Das knifflige Coverbildratespiel - Unterhaltung für Kunstkenner

  • Und selbstverständlich hast Du, lieber moderato, auch dieses Rätsel mit Bravour gelöst. Und Dank für die interessanten Informationen rund um das Bild. Das macht wirklich den Reiz dieses Threads in erheblichem Maße aus.


    Nun warten wir gespannt auf die neue Aufgabe, die Du uns stellen wirst.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Liebe Rätselfreunde


    Wem gehören diese Hände?


    Mit den besten Wünschen


    moderato
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Lieber Alfred Schmidt


    Du hast das Detail der Disteln haltenden Hände sofort erkannt und sie dem Selbstportrait Albrecht Dürers (1471-1528) aus dem Jahr 1493 zuschreiben können.



    Das Bild hängt im Louvre in Paris. Klickt man drei Mal auf das Bild kann man in höchster Auflösung jedes Detail bis hin zur Pinselspur der lasierenden Maltechnik dieses auf Leinwand geklebten Pergamentes studieren. Auf der Seite des Museums erfährt man, weshalb sich Dürer mit dieser Pflanze in Händen gemalt hatte:


    "Wahrscheinlich war dieses Selbstportrait Dürer das Brautgeschenk an seine Frau Agnes Frey, denn diese Distelpflanze, auch Mannestreu genannt, galt als Liebessymbol. Die Heirat war von den beiden Vätern des Paares bestimmt worden. Am oberen Rand des Bildes lesen wir "My sach die gat/Als oberen schtaht. 1493", was soviel heißt wie "Meine Angelegenheiten liegen in Gottes Hand". Der Louvre erwarb das Gemälde 1922. Es ist das einzige Dürers in Frankreich."
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
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  • Lieber moderato,
    vielen Dank, dass Du das Rätsel immer wieder durch Deine interessanten Zusatzinformationen bereicherst.


    Und nun das neue Rätsel: Wer ist der Maler dieses Bildes ?
    Nach dem Titel des Bildes frage ich nur optional, weil entweder gibt es mehrere Versionen oder der Grafiker hat hier ein bisschen "gemogelt" bzw. "Verbesserungen" vorgenommen.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred Schmidt


    Ein Fresko, nehme ich an, ziert das Booklet dieser CD. Warum? Weil man bei der Person zur Linken die Beine unter dem Rock sehen kann und wehende Stoffe das Bild bestimmen. Da fliegt eine Gruppe von Gestalten auf einer Wolke. Ein Ausschnitt eines Deckengemäldes könnte es sein.
    Barock oder Rokoko sind die kunstgeschichtlichen Epochen, in denen solche Fresken entstanden sind.
    Ich vermute als Familienname der Künstler, die in Frage kommen könnten, Tiepolo. Zur Auswahl stehen Vater Giambattista oder einer der beiden Söhne oder Giandomenico oder Lorenzo.


    Beim Vater Giambattista (auch Giovanni Battista) werde ich fündig: Fortezza e Sapienza (Kraft und Weisheit) heisst das Werk. Ausgestellt ist es in Udine in den Musei Civici e gallerie di storia e arte. (Was für ein wohlklingender Name!) Zwischen 1740 bis 1745 ist es entstanden.



    Bei der Durchsicht der Werke staunt man: Es müssen hunderte von Quadratmetern sein, welche das Familienunternehmen Tiepolo in Europas Palästen und Kirchen gepinselt haben muss. Weiter staune ich, über die Posen der durch die Lüfte fliegenden Gestalten. Der Traum des Menschen sich frei durch den Himmel zu bewegen wird hier sichtbar.


    Am Rande bemerke ich noch, dass wir den Namen dieser Künstlerfamilie schon mehrmals im kniffligen Coverbildrätsel hatten.
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  • Lieber moderato:


    Gratulation ! Die Lösung ist richtig.
    Das nächste Rätsel kommt aus der Schweiz.


    Der Grafiker des Covers hat rechts unten im Bild einen Engel mit Posaune (ebenfalls von Tiepolo) hinzugefügt, darüber hinaus gibt es im Internet zahlreiche Varianten des Bildes zu sehen, z.B mit "wolkenlosem Himmel" etc. etc ......


