François Couperin: Das Oeuvre für Cembalo

  • Hallo!


    Hier im Forum haben wir zwar einen allgemeiner Couperin-Thread, aber Couperin sollte mit seinem ausführlichen Cembalo-Oeuvre (das ja sein Hauptwerk ist) auch hier einen eigenen Thread bekommen.
    Eine neu herausgekommene Aufnahme des kompletten Cembalo-Werkes möchte ich daher zum Anlass nehmen, den Thread hie rzu eröffnen.



    Francois Couperin
    Harpsichord Works
    Michael Borgstede, Cembalo
    Cembali nach J. Ruckers 1638 von Titus Crijnen (1998.) und
    nach H. Hemsch 1754 von Titus Crijnen (1995)
    11 CDs, DDD
    Brilliant Classics


    Weitere Infos zu Michael Borgstede gibt es auf seiner HP: "http://www.michaelborgstede.com


    Kennt jemand den Cembalisten und kann was zur Aufnahme sagen?


    Gruß
    Karsten

  • Hallo Karsten,


    würde mich wundern, wenn schon jemand die Aufnahme hätte. Sie erscheint erst am 7.7, also nächste Woche. Aber das ist ein guter Tipp, ich werd sie mir sicher besorgen.


    Zum Solisten kann ich leider nicht beitragen...


    liebe Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Salut Salis,


    falls Du noch nicht richtung DDR gestartet bist... solltest Du den Fred dann noch umbenennen resp. erweitern...


    Schönen Urlaub!


    :hello:

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Zitat

    Original von salisburgensis
    würde mich wundern, wenn schon jemand die Aufnahme hätte. Sie erscheint erst am 7.7, also nächste Woche. Aber das ist ein guter Tipp, ich werd sie mir sicher besorgen.


    Also bei dem günstigen "vierstelligen" Versandhandel ist die Aufnahme schon bestellbar...


    Gruß
    Karsten

  • Lieber Karsten,


    gehören Couperinaufnahmen auf dem modernen Konzertflügel auch hierhier? (Würde sich anbieten, obwohl wir hier bei den historischen Tasteninstrumenten sind ....:D )?


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Caesar73



    gehören Couperinaufnahmen auf dem modernen Konzertflügel auch hierhier? (Würde sich anbieten, obwohl wir hier bei den historischen Tasteninstrumenten sind ....:D )?


    Die gehören genauso hierhin wie Chopin-Mazurken mit einem Tuba-Quartett. :D


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

  • Moin,


    ich hab mir vor einiger Zeit mal für'n Appel und Ei diese Zusammenstellung zugelegt:



    François Couperin • Barricades Mystérieuses
    Blandine Verlet


    Instrumente:
    Pierre Donzelague, Lyon 1716 • Derek Porteous, nach einem Cembalo DF(?), Ende 17. Jh • Gilbert des Ruisseaux, Ende 17. Jh.



    Von der Dame gab's wohl auch mal eine Gesamtaufnahme auf Astree (ebenfalls 11CDs - mittlerweile gestrichen). Teilweise klingts toll, aber teilweise auch nicht so. Könnt aber auch an den verwendeten Instrumenten bzw. an den Aufnahmen liegen (Aufnahmetechnisch deckt die CD einen Zeitraum von 1976 bis 1998 ab).


    Unser Sonnenköning scheint ja auf Rousset zu schwören (Harmonia Mundi, 11CDs, leider auch gestrichen). Lohnt sich's danach zu suchen?


    LG
    Gentilhombre

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • Moinmoin,


    von Frau Verlets Couperin habe ich einige LPs, die mir aber nicht sooo erinnerlich sind. :D


    Die Borgstede-Aufnahme halte ich für sehr empfehlenswert, nicht nur wegen des Preises.


    Und Rousset - stelle ich mit Staunen fest - habe ich gar nicht als Solisten, sondern nur als Leiter der Talens lyrique. Da finde ich ihn jedenfalls immer großartig.


    Vielleicht hat ja ein Hardcore-Couperin-Fan beide Aufnahmen und schreibt was dazu.


    (Allerdings muss man für den kompletten Couperin schon ein bisschen bekloppt sein. :D :D :D
    Und bevor jemand meckert, für mich gilt das ja auch.)


