Cellokonzerte aus dem 19. Jahrhundert

  • Cellokonzerte aus dem 19. Jahrhundert


    Parallell zu den Threads:


    Das romantische Cellokonzert - Hyperions dritte Serie

    Cellokonzerte im 20. und 21. Jahrhundert


    eröffne ich einen weiteren, der sich anders profilieren will:

    Vorzugsweise sollen Konzerte von eher unbekannten Komponisten vorgestellt werden, möglichst einzeln.

    Unabhängig davon werde ich eine Linkliste zu den zahlreichen Einzelveröffentlichungen aus diesem Zeitraum (hier natürlich auch zu den bekannteren Komponisten) anlegen

    Letztlich können auch Konzerte eher bekannte Komponisten hier vorgestellt werden, so es keinen einzelnen Thread dazu gibt.


    Heute im Laufe des Tages folgt hier mein erster Beitrag.


    Gute Nacht aus Wien (oder eigentlich besser: Guten Morgen

    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Julius RIETZ: Fantasie für Violoncello und Orchester op.2

    Ich eroffne diesen Thread mit dem Werk eines Komponisten, der mich zu diesem Thread veranlasst hat:

    Julius Rietz (1812-1877) Bekannter und Freund Mendelssohns, selbst ausgebildeter Violoncellist. Zu Lebzeiten recht erfolgreich, anfangs von Mendelssohn gefördert, dessen Einfluss in Rietz' Werken teilweise zu hören ist. Sein Oeuvrist eher klein, an die 30 Werke mit Opuszahlen sind erhalten.

    Er war seit 1860 Hofkapellmeister in Dresden vo er "Schranck II" entdeckte. (Eine von Pisendel zusammengetragene Sammlung, welche großen Aufschluß über das barocke Musikleben im Barock gibt)


    Bei der Fantasie für Violoncello und Orchester op. 2 handelt es sich um ein Jugendwerk.

    Auffallend bereits der erste Satz der mit einem leicht klagenden sehr eigenwilligen Auftritt des Soloinstruments beginnt. Das Orchester setzt dann erst bei 2:17 ein und erinnert hier in der Tat an Mendelssohn. (RIetz' Bruder war schon von Jugend an mit Mendelssohn befreundet und macht die beiden miteineader bekannt.)

    Sehr schön auch der leicht melancholisch beginnende 2, Satz mit einer sanften Neigung zum Süsslichen. Ständige wechselnes Stimmung im 3. Satz und schwer zu beschreiben, durchwegs aber lebhaft,


    Die Sätze:


    1) Lento a capriccio - Allegro vivace

    2) Adagio

    3) Allegro molto e agitato


    von mir aus eine heisse Empfehlung


    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Bleiben wir bei der gleicfhen CD, aber einem anderen Komponisten: Johann Benjamin Gross. (1809-1848) Von seiner Heimatstadt Elbing (Elblag) gon er nach Berlin, wo er zum Cellisten ausgebildet wurde. Dor bekam er 1824 auch sein erstes Engagement, ging aber dann nach Leipzig und spielte als Solocellist des Gewandhausorchesters. Er war mit Friedrich Wiek, Felix Mendelssohn-Bartholy und Robert Schumann befreundet. Über Umwege gelangte er nach st. Petersburg, wo er ebenfalls erfolgreich und gesellschaftlich anerkannt war. Er starb aber bereits 1848 an der Cholera.


    Das hier eingespielte Cellokonzert beginnt mitreissend, temperamentvoll und Stürmisch, negativ formulier könnte man sagen schrill, aufdringlich und polternd. Das betrifft den Orchesterpart - nicht aber das Soloinstrument. Im Gegensatz der 2. Satz besonders zurückgenommen und lieblich-kontemplativ. Der drite satz ist wieder äusswerst lebhaft, aber IMO weniger ausgeprägt als der erste Satz. Mag aber sein, daß man sich inzwischen eingehört hat. Das Finale ist wiederunm geradezu furios....


    Die Sätze:


    1) Allegro con spirito

    2) Romanze Andantino

    3) Allegro vivace: Rondo



    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Julius RIETZ: Cellokonzert op 16


    Nein, das wird kein Solo-Thread über die Werke von Julius Rietz, das wäre auf Grund seines schmalen Oeuvres auch gar nicht möglich. Soweit ich es überblicken konnte ca 31 Werke mit Opuszahl. Die deutsche Wikipedia erwähnt das hier vorgestellte Konzert nicht einmal.

    Das Konzert ist dreisätzig und ausgesprochen klangschön. Indes ist es weder auffallend virtuos (das Booklet spricht von "Introvertierter Virtuosität" ), noch nutzt es die tiefen Lagen des Cellos exzessiv. Es ist mehrheitlich unauffällig und angenehm, wie ein guter Freund, den man als Kumpel schätz, wo sich aber selten glutvolle Leibe entwickelt. So wie solche Menschen oft die wichtigsten und wertvollsten im Leben sein können, so sehe ich das auch bei diesem Konzert. Lediglich der dritte Satz ist geringfügig heißblütiger und temperamentvoller. Er erinnert mich stellenweise an Mendelssohns Schauspielmusik zum Sommernachtstraum und dann wieder an dessen "Italienische"

    Die einzelnen Sätze gehen nahtlos ineinander über, die Gesamtspielzeit liegt knapp unter 28 Minuten


    Die Sätze:

    1) Adagio. Allegro grazioso

    2) Quasi Allegretto

    3) Allegro assai


    Aufzeichnungen belegen die Existenz eines 2. Cellokonzertes

    Es ist leider verlorengegangen

    Schade !!!


    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Carl DAVIDOFF: Cellokonzert Nr. 1 op. 5 in h-moll


    Carl Davidoff (1838-1889) war ein lettisch-russischer Cellist und Komponist, wobei ersteres im Vordergrund stand, vor allem weil er als Solist von überragender Berühmtheit war. Er war indes kein "fleissiger" Komponist, und hinterliess nur 4 Cellkonzerte, einige Kammermusikwerke, und einige kleinere Stücke, teilweise der Salonmusik zugehörig, insgesant 40 Nummern mit Opuszahl. Er leitete 10 Jahre das St. Petersburger Konservatorium wurde dann durch den Einfluss konservativer Kreise wegen seiner liberal gefärbten Direktion durch Anton Rubinstein ersetzt.

    Hingegen bestand ein freundschaftliches Verhältnis zu Tschaikowsky, der ihm sein "Capriccio Italien" widmete:


    Die Konzerte Davidoffs werden - selten gespielt. Sie sind äusserst schwierig und stellen dennoch den Solisten plakatv nicht in den Vordergrund.

    Ich selbst habe einige Zeit des Einhörens gebraucht, bis ich die Vorzüge erkannt habe.


    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Das könnte unserer Majestät Alfred I. gut gefallen; es wurde 1805 komponiert von einem gewissen Antonín Kraft (1749 oder 1752-1820); es klingt nicht mehr klassisch-süßlich, wie beispielsweise jene von Haydn (dessen Kompositionsschüler er sich glücklich schätzen konnte; Haydn komponierte sein 2. Cellokonzert für ihn, der seit 1778 wie Haydn (als Nachfolger Gregor Werners, dem Cellolehrer Krafts) in Diensten des Fürsten Nikolaus I. Joseph Esterházy stand) oder Boccherini, eher vielleicht ein wenig nach Hummel. Kraft war später Gründungsmitglied des berühmten „Schuppanzigh-Streichquartetts“ (1804-1807; 1808 abgelöst durch Joseph Lincke), das später mitunter Uraufführungen Beethovenscher und Schubertscher Quartette zu verantworten hatte.



    Alexander Rudín (Cello)


    Musica Vivа Orchestra
    Matthew Hаlls


    Das Hauptmotiv des Kopfsatzes mutet sehr bekannt an ...


    Eine Aufnahme seines 4. Cellokonzerts gibt's auch:



    Jean-Guihen Queyras (Cello)


    Ensemble Resonanz
    Riccardo Minasi

    „Wir sind nie einer Meinung!“ - „Das seh' ich anders ...“

  • Anton Rubinstein lebte von 1829 bis 1894.


    Seine beiden Cellokonzerte a-Moll Op. 65 und d-Moll Op. 96 sind ganz im Geiste der russischen nationalen Musik, die sich auf die deutsche Tradition der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bezieht, komponiert. Man wundert sich, dass diese leidenschaftlich Musik nicht vermehrt auf den Konzertprogrammen zu finden ist. Eine Übernahme aus den Beständen des ehemaligen Labels Koch International macht es möglich.


    Auch in der Hyperion Serie, die den romantischen Cellokonzerten des 19. Jahrhunderts gewidmet ist, sind sie nicht vertreten. Die Serie scheint nicht mehr weitergeführt worden zu sein; 2015 erschien die letzte Aufnahme.


    https://www.jpc.de/s/The+Roman…Concerto?searchtype=serie


    Ich bin soweit, in meinen Beiträgen Rechtschraibfehler stehen zu lassen als menschlicher Protest gegen die perfekte KI-Welt.