MOZART, Wolfgang Amadeus: Klavierkonzert Nr. 11 F-Dur KV 413


  • Nachdem Johannes Röhl in einem anderen Thread anregte, man möge die fehlenden Threads zu den frühen Wiener Klavierkonzerten Mozarts eröffnen und somit eine Lücke im Tamino-Klassikforum schliessen, beginne ich hier mit dem Klavierkonzert Nr 11 KV 413. Es ist eines der ersten drei Konzerte die Mozart nicht mehr in Salzburg sondern in Wien komponiert hat und entstand 1782, ebenso wie die Konzerte Nr 12 und 13, wobei die Nr 11 erst nach der Nr 12 geschrieben wurde, aber die niedrigere Nummer bekam.

    In einem oft zitierten Brief an seinen Vater schrieb Mozart über diese 3 Konzerte:

    Zitat

    Die Concerten sind eben das Mittelding zwischen zu schwer und zu leicht. Sie sind sehr brillant – angenehm in die Ohren – natürlich ohne in das Leere zu fallen. Hie und da können auch Kenner allein Satisfaction erhalten – doch so – dass die Nichtkenner damit zufrieden sagen müssen, ohne zu wissen warum.


    Mozart verfolgte mit diesen Konzerten durchaus kommerzielle Absichten und er wollte sich bei den Wienern bekannt und beliebt machen, was ihm zu Beginn durchaus gelang. Für eine seiner Akademien erzielte er Einnahmen, die knapp dem 4 fachen des Jahresgehalts in Salzburg beim Erzbischof entsprachen. Kein Wunder, daß beispielsweise Kozeluch es ablehnte nach Salzburg zu gehen - auch nicht zum angebotenen -doppelten Jahresgehalt Mozarts, wo er sich, wie er schreibt - "in Wien besser stand"
    Das Konzert Nr 11 ist von Mozart,ebenso wie Nr 12 und 13 sowohl für großes Orchester, als auch für sein Streichquartett mit Klavierbegleitung konzipiert, um den Kreis der Interessenten größer zu gestalten und mehr Einnahmen zu erzielen. Mozart legte eine Subsciption auf, die aber nicht erfolgreich verlief. Die handschriflichen Kopien waren den Leuten - Leopold Mozart hatte seinen Sohn gewarnt - einfach zu teuer,. Erst als nach 2 oder 3 Jahren die Werke in Druck erschienen waren sie ein kommerzieller Erfolg. Anders, als allgemein angenommen (Mozart Kenner natürlich ausgenommen) hat sich Mozart nie unter seinem Wert verkauft. Er konnte meist gute Einnahmen erzielen, aber er lebte auf großem Fuß und konnte mit dem Geld nicht gut wirtschaften.


    Wenn hier im Forum das Klavierkonzert Nr 11 noch keinen Thread bekam, mag es unter anderem daran liegen, daß es - von Gesamtaufnahmen der Klavierkonzerte abgesehen - seltener eingespielt wurde - und vor allem von den diversen Konzertführern eher pauschal abgehandelt wurde. Absolut gesehen stimmt das natürlich nicht - es gibt doch etliche Aufnahmen - aber die "großen" späteren Konzerte verdeckten seine

    Bekanntheit.

    Musikalisch lässt sich das nicht begründen, denn es ist in der Tat ein klangschönes, elegantes Konzert - wie bereits erwähnt - ganz auf den damaligen Wiener Publikumsgeschmack zugeschnitten.

    Allein der 2. Satz ist ein Ausbund an Lieblichkeit und Eingängigkeit

    Ich habe mir gestern die Aufnahme mit Matthias Kirschnereit und den Bamberger Symphonikern unter Frank Beermann angehört, eine sehr klangschöne Interpretation, die zahlreiche Neuauflagen unter verschiedenen Covern erlebt hat, und nun nur noch in der Gesamtaufnahme -BOX (Sony) erhältlich ist, zum Budgetpreis von 26.99 Euro. Eine wunderbare Aufnahme die keine Wünsche offenlässt.