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Allerdings muss man für den kompletten Couperin schon ein bisschen bekloppt sein. :D :D :D


    Und das in einem Forum, wo sich die Leute ganze Bäche und Mozärte ins Regal ballern, ja gar gezwungen sind ihre eigenen Regale selbst zu bauen. Unerhört! :D




    Werd' in den Borgstede bei Gelegenheit mal reinhören und ansonsten der Wortmeldungen harren die da noch kommen.


    :hello:



    PS: Rousset hat, wenn ich mich nicht täusche, vor den Talens recht fleißig Cembaloaufnahmen für HM gemacht.

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • Zitat

    Original von Gentilhombre


    Und das in einem Forum, wo sich die Leute ganze Bäche und Mozärte ins Regal ballern, ja gar gezwungen sind ihre eigenen Regale selbst zu bauen. Unerhört! :D


    Zumindest die Bäche und Regale treffen auf mich auch zu. :D


    Zitat

    Rousset hat, wenn ich mich nicht täusche, vor den Talens recht fleißig Cembaloaufnahmen für HM gemacht.


    Jede Menge. Und die wurden oft hier vom WDR gesendet. Fand ich eigentlich immer ganz überzeugend. Wieso ich mir nichts Entsprechendes von ihm angeschafft habe, wird mir ein Rätsel bleiben.


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

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  • Die Aufnahme bei Brilliant kenne ich noch nicht.
    Sollte mir mal nix besseres einfallen, dann würde ich mir vielleicht zulegen.


    Aber mit der Rousset Gesamtaufnahme bin ich über alle Maßen zufrieden.
    Das Booklett ist sehr sorgfältig und der Klang der Aufnahmen durchweg hervorragend.
    Ganz zu schweigen von der Interpretation.
    Als Bonus gab es noch die Apothèoses mit dazu.
    Als Mann am zweiten Cembalo hat er niemanden geringeren als William Christi aufzubieten.


    Ich mag diese Einspielung ziemlich gerne, da ja die Apothèosen sonst immer als Kammermusik dargeboten werden, aufgeführt mit 2 Cembali, ist das schon was ganz anderes.



    :hello:


    P.S. wenn man die Box noch findet - dann sollte man zuschlagen :yes:

  • Zitat

    Original von der Lullist


    P.S. wenn man die Box noch findet - dann sollte man zuschlagen :yes:


    So bin ich dann doch nicht drauf, dass ich das zweimal brauche. :D Dann schon lieber selbst in die Tasten greifen.


    Aber trotzdem werde ich mal genauer nach Herrn Rousset Ausschau halten.
    Ich hab übrigens doch eine Solo-CD von ihm: W. F. Bachs Cembalowerke: sehr anständig! :yes:


    Aber nun zu etwas völlig anderem:
    Ab und zu tauchte die Frage auf, was man denn von Couperin auf dem modernen Klavier hielte.
    Gerade hier wird es meiner Meinung nach absurd.
    1. Warum sollte man das tun?
    2. Die französischen Clavecinisten rechnen wohl noch mehr als andere mit dem Klang, und deshalb wirken
    3. Vorschläge, Mordents, Triller etc. pp. auf dem Steinway einfach widerlich.


    So! :D


  • Lieber Hildbrandt,


    eine Bemerkung vorab: Ich schätze die Kompositionen von Rameau und Couperin sowohl in ihrer originalen Gestalt als auch auf dem Steinway respektive Fazioli. :D


    Darf ich fragen welche Aufnahmen mit dem modernen Flügel Du kennst? Insbesondere bei Rameau hättest Du da reiche Auswahl (Dazu gibt es im Klavierforum übrigens einen eigenen Thread: Guckst Du hier), aber auch Couperin erfreut sich in jüngerer Zeit großer Beliebtheit: Da wären Angela Hewitt (Hyperion) und Alexandre Tharaud (Harmonia Mundi) zu nennen. Insbesondere Angela Hewitts selbstverfasste Begleittexte zu ihren Couperin-Aufnahmen dokumentieren, dass sich die Künstlerin sehr intensiv mit den Quellen und damit auch mit der korrekten Ausführung der Verzierungen auseinandergesetzt hat- das Ergebnis spricht, wie ich finde für sich. Mach doch einfach mal die Probe auf´s Exempel! Ungewohnt mag die Ausführung auf dem Flügel sein, nicht ganz einfach zu bewerkstelligen- gewiss.


