Beethoven, Sonate Nr. 13 Es-dur op. 27, Nr. 1 „Quasi una fantasia“
Alfred Brendel, Klavier
AD: April 1994
Spielzeiten: 4:45-2:02-3:07-5:54 – 15:48 min.;
In seiner dritten Aufnahme ist Brendel zwar wieder ein Quäntchen langsamer im Kopfsatz als in der mittleren, aber auch wieder ein Quäntchen stärker im pp. Auch in der Aufwärts-Achtelbewegung in Takt 10, wo schon Takt 9 lauter beginnt, spielt er nicht vorhandenes Crescendo.
Auch in der Wiederholung ab Takt 21 ist der Lautstärkepegel höher als in den früheren Aufnahmen, auch wenn er etwas geringer ist als am Anfang des Andantes.
Das Allegro ist dynamisch etwas ausgewogener, auch wenn mir die Takte 43 und 44 noch etwas laut vorkommen. Die Legatobögen sind dagegen sehr gut gespielt, auch die Steigerung am Schluss des Allegros.
In Tempo I ab Takt 63 ist das pp wieder gegeben, aber ab Takt 67 sind die sechzehntel-Läufe in der rechten Hand mir zu laut. Der Bogen in Takt 77 und 78 ist wieder sehr schön, und ab Takt 79 beweist er dann, wie stimmig der ganze Satz hätte klingen können.
Der erste Teil des Allegro molto e vivace gefällt mir dann sehr gut. Hier kann er mehr zupacken und die Forteschläge kommen dann auch sehr kräftig. Der erste Teil des Galopps kommt zwar im moderaten Tempo daher, aber die Staccati sind sehr schön gesetzt und dass ff in den Takten 50 und 51 sehr überzeugend. Im zweiten Galoppteil ist dann das pp wieder gegeben sowohl in der rechten wie auch in der linken Hand. Im sempre ligato-sempre staccato-Teil ist mir der Dynamiklevel in den p-Passagen wieder etwas zu hoch. Im Crescendo ab Takt 115 stimmt es dann wieder.
Das Adagio versöhnt mich wieder. Das pianissimo stimmt wieder, Takt 7 und 8 sind wieder traumhaft und das Crescendo ab Takt 12 passt wieder zu seinen Vorgängern von 1962/64 und 1977.
Auch im Allegro vivace sind die Achtel in der linken Hand ab Takt 62 wieder sehr schön m p und ab Takt 68 im pp. Auch die Melodieführung in der rechten Hand ab Takt 119 ist wieder schön im p. Im dann folgenden durchführungsartigen Teil lässt Brendel dann auch den oberen Teil des dynamischen Spektrums gehörig zur Geltung kommen. In den Achtel-Oktaven der rechten Hand ab Takt 165 kehrt dann wieder Ruhe ein und in der Begleitung tönen die Achtelfiguren im schönsten pp. In der Wiederholung des Hauptthemas wird es dann wieder etwas lauter (p). Das Decrescendo ab Takt 236 und das nachfolgende pp kommen wieder gut zur Geltung. In den Achtel-Oktaven ab Takt 254 ist dann wieder viel Betrieb und es schwingt sich zu einer schönen abschließenden Steigerung im ff auf.
Dann folgt wieder die schöne Einbettung des Adagio-Hauptthemas und das muntere Presto am Schluss.
Eine Interpretation mit viel Licht aber m. E. auch mit Schatten. Von allen dreien gefällt mir eindeutig am besten Die erste von 1962/64, womit ich ebenso eindeutig im Widerspruch zum Meister selbst stehe, der ja in der Rückschau mit seinen VOX-Aufnahmen nicht so zufrieden war. Zumindest auf Die Nr. 13 bezogen, kann ich das nicht so recht verstehen.
Liebe Grüße
Willi