Gaetano Brunetti wurde 1744 vermutlich in Fano, Italien geboren. Seine Eltern waren Stefano [später Esteban] Brunetti und Vittoria geb. Perusini. Über Brunetti ist recht wenig bekannt, aber anhand einiger zu Ende des 19. Jahrhunderts aufgefundener Dokumente kann folgendes gesagt werden:
Padre Giovanni Battista Martini
Brunetti studierte bei Padre Giovanni Battista Martini [1706-1784]. Martini trat 1721 in den Franziskanerorden ein und wurde 1729 zum Priester geweiht. Später wurde er Mitglied der Philharmonischen Akademie in Bologna und der Arkadischen Akademie in Rom. Zu seinen Schülern zählten auch Johann Christian Bach [1735-1782], Christoph Willibald Gluck [1714-1787], Niccolo Jommeli [1714-1774] und Andé Erneste Modeste Grétry [1741-1813]. 1770 freundete sich Padre Martini mit der gerade vierzehnjährigen Wolfgang Amadeus Mozart [1756-1791] in Bologna an.
Brunetti muss vor 1762 nach Madrid übergesiedelt sein, denn hier komponierte er die Bühnenmusik zu einer Comedia de Garcia del Casttal. 1767 wurde er dort als 12. Violinist in die Königliche Bühnenmusik aufgenommen. Die Graduierung erfolgte nach dem Dienstalter, nicht nach dem Können. Im selben Jahr wurde er von König Carols III. zum Violinlehrer und Musikmeister des Prinzen von Asturien [des späteren Königs Carlos IV.] ernannt und 1779 wurde Gaetano Brunetti zum Leiter der musikalischen Veranstaltungen in Aranjuez befördert. Carlos der III. starb 1788, sein Sohn folgte 1789 auf den Thron. Während unter Carlos III. zu Hofe noch die „strenge Etikette“ vorherrschte und somit wenig Unterhaltung zugelassen war, änderte sich dies unter Carlos IV., der ein großer Musikliebhaber war: Carlos IV. gründete die músicos de la real cámera. Dabei handelte es sich um eine Gruppe von nur drei Musikern, die aber ausschließlich für König Carlos IV. musizierten. Die Gruppe bestand – natürlich – aus Brunetti selbst, der die Violine spielte, dessen Sohn Francisco am Violoncello und Manuel Espinosa am Cembalo oder auf der Oboe. Gelegentlich wirkte der König beim Musizieren gar selbst mit. 1795 gründete Carlos IV. das Königliche Kammerorchester und ernannte – natürlich ! – Gaetano Brunetti zu dessen Leiter. Joseph Haydns Stil wurde bei Hofe bevorzugt, weshalb Brunetti seinen Kompositionsstil nach Joseph Haydn zu richten hatte. Brunettis Auftrag war es, Musik zur Freude des Königs zu sammeln und so trugen sich u.a. Werke von Karl Friedrich Abel, Johann Christian Bach, Luigi Boccherini, Carl Ditters von Dittersdorf, Baldasare Galuppi, François-Joseph Gossec, Joseph Haydn, Niccolo Jommelli, Wolfgang Amadeus Mozart, Giovanni Paisiello, Ignaz Pleyel, Antonio Rosetti und Vanhal zusammen.
Zwischen Luigi Boccherini und Gaetano Brunetti soll es Zwistigkeiten gegeben haben, die sich aber bis dato nicht belegen lassen. Im Gegenteil: Beide komponierten Musik für den gleichen Gönner – Don Luis, einem Bruder Carlos III. Über Brunettis Familienleben ist nahezu nichts bekannt, nicht einmal der Name seiner ersten Gemahlin. Aus dieser Ehe ging offenbar eine Tochter hervor, die um die Zeit von Brunettis Tod verheiratet war. Der bereits erwähnte Sohn Francisco wurde vermutlich 1770 geboren. Im September 1798, nach dem Tod seiner ersten Frau, bat Brunetti um die königliche Erlaubnis, die Cousine seiner verstorbenen Frau – Dona Juana del Rio – heiraten zu dürfen. Er heiratete am 28. November 1798 und starb bereits am 16. Dezember desselben Jahres in Madrid.
Brunettis Œuvre umfasst rund 450 Werke, darunter
1 Messe, 1 Miserere, 3 Lamentationes. Von den Opern sind beide leider verschollen: El Faeton und El Jason, erhalten geblieben sind jedoch einige Konzertarien, 32 Sinfonien [eine davon gilt als verloren], 4 konzertante Sinfonien [eine verloren], 6 Ouvertüren, 18 Menuette, 7 Märsche und 8 Galoppe, Bühnenmusik zum Comedia de Garcia del Casttal, 12 Sextette, 72 Quintette, 50 Quartette, 8 Divertimenti, 30 Trios, 67 Sonaten für Violine und Bass.
Mit dem im Booklet dieser wunderbaren CD mit Wolfgang Amadeus Mozart in Verbindung gebrachten „Brunetti“ hat Gaetano Brunetti m. E. nichts zu tun. Dabei handelt es sich nämlich um Antonio Brunetti [1767-1845], der Ende 1786 sehr kränkelte, nahezu täglich die letzte Ölung erhielt und von dem Vater Leopold in mehreren Briefen berichtet. Dieser Brunetti war nämlich Konzertmeister des fürsterzbischöflichen Hofes zu Salzburg, ebenfalls Violinvirtuose. Wolfgang Amadeus Mozart komponierte vermutlich für ihn [?] das Adagio für Violine E-Dur KV 261 sowie das Rondo B-Dur KV 269.
Gaetano Brunetti wird, sowenig man auch über sein leben weiss und so lobenswert die obige Einspielung des Concerto Köln ist, niermals von Madrid aus einen Posten am Salzburger Hof bekleidet haben.
Cordialement
Ulli
Salisburgensis, bitte nochmals das Booklet - das ich nur überflogen habe - überprüfen. Danke.