    Aber widerlich???? ?(


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian



    P.S: Hier die erwähnten Aufnahmen:


    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)


  • Lieber Christian,


    Dein Eintreten für die Pianisten ehrt Dich, aber da ist bei mir Hopfen und Malz verloren.
    Hören musste ich seit den frühen 70ern, als Gulda das WTK auf dem Carinthischen Sommer in allerlei Variationen traktierte, zahllose pianistische Vergehen an Cembalokompositionen – live und von Konserve. Mir wollte noch nie einleuchten, warum um Himmels Willen das denn überhaupt sein muss.
    Für mich gehört der intendierte Klang zur Komposition. Punkt. Das mögen andere anders sehen.


    So wie Chopin auf dem Harmonium oder Reger auf dem Xylophon eher als Karikaturen wahrgenommen werden würden, fallen für mich französische Clavecinisten auf dem modernen Klavier unter den Begriff unfreiwillige Satire. Ich habe die epidemische d-moll-Toccata auch schon von einer Steel Band gehört – sicher einmal ganz lustig, aber sonst?


    Das Klavier hat für mich schon lange seine Seele verloren, und ich sehe darin ein weitestgehend standardisiertes, massenfabriziertes Instrument, das mit einem steten Einheitsklang aufwartet. Man freut sich ja schon, wenn einmal kein Steinway, sondern etwas anderes auf dem Podium steht, auch wenn das keineswegs besser sein muss.


    Und Klavier und Cembalo sind nun einmal zwei verschiedene Welten. Welchen Vorzug bietet denn ein 2,70-Meter-Panzer von Steinway bei Couperin? Das, wofür das Hammerklavier notwendig ist, brauche ich doch überhaupt nicht. Das Cembalo ist schließlich keine Vorform des Klaviers, so dass man endlich etwas besseres zur Verfügung hätte und wir in der besten aller möglichen Welten angekommen wären.


    Beim Cembalo habe ich zuerst einmal den Ton in den Fingerspitzen; ich fühle präzise den Punkt, an dem der Ton entsteht, wenn ich über die lückenlose Mechanik den Kiel die Saite anreißen lasse. Und da lässt sich mehr beeinflussen, als ein Pianist für möglich halten würde.
    Ein Cembalo wird intoniert und zwar auf den Punkt. Ein geschickter Intonateur kann – je nach Talent und Übung – Anschlag, Lautstärke und Brillanz innerhalb von wenigen Stunden grundlegend ändern.
    Und vor allem wird ein Cembalo gestimmt. Und hoffentlich niemals gleichschwebend! Für jeden Komponisten, für jede Epoche, für jede Landschaft kann ich aus verschiedenen Stimmungen wählen, was mir am passendsten erscheint. Eine Tonartencharakteristik im barocken Sinne ist auf einem modernen Klavier pure Illusion. (Obwohl ich gerne mal einen mitteltönig gestimmten Steinway hören würde. :D)
    Und schließlich ist jedes gute (!) Cembalo ein Individuum, das ich sofort wiedererkenne, wenn ich zum zweiten Mal davor sitze. Für die Rastenkisten, die man lange Jahre als Cembali ausgegeben hat, gilt das natürlich nicht.
    Und über den Klang müssen wir nicht reden.


    Aber jeder nach seiner Façon. Vielleicht findet ja so mancher Klavierjünger über solche abstrusen Praktiken zum wahren Weg... :D Sorry, aber der musste einfach sein.


    Lieber Christian, nimms mir nicht übel, aber bei mir sind jegliche Missionierungsversuche in besagter Richtung vergebens.


    Schönste Grüße
    Hildebrandt

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    Lieber Christian, nimms mir nicht übel, aber bei mir sind jegliche Missionierungsversuche in besagter Richtung vergebens.


    Schönste Grüße
    Hildebrandt


    Lieber Hildebrandt,


    keine Sorge, der Gedanke Dich missionieren zu wollen liegt mir völlig fern :D


    Mir geht es einfach so, dass ich Flügel wie Cembalo schätze. Barocke Musik für Tasteninstrumente inzwischen vorrangig auf dem Cembalo höre- aber eben auch auf dem Flügel, ich bin da eher undogmatisch.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Caesar73
    ich bin da eher undogmatisch.


