Die Zehn-Pfennig-Oper - Heinz Erhardt zum 100. Geburtstag

  • Heinz Erhardt (* 20. Februar 1909 in Riga † 5. Juni 1979 in Hamburg; deutscher Musiker, Entertainer, Schauspieler und Dichter.
    Erhardt war der Sohn des deutsch-baltischen Kapellmeisters Gustl Erhardt. Erhardt wuchs größtenteils bei seinen Großeltern in der lettischen Hauptstadt Riga auf, wo sein Großvater ein Musikhaus führte. Von 1919 bis 1924 lebte er bei Hannover. Über seinen Großvater kam Heinz Erhardt auch zum Klavierspiel. Erhardts Jugendtraum, Pianist zu werden, wurde aber von der Familie nicht gefördert.
    In den Jahren nach dem Krieg und des beginnenden Wirtschaftswunders entwickelte er sich zum beliebten Komiker und Alleinunterhalter, drehte Filmkomödien und trat oft im Fernsehen auf. Hinter Loriot rangiert er an zweiter Stelle unter den größten deutschen Komikern.
    Im Dezember 1971 erlitt Heinz Erhardt einen Schlaganfall, bei dem das Sprachzentrum in seinem Gehirn gestört wurde, sodass er zwar lesen und verstehen, aber nicht mehr sprechen und schreiben konnte. Er zog sich völlig zurück.
    Am 1. Juni 1979, vier Tage vor seinem Tod, wurde Heinz Erhardt das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland zu seinem 70. Geburtstag verliehen.
    Erhardt starb am 5. Juni 1979 und wurde in Hamburg beigesetzt.
    In seinem Nachlass fanden sich eine Reihe von Klavier-Kompositionen, die er zwischen 1925 und 1931 geschrieben hatte, und von denen etliche später auf CD veröffentlicht wurden. (Quelle: Dt.Wickipedia)


    Der Grund, dass ich diesen Thread ins Operforum setze, ist seine Oper, die unter verschiedenen Titeln seit 1947 bekannt geworden ist: „Der Ritter Kunibert“ oder „Noch 'ne Oper“ oder auch „Zehn Pfennig Oper“.


    Zum 100. Geburtstag ist eine Aufnahme wieder auf CD neu aufgelegt worden und ist im Handel erhältlich:



    Heinz Erhardt (1909-1979)
    10 Pfennig Oper

    (Musikdrama in 1 Akt)
    (Text und Musik von Heinz Erhardt)
    +Prelude D-Dur


    Künstler: Heinz Erhardt (Erzähler),Gustav Neidlinger, Evi Gotthardt, Elisabeth de Fretas, Bob Iller, Rupert Glawitsch,
    Männer-Doppelquartett des NWDR,
    Aschenbrenner
    NWDR Orchester,
    Leitung: Hermann Spitz (Aufnahme 1947)


    Zitat

    Eine Herzensangelegenheit
    10 Pfennig Oper nannte Heinz Erhardt sein »Werk« im Jahre 1948, als es erstmalig unter dem Titel »Noch ’ne Arie« beim NWDR in Hamburg uraufgeführt wurde, die Geschichte um den Ritter Kunibert, sein mehr oder weniger treues Weib Clotilde, genannt Clochen, und den Konkurrenten Ritter Geierblick. »Es handelt sich hier um eine Opern-Parodie, respektive um eine Kabarett-Oper. Zu dem albernen Text habe ich eine ernste Musik geschrieben.« (Erhardt).


    LG


    :hello: :hello:


    (dies ist gleichzeitig mein 100. Beitrag in diesem Forum)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald!


    Der Name Heinz Erhardt ist gleichbedeutend mit Wortspielerei, und das konnte er großartig.


    Er war eigentlich in Universalkünstler, nicht nur Musiker, Komiker


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    In Österreich war sein Pendant Karl Farkas, denn mit Worten spielen und einsetzen, bleibt unvergesslich.


    Liebegrüße Peter aus Wien. :hello: :hello:


  • Die literarischen, besonders die poetischen Arbeiten sind köstlich und


    haben durchaus ringelnatzchen Charakter.


    Dieses Buch enthält einen schönen Querschnitt durch Erhardt's


    literarisches Lebenswerk.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Im ZDF-Theaterkanal kommt im Februar die Wiederholung einer älteren "Heinz-Erhardt-Gala", die unbedingt sehenswert ist:


    Heinz Erhardt Gala
    Wintergarten Berlin, 1994
    Mit Brigitte Mira, Ilse Werner, Willy Millowitsch,
    Georg Thomalla, Martin Benrath, Klausjürgen Wussow,
    Alfred Biolek, Hermann Prey, Mary, Karl Dall, Dirk Bach,
    Thomas Freitag, Hellmuth Karasek, Chris Howland, 4 Reeves,
    Friedrich Schoenfelder, Schauorchester Ungelenk, Hallberg Band,
    Oskar Lafontaine, Hans-Dietrich Genscher, Theo Waigel,
    Joschka Fischer, Norbert Blüm


    Regie: Ekkehard Böhmer



    Zitat

    Schauspieler, Kabarettist, Schriftsteller, Komponist, Film- und Fernsehliebling: all das und noch viel mehr war und ist, auch heute noch, Heinz Erhardt. Stets humorvoll, oft besinnlich, doch auch versteckt provozierend, hat er mit seinen unverwechselbaren Darbietungen über viele Jahre hinweg sein Publikum begeistert, er war beliebt und wurde geliebt. Am 20. Februar wäre Heinz Erhardt 100 Jahre alt geworden. Bereits vor 15 Jahren fand zum 85. Geburtstag des vielseitigen Künstlers eine Galaveranstaltung statt, die den bereits 1979 verstorbenen Menschen Heinz Erhardt ehrte und unter anderem auch mit zahlreichen Ausschnitten aus seinem großen Repertoire bei Film und Fernsehen an ihn erinnerte.