    Generell hatte ich den Eindruck dass Tiepolo in gewisser Hinsicht mit immer den gleichen "Bausteinen" seine Bilder zusammenfügt.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Liebe Rätselfreunde


    Wer hat diese Hände gemalt?


    So viel verrate ich: Die Komponisten der Werke auf dieser, übrigens sehr hörenswerten CD waren nicht geboren, als dieses Porträt entstand.


    Viel Glück wünsche ich euch bei der Lösung dieses schwierigen Rätsels.


    moderato
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  • Liebe Rätselfreunde


    plus a


    ist ein Hinweis.


    lg moderato
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  • Lieber moderato


    Bei der abgebildeten Person handelt es sich offensichtlich um Eleonora von Toledo, welche von
    Agnolo di Cosimo, genannt Bronzino (1503-1572) portraitiert wurde. Der Kümstler hat sie zumindest 2 mal gemalt.
    Das vorliegende Bild entstand um 1545



    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Lieber Alfred Schmidt


    Bingo! Der Kandidat hat 100 Punkte! Du hast die Lösung gefunden, obwohl ich vermutet habe, dass niemand diesen Ausschnitt des Portraits von Eleanora de Toledo (1522-1562) erkannt hat. Agnolo di Cosimo, genannt Bronzino (1503-1572) hat diese Fürstin, die in die Familie Medici verheiratet wurde, mit grosser Detailtreue gemalt.



    Das zweite Gemälde des gleichen Künstlers zeigt Eleonora de Toledo mit ihrem Sohn Giovanni. Sie gebar elf Kinder.



    Meinen Hinweis muss ich noch aufklären: Es zeigt den Original 1971 Mustang Sportsroof (restyled as 1973) Eleanor Er fand Verwendung im Film "Gone in 60 Second".


    Das nächste Rätsel wird aus Wien kommen.


    Herzlich grüsst


    moderato
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  • Lieber Moderato,
    Besten Dank , und hier ist auch schon das neue Rätsel


    Die Frage richtet sich hier nicht nur nach dem Maler des Bildes, sondern wir wollen auch wissen wo es ausgestellt ist.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Das Stillleben wurde von Jan Davidsz de Heem dem Jüngeren (geboren 1606 in Utrecht, gestorben 1684 in Antwerpen) gemalt. Wenn ich mich nicht irre, wird es in der Berliner Gemäldegalierie zeigt. Da es aber noch andere Motive des Genres von diesem Maler gibt, bin ich mir über den Ort (noch) nicht hundertprozentig sicher. Auf jeden Fall besitzt Berlin ein Stillleben von ihm. Vorerst nur diese Informationen.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold
    Ich bin nicht mal sicherm daß diese Information stimmt, ich sehe hier einen anderen Namen auf meinem Schirm UND auf der CD Hülle.....
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred Schmidt, lieber Rheingold1876


    Das knifflige Coverbildrätsel als Kunstkrimi. Mal etwas Neues...


    In der Tat sind im Internet zwei Maler als Urheber eines Stillebens zu finden, die beide eine grosse Ähnlichkeit besitzen: Abraham van Beyeren (1620/21-1690) sowie Jan Davidsz de Heem der Jüngere (1606-1684).


    Im ersten Fall, wenn ich den Angaben trauen kann, ist es ein Werk van Beyerens, das in der Alten Pinakothek in München ausgestellt ist, das zweite wurde in einer Auktion des Auktionshauses van Ham für 3750 Euro (Schätzpreis 2000 Euro) als Kopie aus dem 19. Jahrhundert eines Werkes de Heems versteigert, ohne das der derzeitige Verbleib angegeben ist (275. Auktion "Alte Kunst", Los 81, 15.05.2009). Die Urheberschaft ist nicht vermerkt.


    Vergleicht man die beiden, farblich voneinander abweichenden Fotografien miteinander, erkenne ich kleinste Unterschiede.


    Abraham van Beyeren (1620/21-1690):



    Jan Davidsz de Heem der Jüngere (1606-1684):



    Ein drittes Bild habe ich auch noch gefunden, das mit 1000 Euro bei "ArtValue.com" angepriesen wird. Hier ist die Kopie eines Nachahmers als solche des Beyeren-Werkes angegeben.