    Als Alternatative - auch gestern selbst gehört - die kammermusikalische Einspielung mit Susan TOMES am Klavier und dem Gaudier Ensemble.(helios) Auch diese ist eine Empfehlung wert. Hier gibts die Konzerte 11-13 zum Preise von 11.99


    mfg aus Wien

    Alfred



    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Arthur Schoonderwoerd hat sich in seiner Folge sechs der Gesamteinspielung der mozartschen Klavierkonzerte mit dem Ensemble Christofori dem 11. in F-Dur KV 413 angenommen. Ein Warnhinweis: Es ist eine HIP Aufnahme, die. mit Klangvorstellungen bricht, die man von diesen Werken besitzt.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Johannes Roehl

    Hat den Titel des Themas von „MOZART, Wolfgang Amadeus: Klavierkonzert Nr. 11 C-Dur KV 413“ zu „MOZART, Wolfgang Amadeus: Klavierkonzert Nr. 11 F-Dur KV 413“ geändert.
  • Musikalisch lässt sich das nicht begründen, denn es ist in der Tat ein klangschönes, elegantes Konzert - wie bereits erwähnt - ganz auf den damaligen Wiener Publikumsgeschmack zugeschnitten.

    Allein der 2. Satz ist ein Ausbund an Lieblichkeit und Eingängigkeit

    In der Tat, das Konzert Nr. 11 KV 413 wird weit unter Wert gehandelt, vor allem die späten Konzerte (ab Nr. 17) sind beim Publikum viel bekannter als dieses schöne Werk, das Mozart mit schönen Melodien ausgestattet und ihm vor allem einen zauberhaften zweiten Satz beschert hat. Ich kenne das Konzert in mehreren Versionen, aber wenn ich einer Aufnahme die Palme geben dürfte, so wäre es ohne Vorbehalt diese:

    Klavierkonzerte 11, 12, 14

    Murray Perahia ist der Solist und leitet vom Flügel aus das English Chamber Orchestra (Aufnahme: 2/1977, London).


    Ich kenne noch einige andere Versionen, z.B. Uchida/Tate (Philips), Anda (DGG), Barenboim (EMI) und Brendel/Marriner (Philips), die alle ihre Meriten haben, aber keiner spielt dieses Konzert so poetisch und träumerisch wie Murray Perahia. Eine beglückende Aufnahme, die einen besonderen Platz in meiner Mozart-Sammlung einnimmt.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • KV 413, obwohl vermutlich etwas später als KV 414 komponiert, ist wohl das am meisten vernachlässigte der "Wiener" Konzerte. Es ist auch vergleichsweise bescheiden, einmal natürlich wg. des reduzierten Orchesters ohne obligate Bläser (d.h. in der üblichen Versionen spielen zwar Oboen, Hörner, Fagott(e)? mit, aber sie verdoppeln praktisch nur andere Stimmen und könnten weggelassen werden, was sich mit KV 450, das mit Oboen+Fagotten beginnt, sich drastisch ändert,), aber auch wg. der insgesamt knappen Form und des Finales als Tempo di Menuetto, was Mozart zwar in etlichen frühen Konzerten (KV 246, 242 f. 3 Klaviere, Violinkonzerte, Fagottkonzert), aber später nie mehr gemacht hat und was ein bißchen "altmodisch" wirken kann. (Das ist eigtl. Unfug, in Kammermusik (Trios) verwendet Haydn auch in den 1790ern noch Menuett-Finale und Beethoven in der kleinen Sonata op.49/2 und den Diabelli-Variationen :))


    Auch der Kopfsatz weist eine relative Besonderheit auf, er steht im 3/4-Takt, was AFAIK sonst nur noch auf zwei weitere Mozart-Konzerte (KV 449 und das c-moll KV 491) zutrifft. Somit stehen beide Ecksätze in einem ähnlichen Tempo im 3/4-Takt. Vielleicht steht auch daher der liedhafte Mittelsatz bei den Hörern besonders im Fokus.


