François Couperin: Das Oeuvre für Cembalo

  • Lieber Alfred, das hat mich nun doch alles sehr neugierig auf diese Einspielung gemacht. Ich habe sie jetzt bestellt. Keiner soll mir nachsage ich hätte mich nur für die höfisch elegante Einspielung interessiert.

    Hoffentlich gefällt sie Dir auch.


    Ich bin nun noch immer beim 2. Buch (CD5 -Ordre 8 und neun - von insgesamt 27) angelangt. Noch sind hier die entsprechenden Tänze teils ausschliesslich, teils aber schon mit Zusatztitel versehen -angeführt.

    Mittelfristig werden aber nur die Zusatztitel - also die Namen der "Charakterstücke" genannt werden. Die Betitelung von Solostücken zusätzlich zur Nennung des entsprechenden Tanzes, hat Tradition, wir finden sie schon bei Chambonnières (1602-1672) - aber das Weglassen des Tanzes war bei Couperin erstmals.

    ES ist schwer zu ermessen, welch schwerer Schlag der Tod Ludwig XIV für die Musiker war, denn Ludwig war wie versessen auf Musik, teilweise aus Zuneigung dazu, teils aus Gründen der Repräsentation, Musiker waren für ihn wichtig und es gab ein gewisses Naheverhältnis. Ludwig verprasste dafür Unsummen und hinterliess zahlreiche finanzielle Löcher.

    Hier war das relativ zuvor erneuerte Privileg, Stücke selbst zu veröffentlichen und drucken zu lassen, welches Couperin genoss sicher hilfreich. Eigenartigerweise wurde er 1717 - zwei Jahre nach Ludwigs Tod offiziell zum Hofcembalisten ernannt - obwohl er diese Funktion innoffiziell schon jahrelang ausübte. Ich selbst höre nun - wie einst Ludwig XIV die Musik völlig entspannt - und schreibe hier immer wieder ein paar Zeilen, die ich heute mit einem Portrait von Francois Couperin behübsche, welches ein anonymer Maler geschaffen hat......


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Nun sind wir bei CD Nr 6 der gezeigten Gesamtaufnahme angelangt. Schwer was dazu zu schreiben. Abgesehen, daß hier bei einigen Stücken die Post abgeht. Gradezu radikal - mit Tänzen hat das oft nicht mehr viel zu tun. Francois Couperin ausser Rand und Band. Er verwirklicht hier das was er einst angekündigt oder beschrieben hat, daß er stets gewisse Sujets, Landschaften, Personen, Stimmungen ettc_

    Hier ein kleiner Auszug aus dem 10., 11, und 12.Ordre


    La Triumphante - Der Triumphierende


    La Mézangère

    Das war schon ein wenig knifflich. Keine Übersetzung passte:

    Dann fand ich folgendes:

    Mézangère, Anne-Elisabeth de la, geb. Bouvet

    * 1693 (Ort unbekannt), Sterbedaten unbekannt, französische Cembalistin. Anne-Elisabeth Bouvet war seit 1713 verheiratet mit dem Marquis de La Mézangère (* 1680, Maître d’hôtel ordinaire du Roi).

    Sie war die beste Schülerin Couperins, trat aber nie an die Öffentlichkeit, vermutlich auf rücksicht auf ihren adeligen Status.

    Couperin widmete ihr dieses Portrait...


    La Gabriele


    La Fringante - Der Schneidige


    La Castellane - Der Kastellan


    Les graces naturéles - Natürliche Anmut


    Les Fastes de la grande et ancienne Mxnxstrxndxsx - die Pracht des großen und alten Mxnxstrxndxsx

    Auch das war eine Herausforderung- aber wiki hift hier weiter:

    Hinter dem geheimnisvollen Begriff Mxnxstrxndxsx verbirgt sich die Ménéstrandise, eine Zunft von Musikern, die seit dem Mittelalter bestand. Couperin stellt in seiner Musik die Mitglieder dieser Zunft in satirischer Weise als Gaukler und Narren dar und verwendet die unaussprechliche Bezeichnung, um juristische Auseinandersetzungen zu vermeiden.