    Das von Rheingold1876 präsentierte Bild des Werkes könnte das Original oder die vierte Fassung sein.


    Um das zu entscheiden, müsste man das Original in seinem physischen Zustand vor sich haben.


    Maler hatten die Werke ihrer Malerkollegen aus verschiedenen Gründen kopiert:
    zu Studienzwecken, um die Malweise zu studieren,
    als Auftragswerk eines Kunden, der das gleiche Bild auch besitzen wollte,
    als Fälschung, um die Käufer zu täuschen.


    Und manchmal sind die Bildagenturen mit den Angaben zu den Gemälden nachlässig. ;)


    Um welchen Künstler es sich handelt, lässt sich hier, wenn man das Coverbild der Aufnahme der Cembalokonzerte betrachtet, nicht entscheiden, da die Auflösung zu wenig Details preis gibt.


    Ich bin gespannt, wie Alfred Schmidt uns aufklären wird.


    lg moderato
    .

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  • Lieber moderato, lieber Rheingold


    In Anbetracht der gegebenen Umstände werde ich die von Rheingold vorgeschlagene Lösung als RICHTIG akzeptieren.
    Prinzipiell kann man nicht davon ausgehen, daß der Booklethersteller das "richtige" Bild zum "richtigen" Text gefügt hst, denn er gibt in der Regel das an, was seine Bildagentur mitteilt.


    Das nächste Rätsel kommt demnach von Rheingold 1876


    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Obwohl meine Lösung, das vorhergehehende Stillleben betreffend, nicht ganz astrein war, nehme ich die Einladung zur nächsten Runde sehr gern an. Dazu habe ich eine CD ausgesucht, bereits die zweite ihrer Art, mit Liedern von Carl Loewe. Es liegt mir sehr daran, auch auf diesem Weg für das Werk des Komponisten zu werben.



    Einen direkten inhaltlichen Bezug zwischen dem Bild auf dem Cover und den Liedern der CD gibt es nicht. Es soll wohl vornehmlich der Illustration dienen. Ob das auch gelungen ist, darüber ließe sich trefflich streiten. Ich bin skeptisch. Ehr bedient das Bild gewisse Vorbehalte gegen Loewe. Sei's drum. Gefragt ist nach dem Maler und dem Ort, wo es zu sehen ist. Die Wiedergabe unterscheidet sich vom Original wie leider so oft. Zudem scheint es mir es auf unserem Cover seitenverkehr. Beschwören kann ich es nicht. Manch einer von uns wird bereits davorgestanden und es angesichts der Fülle in dem Raum nicht so genau wahrgenommen haben wie jetzt. Allerdings kann ich mich nicht daran erinnern, ob das Seitenverhältnis auf dem Cover richtig oder falsch ist. Ich spiele kein solches Zupfinstrument. Also kann ich nicht sagen, wie man es - Rechtshänderei vorausgesetzt - am Körper trägt.
    Beste Grüße schickt Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wenn mich meine Suche mit den Begriffen "Gemälde" und "Minne" nicht getäuscht hat,
    dann zeigt das Gemälde
    Walter von der Vogelweide - Unter der Linde
    Es befindet sich Neuschwanstein, Ankleidezimmer
    Eduard Ille hate es angefertigt.


    Es ist seitlich leicht beschnitten und m. E. tatsächlich seitenverkehrt, wie häufig bei Covern zu beobachten.
    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Lieber Rheingold1876, lieber JLang


    Walther von der Vogelweide (1170-1230) ist im Manesse Codex, der Grossen Heidelberger Liederhandschrift aus den Jahren um 1300 so abgebildet:



    Gemalt hat es der Meister dieser unermesslich kostbaren Handschrift (Grundstockmaler).


    Auf Wikipedia liest man diese Angaben zum Werk Walther von der Vogelweides: "Von ihm sind 500 Strophen in über 110 Tönen bzw. – inhaltlich gruppiert – 90 Lieder (Minnelieder) und 150 Sangsprüche überliefert; außerdem ein religiöser Leich (der, je nachdem welche Fassung man der Interpretation zugrunde legt, ein Dreifaltigkeits- oder ein Marienleich ist). Walthers Werküberlieferung ist damit neben der Neidharts und Frauenlobs die umfangreichste des deutschen Mittelalters.
    Schon im 13. Jahrhundert gehört er zu den allerersten Vorbildern, später zu den zwölf alten Meistern der Meistersinger. Die erste moderne Ausgabe seiner Werke stammt von Karl Lachmann (1827). Verweise auf Walthers Gedichte erfolgen immer auf Seite und Zeile dieser Ausgabe; neuere Ausgaben beziehen sich darauf."


    Im Ankleidezimmer in Schloss Neuschwanstein befindet sich die romantisierende Malerei, die als Vorlage für das Coverbild diente.



    Ich zeige das Bild von Eduard Ille, wie es im Schloss Ludwig II von Bayern zu sehen ist.



    Dieses Zimmer ist ganz den Minne- bzw. Meistersingern Walther von der Vogelweide und Hans Sachs gewidmet.


    Das Bildprogramm der 10 Gemälde des Ankleidezimmers:


    Der junge Walther am Vogelherd.
    Bei Hofe lässt Walther von der Vogelweide ein Lied erklingen.
    In begeisterter Rede fordert Walther Ritter zur Teilnahme am Kreuzzug auf.
    Fröhlich aufspielend reitet Walther an einer Burg vorbei.
    Walther sitzt nachdenkend auf einem Stein, Motiv nach einem Lied Walters.
    Walther ist gemeinsam mit Herzog Friedrich von Oesterreich auf Kreuzfahrt.
    Unter der Linde, Motiv nach dem bekannten Liebeslied Walthers.
    Hans Sachs erhält die Ehrenkette des Meistersängers.
    Als junger Meister trägt Hans Sachs sein erstes Lied vor.
    Der gealterte Sachs sammelt seine Werke.


    Hier vermischt der Maler die Epochen, denn Hans Sachs lebte zur Zeit der Reformation in Nürnberg. Der musikalische Bezug des Gemäldes lässt sich so leicht herstellen: Der Komponist Richard Wagner und der Bayernkönig, der die Uraufführung der Oper "Die Meistersinger von Nürnberg" in München ermöglicht hatte, huldigten der romantisierenden Überhöhung des Mittelalters jeder auf seine Weise.



    Übrigens: Eduard Ille hat nicht eine Gitarre, sondern historisch korrekt eine Fidel mit Bogen dargestellt. Allerdings besass dieses Streichinstrument nicht drei sondern vier Saiten, wie dies ein Beispiel aus der eingangs erwähnten Manesse Handschrift zeigt:



    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Liebe Freunde, JLang hat die perfekte Lösung vekündet, moderato den Exkurs beigefügt. Besonders dankbar bin ich für den erklärenden und illustrierten Verweis auf die Fidel und deren Gebrauch. Der Name Richard Wagner musste fallen im Zusammenhang mit dem gesuchten Bild. Im "Tannhäuser" lässt er Walther von der Vogelweide bekanntlich auftreten und gewährt ihm eine der schönsten musikalischen Szenen, die ich kenne:


    "Den Bronnen, den uns Wolfram nannte,
    ihn schaut auch meines Geistes Licht;
    doch, der in Durst für ihn entbrannte,
    du, Heinrich, kennst ihn wahrlich nicht.
    Laß dir denn sagen, laß dich lehren:
    der Bronnen ist die Tugend wahr.
    Du sollst in Inbrunst ihn verehren
    und opfern seinem holden Klar.
    Legst du an seinen Quell die Lippen,
    zu kühlen frevle Leidenschaft,
    ja, wolltest du am Rand nur nippen,
    wich' ewig ihm die Wunderkraft!
    Willst du Erquickung aus dem Bronnen haben,
    mußt du dein Herz, nicht deinen Gaumen laben."