    Meinen Favoriten, Kocsis, habe ich schon im anderen Thread genannt. Die beiden anderen Aufnahmen habe ich in Gesamtboxen. Bilson/Gardiner gefällt mir bei diesem eher kammermusikalischen Werk (sie spielen aber natürlich die Version mit Bläsern) auch ziemlich gut. Und in Barenboims etwa 50 Jahre alter EMI-Aufnahme gehören KV 413-15 ebenfalls zu den Höhepunkten. Wie durchweg in dieser GA eine eher zupackende Interpretation, auch im Orchester.

    Die gab und gibt es auch als Einzel-CD und in der Form war sie meine Erstbegegnung mit diesem und den beiden folgenden Konzerten. (Es gibt auch eine entsprechende CD (sowie eine mit Konzerten 11, 14+15) aus der neueren Barenboim-Einspielung mit den Berliner Philharmonikern, die ich aber nicht kenne.)


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    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Und in Barenboims etwa 50 Jahre alter EMI-Aufnahme gehören KV 413-15 ebenfalls zu den Höhepunkten. Wie durchweg in dieser GA eine eher zupackende Interpretation, auch im Orchester.

    Hallo, Johannes Roehl,


    auch in meiner Sammlung steht die von Dir gezeigte CD. Ich habe sie, nach langer Pause, heute einmal wieder gehört und kann Deine Eindrücke nur bestätigen. "Zupackend" trifft es auf den Punkt. Dagegen ist die von mir favorisierte Perahia-Version eine Weichzeichnung, die nicht allen gut gefallen dürfte. Ich freue mich, daß ich beide Aufnahmen habe, sie ergänzen sich hervorragend. Perahia liegt in meiner Gunst allerdings noch immer auf Platz eins.


    Bei der Gelegenheit bin ich auf ein Unikat gestoßen, das seit vielen Jahren bei mir ein Schattendasein führt. Es ist diese CD:

    Mozart, Karl Engel, Symphonie-Orchester Des Bayerischen Rundfunks, Felix  Prohaska – Klavierkonzerte No. 18 KV 456 & No. 25 KV 503 (1989, CD) -  Discogs

    Karl Engel (Klavier) und das Sinfonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks, Dirigent: Felix Prohaska (Aufnahme: München, Bürgerbräu, 1/1963).


    Wie die CD in meine Sammlung geraten ist, weiß ich gar nicht mehr. Es scheint mir eine Rarität zu sein. Der Pianist ist mir eigentlich nur bekannt für seinen Schumann-Zyklus aus den 1970er Jahren (Telefunken), der aber gegen die fast gleichzeitig erschienene Arrau-Box (PHILIPS) einen schweren Stand hatte, obwohl er vollständiger war. Es waren mehrere LP-Kassetten, die aber schon bald wieder vom Markt verschwanden.


    Da ich in den vergangenen Tagen in alten Fachzeitschriften geblättert habe, fiel mir folgende Kritik aus FonoForum 11/1963 ins Auge, die ich hier verkürzt wiedergeben möchte: "..... daß Mozart auch virtuoses Pathos verträgt, wenn es mit so bezwingenden Charme angebracht wird, zeigt sich bei dieser Einspielung. Im übrigen ist es Engels große Kunst, die Schönheiten Mozartscher Melodik mit einer ganz naiv anmutenden Freude auszukosten; ein Beispiel sei angeführt: das edel-einfältige 2. Thema, das an die Marseillaise anklingt, im ersten Satz des C-dur-Konzerts.

    Felix Prohaska, Direktor der Musikhochschule Hannover, ist Österreicher, und man spürt es, daß sein Mozartstil ganz aus der Wiener Tradition kommt. Mit dem SO des Bayerischen Rundfunks erreicht er ein warm-blühendes Klangbild."


