Prokofjew und Ravel, Berliner Philharmoniker unter Tugan Sokhiev, Elbphilharmonie 27.06.2019

  • Was für ein Orchester, was für ein Klang. Wir hatten für die­ses Konzert jeweils Karten für Cecilia Bartoli und Elina Ga­ranca eingetauscht und waren einigermaßen skeptisch, ob sich die Preisverdoppelung (15 L, Reihe 3, Plätze 1 und 2, jeweils 119,70 Euro) lohnen würde. Denn es stand eigent­lich nichts Hochkarätiges auf dem Programm, auch war uns der russische Dirigent Tugan Sokhiev bisher unbekannt. Die Nettospieldauer war mit 70 Minuten auch eher be­grenzt: Prokofjew: Suite opus 60 (Leutnant Kishe), 18 Mi­nuten; Ravel: Sheherazade, 3 Lieder für Singstimme (Ma­rianne Crebassa, Mezzosopran) und Orchester, 17 Minu­ten; Pause; Prokofjew: Ballett-Suite opus 60 Romeo und Julia, 35 Minuten. Das Berliner Orchester spielte wunder­bar, wie von Fern aus dem Jenseits klang das ein- und aus­leitenden Trompetensolo am Anfang und am Ende des ersten Stücks. Frau Crebassa stand bei ihren Liedern et­was erhöht im hinteren Teil des Orchesters und war akus­tisch hervorragend zu vernehmen. Das eigentliche Klang­wunder folgte allerdings erst nach der Pause; solch eine Romeo und Julia-Vorstellung haben wir bisher nie erlebt. Gleich zu Beginn begeisterte der tiefe, volle Klang der Tu­ba und der Kontrabässe beim einleitenden Stück „Die Mon­tagues und Capulets“. Es folgten „Julia, das kleine Mäd­chen“, „Pater Laurentius“ und „Tanz“. Die Farbigkeit und gefühlswallende Brillianz des folgenden „Romeos Abschied von Julia“ war unübertrefflich, ebenso (nach dem zwi­schen­spielartigen „Tanz der Mädchen“) „Romeo am Grabe Juli­as“. Es folgte mit „Maskentanz“ ein kurzes Intermezzo und schließlich fulminant aufgespielt „Tybalts Tod“.

    Der von den Berliner Philharmonikern im Großen Saal der Elb­phil­harmonie erzeugte Klangeindruck war schlichtweg groß­ar­tig und den Ballett-Choreographien von John Cran­ko oder John Neumeier ebenbürtig, und das will schon et­was heißen. Das Publikum war begeistert, es gab eine eben­­falls gefeierte Zugabe, dann winkte der Dirigent ab und die Philharmoniker sowie das enthusiasmierte Publikum verließen schnell den Saal.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Denn es stand eigent­lich nichts Hochkarätiges auf dem Programm, auch war uns der russische Dirigent Tugan Sokhiev bisher unbekannt.

    An diesen Dirigenten habe ich allerbeste Erinnerungen. Er war für ein paar Jahre Chef des Deutschen Sinfinie-Orchester (DSO) in Berlin, und ich habe keiunes seiner Konzerte verpasste. Ihn hätte ihn mir auch als Chef der Philharmoniker vorstellen können. Robin Ticciati ist zwar ein wunderbarer und ebenso
    innovativer Nachfolger, trotzdem vermisse ich Sokhiev sehr. Schön, dass Du ihn hören konntest! :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Meinen Dank an MSchenk für den Hinweis auf das Walbühnen-Konzert am 29.06.2019.


    Das nehme ich seit vielen Jahren auf FP auf. Das Programm überzeugt in den letzten Jahren nicht immer durchgehend ... aber das kann man ja auf der FP rausscheiden.

    So werde ich auch Ravels, sicher für einige von Euch hörenswerte 17minütige Sheherazade auch nicht aufnehmen/oder entfernen ... ihr wisst ja: Gesang ist nicht meins !

    Ich könnte mit vorstellen, dass an Werkauswahl in der Waldbühne noch mehr dazu kommt, als in dem von Ralf Reck vorgestellten Konzert in der Berliner Philharmonie. Wahnsinn ... 119, 70 € für so ein Kurzprogramm. =O Grenzt das nicht an Abzocke ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang