Gustav Mahler - Wiener Wohnungen und Sterbestätte

  • Falls ich in diesem Unterforum eher deplatziert bin bitte verschieben.


    Ich möchte einmal nicht die für mich üblichen Verdächtigen behandeln (gewissen Komponisten aus der Wiener Klassik bis Frühromantik), dennoch mit einem Komponisten den ich sehr schätze. Da ich mit der Biographie Mahlers aber noch nicht so sehr wie mit manch anderen vertraut bin, birgt es auch die Gefahr dass ich gewisse Dinge übersehe. Falls es Vervollständigungen gibt bitte ich darum diese erwünschten Ergänzungen hier vorzunehmen (betreffend der Wiener Aufenthalte). Ich möchte mich zunächst um den Arbeitsaufwand in Grenzen zu halten, nur auf die Wiener Wohnstätten bzw. die Sterbestätte und nicht auf Wirkungsstätten und Freundeskreise konzentrieren (kann aber gerne von anderen ergänzt werden). Ebenso werden nicht die Urlaubs- und Reiseaufenthalte in der betreffenden Zeit abgehandelt.


    Meist wird die sicher bedeutenste, noch bestehende Wohnstätte im 3. Bezirk, Auenbruggergasse 2 genannt, welche Mahler etwa 10 Jahre lang besaß (mit „bewohnte“ wäre ich bei seinen vielen Reisen eher vorsichtig). Doch es gibt noch andere Wohnungen, vor allem aus seiner Studienzeit von etwa 1875 – 1880, welche aber meist jeweils nur relativ kurz bewohnt wurden. Biographen unterteilen die Wiener Aufenthalte gerne in „Studienzeit“, sowie die Zeit in welcher er als Operndirektor tätig war. Dazwischen war er nahezu zwei Jahrzehnte als Kappellmeister in mehreren Städten Deutschlands, sowie Olmütz, Prag und Budapest (Operndirektor) tätig.


    09.1875 – 10.1877, Fünfhausgasse 7 (Rudolfsheim-Fünfhaus)


    Die in dieser Gasse damals befindlichen Bauten aus der Biedermeier-, und frühen Gründerzeit mussten um 1830 herum Gemeindebauten weichen. Die folgende Perspektive wurde in etwa vom Standort Nr. 7 aus fotografiert:


    Zeitsprünge


    Mahler kam hier als 15jähriger an um am Wiener Konservatorium Klavier und Komposition zu studieren. In dieser Zeit entstand auch das Klavierquartett a-moll von dem leider nur der 1. Satz und ein Fragment eines Scherzo-Satzes übrig blieb. Alle anderen aus dieser Zeit stammenden Werke, wie etwa auch eine Klaviersonate, gingen entweder verloren oder wurden vernichtet (Er war äußerst kritisch mit einigen seiner frühen Werke).


    „Neues Wiener Journal“ brachte einst einen Artikel in welcher Gustav Schwarz über seine Erinnerungen befragt wurde: „Herr Schwarz traf püktlich mit dem jungen Mahler zusammen, sie fuhren nach Wien und hier suchten sie sofort Professor Epstein auf.... ‚Ich erkannte sofort die eminente Begabung Mahlers,‘ sagte Herr Schwarz ‚als ich zu Professor Epstein kam, war er gar nicht entzückt, das Klavierspiel Mahlers imponierte ihm nicht. Erst als Mahler eigene Kompositionen zum besten gab, wurde Epstein warm, erklärte ein über das andermal, die Sachen seien direkt wagnerisch und fragte mich, warum ich ihn denn nicht telegraphisch nach Wien berufen habe.‘”


    Epstein erteilte schließlich Unterricht im Klavier. Später wurde er auch von Robert Fuchs in Harmonielehre, von Franz Krenn in Komposition, sowie von Adolf Prosniz in Musikgeschichte unterrichtet. Ab 1877 nahm er auch an Vorlesungen der Universität Wien teil, wo er unter anderem die Vorträge in Musikgeschichte von Eduard Hanslick und Anton Bruckner besuchte.


