Così fan tutte im Theater Pforzheim

  • Liebe Opernfreunde,


    gestern Abend besuchten wir mit Freunden Mozarts Bravourstück des Ensemblegesangs Così fan tutte im Theater Pforzheim.
    Das Libretto stammt aus der Feder Lorenzo da Pontes. Es ist nach "Le Nozze di Figaro" und "Don Giovanni" die dritte der Mozart'schen Da-Ponte-Opern.


    Für diese Produktion sind verantwortlich:


    Inszenierung: Toni Burkhardt
    Bühne und Kostüme: Wolfgang Rauschning
    Choreinstudierung: Salome Tendies
    Dramaturgie: Isabelle Bischof


    Besetzung:


    Fiordiligi: Evgenia Grekova
    Dorabella: Marie-Kristin Schäfer
    Guglielmo: Aykan Aydin
    Ferrando: Milos Bulajic
    Despina: Franziska Tiedtke
    Don Alfonso: Cornelius Burger


    Opernchor des Theaters Pforzheim (Toneinspieler)
    Badische Philharmonie Pforzheim
    Musikalische Leitung: GMD Markus Huber



    Dem Vorspann des Theaterprogramms entnahm ich folgendes:


    Alles beginnt mit einer Wette, die vier Liebende vor die Trümmer ihrer Beziehungen stellt. Ein kleiner Treuetest, von Don Alfonso angezettelt, treibt Ferrando, Guglielmo und die Schwestern Dorabella und Fiordiligi in ein grausames Spiel, das nicht mehr zu stoppen ist. Die Welt steht Kopf - die beiden Männer verkleiden sich und verführen jeweils die Verlobte des anderen. Die Frauen durchschauen die Täuschung nicht, erkennen den Verehrer nicht als Verlobten der Schwester und den Freier der Schwester nicht als den eigenen Geliebten. Am Ende sind sie alle Verlierer in ihrer eigenen Gefühlswelt oder doch Gewinner? Denn nur im Moment des Betrugs offenbart sich ihnen die Dimension ihres eigenen Empfindens. „Così fan tutte“ kam am 26. Januar 1790 mit einem Untertitel auf dem Programmzettel vermerkt zur Uraufführung: „La scuola degli amanti“ - „Die Schule der Liebenden“. Mozart und Da Ponte gelingt hier par excellence und nach Manier der Opera buffa das Spiel um die Liebe mit ihrer Vielgestaltigkeit der Gefühle und der Wandelbarkeit jeglicher menschlicher Beziehungen. Mit viel Witz und Ironie zieht der Strudel der Verwicklungen die Paare immer tiefer hinab, dass am Ende der Zweifel auftaucht, ob sie es überhaupt so genau wissen wollten...


    Was von Bühne und Orchestergraben dargeboten wurde, war Operngenuss vom Feinsten!
    Jeder Ton war von Mozarts Atem beseelt, und so konnten wir die Vorstellung von Anfang bis Ende in bester Laune und Heiterkeit genießen.


    Auch Inszenierung, Bühnenbild und "Kostüme" der Darsteller empfanden wir als frisch, einfallsreich und unverbraucht.

    Es bedarf nicht immer großer Häuser und großer Namen, um Großes zu schaffen und zu erleben. Und es müssen auch nicht unbedingt Schwejks Nachfahren beehrt werden, um gut gemachte und unterhaltende Oper zu erleben. Das Pforzheimer Ensemble hat es gestern wieder einmal bewiesen.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Vielen Dank, Siegfried, für Deinen Bericht aus Pforzheim. Er war kurz, aber verständlich. Was gut ist oder war, muß nicht mit vielen Worten ausgebreitet werden. Ich freue mich für Dich und Deine Freunde, daß Euch ein so gelungener Operngenuß gegönnt war. Auch für mich hat dieses Sechs-Personen-Stück (ungeachtet eines nicht immer akzeptablen Plots) einen hohen Stellenwert - vor allen Dingen wegen der überirdisch schönen Musik Mozarts (die Einleitungstakte des Finales zum ersten Akt verschaffen mir immer wieder Gänsehaut).


    Es bedarf nicht immer großer Häuser und großer Namen, um Großes zu schaffen und zu erleben. Und es müssen auch nicht unbedingt Schwejks Nachfahren beehrt werden, um gut gemachte und unterhaltende Oper zu erleben. Das Pforzheimer Ensemble hat es gestern wieder einmal bewiesen.

    Das man an kleinen Theatern und (wie es in einem anderen Thread heißt) und mit "No Names" gute bis hervorragende Abend erleben kann, ist durchaus richtig. Man muß sie nur kennen und sie müssen auch erreichbar sein. Dein weiterer Hinweis auf Schwejks Nachfahren zielte wohl auf chrissys Besuche in Liberec. Du solltest aber konzedieren, daß der Opernfreund oft lange suchen muß, ehe er Theater findet, die ihm Inszenierungen nach seinem Geschmack und nach seinen Vorstellungen bieten. Und da hat chrissy ganz offensichtlich ein Haus gefunden, das ihn rundherum zufriedenstellt. Und das sei ihm gegönnt - und ich beneide ihn darum...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Zitat

    Zitat von Siegfried: Es bedarf nicht immer großer Häuser und großer Namen, um Großes zu schaffen und zu erleben.

    Lieber Siegfried,


    es gibt also wohl doch noch ab und zu eine Stecknadel im Heuhaufen und es freut mich für dich (und sicher auch deine liebe Frau), dass ihr wieder etwas Schönes erleben durftet. Vielleicht ist ja Pforzheim noch nicht so von dem Virus befallen. Ich wünsche und gönne es euch, obwohl ich euch - ähnlich wie crissy - ein wenig darum beneide.
    Da wir hier kein eigenes Ensemble haben, haben wir hier meist kleiner Bühnen auf Gasttournee, wobei wir in all den vielen Jahren, in denen wir noch ein Abonnement hatten, sehr viel schöne Erlebnisse hatten. Doch dann kehrten auch in den kleineren Bühnen langsam die Entstellungen ein, wovon ich hier auch einige geschildert habe, sodass wir auf die Verärgerung, mit der wir nach Hause gingen, lieber verzichten wollten. Es gibt aber seltene Ausnahmen, die letzte vor etwa 3 Jahren, wo uns eine kleinere Bühne (allerdings kam sie aus einem östliche Land) wirklich eine gute Inszenierung bot.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Siegfried,


    danke für den aufschlussreichen Bericht. Ich regististriere seit langem mit Freude, dass gute Ensembleleistungen an den mittleren und kleineren Häusern geboten werden. Zumal wenn diese Sprungbrettbühnen füür junge Sänger sind. Deshalb sind Meldungen über gut gelungene Inszenierungen, wie die Cosi in Pforzheim als Hinweis und Besuchsempfehlung wichtig.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Auf Youtube sind ein paar Szenen mit Milos Bulajic und Aykan Aydin ( Richard Strauss Zueignung kann hier bestensfalls als Talentprobe durchgehen ) hinterlegt.