    Auweia, hoffentlich habe ich mir jetzt nicht den Ruf des unbelehrbaren Fundamentalisten erworden. Aber stimmt ja gar nicht :beatnik:


    Jedoch: (Nicht nur) bei der Musik möchte ich soweit es geht ans Original. Das ist sicher manchmal unbequem, aber nur wenn schon kleine Schritte Erfolg zeitigen, ist das Erlebnis ein völlig anderes, als wenn man mir nicht nur Interpretationen, sondern sogar Verfremdungen vorsetzt - und dafür halte ich Couperin auf dem Klavier.


    (Meine Sätze werden auch immer unübersichtlicher. :boese2: )


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    Auweia, hoffentlich habe ich mir jetzt nicht den Ruf des unbelehrbaren Fundamentalisten erworden. Aber stimmt ja gar nicht :beatnik:


    Wirklich ? Einen Moment habe ich mich das schon gefragt :D:D:D


    Aber ich verstehe ja was Du meinst :DDas Prinzip "so nahe an die Quelle wie möglich" ist mir sehr sympathisch.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Aber, Christian,


    auf eine Frage bleibst Du mir die Antwort beharrlich schuldig:
    Warum machen die das?


    Sollte es doch die verzweifelte Suche nach der Nische sein, in der sich noch ein paar Taler und ein Gran Renomée ernten lassen?


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

  • Mir geht es ähnlich wie Christian.


    Ich kann sowohl dem Klavier- als auch dem Cembalo-Couperin etwas abgewinnen.


    Zumindest bin ich überhaupt erst durch eine Klavier-Interpretation von "Le Tic-Toc-choc" auf sein "Tastenoeuvre" aufmerksam :yes:


    :hello:
    Wulf

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Aber, Christian,


    auf eine Frage bleibst Du mir die Antwort beharrlich schuldig:
    Warum machen die das?


    Sollte es doch die verzweifelte Suche nach der Nische sein, in der sich noch ein paar Taler und ein Gran Renomée ernten lassen?


    Lieber Hildebrandt,


    Du wolltest doch nicht von mir bekehrt werden ....:D



    Grundsätzlich kann man in dieser Sache zwei verschiedene Positionen einnehmen:


    a) Die Interpretation von Couperins Musik auf dem modernen Flügel ist eine perverse Travestie der ursprünglichen Intention des Komponisten.


    b) Die Interpretation von Couperins Musik auf dem Flügel ist eine der Möglichkeiten sich diesem musikalischen Mikrokosmos anzunähern.


    Je nachdem für welche Position Du Dich entscheidest, wirst Du die Frage "Warum machen die das?" unterschiedlich beantworten: Du scheinst (Verbessere mich, wenn ich mich irre ) der ersten Position zuzuneigen: Man sollte die Versuche barocke Musik auf dem modernen Flügel zu spielen grundsätzlich unterlassen, während ich mich eher bei der zweiten Position wiederfinde. Mit der ersten These habe ich insofern ein Problem, weil dies für mich starrer Dogmatismus ist- und damit habe ich grundsätzlich meine Schwierigkeiten. Im übrigen war das Arrangieren vorhandener Kompositionen für andere Insturmente ja durchaus barocke Praxis. Warum also nicht?


    Wenn man sich sowohl der Grenzen und Möglichkeiten des Cembalos und auch der des modernen Flügels bewusst ist, mit den Vorstellungen Couperins wie seine Musik zu interpretieren sei vertraut ist (und er hat sich ja in dieser Hinsicht dezidiert geäußert) halte ich es für legitim Couperin auf dem Flügel zu interpretieren. Und so scheinen das auch Angela Hewitt und Alexandre Tharaud zu sehen, wenn ich die Texte in den Beiheften richtig in Erinnerung habe. Kommerz und Renomeé scheinen da weniger eine Rolle zu spielen. Wenn ich mir die Veröffentlichungen und das Repertoire beider Künstler ansehe, sind beide auch ohne Couperin durchaus erfolgreich.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

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  • Zitat

    Original von Caesar73


    Grundsätzlich kann man in dieser Sache zwei verschiedene Positionen einnehmen:


    a) Die Interpretation von Couperins Musik auf dem modernen Flügel ist eine perverse Travestie der ursprünglichen Intention des Komponisten.


    Nana, wir wollen mal nicht zu tief in den Topf mit den bösen Worten greifen. :D


    Zitat

    b) Die Interpretation von Couperins Musik auf dem Flügel ist eine der Möglichkeiten sich diesem musikalischen Mikrokosmos anzunähern.