    Bei tieferem Interesse: https://de.wikipedia.org/wiki/…et_ancienne_Mxnxstrxndxsx


    Les jumelles affectueusement- Die liebevollen Zwillinge


    La Galante - Der Galante


    La Coribante - Der Korybant

    Die Korybanten sind die Priester- und Diener der Göttin Kybele. Benannt wurden sie nach Korybas,[3] dem Sohn der Göttin, dessen Vater der Jüngling Jasion gewesen sein soll. Neben den Korybanten werden auch die Kureten genannt, die in Phrygien den Dienst für Kybele begingen

    Für besonders Interessierte: https://de.wikipedia.org/wiki/Korybanten


    La Vauvré - Das Biest


    La Fileuse - Der Spinner


    Wie gesagt - nur ein paar Beispiele


    Frankreich hatte in diesen Tagen einen König, der erst 6 Jahre alt war, und der einen Vormund hatte. Der sorget für eine erstklassige und für die Zeit liberale Erziehung des neuen Königs

    Gleichzeitig versuchte er aber die durch Ludwig XIV zerrütteten Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen, was sicher kein Vorteil für Musiker war. Dennoch wurde Francois Couperin erstmals offiziell zum Hofcembalisten ernannt.



    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 40.000

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  • ab CD 7 der gezeigten Edition beginnt das Buch Nr.3 mit der 13. Suite (Ordre) Wir schreiben das Jahr 1722. Die Titel der einzelnen Stücke weisen nun keine Tänze auf, sonderen Tempo und Gestaltungsvorschriften. Manche klingt ebenmäßig, vielleich sogar ein wenig eintönig, um dann plötzlich mit einer Überraschung aufzuwerten

    Beim Anhören eines Stückes aus der 14. Suite "La Julliet" erlebte ich solch eine Überraschung in ausgeprägtem Maße: Ich meinte ein Streichinstrument zu hören. Wie schafft er das? Es war nirgendwo eines angegeben. Das ließ mir keine Ruhe: von wegen "nirgendwo" - Bei der Auflistung der einzelnen Nummern stand winzig bei der Nr 10 "Sophie Gent, Violine" Das wäre also geklärt.

    1723 starb der Vormund des 13 Jahre alten Königs, Philipp II.von Orléans und Ludwig übernahm die regierungsgeschäfte, die aber teilweise dann doch durch den väterlichern Freund und Erzieher, Kardinal Fleury wahrgenommen wurden, der erfolgreich versuchte die Finanzen des Landes zu verbessern. Das Verhältnis zwischen Kardinal und dem jungen König war ein überaus gutes, über lange Zeit gewachsenes, obwohl der Kardinal zu Sparsamkeit, Ludwig XV hingegen, wie sein Vorgänger zu Pomp und Luxus neigte und sich Liebschaften hielt - das kam allerdings erst später. Inwieweit sich das neue Machtgefüge aud Couperins Lebensbedingungen auswirkte, konnte ich nicht recherhieren - er dürfte aber nicht am Hungertuch genagt haben



    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Nach einer längeren Pause - verursacht dur mein Engagement im Thread "Unbekannte Opern" und etlichen Wiederherstellungen von Bildern ind Links in alten Threads hab ich mir heut ein wenig Zeit ab gezwickt um hier in diesem Couperin-Projekt weiterzuhören. Viel gibt es aus meiner Sicht nicht mehr zu schreiben, Vielleicht daß der Autor des Booklets, Michael Borgstede, er ist auch der Interpret dieser Edition, feststellte, daß es Frustrieren sei, wie vage sich Couperin über die Objekte und Subjekte der mit Namen versehenen Stück geäussert hat. Sie seien oft plötzliche Einfälle gewesen, aus gewissien Situationen und Erlebnissen heraus, andrerseits aber auch "musikalische Portraits" realer Personen. Mag sein, daß die Charakterisierung derselben zutrifft, und Zeitgenossen sie erkennen konnten. Uns ist dies naturgemäß, da die betreffenen Peronen schon lange tot sind und of nicht bedeutend genug, daß sie ihn heutigen Lexika Erwähnung finden. Mich trifft dies indes nicht besonders hart, weil ich mit den Zuordnungen (Auch bei Komponisten wo die "Portraitierten" bis heut allgemein bekannt sind. Ich persönlich halte solche "Portraits" für einen Kunstkniff die Aufmerksamkeit auf das betreffende Werk zu lenken, oder aber so sie bereits vorhanden - noch zu verstärken. Dieser "Trick" hat sich auch über die nächsten 300 Jahre bei Sinfonien, Klaviersonaten, Streichquartetten und sonstigen Werken bewährt.

