Wolfgang Hildesheimer hat zu seiner kommentierten Auswahl von Mozarts Briefen diese Charakterisierung geschrieben:
Mozarts Briefe sind Berichte oder Botschaften, meist beides nebeneinander oder durcheinander und fast immer von mitreißender Eloquenz, selbst später, wenn als drittes Thema die Bitte um Geld dazukommt. Sie bezeugen die stetig zunehmende Leichtigkeit in der Artikulation einer phänomenalen geistigen Beweglichkeit. Die Beherrschung der Mittel, die Mozart zum größten Musiker machte, kam ihm beim Briefeschreiben zugute: Er verfügte über ein gewaltiges synthetisch-emotionales Register, hinter dem er sich selbst verbergen konnte, und er hat es ohne jede Heuchelei angewandt. Die Selbstdokumentation in seinen Briefen ist bis zu allerletzt niemals eine bewußte Wiedergabe seines Seelenzustandes; sie ist, im Gegenteil, als Mitteilsamkeit sich tarnende Diskretion. Und so haben wir in ihr das bis zur Erschütterung eindringliche Zeugnis einer Selbstbeherrschung
Eine Auswahl ist nötig, weil die die Menge der erhaltenen Briefe ist riesig. Sämtliche bekannten Briefe hat 1962 die Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg herausgegeben. Antiquarisch wird man fündig.
MOZART
Briefe und Aufzeichnungen
7 Bände u. Ergänzungsband
[Ulrich Konrad, Wilhelm A. Bauer, Erich O. Deutsch, Joseph H. Eibl]
Eine Auswahl findet man in diesem Taschenbuch:
Mozarts Fäkalsprache begegnet der Leser auf Schritt und Tritt. Eine besondere Preziöse sind die Bäsle-Briefe.
Die Briefe, die Mozart als junger Mann an seine Kusine Maria Anna Thekla geschrieben hat, sind in ihrem anarchischen Wortwitz, ihrer drastischen Direktheit und obszönen Derbheit ein einzigartiges Zeugnis deutscher Briefkultur. In der Rolle des Hanswurst ist ihm jede Albernheit recht, um gesellschaftliche Konventionen zu attackieren. Mit großer Lust an fäkaler Komik parodiert Mozart den ganzen Fundus repräsentativer Kunstformen und höfischen Dekorums und macht sie lustvoll zunichte.
Mozart im Original-Ton:
ich werde alsdan in eigner hoherperson ihnen Complimentiren, ihnen den arsch Petschieren, ihre hände küssen, mit der hintern büchse schiessen, ihnen Embrassiren, sie hinten und vorn kristiren, ihnen, was ich ihnen etwa alles schuldig bin, haarklein bezahlen, und einen wackren furz lassen erschallen, und vielleicht auch etwas lassen fallen - Nun adieu - mein Engel mein herz ich warte auf sie mit schmerz." '23. Dezember 1778'