    Wieviele gibt es denn?
    Da wird es doch ein bisschen beliebig, findest Du nicht? Obwohl diese Beliebigkeit ja inzwischen ja schon Methode hat, die Kunst der Fuge gehört ja fast schon zum Standardrepertoire jedes zweiten Saxophonquartetts. Womit ich übrigens weitaus weniger Probleme habe als mit diesen ewigen imperialistischen Aneignungen der Pianistengilde.
    Am Schluss kommt dann heraus: Kuperäng? Der hat doch was für Klavier geschrieben...


    Zitat

    Mit der ersten These habe ich insofern ein Problem, weil dies für mich starrer Dogmatismus ist- und damit habe ich grundsätzlich meine Schwierigkeiten.


    Dashamwagerne! Erst das Böse unterstellen und sich dann ganz weit davon distanzieren. Guter Versuch. :D


    Zitat

    Im übrigen war das Arrangieren vorhandener Kompositionen für andere Insturmente ja durchaus barocke Praxis. Warum also nicht?


    Sag ich doch: Bruckner für Blockflötenquartett und Kinderschlagzeug - kann auch nicht viel schlimmer sein. :D


    Zitat

    Wenn man sich sowohl der Grenzen und Möglichkeiten des Cembalos und auch der des modernen Flügels bewusst ist, mit den Vorstellungen Couperins wie seine Musik zu interpretieren sei vertraut ist (und er hat sich ja in dieser Hinsicht dezidiert geäußert) halte ich es für legitim Couperin auf dem Flügel zu interpretieren.


    Nicht interpretieren, verfremden.
    Und wo, bitte, hat das Cembalo seine Grenzen in Bezug auf Couperin? (Mit der Bitte um Aufklärung. Und schreiben die Damen und Herren auch etwas über die Stimmung des Instrumentes?)
    Legitim? Mag sein,wenn man eine Übertragung einer Komposition auf irgend ein anderes Instrument grundsätzlich legitimiert - halt ebenso legitim wie der von mir favorisierte Reger auf dem Xylophon (ich sollte endlich mal so eine Platte machen).
    Es klingt einfach völlig anders, weil es verfälscht wurde.


    Zitat

    Und so scheinen das auch Angela Hewitt und Alexandre Tharaud zu sehen, wenn ich die Texte in den Beiheften richtig in Erinnerung habe. Kommerz und Renomeé scheinen da weniger eine Rolle zu spielen. Wenn ich mir die Veröffentlichungen und das Repertoire beider Künstler ansehe, sind beide auch ohne Couperin durchaus erfolgreich.


    Dann gönne ich Dir weiterhin den Glauben an das Gute im Pianisten.


    Wenn jemand nicht Cembalo spielen kann, soll er lieber die Finger von Couperin lassen. Sonst rächen sich die Cembalisten irgendwann... :D :D :D


    Viele Grüße
    Hildebrandt

  • Lieber Hildebrandt,


    ich bin an dieser Front argumentativ grundsätzlich ein wenig im Nachteil, da Du offenbar selbst professionell das Cembalo traktierst (Hier ganz im Sinne des lateinischen Verbs gemeint :D) und eben auf diesem Instrument zu Hause bist, während ich nur ein wenig auf dem Klavier dilletiere :D:D:D



    Zitat


    Sag ich doch: Bruckner für Blockflötenquartett und Kinderschlagzeug - kann auch nicht viel schlimmer sein.


    Meinst Du? Also ich glaube persönlich: Das wäre erheblich schlimmer :D:D:D


    Zitat

    Und wo, bitte, hat das Cembalo seine Grenzen in Bezug auf Couperin? (Mit der Bitte um Aufklärung. Und schreiben die Damen und Herren auch etwas über die Stimmung des Instrumentes?)


    Da hast Du mich falsch verstanden- oder ich habe unklar formuliert (Ich glaube letzteres ist der Fall :D) Es ist logisch, das das Cembalo im Hinblick auf Couperin keinerlei Grenzen hat.


    Zitat


    Wenn jemand nicht Cembalo spielen kann, soll er lieber die Finger von Couperin lassen. Sonst rächen sich die Cembalisten irgendwann...