    CD 8 enthält Ordres Nr 16-19 mit jeweils 7 stücken


    Hier drei ausgewählte Stücke mit Übersetzungen.

    Bei Übersetzungen durch Babelfish ist äusserste Zurückhaltung geboten, zum einen weil sie sehr frei sind, zum anderen, weils sie Doppelsiniges nicht erkennen können. Und oft findet man das entsprechende Wort nicht, weil es aus einem bestimmten Dialikt kommt oder aber es sich um einen Eigennamen handelt


    Les Vestales - Die Vestalinnen

    L' aimable Therese - Die lieber Therese

    La distraite - die Abgelenkten

    La Letiville - (Eigenname einer person??) dieses Stück wir zusätzlich mit eine Violine begleitet.


    Persönlich lasse ich die Schönheit der Musik auf mich wirken (ich oute mich als Wertschätzer des Cembalosklanges)

    ______________________


    Hier ein weiters Bild des seit 1715 regierenden Königs, Louis XV. von Alexis Simon Belle aus dem Jahre 1723 oder 24 (2 verschiedene Quellen) Der König war damals erst 13, bzw 14 und unter Kuratel. Den entscheidenden (und positiven) Einfluß übte aber der weise und bescheidene Kardinal Fleury aus, der zu diesem Zeitpunkt schon 70 war (er wurde 90 - vermutlich aus Folge eines einfachen Lebensstils)



    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Heute bin ich bei meinen Hörsitzungen bei CD 9 (von 11) angelangt. Hier finden wir noch Teile des Livre Nr. 3 aber auch das 1730 erschienene Livre Nr 4 ist mit 2 Ordres vertreten. Inzwischen ist Ludwig XV (siehe Abbildung) erwachsen, aber sein väterlichen Freund und Erzieher, André-Hercule de Fleury - seit 1726 Kardinal übt immer noch großen Einfluß auf ihn aus. Den Kardinalshut hat er nie in Rom abgeholt (eine Formalität, die nichts mit der Gültigkeit des Titels zu zun hat) und den Titel des Premierministers hat er auch abgelehnt, übt aber indessen die Funktion quasi ohne Titel aus und ist in der Lage die unter Ludwig XIV angewachsenen Staatsschulden um ein Viertel zu minimieren. Bei Wikipedia kann man - zwischen den Zeilen - nachlesen, daß sich dies Sparsamkeit auf Musiker negativ ausgewirkt habe. Ludwig XV war, wie sein Vorgänger ein Verschwender - aber 1730 stand er noch unter dem Einfluß Fleurys, welcher erst 1743 im Alter von 90 Jahren verstarb.

    Hier ein Bild von Luwig XV von 1730, gemalt von Hyazinthe Rigaud.

    Ich habe in Verlaufe des Threads gelegentlich bedauert, daß es kein Standardwerk über Francois Couperin in deutscher Sprache gibt, das hätte einges leichter gemacht.

    Nun, da sich der Thread dem Ende zuneigt (zumindest was meinen Anteil daran betriff) Ert schien ab August 2024 folgendes Buch, das leider nicht unbedingt als preiswert eingestuft werden kann:

    Johannes Menke: Francois Couperin und seine Zeit (Laaber-Verlag)


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Universitätsbibliothek Jahreskarte-> 20,-

    Kann bereits aus Fachbereichsbibliothek Musikwissenschaft ausgeliehen werden


    Die meisten wissens eh - aber vermutlich nicht alle Mitleser:

    Kurzstückmeister ist aus Wien - somit bezieht sich seine Aussage auch auf die UNI Wien

    MOD 001 Alfred