Richard Wagner: Parsifal

  • Lieber Thomas,


    Hape sprach von einem "Ich und Du", das klingt mir nicht nach einer Nahtoderfahrung, die bei knapp dem Tode entronnenen Menschen gelegentlich vorkommt.


    Und was das


    Zitat

    Irgendeine Erfahrung, die über das Menschdenkbare hinausgeht, wie eben jene, die Hape oben schildert hat wohl jeder schon einmal gemacht.


    betrifft, hege ich starke Zweifel.


    Es grüßt


    Karl

  • Ich persönlich finde im Parsifal tatsächlich weniger die fraglos vorhandene religiös-weltanschauliche Ebene, sondern vielmehr die psychologische, welche sich aus der Figurenkonstellation ergibt, deutlich interessanter! - Wir haben m.E.


    Gamuret & Herzeleide
    ^
    I
    v
    Parsifal
    ^
    I
    v
    Gurnemanz (Über-Ich)
    < --- + --- >
    Klingsor (Es)
    ^
    I
    v
    Amfortas
    ^
    I
    v
    Titurel & ?


    Es fällt natürlich sofort auf, dass hier zum einen eine Leerstelle bleibt, d.h. wer ist eigentlich die Mutter des Amfortas? Und zum anderen fehlt in diesem Bild natürlich Kundry! - Bedenkt man nun allerdings den Text, nämlich in der ersten Erzählung Gurnemanz "[...] doch Titurel kennt sie [Kundry] länger. Der fand, [...], sie schlafend hier im Waldgestrüpp - erstarrt, leblos, wie tot.", ließe sich das Problem auf einfache Weise lösen! Insbesondere bekommt die Beziehung zwischen Kundry und Amfortas und damit indirekt die zwischen Kundry und Parsifal unmittelbar eine ödipale Konnotation, was wiederum am Text festzumachen ist, denn im zweiten Aufzug heißt es in der Schlüsselszene der gesamten Oper ja "[...] als Muttersegens letzten Gruß, der Liebe ersten Kuß.", wobei klar ist, dass es sich hier eben nicht um einen mütterlichen Kuß, sondern um eine erotische Erweckung handelt. Weiters läßt sich hiermit sogar eine gewisse Identität zwischen Parsifals eigentlicher Mutter Herzeleide und Kundry, der einizigen, die überhaupt weiß, wer Parsifal ist bzw. seine Eltern sind, herleiten.


    Ich denke, um so länger man über diese Konstellationen nachdenkt, umso mehr ergeben sich mögliche Funktionen der handelnden Personen: Neben den Eltern-Kind-Beziehungen etwa auch die psychologische Einheit Gurnemanz-Parsifal/Amfortas-Klingsor als eine Persönlichkeit im freudschen Sinne.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Das erinnert an das von Wieland Wagner entwickelte Parsifalkreuz.

    Ist mir tatsächlich nicht bekannt. Kann man da irgendwo etwas nachlesen?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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