    10.1877, Beatrixgasse 19, Stiege 4, 1. Stock (Landstraße)


    Das heutige an diesem Standort befindliche Gebäude wurde angeblich ein Jahr später errichtet. Wenn die beiden Angaben (Aufenthalt und Demolierung) so stimmen sollten, hat Mahler also noch im Vorgängerbau gewohnt. Vielleicht gerade auch wegen dieses Bauvorhabens nur so kurz, da er noch im gleichen Jahr zum Franzensring (heutige Dr. Karl Renner-Ring) wechselte. Die Nummer ist nicht bekannt und der Aufenthalt war auch nicht von langer Dauer, da er schon im Mai nächsten Jahres ein anderes Quartier bezog.


    10.05.1878 – 02.1879, Florianigasse 16, Ecke Lammgasse (Josefstadt)


    Hier lebte Mahler angeblich mit dem Maler (schönes Wortspiel) Gustav Frank (1859-1923) zusammen. Hier ein Bild vom ein Jahr älteren WG-Kollegen, welches mit 1880 datiert ist:


    Gustav Frank - Dame mit schwarzem Hut


    Ungefähr in dieser Zeit wurde die unvollendete und ebenso verloren gegangene Oper „Die Argonauten“ (basierend auf das gleichnamige Stück von Franz Grillparzer) entworfen. Mahler bewarb sich 1878 mit deren Ouvertüre zum Wettbewerb der „Beethoven-Stipendiumstiftung“ wurde aber schließlich nicht angenommen, da er zu spät sein Kompositionsstudium abschloss und somit eine bestimmte Frist verabsäumte.


    Die heute an dem Haus befindliche Gedenktafel hat jedoch nichts mit Mahler zu tun, sondern erinnert an den Erfinder eines speziellen Waffensystems, Ferdinand von Mannlicher (1848-1904), welcher weitaus länger in diesem Haus als Mahler wohnte.


    mannlicher_8s0.jpg

    Quelle: Viennatouristguide


    02.1879 - 04.1879, Opernring 23, 4. Stock


    Im selben Haus ist 16 Jahre später Franz von Suppè verstorben.


    opernringb.JPG

    Quelle: Mahlerfoundation.org


    Aus den Wiener Studienjahren gibt es eine recht bemerkenswerte Beschreibung des Literaten Friedrich Ecksteins: „Einer von ihnen war eher klein von Gestalt; schon in der sonderbar wippenden Art seines Ganges machte sich eine ungewöhnliche Reizbarkeit bemerkbar, sein geistig gespanntes, überaus bewegtes und schmales Gesicht war von einem braunen Vollbart umrahmt, sein Sprechen sehr pointiert und von stark österreichischer Klangfarbe. Er trug immer einen Pack Bücher oder Noten unter dem Arm und die Unterhaltung mit ihm ging zumeist stoßweise vor sich. Sein Name war Gustav Mahler.“


    Nach nur etwa 2 Monaten zog es ihn in eine Gegend, in der er es bei seinem zweiten Wien-Aufenthalt mit Abstand am längsten aushielt, nämlich am Rennweg. Diesmal war es aber nochmals nur sehr kurz.


    16.04.1879, Rennweg 3, 1. Stock (Landstraße)


    Zu Mahlers Aufenthalt hat die Deutsche Arcièren-Leibgarde das Haus Rennweg 3-5 genutzt. Dieses war ein Teil des ehemaligen Dreifaltigkeitsspitals. Es dürften hier aber schon Wohnungen für private und berufliche Zwecke vergeben worden sein, da 1881 der spätere Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger in diesem Gebäude seine Notariatskanzlei hatte. 1889 erwarb Otto Wagner das Gebäude und ließ darauf drei Zinshäuser errichten, unter anderem das Palais Hoyos.


    Der stetige Quartierswechsel zog sich weiter, es folgten 1880:


    18.02.1880 – 26.03.1880, Windmühlgasse 39, 1. Stock, Tür 18 (Mariahilf)


    Hier komponierte er u.a. an „Der Spielmann“ aus „Das klagende Lied.“ Um 1880 arbeitete er auch an der Märchenoper „Rübezahl“, doch auch hier ist wie bei den Argonauten musikalisch nichts mehr vorhanden.


