Dr. Pingel´s musikalische Perlen vor Bach

  • Leider sind die hier vorgestellten Videos hier alle nicht erreichbar, man muss direkt auf YouTube gehen. Jetzt kommt etwas, lieber Michael, da muss ich dir den Titel Weltchampion der Trüffelschweine für Chormusik verleihen. Ich pflege in letzter Zeit die Qualität der Vokalensembles anhand von "Ne irascaris" und "Civitas sancti" (William Byrd) zu prüfen. Das ist nicht nur eines der wunderbarsten Stücke der Polyphonie, sondern ich kenne es gut, weil ich es selbst gesungen habe. Bisher war meine Referenzaufnahme die von Stile antico. Jetzt habe ich deine "Band" Voces8 gehört. Am Ende wollte ich nicht glauben, dass es eine solche Perfektion überhaupt gibt. Glasklare, reine Stimmen, differenzierte Dynamik und und und... Stile antico bleibt auch mein Favorit, sagen wir als Real Madrid, jetzt ist mit Voces8 FC Barcelona dazugekommen. Zur Kontrolle habe ich die von mir sehr geschätzten Tallis-Scholars gehört. Sehr gut, aber nicht so exzellent; sagen wir Bayern München. Seit einiger Zeit höre ich dieses Stück täglich ein paar Mal. Das gleiche Niveau hat auch Tenebrae.

    Ich liebe Beethoven auch sehr, aber angesichts dieser Musik hier werde ich ihn erst wieder zu seinem 500. Geburtstag hören.

    Ich habe es gerade noch einmal gehört. Diesmal war ich ergriffen von der unglaublichen Stimmung zwischen Schmerz und Resignation des "desolata est". Ich habe dann eine Reihe der Kommentare gelesen, alle hatten das so gehört wie ich. Eine absolut exzeptionelle Darbietung.

    Warum sind Obamas Memoiren so dick (700 S.). Damit Trump sie nicht liest.

  • Cher Dottore,


    ja, Voces8 ist eine tolle Truppe, aber den Titel "Weltchampion" habe ich mir dann doch viel zu leicht verdient, weil es so klar ist, daß sie weit und breit ihresgleichen suchen (außer die vorherige Generation der King´s Singers, die ich als gleichwertig ansehe). Ich würde sie also bei den Kleinchören eher für Liverpool halten, die ja wohl zur Zeit besser sind als Madrid und Barcelona, aber das wird der Verlauf der Champions League dieses Jahres zeigen.


    Was mich ein bißchen bei Voces8 stört, ist, daß sie doch relativ häufig einzelne Stimmen auswechseln. Ich hoffe, daß die extreme Qualität, die sie zur Zeit verkörpern, dadurch nicht beeinträchtigt wird.


    Und meine Favoriten bei den etwas größeren Chören sind nach wie vor die Cambridge Singers, die - weil sie größer sind - einen noch ausgeglicheneren Chor-Klang besitzen. Aber das sind sicher Nuancen, über die es sich kaum zu streiten lohnt.


    Jedenfalls freut es mich, daß wir weitgehend ähnlicher Ansicht sind.

  • Lieber Pingel,


    Du hast schon recht mit der Bewertung des Civitas Sancti als eine Art Referenz für Chöre.


    Eine weitere sehr gute Truppe (natürlich aus England), Siglo de Oro, singt nämliches Stück - und es hat einen ganz anderen Charakter, der harmonische Fluß ist durch die vielen s-Laute und andere stimmlose Konsonanten zerwühlt, es kommt in keiner Weise die strahlende Ruhe auf, die Voces8 (und weitgehend auch Stile Antico) auszeichnet, das Stück hat - auch aufgrund der höheren Geschwindigkeit - eine eher hektische, "betriebsame" Grundstimmung.


    Nichtsdestotrotz sind die Sänger gut, die Stimmen klar und deutlich, aber Aufnahmetechnik und Dirigat lassen das Stück praktisch untergehen.


  • Auch ein Ensemble mit dem bescheidenen Titel Plus Ultra kriegt es ganz ordentlich hin, zumal die Mikrophone den Sängern die Zisch- und s-Laute nicht von Lippen spitzeln.



    Aber kein Vergleich mit der Version von Voces8, die - so genau hatte ich das vorher nicht gesehen - in der Kombination aus zeitlosem Stück und phantastischer Performance ein absolutes Highlight der Chormusik und damit der gesamten Musik darstellt.

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  • Ne irascaris: gut gesungen, aber es fehlt der Gänsehaut-Effekt.

    Schütz: brillant, mir allerdings zu schnell. Wenn man es langsamer macht, kann man den Gabrieli-Faktor (die Tutti) besser zur Geltung bringen. Dieses Stück ist übrigens waschechter Monteverdi!

    Warum sind Obamas Memoiren so dick (700 S.). Damit Trump sie nicht liest.

    Einmal editiert, zuletzt von Dr. Pingel ()

  • Ich muss ihn jetzt hier benennen, den berühmten Mann der Marienkirche in Lübeck, dessen Kunst - angeblich - Bach zu einem 400-km-Fußmarsch veranlasst hat: Dietrich Buxtehude. Seine Kantate "Jesu, meine Freude" habe ich, sechzig Jahre ist es bestimmt her, mitgesungen, damals chorisch, hier jedoch viel, viel besser dargeboten:




    :hello:


    Eigentlich stand hier ein Clip mit Emma Kirkby und weiteren Weltklasse-Sängern, doch er ließ sich nicht abspielen: "Für Dein Land gesperrt".

    .


    MUSIKWANDERER

  • Hier ist noch eine musikalische Perle von Heinrich Schütz zu hören und dazu noch von einer Formation, die mich in ihrer Ausdruckweise überzeugt hat, der Capella Augustana:


    .


    MUSIKWANDERER

  • Danke, Alter Schwede. Dein Tipp ist sehr zutreffend, ein sehr gutes Ensemble. Dieses Stück könnte ich ohne Probe sofort singen, entweder ersten oder zweiten Tenor. Ich komme darauf noch zurück, und du weißt auch wo!!

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  • Cher Dottore, ich wollte Dir ein Stück per email schicken, das Dich vermutlich interessiert, aber Deine alte ymail-Adresse gibt es nicht mehr.

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  • Magische Musik, das "Requiem" des Pierre de la Rue. Ich weiß nicht, inwiefern die Ensembles frei in der Wahl von Besetzung und Größe sind. Frauenstimmen würde ich bei sakraler Musik nicht in Pierres Horizont sehen, Kastraten oder Counter schon. Die Aufnahme hier mit dem New London Choir kommt meiner Schallplatte sehr nahe, die Frauenstimmen bekommen dem Werk sehr gut, wie ich finde.Gleichzeitig lade ich beim Zuhören dazu ein, sich einen dämmrigen Kirchenraum vorzustellen, in dem Töne wie das "Luceat" im "Introitus" ein Eigenleben führen. Mit einzubeziehen ist die Magie des Lichtes der Kirchenfenster (tageszeitabhängig) und das Fehlen elektrischer Beleuchtung. Alles zusammen verschmilzt zu einer wundervollen Kontemplation.



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.