    Womit? :D:D


    Da scheint doch irgendwer ein Vorurteil gegenüber Pianisten zu haben :D:stumm:


    Herzliche Grüße,:hello::hello:



    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Caesar73



    Womit? :D:D


    Derzeit arbeite ich an einer sechsstündigen Skrjabin-Paraphrase füt 92 Clavichorde, allerdings jedes in einer anderen Farbe angestrichen. :yes:


    Zitat

    Da scheint doch irgendwer ein Vorurteil gegenüber Pianisten zu haben


    Ja? Wer? :D

  • Servus,


    um mal zum eigentlichen Thema zurückzukehren (Grundsatzdebatten über Klavier oder Cembalo möchten bitte in den entsprechenden Thread verlegt werden):


    zu den beiden schon genannten Gesamtaufnahmen durch Rousset und Borgstede (die ich beide leider nicht zu meinem Besitz zählen kann ;( ), möchte ich jene von Olivier Baumont hinzufügen, die bei Erato erschienen sind. Auch die habe ich (noch) nicht komplett, sondern nur die Aufnahme des Second Livre de pièces de clavecin auf 3 CDs.


    Mich beeindruckt diese Einspielung auf zweierlei Weise. Einmal durch das Instrument, über dass sich das Beiheft zu CD leider ziemlich ausschweigt, außer dass es ein Nachbau von John Phillips nach offenbar verschiedenen Vorbildern (Ruckers, Blanchet und Taskin) ist. Das Ding hat jedenfalls einen unglaublich mächtigen Baß, der aber sehr nobel klingt. Aber auch die Höhen sind von gleicher Qualität. Es gibt keinen klanglichen Bruch, bei Sängern würde man von perfekt überblendeten Registern sprechen... :D


    Das Andere ist das elegante Spiel von Olivier Baumont. Besonders wie er die berühmte französische Inégalité spielt ist sagenhaft schön: er nimmt die Punktierungen herrlich rund und weich und vermag solche Passagen auf unglaublich spannende Art zu entwickeln. :jubel: :jubel: :jubel:



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Hallo allerseits,


    da ich jetzt auch am Urlaubsort einen Internetzugang habe, werde ich auch von hier gelegentlich schreiben - aber nur dann, wenn das Wetter so schlecht ist wie heute. ;)


    Zunächst einmal zu den Aufnahmen: Ich habe - obwohl kein ausgesprochen Couperin-Begeisterter - sowohl Rousset als auch Borgstede. Nach meinem Eindruck ist die Aufnahme mit Rousset um Längen besser - sowohl, was Aufnahmetechnik und die verwendeten Instrumente angeht als auch was die Interpretation betrifft. Bei Borgstede wirkt für mich das Spezifische dieser Musik mit grosser Geste aufgesetzt, schon fast dick aufgetragen, während bei Rousset alles ganz natürlich klingt, als wäre diese Musik sozusagen seine Muttersprache. Leider scheint die Rousset-Aufnahme nicht mehr im Katalog zu sein. Die Ausgabe, die ich habe, besteht aus vier CD-Boxen (pro Livre eine Box), wobei die Apotheoses nicht enthalten sind, wohl aber die Concerts royaux als Cembaloduette. Der zweite Mann ist hier eine Frau: Blandine Ranou.


    Zur Frage, ob man diese Werke auch auf dem Klavier spielen kann: Jede ernstzunehmende Interpretation sollte den Willen des Komponisten respektieren. Genausowenig wie Bruckner seine Sinfonien für Blockflötenquartett mit Kinderschlagzeug komponiert hat, hat Couperin seine Stücke für ein modernes Klavier komponiert. Sie sind definitiv für Cembalo geschrieben, und Couperin ging beim Komponieren vom besonderen Klang der französischen Cembali aus. Daraus folgt, dass Couperin auf dem Klavier für mich keine ernstzunehmende Interpretation ist, weil der Wille des Komponisten ganz bewusst missachtet wird. Solche Aufnahmen würde ich allenfalls als "Einstiegsdroge" für Hörer akzeptieren, die sich für Couperin interessieren, für die aber ein Cembalo sehr ungewohnt klingt.