    In der späteren Fassung des "Tannhäuser" für Paris ist diese Stelle leider gestrichen. Der so genannte Sängerkrieg, der womöglich nie stattgefunden hat, nimmt dadurch schneller dramatische Fahrt auf. Wagner war mit dem Minengesang sehr gut vertraut. Es kann sein, dass er sich auf diesen Text Walthers bezogen hat, den ich mal in einer Nachdichtung von Lothar Jahn aus jüngster Zeit wiedergebe:


    "Nied're Minne kann dich zwar erregen,
    Dass der Leib in kranker Lust sich windet,
    Diese Minne macht nur schwach und leer.
    Hohe Minne kann dich neu bewegen,
    Dass der Geist nur edle Ziele findet,
    Doch Erfüllung, die winkt nimmermehr.
    Mäßigung, wohin wollt Ihr mich führen?
    Wird die Liebe neu mein Herz berühren?
    Mein Aug. das hat ein Weib gesehen,
    So lieblich sie nun auch sprechen mag -
    Ach, wird mir ein Leid nun durch sie geschehn?"


    Das berühmte Lied "Unter der Linden", das thematisch in dem Wandbild zu Neuschwanstein aufgegriffen wird, liest sich ganz anders - nämlich als Abkehr vom Ideal der hohen Minne. Ich zittere eine moderne Übertragung nach Wikipedia:


    "Unter der Linde
    an der Heide,
    wo unser beider Bett war,
    da könnt ihr schön
    gebrochen finden
    Blumen und Gras.
    Vor dem Walde in einem Tal,
    tandaradei,
    sang die Nachtigall lieblich.


    Ich kam
    zu der Au,
    da war mein Liebster schon da (wörtlich: vorher hingekommen).
    Dort wurde ich empfangen,
    edle Frau! [entweder Ausruf: „Bei der heiligen Muttergottes!“
    oder ‚wie eine höfische Dame‘ oder auch: ‚ich, eine höfische Dame‘]
    (so) dass ich für immer glücklich bin.
    Küsste er mich? Wohl tausendmal!
    Tandaradei,
    seht, wie rot mir ist der Mund.


    Da hatte er aus Blumen
    ein prächtiges Bett
    vorbereitet.
    Darüber wird jetzt noch
    herzlich gelacht,
    wenn jemand denselben Weg entlang kommt.
    An den Rosen kann er wohl,
    tandaradei,
    erkennen, wo mein Haupt lag.


    Da hatte er aus Blumen
    ein prächtiges Bett
    vorbereitet.
    Darüber wird jetzt noch
    herzlich gelacht,
    wenn jemand denselben Weg entlang kommt.
    An den Rosen kann er wohl,
    tandaradei,
    erkennen, wo mein Haupt lag."


    Zurück zu Wagner, der in den "Meistersingern von Nürnberg" dem Ritter von Stolzing den Vornamen Walther gibt und damit einen ersten Bezug zu Walther von der Vogelweide herstellt. Als Stolzing sich den Meistersingern vorstellt, tut er es, indem er Walther von der Vogelweide als seinen Meister ausgibt:


    "Am stillen Herd in Winterszeit,
    wann Burg und Hof mir eingeschneit,
    wie einst der Lenz so lieblich lacht',
    und wie er bald wohl neu erwacht,
    ein altes Buch, vom Ahn' vermacht,
    gab das mir oft zu lesen:
    Herr Walther von der Vogelweid',
    der ist mein Meister gewesen."


    Drauf Sachs:
    "Ein guter Meister!"


    Im so genannten Lusamgärtchen der Neumünsterkirche in Würzburg gibt ein Grab für Walther von der Vogelweide. Ob er tatsächlich an der Stelle zur letzten Ruhe gebettet wurde, ist nicht hundertprozentig erwiesen.



    Das reicht! Nun ist JLang am Zuge. Er gibt das nächste Rätsel auf.


    Mit herzlichen Grüßen in die Runde Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Liebe Rätselfreunde,
    habt vielen Dank für das schöne Rätsel und die wie immer so aufschlussreichen Erläuterungen moderatos.


    Ich habe endlich einmal wieder ein Cover mit Antikenbezug gefunden und hoffe, dass es nicht zu schwer ist,
    wenn ich Folgendes frage:


    Was wurde hier als Grundlage für das Cover verwendet und (Zusatzfrage) wo befindet sich das Werk?



