Im Jahre 1915 redigierte der 53-Jährige DEBUSSY für den Verleger Durand eine Ausgabe der (Klavier-)Etüden von CHOPIN. Diese Beschäftigung mit den Werken von CHOPIN wird als Ausgangspunkt für die Komposition seiner eigenen Etüden gesehen. Mit den Etüden beschloss DEBUSSY nicht nur sein einzigartiges Klavier(gesamt)werk mit einem Höhepunkt, sondern schuf auch -meiner Meinung- einen der schönsten Klavierzyklen des 20. Jahrhunderts. Die Komposition erfolgte äußerst rasch, der Zyklus wurde am 27. September 1915 beendet.
Das Werk gliedert sich in zwei Hefte:
Heft I
1. Pour les "cinq doigts" d'aprÞs Monsieur Czerny
2. Pour les Tierces
3. Pour les Quartes
4. Pour les Sixtes
5. Pour les Octaves
6. Pour les huit doigts
Heft II
7. Pour les degrés chromatique
8. Pour les agréments
9. Pour les notes répétées
10. Pour les sonorités opposées
11. Pour les arpÞges composés
12. Pour les accords
Im ersten Heft bilden eher pianistische Probleme den Ausgangspunkt der Kompositionen, während es im zweiten dann rein musikalische Probleme (Chromatik, Klanggegensätze, etc.) sind.
K. Billing sieht als Ziele bei DEBUSSY im Unterschied zu CHOPIN und LISZT: „nicht Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit, sondern höchste Gewandtheit und Akrobatik“ (Reclam Klaviermusikführer Band2 S.636)
Im Gegensatz zu den früheren Werken, die eher durch Klangpracht und schillernde Farbigkeit gekennzeichnet waren, sind die Spätwerke durch mehr Askese und Reduktion auf das Wesentliche charakterisiert. Darin liegt vielleicht auch der Grund, dass diese Stücke beim Publikum (und zu Beginn auch bei den Interpreten) nicht so beliiebt waren wie die früheren Werke, (etwa die Images oder die Suiten)
Doch so wie diese Menschen (zuerst?) ihre Schierigkeiten mirt den Werken hatte, wurde diie Etüden von Anderen wegen ihrer Modernität (Struktur, etc.) besonders verehrt.
Ich schätze an DEBUSSYs Klaviermusik besonders die große Vielfalt der schönen Einfälle, welche in seinem Spätwerk noch durch die Reife und Meisterschaft durch die Reduktion verstärkt wird. Formal scheint er völlig frei zu arbeiten, was mit überzeugendem Resultat nur den ganz großen Meistern gelingen kann.
Zu verschiedenen Interpretationen:
Bekannt geworden bin ich mit den Etüden durch die Einspielung mit M. Pollini (und damit ebenfalls mit der hörenswerten Klaviersonate von BERG). Eine schöne Interpretation, die aber –ähnlich wie seine Einspielung der Etüden von CHOPIN- durch weitere Versionen für mich etwas an Glanz verloren hat.
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(rec.1992)
Später kaufte ich mir die Einspielung von M. Uchida, die ja allgemein sehr gelobt wird, konnte mich aber (bisher?) mit dieser Interpretation noch nicht anfreunden.
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(rec. 1989)
Mit dem erscheinen der Einspielung von P.-L. Aimard im Jahr 2005 habe ich dann meine Referenzeinspielung der Etüden gefunden. Pianistisch wie musikalisch tadellos erscheint mir Aimard durch seine besondere Erfahrung mit zeitgenössische Klaviermusik die Modernität (aber auch die Poesie!) der Etüden Idealerweise zu verwirklichen.
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(rec. 2005)
Kürzlich lernte ich die Einspielung (aus der Gesamt-Box) mit M. Jones kennen. Dieser britische Pianist war mir bisher nur dem Namen nach bekannt. Er konnte mich aber sofort überzeugen, und ich möchte diese Einspielung auf eine Stufe mit Aimard stellen.
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(rec. 1988 )
Die klassische Referenz bei Debussy: W. Gieseking, ist auch bei den Etüden hervorragend, allerdings wird er doch insgesamt von Aimard oder Jones übertroffen, liefert aber immer noch bei einige Etüden meine Referenz (z.B. Nr.2)
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(rec. 1955?)
Die Gesamt-Box des DEBUSSYschen Klavierwerkes von J. Boguet liefert eine gelungene Version, die aber im Vergleich mit den oben genannten Pianisten etwas blass ausfällt.
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(rec. 1970)
Die begonnene Gesamteinspielung der Klavierwerke durch S. Francois blieb leider unvollendet. Von den Etuden wurde nur das zweite Heft aufgenommen. Wie eigentlich immer spielt Francois mit großer Sensibilität und fernab jeglicher Routine. Sein Klavierspiel scheint immer eine persönliche Entdeckung zu sein, das macht auch die Faszination dieser Aufnahmen aus.
(rec. ca.1969 )
Fazit: meine Emfehlungen lauten Aimard, Jones und Gieseking.
Ich hoffe es folgen jetzt hier weitere Meinungen zu diesen oder anderen Interpretationen und dem Werk selber. Besonders würden mich selber noch folgende Aufnahmen :
A. Planes und G. Pludermacher.
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Auch ich werde jetzt wieder verstärkt diese CDs hören, um meine mEinung zu überrpüfen.
Gruß pt_concours