    „[…] Im Zimmer nebenan hauset eine Jungfrau, die den ganzen Tag auf ihrem Spinett ruht. Sie weiß allerdings nicht, daß ich deshalb schon wieder wie Ahasverus meinen Wanderstab ergreifen muß. Das weiß der Himmel, ob ich einmal irgendwo ansässig sein werde. Immer bläst mich irgend ein windiger Gesell aus meiner Stube in eine andere hinein. Meine jetzige befindet sich: VI., Windmühlgasse Nr. 39, 1. St. Th[ür] 18.“ (Brief vom 18.02.1880 an Anton Krisper)


    windmuhlgasse2729.jpg

    Quelle: Mahlerfoundation.org


    Die Unruhe, die Mahler laut Zeitgenossen generell besaß, zeigte sich wohl auch anhand seiner permanenten Umzüge. Hätte er so auch bei seinem zweiten Wiener Aufenthalt weitergemacht, hätte er wohl Beethoven hinsichtlich einer Umzugsbesessenheit ernsthaft die Stirn bieten können.


    um 27.04.1880, Floragasse 7, 4. Treppe, 3. Stock (Wieden)


    Heute steht hier ein potthässlicher Bau der zum anderen Häuserensemble der Straße wie die Faust aufs Auge passt (in der ursprünglich negativen Bedeutung).


    Durch die Vermittlung von Epstein bekam er das Angebot als Kapellmeister in Bad Hall, welche er noch im gleichen Jahr antrat. Mahler war auf diese Stelle nicht besonders stolz und verschwieg diese Station später in seinen Lebensläufen. Als er 1897 wieder nach Wien zurückkehrte, zog es ihn aus scheinbar nostalgischen Gründen, wieder zur gleichen Adresse wie 1879. Wobei hier schon aber das Palais Hoyos gestanden haben müsste. In einem Brief von Gustav Mahler an Anton Krisper (1858-1914) wird die Adresse mit Rennweg 3, Parterre, Tür 10 B angegeben.


    „Mein lieber Anton! Soeben bin ich in Wien angekommen und habe die Stätte aufgesucht, wo wir zusammen so oft Freud und Leid geteilt haben. Ich bin der unglücklichste Glückliche, der sich je unter Rosen gewunden. Nun steht ein neuer Name in meinem Herzen neben dem Eurigen; zwar nur flüsternd und errötend aber nicht weniger mächtig – Wann kommst Du nach Wien? Schreibe sofort. Ich ziehe jetzt in eine bekannte Wohnung. Ach, ich möchte den alten Zeiten näher sein. Bin wohl ein rechter Tor. Sei es doch! Kinder sind besser als Greise. Ich bin zu unruhig, um mehr schreiben zu können. Meine Eltern grüßen Dich herzlich sowie auch Dein treuer Gustav Mahler.“


    Auch hier blieb er nicht lange.


    10.08.1897 – 18.11.1898, Bartensteingasse 3, 1. Stock


    Das Gebäude (Nr.1-5) ist noch erhalten und wurde in den Jahren 1873-1874 von Jusef Hudetz, Bernhard Freudenberg und Moritz Hinträger auf dem ehemaligen Glacis (Parade- und Exerzierplatz) erbaut. Er bewohnte die Wohnung zusammen mit seiner Schwester Justine Rose-Mahler (1868-1936), und bekam hier bereits Besuch von Bruno Walter.


    Bartensteingasse_03.JPG

    Quelle: Wikimedia, Nr.3 das Haus mit der hellbraunen Fassade


    Danach zog es ihn dann für den Rest seiner Zeit als Operndirektor zurück an den Rennweg, das Nebengebäude des bereits zwei Mal bewohnten Rennweg 3.