    Viel Freude beim Rätseln wünscht


    JLang


    Hinweis: auch dieses Cover bildet das Originalwerk nicht seitenrichtig ab.

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    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Die Grundlage ist ein Relief, welches Apollon mit einer Khitarra in Händen zeigt. Aber das ist nur die halbe Miete, denn er bekommt von einer zweiten Person, Nike (der Siegesgöttin) soeben einen Siegestrank eingegossen.
    Zudem ist die Abbildung seitenverkehrt. Last but not least, solle erwähnt werden, daß das Relief im Rahmen der letzten Restaurierung (im 19. Jahrhundert ?) teilweise rekonstruiert wurden, d.h., Fehlstellen wurden ergänzt.
    Soweit ich recherchieren konnte befindet sich das Relief im British Museum. Ob hier indes das Original oder eine Kopie verwahrt wird, das entzieht sich momentan meiner Kenntnis.


    ein bescheidener Amateur bittet um ein mildes Urteil


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Chapeau, lieber Alfred, das war eine blitzsaubere Rechercheleistung :jubel:
    Das Relief zeigt tatsächlich Apollo mit der Kithara und zwar seitenverkehrt, vom Sappho Titel hast Du Dich nicht ablenken lassen.


    Es gibt von diesem Relief eines ganze Reihe von Versionen (die alle antike sind und auf eine gleiche oder ähnliche Vorlage zurückgehen müssen), in diesem Falle ist dasjenige in Paris, Musée du Louvre gezeigt, aber es existieren weitere Versionen (Rom, Sparta oder Cleveland). In London müsste es sich um einen Abguss handeln, aber das müsste ich prüfen.


    Aber ich finde, dass Deine Antwort vollkommen korrekt ist und Du verdient das nächste Rätsel stellst.
    Sei herzlich gegrüßt
    JLang


    PS Nicht so bescheiden, ich musste ja gar nicht milde urteilen ;)

    Gute Opern zu hören, versäume nie
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  • Liebe Freunde unseres Coverbild-Ratespiels,
    damit Euch übers Wochenende nicht langweilig wird, habe ich gegrübelt und dann ein neues Rätsel ausgegraben.
    Die hier gezeigte CD gibt es in dieser Form längst nicht mehr, d. h. das Cover ist schwer zu finden.
    Nichts desto Trotz habe ich weder Kosten noch Mühen gescheut das Coverbild hier einzustellen. Es wurde bewusst in seiner originalen "Übergröße" belassen, damit man wenigstens einigermaßen die Details des Gemäldes erkennen kann.
    Gefragt wird diesmal - wie immer - der Name des Malers und der Titel des Bildes. Der Familienname des Malers ist übrigens im Booklet der CD falsch geschrieben........


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber JLang, lieber Alfred Schmidt, lieber Rheingolf1876


    Ich danke für die Hinweise auf die vielfältigen Bezüge in Richard Wagners Opern "Tannhäuser" und "Die Meistersinger von Nürnberg" zu Walther von der Vogelweide. So macht das Lesen in diesem Thread Spass, wenn ausgehend von der bildlichen Darstellung weitere musikalische Bezüge aufgezeigt werden.


    Ohne Schummerlicht sieht das antike Relief von Apoll und Nike so aus:



    Das Musikinstrumente ist eine Kithara. Im Rätsel 3792 kam eine Lyra vor. Trotz einer Ähnlichkeit der beiden Leiern waren Lyra und Kithara verschiedene Instrumente. Die Lyra war meistens kleiner und besaß keinen Fuß.


    Und das neue Rätselbild stammt von Johann Christian Fiedler (1697-1765/68). Es zeigt ein Konzert im Freien. Der Titel ist auch schon der Lösungspfad. Das war zu simpel. Ich hatte mich auf eine längere Recherchierarbeit eingestellt.


