Lieber zweiterbass,
bei den Aufnahmen stimme ich dir zu, die Eichhorn-Aufnahme gefällt mir auch besser als die von Sawallisch. Das liegt eben vor allem auch an der unvergleichlichen Lucia Popp.
Lieber zweiterbass,
bei den Aufnahmen stimme ich dir zu, die Eichhorn-Aufnahme gefällt mir auch besser als die von Sawallisch. Das liegt eben vor allem auch an der unvergleichlichen Lucia Popp.
Die Kluge,
die Geschichte von dem König und seiner klugen Frau
Oper in einem Akt
Musik von Carl Orff.
Libretto vom Komponisten nach den Brüdern Grimm.
Uraufführung: 18.02.1943 Frankfurt a.M., Opernhaus,
mit Coba Wackers • Rudolf Gonszar • Emil Staudenmeyer • Emil Seidenspinner • Paul Kötter • Herbert Hesse • Oskar Wittazscheck • Günter Ambrosius • Carl Ebert,
Dirig. Otto Winkler.
LG
Wie "Carmina Burana" ist die "Kluge" ein Geniestreich von Carl Orff. Damals eine moderne Oper, die sofort gezündet hat und vom Publikum spontan angenommen wurde. Ein Werk, das sich vor allem durch Rhythmik, Melodienreichtum und hervorragend gezeichnete Charaktere bis heute im Spielplan gehalten hat. Die von Theophilus eingestellten Gesamtaufnahmen sind alle sehr hörenswert und uneingeschränkt zu empfehlen. Für mich ragt dennoch durch die Sängerbesetzung die Produktion unter Sawallisch aus dem Jahr 1956 heraus. Gottlob Frick hat den Bauern, eine Partie - die er geliebt hat - übrigens noch mit weit über 70 Jahren in Stuttgart ausgezeichnet gestaltet. Da wir Besucher - von denen manche speziell wegen Frick kamen - ahnten, dass es einer seiner letzten Auftritte war, wurde dieser Abend zum ganz persönlichen Triumph des großen Basssiten. Unvergesslich! Auch aus diesem Grund habe ich eine persönliche Beziehung zur "Klugen".
Herzlichst
Operus
Noch eine Empfehlung mit Augenzwinkern. Mit einer Klugen sollte man sich nicht enlassen. Besser ist eine ganz Liebe, die ihre Gescheitheit nicht all zu offen zur Schau stellt.
1974 brachte das Deutsche Fernsehen die "Kluge" als Aufführung des Münchener Marionettentheaters (Regie: Rudolf Dumont du Voitel) - eine sehr gelungene Puppenspiel-Inszenierung nicht nur für Kinder! Als Soundtrack wurde übrigens die Tonaufnahme von 1970 unter Kurt Eichhorn verwendet, bei dessen Einspielung übrigens Carl Orff selbst Regie geführt hat)
Inzwischen hat diese Produktion auch bei YouTube Einzug gehalten:
Lieber Rüdiger,
dass ich mich über diese Aufnahme freute ist ja selbstverständlich. Danke
Herzlichst
Operus (Hans)
Wie sag man im Norden, lieber Hans? Da nich für!
Der letzte Satz wird vom Bauern nicht gesungen, sondern gesprochen: "Am Ende hat sie den Stößel doch gefunden!" Was bedeutet das? Eine Steigerung der Klugheit der Klugen oder eine Relativierung? Ein listiges Augenzwinkern oder gar eine Entwertung der ganzen Oper mit ihrer Botschaft? Ich bin mir da noch nicht schlüssig geworden. Wie seht Ihr die Sache?
Ich tippe mal auf "listiges Augenzwinkern". Warum? Weil es die Bedeutung des Wortes "Stößel" so hergibt. Ein Blick in ein etymologisches Wörterbuch hilft da weiter. Orff war bekanntlich über die Maßen an Sprache interessiert und liebte es gelegentlich auch derb. Vielleicht sollte noch angefügt werden, dass der Bauer nach diesen letzten Worten laut Textbuch für den König und seine kluge Tochter das Licht ausbläst. Alfred hatte seinerzeit auf die wichtige Feststellung von Dr. Pingel ganz wunderbar reagiert. Das muss ich nach acht Jahren einfach mal hervorholen:
Nun - ich würde es für eine boshafte Anspielung dauf werten, daß sie durch die Umstände der Geschichte - und ihre geschickte Ausnutzung - bzw durch kluges Verhalten - einen Ehemann gefunden hat.
Somit ist der letze Satz nicht notwendigerweise wörtlich zu nehmen - eine Anspielung, die man als solche verstehen kann, so man will - oder auch nicht.
ZWEIDEUTIGKEITEN sind heuter zumeist EINDEUTIGKEITEN, die als Zweideutigkeiten bezeichnet werden. ECHTE Zweideutigkeiten, oder aber auch Mehrdeutigkeiten verweigern sich bewusst einer finalen Auslegung, sie liegt im Auge des Betrachters.....
