Die Idealbesetzung der Zauberflöte - Eine Simulation

  • Regie: Nikolaus Lehnhoff
    Chor der Deutschen Oper Berlin
    Orchester des Royal Opera House
    Dirigent: Claudio Abbado


    Sarastro: Georg Zeppenfeld
    Tamino: Pavol Breslik
    Pamina: Genia Kühmeier
    Papageno: Michael Volle
    Die Königin der Nacht: Diana Damrau
    Die drei Damen der Königin:
    Annette Dasch
    Dorothea Röschmann
    Vesselina Kassarova
    Die drei Knaben: Mitglieder des Tölzer Knabenchors
    Sprecher: René Pape
    Monostatos: Erin Caves
    Zwei Geharnischte: John Mark Ainsley
    Franz Hawlata

  • Welches Orchester, welcher Dirigent könnte es mit den legendären Einspielungen von Karl Böhm ....... heute noch aufnehmen ?


    Es gäbe sicher die bekannten Orchester, mit denen Böhm früher selbst arbeitete, also die Berliner oder Wiener Philharmoniker.
    Wenn es jedoch um die Zauberflöte und Böhm gehen soll, dann will ich ehrlich sein und die Frage natürlich ganz subjektiv und mit dem obligatorischen "für mich" schlicht und einfach so beantworten: Böhms Dirigat bei der Zauberflöte ist unerreicht, und ich sähe auch keinen, der das in der Schönheit, Ausgewogenheit, "empfundener Richtigkeit" (oder wie man es sonst noch nennen will) machen würde.


    Dasselbe gilt für Wunderlichs Tamino und Fischer-Dieskaus Papageno. Auch Franz Crass als Sarastro ist fantastisch.



    Bei den anderen Sängerinnen dieser Aufnahme gäbe es heute schon noch Leute, die das erreichen oder ggf. besser machen könnten, wie z.B. Kozena..vielleicht.


    Es gibt sicherlich auch heute gute Möglichkeiten, eine schöne Zauberflöte zu machen. Aber wer hätte wohl 1964 gedacht, dass mit dieser Aufnahme eine derartige Referenz entstünde, und was für ein einmaliger Glücksfall dieses Zusammentreffen war?!
    Wenn ich es höre, klingt es mir frisch und aktuell. Erst gestern wurde mir durch Nachsehen bewusst, dass ich ja einer 51 Jahre alten Aufnahme zuhöre.
    Erstaunlich ist das.


    Bei dieser Vorgabe kann ich also gar nicht erst mit Vorschlägen dienen, und es wurden ja auch schon etliche Namen genannt....;-)



    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Evelyn Lear stand für mich als Pamina nie zur Disposition, dann schon eher Roberta Peters als Königin der Nacht. Das führte mich, schon vor 49 Jahren, als mir meine Tante zum firsch bestandenen Abitur (Matura) diese Gesamtaufnahme schenkte, zu der Überlegung: was wäre gewesen, wenn die beiden Damen ihre Rollen getauscht hätten?
    Dann wäre doch diese Aufnahme perfekt gewesen, oder?
    Franz Crass, lieber Glockenton, war auch für mich ein idealer Sarastro, aber er hat natürlich in Gottlob Frrick ein mindestens ebenbürtigen Konkurrenten zur Seite. Jedoch finde ich, Operus möge mir verzeihen, Franz Crass in der Arie "In diesen heil'gen Hallen" noch etwas überzeugender, eben auch wegen seiner unwahrscheinlich sanglichen Stimmfärbung. Dieser "Anti-Rache-Gedanke" kommt m. E. bei ihm am überzeugendsten rüber.
    Was mich besonders freut, lieber Glaockenton, ist die Tatsache, dass du hier als überzeugend Fischer Dieskau nennst. Für mich ist er in dieser Rolle schlichtweg unerreicht. Er verleiht der Figur des Papageno ganz neue Facetten, reißt sie aus den Niederungen des etwas infantilen Naturburschen heraus.
    Ein absoluter Höhepunkt der ganzen Oper ist m. E. das Duett Pamina-Papageno "Bei Männern, welche Liebe fühlen", grandios neben Fischer-Dieskau auch hier Evelyn Lear.
    Über die Leistung von Fritz Wunderlich, von Chor, Orchester und natürlich Karl Böhm gibt es keine zwei Meinungen, und auch die "Nebenrollen" sisnd herausragend besetzt, wenn man alleine an die beiden "Geharnischten" James King und Martti Talvela oder Hans Hotter als Sprecher denkt.
    Also, bis auf die von mir angeführten Einschränkungen ist in dieser Einspielung die Idelabesetzung der Zauberflöte so ziemlich erreicht.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Alfred hat die Regeln für dieses Spiel vor nunmehr fast acht Jahren aufgestellt. Die Frage ist, ob sie überhaupt noch gültig sind. ?( Die ZAUBERFLÖTE gehört zu den Opern, die am meisten aufgenommen, mitgeschnitten oder ins Bild gesetzt wurden. Die einschlägigen Datenbanken - darunter das Verzeichnis der Operngesamtaufnahmen von Andreas Ommer - listen an die 150 Aufnahmen auf, die Querschnitte nicht mitgerechnet. Hinzu kommen noch einmal mindestens 100 private Mitschnitte, die in den verschiedensten Internetforen zirkulieren. Eine Idealbesetzung lässt sich da schwer simulieren. Sie ist nach meinem Dafürhalten aus den verschiedensten Zeiten schon viele Male vorhanden. :) Es sei denn, man wünschte sich Maria Callas als Königin der Nacht, die sie nach den Erzählungen von Erika Köth an der Mailänder Scala hätte singen sollen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Evelyn Lear stand für mich als Pamina nie zur Disposition