    Bleibt noch zu erwähnen, dass diese Lustbarkeit in der Umgebung von Darmstadt stattfand. Im Hintergrund erkennt man das Schloss. Links musizieren ein Violinist, Flötist und Cellist miteinander. Die hell gekleidete Frau in der Bildmitte hält ein Notenblatt in Händen und erfreut die Gesellschaft mit ihrem Gesang. Eine Mann mit einer Flinte geleitet eine Frau die einen Fächer in Händen hält. Vor ihnen rennt ein Jagdhund voraus. Im Schatten eines Baumes spielt eine Männergruppe Karten. Im Vordergrund liegt ein Pfeife rauchender Mann im Gras und erhält ein Glas Wein eingegossen. Es soll den Maler Johann Christian Fiedler selbst darstellen.
    Das Hessische Staatsarchiv datiert das Bild um 1760ff.



    lg moderato
    .

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  • Lieber moderato
    Ja so kanns gehen, auch ich hätte mir die Lösung schwerer vorgestellt. Ein eher unbekannter Maler, der im Tamino- Rätselthread noch nie erwähnt wurde, ein Cover, bzw Booklet das vermutlich niemand mehr vorrätig hat und ein doch eher spezifischer Titel. Im Booklet der gezeigten CD ist "Darmstädter Gesellschaft im Freien" angegeben, Allerdings haben etliche Bilder bis zu viert Titel, wobei die Übersetzungen noch nicht mal mitgerechnet wurden, sodaß ich die Antwort hätte gelten lassen - selbst wenn Du Darmstadt nicht als Location erwähnt hättest was Du aber getan hast.


    Unabhängig davon möchte auch ich Dir für deine wunderbaren mit perfektem Bildmaterial angereicherten Ergänzungsbeiträge danken . Sie sind es die diesen Thread zu etwas besonderem machen.


    Das nächste Rätsel kommt aus der Schweiz.


    mfg aus Wien
    Alfred

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  • Liebe Rätselfreunde


    Wer hat die Kinder gemalt?

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  • "Kinder am Meer" "russisches Gemälde" bringt bei der Google Bildersuche schnell das Ergebnis:


    Gemälde "Kinder" von Valentin Serov aus dem Jahre 1899.
    Auf dem Gemälde, das im Russischen Museum in St. Petersburg zu sehen ist, hat Serov seine Söhne Jura (5 Jahre) und Sascha (7 Jahre) gemalt.


    Nicht, daß ich je von diesem Maler schon einmal gehört hätte...


    Das ist er, der Валентин Александрович Серов:


    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Lieber Reinhard


    Ich beglückwünsche dich. Auch ich hatte mir die Suche etwas schwieriger vorgestellt. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es schwierig zu findende Bilder gibt. Die kyrillische Schrift sehe ich manchmal als Hindernis bei der Recherche. Aber keine Regel ohne Ausnahme. ;) Du wirst uns das nächste Rätsel stellen.


    Ich habe eine ganze Reihe von Coverbildern, deren Urheber ich nicht herausgefunden habe. Vielleicht stelle ich einmal ein solches im kniffligen Coverbilderrätsel vor, denn mittlerweile haben wir ja erlebt, dass bisher alle Rätsel gelöst wurden. Selbst kleinste Ausschnitte aus Gemälden werden erkannt. :rolleyes: Weil ich aber die Richtigkeit einer Lösung bestätigen sollte, lass ich es sein.


    Wenn uns eher unbekannte Maler aus einem anderen Kulturkreis hier vorgestellt werden, ist dies ein Wissensgewinn. Mehr zum Thema der russischen Komponistenportraits gibt es in diesem Thread des Forums: Russische Malerei des 19. Jahrhunderts - mit Bezug auf klassische Musik


    Valentin Alexandrowitsch Serov (1864-1911) hat seine Kinder 1899 am Meer gemalt. Er zählt zu den wichtigen russischen Malern im Übergang zum 20. Jahrhundert. Er studierte bei Ilja Repin.



    Um musikalische Bezüge herzustellen, zeige ich noch ein anderes Werk dieses Künstlers. Von Serov stammt dieses Porträt des Komponisten Nicolai Rimsky-Korsakov (12844-1908).



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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich habe eine ganze Reihe von Coverbildern, deren Urheber ich nicht herausgefunden habe.


    Wäre das nicht gerade einmal besonders spannend, solche Bilder - vielleicht außer Konkurrenz - einzustellen?

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

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