Was mir auffällt: In allen drei wichtigen Aufnahme der Oper "Die Kluge" (Eichhorn, Kegel, Sawallisch) wird "Stößel" kurz gesungen und gesprochen als würde er mit zwei s geschrieben. Die übliche Aussprache ist aber doch lang. Kann sich jemand darauf einen Vers machen?
Einen Teil meines gestrigen Abends habe ich damit verbracht, in den Carl-Orff-Threads von TAMINO zu lesen und war überwältigt von der Fülle, dem Scharfsinn und Klugheit der Beiträge. Eingeschlossen in diese Feststellung sind die sehr präzisen und auf den Punkt gebrachten Opernführer von Musikwanderer (6), Alfred (2) und Edwin (1), der eine ausgesprochenen Orff-Kapazität ist. Es gibt ja nicht so wahnsinnig viel in Büchern versammelte Literatur zu Orff. TAMINO ist mir eine ganz wichtige Quelle.
Für mich gibt es große Opern, die ich kaum höre, weil ich sie so gut kenne. Für die Kluge gilt das nicht. Die Kegel-Aufnahme ist ziemlich gut, Sawallisch mag ich wegen der nicht optimalen Besetzung durch die Schwarzkopf nicht. Das gilt übrigens genauso für ihre Darstellung der Margiana im "Barbier von Bagdad". Das entwertet ihren Ruhm als Sängerin ja nicht.
Sehr oft höre ich die Eichhorn-Aufnahme - von Lucia Popp kann ich gar nicht genug bekommen. Gibt es zärtlichere Musik als "Schuschu"? Oder ihren Trost für den Eselmann?
Besonders liebe ich die drei Rätsel am Anfang. Mit zwei Mädchen der 8 Enkelkinder meiner Freunde (6 und 10 Jahre) singe ich das 3. Rätsel; der Höhepunkt ist dann "..so nackt, dass es knackt". Sehr subtil ist auch, wie die Kluge dieses Rätsel löst, nämlich indem sie es fortspinnt: "...der Taube, der hört es, der Stumme sagt´s weiter..."
Anmerkung zu John van Kesteren: ich finde ihn als Erzähler im "Mond" unübertroffen. Ähnlich souverän gestaltet er übrigens den Patriarchen Abdisu in "Palestrina" von Pfitzner.
TAMINO ist mir eine ganz wichtige Quelle.
Tamino ist immer eine ganz wichtige Quelle!
Herzlichst
Operus (Hans)
In dieser neuen Box finden sich auch die ersten offiziellen Plattenaufnahmen zweier Szenen aus der "Klugen", die im August 1944 für die DDG in Dresden produziert wurden: "O hätt' ich meiner Tochter nur geglaubt" mit Gottlob Frick und "Als die Treue ward geboren" mit Lorenz Fehenberger, Hans Löbel und Kurt Böhme.
Zwei weitere Szenen aus der Oper, die ebenfalls 1944 für die DGG eingespielt wurden, sind in der Orff-Edition allerdings nicht berücksichtigt worden: "Schuschuhu, es fallen dem König die Augen zu" und "Es war dein Wunsch, mein lieber Mann". Die kluge Frau wird hinreißend poetisch von Christel Goltz gesungen. Hans Löbel ist der König und Frick wieder der Bauer. Die Nummern sind auf dem abgebildeten Doppelalbum von Preiser enthalten. Das Orchester der Sächsischen Staatsoper begleitet bei allen vier Szenen und wird von Kurt Striegler geleitet. Die Oper "Die Kluge" war am 20. Februar 1943 in Frankfurt uraufgeführt worden. Übrigens zeichnete die junge DDR Orff für sein Werk 1949 mit dem neu geschaffenen Nationalpreis aus, den der Komponist laut Wikipedia später aber wieder zurückgegeben haben soll. Genaueres weiß ich darüber nichts.
Zwei weitere Szenen aus der Oper, die ebenfalls 1944 für die DGG eingespielt wurden, sind in der Orff-Edition allerdings nicht berücksichtigt worden: "Schuschuhu, es fallen dem König die Augen zu" und "Es war dein Wunsch, mein lieber Mann". Die kluge Frau wird hinreißend poetisch von Christel Goltz gesungen.
Wo sonst, wenn nicht bei YouTube habe ich diese Szene gefunden und will sie gern weitergeben:
Und auch die oben erwähnte zweite Szene aus der Orff-Oper mit Christel Goltz "Es war dein Wunsch, mein lieber Mann" wird an selber Stelle verbreitet. Was für ein silbriger Klang in der Stimme! Ich scheu mich nicht, beide Aufnahmen zu besten zu rechnen, was von dieser Sängerin überliefert ist. Gewiss dürfte sich Orff den Vortrag nicht ganz so opernhaft vorgestellt haben - aber schön ist er doch.