    19.11.1898 – 07.10.1909, Auenbruggergasse 2 (Eingang), 4. Stock, Blickrichtung Strohgasse. Gebäude zwischen Rennweg 5, Auenbruggergasse 2 und Strohgasse (Landstraße)


    Seine Schwester war hier zunächst ebenso Haushaltshilfe, bis Alma Mahler nach der Heirat am 09.03.1902 (in der Karlskirche) einzog. Es wurde ebenso wie Rennweg 3-5 von Otto Wagner 1891 erbaut. Diese Wohnung kann wohl eher mit seiner Tätigkeit als Operndirektor, weniger hinsichtlich seiner Kompositionstätigkeit in Verbindung gebracht werden (auch wenn die Gedenktafel an diesem Haus anderes behauptet). Ich bin biographisch kein Mahler-Experte um zu beurteilen inwieweit er hier an Werken arbeiten konnte, aber was ich bislang so gelesen habe, war die Tätigkeit an der Wiener Hofoper (heutigen Staatsoper) herausfordernd genug, so dass nicht mehr viel Zeit für andere Dinge blieb. Somit mussten die Sommeraufenthalte in den spielfreien Zeiten für die Kompositionen genutzt werden. Dazu gehörten etwa die Komponierhäuschen bei Maiernigg am Wörthersee, Steinbach am Attersee, oder Toblach in Südtirol. In dieser Zeit arbeitete Mahler u.a. an den Sinfonien 4 bis 9, Revisionen zur 2. und 3. Sinfonie, sowie am „das Lied von der Erde“. Nicht zu vergessen, dass Mahler in dieser Wiener Zeit auch einige Konzertreisen unternahm.


    Mahler polarisierte in jeglicher Hinsicht. Bei seiner Tätigkeit als Hofoperndirektor wussten gewisse Leute Mahlers große Ambitionen und anspruchsvollen Aufführungen durchaus zu schätzen, aber andererseits kam sein teils despektierlicher Führungsstil, sowie seine zunehmenden Abwesenheiten immer mehr in Verruf. 1907 war dann ein Schicksalsjahr für Mahler. Er musste sich vermehrt antisemitischer Pressekampagnen aussetzen, wurde mit dem Tod seiner ältesten Tochter, sowie einer Entfremdung zwischen ihm und seiner Ehefrau konfrontiert. Er beendete schließlich in diesem Jahr die Zusammenarbeit mit der Hofoper, behielt die Wohnung aber noch für etwa zwei weitere Jahre.


    mahler_au_3s0.jpg

    Quelle: Viennatouristguide


    Es sah dann so aus als würde Mahler, dessen Gesundheitszustand sich in New York zunehmenend verschlechterte, für immer Wien den Rücken kehren. Doch als er totkrank war setzte er noch einmal seine Hoffnungen auf die Wiener Ärzte.


    12.05.1911 – 18.05.1911, Mariannengasse 20 „Löw Sanatorium“, Raum 82


    lownowa500.JPG

    Quelle: Mahlerfoundation.org

    Mahler ließ sich hier schon 1901 operieren. Vielleicht machte er dabei so gute Erfahrungen, dass er in sehr schlechtem Zustand noch so weit zu diesem Sanatorium reisen wollte. Der Legende nach soll das letzte das er dort sagte „Mozart“ gewesen sein. Das Gebäude ist meines Wissens noch, eher schlecht als recht, erhalten. Mit dem Nationalsozialismus musste Getrud Löw, die Enkelin des Gründers, das Sanatorium 1938 aufgeben. Etwa ab 1960 wurde die ÖBB Eigentümer und hatte dort für längere Zeit auch die Generaldirektion. Letztstand 2020 wollte die ÖBB Infrastruktur das schon für etwa ein Jahrzehnt leer stehende Gebäude verkaufen. Das um 1895 erbaute Haus steht nicht unter Denkmalschutz und somit scheint die Zukunft dafür sehr ungewiss. Wer Mahlers Sterbehaus noch von Außen original sehen möchte sollte sich wohl besser beeilen.


    Eine öffentlich zugängliche Mahlerstätte (wie etwa bei Mozart, Beethoven, Schubert, Haydn,…) gibt es in Wien nicht. Die drei Letztgenannten sind derzeit alle in Privatbesitz. Schwacher Trost für Mahlerfreunde: Es gibt einen kleinen Mahler-Gedenkraum im Haus der Musik.