    Für mich ist sie keine ideale Pamina.



    Das führte mich, schon vor 49 Jahren, als mir meine Tante zum firsch bestandenen Abitur (Matura) diese Gesamtaufnahme schenkte, zu der Überlegung: was wäre gewesen, wenn die beiden Damen ihre Rollen getauscht hätten?
    Dann wäre doch diese Aufnahme perfekt gewesen, oder?

    Ich kann mir Frau Lear so gar nicht mit den Koloraturen der Königin der Nacht vorstellen...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Was mich besonders freut, lieber Glockenton, ist die Tatsache, dass du hier als überzeugend Fischer Dieskau nennst. Für mich ist er in dieser Rolle schlichtweg unerreicht. Er verleiht der Figur des Papageno ganz neue Facetten, reißt sie aus den Niederungen des etwas infantilen Naturburschen heraus.
    Ein absoluter Höhepunkt der ganzen Oper ist m. E. das Duett Pamina-Papageno "Bei Männern, welche Liebe fühlen", grandios neben Fischer-Dieskau auch hier Evelyn Lear.


    Lieber Willi,


    wie schön, dass ich auch hier eine sehr große Einigkeit feststellen konnte :thumbsup:
    Auch hinsichtlich "Bei Männern....." bin ich einig. Da kommt bei mir nicht selten neu Gänsehaut auf, wenn ich es nach längerer Zeit wieder einmal höre.


    Was nützen die Traumbesetzung bei den Sängern, wenn Orchester und Dirigent es wieder zunichte machen?
    Oder was nützt das beste Dirigat und Orchesterspiel, wenn es die Sänger zunichte machen?
    Das Schöne bei dieser 51 Jahre alte Aufnahme ist ja, dass man als Hörer mit beiden Seiten faktisch glücklich sein kann.
    Der Böhmsche Perfektionismus sorgt dafür, dass man die Aufnahme auch in 2015 sehr gut hören kann, obwohl man mit der heutigen digitalen Art des Hardiskrecordings wirklich um Welten bessere Möglichkeiten zum Schneiden und Editieren hat, als es 1964 der Fall war. Dennoch spielen alle perfekt zusammen und auch die Lautstärkebalance zwischen den Instrumenten ist tadellos.
    Wenn ich nur an die Noten nach den ersten Dreiklängen der Ouverture an die Begleitung von "Ein Vogelfänger bin ich ja" oder "Bei Männer welche..." denke, dann wird mir schnell bewusst, dass man es damals so gut hinbekommen hat, dass es so klingt, als ob das Orchester eine Geschichte erzählt. Es ist hier ein Zusammenspiel von sehr vielen stimmigen Parametern des Instrumentalmusizierens zu bemerken, oder mit anderen Worten: Das passt.


    Hinsichtlich Fehlerfreiheit und Perfektionismus ist diese alte Böhm-Aufnahme also erstaunlich aktuell.


    Wenn man erst einmal eine Einspielung mit Fischer-Dieskau bis ins Detail hinein liebt und überzeugend findet, dann ist es meiner Erfahrung manchmal gar nicht so leicht, sich überhaupt noch an andere Versionen gewöhnen zu können. Es geht mir im Liederbereich manchmal so (wenn ich da nur an "Nähe des Geliebten" von Schubert denke..) Das liegt an seiner sehr singulären Persönlichkeit und Art. Manche lieben das sehr (so wie ich), andere hingegen lehnen das vehement ab (was ich selten verstehen kann). Mit gleichgültigem Achselzucken lässt einen dieser Interpret eher selten zurück.
    Irgendwo hörte ich die Anekdote, dass sich Prey eine Zeit lang selbst verboten haben soll, die Aufnahmen des Kollegen anzuhören, um nicht in die Gefahr zu geraten, diesen zu imitieren....Ob das wirklich so war, weiss ich allerdings nicht. Vorstellen könnte ich es mir jedoch. Fischer-Dieskau kann einen schon sehr beeinflussen.


    Gut, dass ich nicht Sänger geworden bin :D


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)