    Natürlich gibt es immer wieder Pianisten, die behaupten: Ja, wenn Couperin einen modernen Flügel gehabt hätte, dann wäre er damit natürlich viel zufriedener gewesen als mit seinem kümmerlichen Cembalo. Das ist eine pure Vermutung, eine Hypothese, die sich durch nichts beweisen lässt - wir können Couperin ja nicht befragen, wie ihm ein Steinway oder Bösendorfer zusagt und ob er mit seinem Cembalo unzufrieden ist (möglicherweise würde ihn diese Frage sehr verwundern oder gar amüsieren). Hinter dieser Hypothese steht ein positivistisches Denken, das aus Wissenschaft und Technik übernommen und unkritisch auf die Kunst übertragen wird: Das Cembalo wird als ein technisch unvollkommener Vorläufer des heutigen Flügels angesehen, und deswegen hat man selbstverständlich das Recht, ein unvollkommenes Instrument durch ein vollkommeneres zu ersetzen. Schliesslich handelt es sich ja in beiden Fällen um Tasteninstrumente (auch wenn sie vom Klang her kaum etwas gemeinsam haben). Bezeichnenderweise würde man den umgekehrten Weg - nämlich beispielsweise Chopin auf dem Cembalo zu spielen - sofort vehement ablehnen, denn: Das Instrument wird dieser Musik ja überhaupt nicht gerecht! Stimmt genau, nur gilt Gleiches eben auch für Couperin und den modernen Flügel.


    Couperins Cembalomusik lebt ganz wesentlich von den vielen Verzierungen. Wer wenig Hörerfahrung mit französischer Barockmusik hat, kann geradezu den Eindruck bekommen: Die Musik ist von Verzierungen überwuchert. Gerade diese Verzierungen sind aber auf einem modernen Flügel kaum angemessen darstellbar. Was tun die Pianisten in ihrer Not? Sie lassen die Verzierungen einfach weg - entweder einige, die auf dem Flügel besonders "störend" wirken, oder gleich alle. Im Sinne des oben skizzierten positivistischen Denkens sind die Verzierungen ja nichts weiter als ein Hilfsmittel, um den "mageren" Klang des Cembalos etwas voller zu bekommen; auf einem modernen Instrument hat man derlei nicht nötig. Und schon wieder wird der Wille des Komponisten ganz bewusst missachtet.


    Wie lächerlich sich dann das Ergebnis anhört, habe ich vor längerer Zeit exemplarisch in einer älteren Aufnahme hören können: Wilhelm Kempff spielte Bachs Goldberg-Variationen auf dem Klavier und liess bei der Aria konsequent alle Verzierungen weg - mit dem Ergebnis, dass nur noch eine simple, banale Melodie zu hören war.


    Warum ich das Ergebnis einer derartigen klanglichen und interpretatorischen Verstümmelung als gleichwertig mit einer Aufnahme ansehen soll, wo das vom Komponisten intendierte Instrument verwendet wird und wo das gespielt wird, was von ihm notiert wurde, will mir nicht so recht einleuchten, aber vielleicht erklärt mir das ein Klavier-Befürworter.


    :hello: Andreas

  • Zitat

    Original von Fugato


    Warum ich das Ergebnis einer derartigen klanglichen und interpretatorischen Verstümmelung als gleichwertig mit einer Aufnahme ansehen soll, wo das vom Komponisten intendierte Instrument verwendet wird und wo das gespielt wird, was von ihm notiert wurde, will mir nicht so recht einleuchten, aber vielleicht erklärt mir das ein Klavier-Befürworter.


    :hello: Andreas


    Lieber Andreas,


    da dieser Thread ja dem Cembalo vorbehalten ist, antworte ich Dir in einem anderen Thread- wenn ich mich nicht irre gibt es zu dem Thema Cembalo oder Klavier schon einen- ich muss ihn nur noch finden. Nur eines schon mal vorab: Kempff ist als Beispiel für die Interpretation von barocker Musik auf dem Flügel sicher nicht unbedingt das passende Beispiel. Und eine Frage stellt sich mir auch noch so nebenbei: Kennst Du eine Aufnahme von Hewitt oder Tharaud etc.?


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von salisburgensis


    um mal zum eigentlichen Thema zurückzukehren (Grundsatzdebatten über Klavier oder Cembalo möchten bitte in den entsprechenden Thread verlegt werden)


    Schon gut, wir hören ja schon auf. :rolleyes:


    Aber wo ist der Thread? Es gibt einen zu Rameau und einen zu den Goldbergvariationen unter diesem Aspekt.


    Geh, Christian, sei so lieb und mach einen auf.


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Schon gut, wir hören ja schon auf. :rolleyes:


    Nix da - ich möchte jetzt von einem Klavier-Befürworter wissen, warum ich mir ausgerechnet Couperin auf einem modernen Flügel antun soll, wo es doch gute Aufnahmen mit Cembalo gibt. Auf die Argumente bin ich schon sehr gespannt!


    :hello: Andreas

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