, die hier gefragt ist, ganz wundervoll. Aber mir fehlen das Raffinement, mit dem andere Soprane die Nummer gesungen haben, und am Ende auch das perfekte Timing. (In der Olympia-Arie frappiert sie andererseits genau durch ein perfektes Timing!)
    In die Gilda-Arie könnte sie sicher mehr schwärmerische Hingabe legen! Noch verzaubert sie den Hörer nicht!
    In der Desdemona-Szene (Rossini) fiel mir ganz besonders etwas auf, was auch in anderen Stücken feststellbar ist: die zu Herzen gehenden Töne stehen ihr noch nicht zur Verfügung. Da wünschte man sich oft etwas mehr Wärme und Innigkeit. Den Klang der Seele, den man bei einer Federica von Stade (In einem anderen Fach etwa auch bei Pilar Lorengar oder Lucia Popp) hört, bleibt sie einstweilen schuldig.
    Aber bitte: das ist Kritik auf einem ganz hohen Niveau!


    Auf jeden Fall freue ich mich, dass ich sie im Oktober in Berlin in der ZARENBRAUT von Rimsky-Korsakoff hören kann!


    Vielleicht noch ein Informationsblock!


    Es gibt ja schon Gesamtaufnahmen mit Olga Peretyatko:


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    Und (dafür finde ich kein Bild des Covers! Vielleicht hilft einer der versierten Archivare im Forum?):


    Gioacchino Rossini: OTELLO
    Conductor Renato Palumbo - 2007(LI)
    Orchestra - Teatro Comunale di Bologna
    Chorus - Prague Chamber Chorus


    ------------------------------------------------------------------
    Compact Disc; - Premiere Opera Ltd. CDNO 2758-3





    ANKÜNDIGUNGEN auf ihrer Homepage:
    Zu ihren Engagements in der Saison 2013/2014 zählen Auftritte bei den Mozartwochen und den Salzburger Festspielen (als Giunia in „ Lucio Silla“), an der Wiener Staatsoper (als Gilda in „Rigoletto“ und Elvira in „I Puritani“), an der Berliner Staatsoper und der Scala in Mailand (als Marfa in „Die Zarenbraut“), an der Metropolitan Opera in New York (als Elvira in „I Puritani“ und als Gilda in „Rigoletto“), an der Deutschen Oper Berlin (als Adina in „L’elisir d’amore“), an der Staatsoper Hamburg (als Adina in „L’elisir d’amore“ und als Zerbinetta in „Ariadne auf Naxos“), beim Festival d’Aix-en-Provence (als Fiorilla in „Il Turco in Italia“) und an der Bayerischen Staatsoper in München („Il Turco in Italia“). Neben ihrer Opernkarriere wird Olga Peretyatko auch weiterhin Liederabende und Konzerte in ganz Europa geben.
    2015 wird sie ihr Debüt als Violetta in „La Traviata“ an der Opéra de Lausanne und anschließend in einer neuen Inszenierung des Stücks am Festspielhaus Baden-Baden geben.




    Liebe Grüße




    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

    Einmal editiert, zuletzt von Caruso41 ()

  • Caruso41

    Da wünschte man sich oft etwas mehr Wärme und Innigkeit. Den Klang der Seele, den man bei einer Federica von Stade (In einem anderen Fach etwa auch bei Pilar Lorengar oder Lucia Popp) hört, bleibt sie einstweilen schuldig.
    Aber bitte: das ist Kritik auf einem ganz hohen Niveau!

    Lieber Caruso,


    volle Zustimmung, dass ihr noch ein wenig "Wärme und Innigkeit" fehlt, aber wie Du auch schon bemerkt hast: "Das ist Kritik auf einem ganz hohen Niveau".



    Du hast schon angemerkt, dass es leichte Schärfen in der Höhe gibt. Die gleißend helle Stimme klingt in der Höhe auf den Aufnahmen gelegentlich etwas grell. Das ist mir nicht aufgefallen, als ich sie live hörte.

    Ich habe mit Freunden gesprochen, die Olga Peretyatko auch schon live gehört haben. Die sagten mir, genau wie Du es empfunden hast, dass ihre hohen Töne live nicht so grell und scharf klingen ...


    Liebe Grüße
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


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    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Nachdem Olga Peretyatko nun in Baden Baden eine - wie ich finde - durchaus überzeugende Violetta in Verdis "La Traviata" gesungen hat, wird Mitte August ihr Rossini-Album erscheinen:

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

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  • Es wurde immer wieder behauptet, daß es mit dem Eifer der "Melomanen" im Tamino Klassikforum nicht weit her ist. Und dieser Thread scheint jenen Person, die das immer wieder insitierend oder auch resignierend behauptet haben , Recht zu geben:

    Ursprünglich mit viel Elan gestartet, ruht dieser Thread sein nunmehr 9 Jahren.

    Es scheint mir ein guter Ansatz, dort fortzusetzen, wo zuletzt geendet wurde:

    Die im Juni 2015 angekündigte Rossini CD ist nun seit Februar 2016 bei jpc erhältlich - und glaubt am den Eintragungen - noch immer erhältlich - zum Abverkaufspreis von 7,99€. Als Melomanane: Bei Interesse schnell zugreiffen - es könnte bald zu spät sein, einige weiter oben empfohlene Einspielungen sind bereits gestrichen - und somit Geschichte.

    Ebenfalls im Abverkauf befindet sich die daneben abgebildete, 2019 erschienene CD mit Arien von Mozart und Zeitgenossen : "Mozart PLUS"


    Neu hingegen ist eine Aufnahme von "Il Turco in Italia" vom Rossini Festival in Pesaro

    Eigentlich schon 2016 aufgenommen erschien sie erst Mitte 2023 auf DVD und Blu-rayDisc

    Liebhaber von konservativ-historischen Inszenierungen wird sie vermutlich nicht 100%ig zufriedenstellen, sie gehört IMO zu den leicht "parodierenden" Aufführungen - aber sie wird doch zahlreichen Musikfreunden Freude machen -wie ich glaube. Schaut recht vergnüglich aus. Und Rossini war selber ja kein Purist....

    Hier ein Trailer:


    mfg aus der Metropole Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Sie ist an den großen Häusern häufig besetzt. Im letzten Jahr sah ich sie als Liu an der Berliner Lindenoper.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Hier ein einstündiger Film "Meine Liebe zu Rossini"

    mit Proben, persönlichen Aussagen (teilweise englische, teilweise italienisch) und einem "wiedersehen mit dem 2017 verstorbenen Alberto Zedda (1928-2017)



    mfg aus der Metropole Wien

    Alfred

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