    Ich werde mir diese alte Aufnahme in den kommenden Tagen einmal anhören.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich habe mir irgendwann, zumal sie sehr günstig war, die komplette (ältere) Barenboim-Aufnahme (mit den Pastiche-Konzerten 1-4, aber ohne die f. 2 und 3 Klaviere) zugelegt, und finde sie größtenteils nach wie vor hörenswert, wobei man bei einer GA immer einige relative "Ausfälle" erwarten kann.


    Karl Engel hat ab Mitte/Ende der 1970er alle Konzerte (auch die Sonaten) mit Hager/Mozarteum eingespielt (Telefunken). Zumindest teilweise dürften die auch auf CD gewesen sein (evtl. billige Reihen von Teldec), ich habe aber nie was davon gehört. Die meisten seiner Aufnahmen dürften wohl nicht auf CD erschienen sein.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich bin irgendwie nicht mehr wirklich in der Lage alle mir bekannten Aufnahmen der Mozartschen Klavierkonzerte miteinander zu vergleichen. Dazu bedürfte es momentan einer Menge an Zeit, die mir fehlt. Aber dass mir Perahia gut gefällt, habe ich eben wieder festgestellt. Die Aufnahme ist ausgesprochen zurückhaltend und im zweiten Satz von betörender Schönheit.



    Wer es gerne peppiger mag, dem bietet Kristian Bezuidenhout mit dem Frankfurter Barockorchester auf seinem Fortepiano schon etwas mehr..






    Trotz grundsätzlich kammerorchestraler Besetzung kommen auch Bläser gut hörbar zum Einsatz. Ulrich Wilker schreibt dazu im Booklet


    Zitat

    Zwar notierte Mozart im Kompositionsprozess zuerst das Satzgerüst der vier Streicher, doch waren in der Partitur von Anfang an Bläser vorgesehen. Auch die Vermutung, Mozart habe die „majestätischen“ Instrumente Trompeten und Pauken in KV 415 spontan ergänzt, weil Kaiser Joseph II. seinen Besuch der Uraufführung angekündigt hatte, lässt sich nicht aufrecht erhalten, da diese Instrumente im gleichen Arbeitsschritt in die Partitur eingetragen wurden wie Oboen und Hörner. Der Verweis auf die a quattro-Praxis war also ein Marketing-Kniff von Mozart, eine Konzession an jenen Teil des Publikums, der an einer Aufführung im häuslichen Rahmen interessiert war.


    Die Aufnahme der drei sogenannten Wieder Konzerte war die erste von Bezuidenhout mit den Mozartschen Klavierkonzerten


  • dass mir Perahia gut gefällt, habe ich eben wieder festgestellt. Die Aufnahme ist ausgesprochen zurückhaltend und im zweiten Satz von betörender Schönheit.

    Hallo, astewes,


    genau denselben Eindruck hat die Aufnahme auch bei mir hinterlassen. Es mag ja sein, daß Perahia in seinem Mozart-Zyklus eine gewisse Gleichförmigkeit zeigt, die manche vielleicht als langweilig empfinden, ich persönlich schätze seinen Stil sehr und empfinde gerade seine Mozart-Aufnahmen als Glanzlichter. Auf alle Fälle sind ihm gerade die frühen Werke außerordentlich gut gelungen. Unser Administrator schreibt sehr richtig in seinem Eingangsbeitrag:

    Allein der 2. Satz ist ein Ausbund an Lieblichkeit und Eingängigkeit

    In diesem mit "Larghetto" überschriebenen Satz gleitet Perahia so zärtlich, besser gesagt total entrückt über die Tasten, daß der Hörer schier verzaubert ist. Mir geht es jedenfalls so. Keine andere Interpretation hat mich so sehr beglückt wie diese. Das ist Mozart vom Allerfeinsten!


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).