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Eine öffentlich zugängliche Mahlerstätte (wie etwa bei Mozart, Beethoven, Schubert, Haydn,…) gibt es in Wien nicht

    Immerhin bleiben der Grinzinger Friedhof, wo man auch - sofern man das will - Almas gedenken kann. Und seine Komponierhäuschen, allerdings nicht in Wien. Auch in Semmering hatte er eine Bleibe.

    Aber das Fehlen eines Mahler-Museum in Wien ist eine schwache Leistung.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Auch in Semmering hatte er eine Bleibe


    Gustav Mahler kaufte am 3. Mai 1910 ein Grundstück am Semmering.

    Am 18. Mai 1911 starb Mahler.

    Erst Anfang 1913 besprechen Alma Mahler und Oskar Kokoschka Pläne zum Hausbau. Im Herbst 1913 ist das Haus Werfelweg 6 (Villa Mahler mit 8 Zimmern) fertig. Mahler hat also nie dort gewohnt.

    semmering1.jpg

    Quelle: https://de.mahlerfoundation.org/

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Vielen Dank für die Ergänzungen und Kommentare. Eine möchte ich auch noch nachreichen, da auch die Umstände wie er sterbenskrank nach Wien kam etwas unzureichend abgehandelt wurden. Ich habe dazu nochmal das Mahler-Kapitel in Kerners Krankheiten großer Musiker gelesen. Hier wird diese Zeit genau auf mehreren Seiten beschrieben. Ich möchte natürlich nur das Wesentlichste ergänzend herausgreifen.


    Am 20. Februar 1911 gab er sein letztes Konzert in der New Yorker Carnegie Hall. Hier hatte er schon Fieber, Halsschmerzen und eine belegte Zunge. Etwas später folgten Kreislaufzusammenbrüche. Eine Blutuntersuchung bestätigte den Verdacht auf Streptokokkensepsis. Der Arzt Joseph Fraenkel (1867-1920) war zu dieser Zeit Mahlers behandelnder bzw. beratender Arzt. Mehrere Ärzte in New York kamen schließlich zum Entschluss dass er eine Weiterbehandlung bei dem Bakteriologen André Chantemesse in Paris bräuchte, weswegen Mahler noch gemeinsam mit Busoni in sehr schlechtem Zustand die Schiffsreise antrat. Die physisch und psychischen Zustände schwankten dort noch, bis es schließlich nach einer Stadtrundfahrt zu einer deutlichen Verschlechterung kam. Hier sprach Mahler schon weinend vom Begräbnis und das auf dem Stein stehen solle: "Die mich suchen, wissen, wer ich war, und die anderen brauchen es nicht zu wissen." Zunächst überwies Chantemesse Mahler noch zum Kollegen Dr. Dupès. Mahler kam hier vollkommen kraftlos und erschöpft an. Eine Serumbehandlung blieb aber auch dort erfolglos. Dann holte man den österr. Arzt Franz Chvostek nach Paris (vielleicht auf Wunsch Mahlers? Im Buch steht dazu nichts), in dem hoffnungslosen Zustand wohl viel eher eine seelische Stütze als ein medizinischer Hoffnugsschimmer. Er war es auch der den Transport in das Sanatorium in Wien veranlasste. Da er schon hier zu Alma Mahler sagte "Hoffnungslos! Man kann nur wünschen, dass es schnell geht." ging es somit nicht mehr um bessere Behandlungsmöglichkeiten in Wien. Vermutlich dass er sich noch von seinen Wiener Freunden verabschieden konnte. Dort kamen diese auch und schmückten sein Zimmer mit zahlreichen Blumen aus. Die letzten Tage traten noch urämische Symptome auf. Nach einer Morphiuminjektion begann dann die Agonie, bis der Patient dann um Mitternach des 18. Mai 1911 verstarb. Erklärte Todesursache: tonsillogene Sepsis. Heute würde man wahrscheinlich streptogenes toxisches Schocksyndrom dazu sagen (erst Ende der 1980er genau erforscht). Eine Rettung wäre auch heute nur möglich, wenn frühzeitig eine Antibiotikatherapie begonnen, sowie weitere intensivmedizinische Maßnahmen eingeleitet werden würden. Also eine nach wie vor schwer zu behandelnde Krankheit mit schlechten Erfolgsaussichten.

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

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