Die spanische Barockmusik dürfte noch unbekannter hierzulande sein als die Französische. Deshalb mal ein Beitrag zu dieser kaum beachteten Musik.
Nachdem die spanische Armada vernichtet wurde hat sich das Land nie wieder finanziell erholt, dann die politische Isolierung, der strenge Katholizismus das alles ließ Spanien von seiner Blütezeit im 16. Jahrhundert langsam aber sicher in die Bedeutungslosigkeit fallen.
Zwar kontrollierte Spanien erhebliche Teile Amerikas, aber in den europäischen Machtkämpfen wurde es kaum beachtet bzw. gefürchtet. Philipp IV , eine lebende Statue, förderte die Künste wie jeder gute Fürst, sein Sohn Karl II. war nicht wirklich regierungsfähig und starb jung und Kinderlos. Louis XIV machte mit der Zustimmen des spanischen Kronrates seinen Enkel Phillipp von Anjou zum neuen sppanischen König, Philipp V. Resultat : der spanische Erbfolgekrieg der für Frankreich fast Böse geendet hätte.
Ab jetzt regierten die Bourbonen in Spanien und das bis Heute.
Zur Musik:
Vieles erinnert noch an die großartigen Werke Victorias und de Morales. Die Musik eines Cercerols steht ganz in dieser Tradition. Doch durch die Nähe zu Afrika und dem Islam, dann durch die Kolonien in Amerika kamen natürlich auch kulturelle Einflüsse ganz anderer Art nach Spanien.
Die Laute, dann die Gitarre wurde zum bestimmenden Instrument der spanischen Aristokratie. Gaspar Sanz, Francisco Guerav sind wohl die unbestritten Meister dieses Instruments gewesen.
Juan de Hidalgo wurde zum ersten Opernkomponisten Spaniens.
Und natürlich blieb auch Spanien nicht von Lully "verschohnt". Ettliche seiner Werke befinden sich in Bearbeitungen für die spanischen Ensembles in den Bibliotheken.
Dann mit dem Regierungsantritt Philipp V. kommt auch gleichzeitig die italienische Musik mit nach Spanien. Die "Zarzuelas" entstehen. Die Theatremusik hat nun deutliche Ankläne an den italienischen Musikstil eines Corelli oder Scarlatti. Domenico Scarlatti wird ja auch eines Tages nach Spanien gehen um dort seine adlige Schülerin zu unterrichten.
Natürlich ist Padre Antonio Soler der bekannteste Cembalomeister Spaniens. einige der berühmtesten Kastraten gehen nach Spanien. Farinelli soll den depressiven König mit seiner Stimme Linderung verschafft haben.
Später berreist Luigi Boccherini Spanien und erliegt den spanischen Klängen.
Die Literatur ist ebenso aufregend wie umfangreich, und es lohnt sich in jedem Fall diese Musik kennenzulernen.
Bei der deutschen Harmonia Mundi erscheinen unter dem Titel "El Barroco Espanol" hervorragende Einspielungen, zwei davon empfehle ich mal zum Einstieg:
Barroco Espanol Vol.1 "Mas no puede ser" (Weihnachtskantaten)
Al Ayre Espanol / Lopez Banzo
DHM
Barroco Espanol Vol.2 "Ay Amor" (Zarzuelas)
Al Ayre Espanol / Lopez Banzo
DHM
Dann einige weitere sehr schöne Aufnahmen:
Lope de Vega - Intermedios del barroco Hispanico
Hesperion XX / Savall
Astrée
Luz y Norte (Tanzsammlung des Lucas Ruiz de Ribayaz) spanische Gitarrenensemblemusik 1677
Harp Consort / King
DHM
El Barroco Espanol
Hesperion XX / Savall
Emi - Reflexe
Musica en Tiempo de Velázquez
Ensemble Romanesca / Moreno
Glossa
und eine italienische "Zerstreuung" für den neuen König Philipp V.
Facco: Festejo Harmoico - Serenata a seis Vozes
Albalonga / Cetrangolo
erschienen bei Symphoni