    Köstlich z.B. wenn Hermann Prey, am Flügel begleitet, eines der herrlichen Nonsens-Gedichte von Heinz Erhardt im Stil eines Schumann-Liedes todernst vorträgt! :hahahaha:


    Termine im ZDF-Theaterkanal:


    Mo, 09.02.2009 16:40 Uhr
    Fr, 13.02.2009 11:40 Uhr
    Mi, 18.02.2009 11:40 Uhr
    Sa, 21.02.2009 16:40 Uhr
    Mo, 23.02.2009 11:40 Uhr
    Do, 26.02.2009 16:40 Uhr
    (95 min.)


    LG


    :hello: :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Um noch einmal auf das Opern-Projekt von Heinz Erhardt zurückzukommen: Zum 70. Geburtstag des Künstlers wurde die Oper vom Deutschen Fernsehen verfilmt.


    Nach dem Schlaganfall arbeitete er mit seinem Sohn Gero Erhardt an der Fernsehfassung der komischen Oper „Noch 'ne Oper“, die Heinz Erhardt bereits in den 30er Jahren geschrieben hatte. Der bekannte Komponist Peter Thomas bearbeitete für diese Fernsehfassung die Partitur neu, neben Musik von Weber, Lortzing, Mozart, Beethoven u.a. waren auch eigene Passagen zu hören.


    Am 21. Februar 1979, einen Tag nach Heinz Erhardts 70. Geburtstag, wurde diese Fernsehfassung nach 21 Uhr im ZDF ausgestrahlt; mit dabei waren viele berühmte Kollegen wie Paul Kuhn, Hans-Joachim Kulenkampff, Rudolf Schock, Ilse Werner und Helga Feddersen. Heinz Erhardts Stimme wurde aus früheren Rundfunkaufnahmen hinzugemischt, Sohn Gero stand hinter der Kamera.


    In den mir vorliegenden Programmzeitschriften habe ich danach Ausschau gehalten, ob diese Fernsehoper evtl zu den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag nochmals gezeigt wird (ich kenne sie nämlich nicht, sie würde mich aber brennend interessieren!). Leider wurde ich nicht fündig, bin für zweckdienliche Hinweise dankbar!


    **********************************************************


    Vor ungefähr zwei Jahren hat der WDR das Operchen neu entdeckt. Im Rahmen einer "Nachtmusik im WDR 3" hat Dirk Schortemeier das Werk mit dem Rundfunkorchester unter Froschauer aufgeführt:


    Zitat

    10 Pfennig Oper nannte Heinz Erhardt sein "Werk" im Jahre 1948, als es erstmalig unter dem Titel "Noch'ne Arie" beim NWDR in Hamburg uraufgeführt wurde, die Geschichte um den Ritter Kunibert, sein mehr oder weniger treues Weib Clotilde, genannt Clochen und den Konkurrenten Ritter Geierblick.
    Die gruselige - total ausgeflippte Geschichte wird in dieser WDR 3 Nachtmusik von drei prominenten Sängern dargestellt: Sylvia Geszty, Henner Leyhe und Dieter Schweikart; es singen die Mannen des WDR Rundfunkchores, es spielt das WDR Rundfunkorchester unter Leitung von Helmuth Froschauer.


    Noch'ne Arie? Weh' mir! Ich fühl' mich getroffen. Der Bube traf mich, ich gesteh' es offen. Ich wird' mich jetzt verfärben und sterben. Bye, Bye!


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Donnerstag, 19. Februar 2009, 20.15 Uhr - ARD Fernsehen


    100 Jahre Heinz Erhardt
    Die besten Gags, die schönsten Sketche
    Das Erste würdigt den Kabarettist und Schauspieler Heinz Erhardt mit einer Geburtstagsshow.


    Moderation: Ina Müller


    Mit Ralf Schmitz
    Günter Netzer
    Jutta Speidel
    Otto
    Dieter Hallervorden
    Johann König
    Hugo Egon Balder
    Loriot
    Udo Jürgens
    Stefanie Hertel
    Stefan Mross
    Bill Ramsey
    Jan Fedder
    und anderen



    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Die rührige Plattenfirma "Bear Family Records" bringt zum Geburtstag eine CD mit alten - großteils unveröffentlichten - Chansons und Liedern aus seinen frühen Jahren heraus:



    Zitat

    Lange bevor Heinz Erhardt das Biederkino der Nachkriegszeit um anarchische Karikaturen des deutschen Spießbürgers bereicherte und sich so freiwillig zum (Pseudo-)Trottel der Nation machte, war er schon als Pianist und Nonsensreimer erfolgreich gewesen. Heute ist schwer nachvollziehbar, wie es passieren konnte, dass da einer mit Ulk, Quatsch und Blödeleien das Dritte Reich überstand. Doch Absurdes erlebte Erhardt immer wieder. Er landete als Nichtschwimmer bei der Marine, und als er 1971 mit 62 einen Schlaganfall erlitt, traf es ausgerechnet sein Sprachzentrum - eine wirklich saublöde Ironie des Schicksals. Die vorliegende CD versammelt lauter superrare und bis auf ein Chanson unveröffentlichte Stücke aus den Jahren 1939 bis 1947, die noch mal nachhaltig zeigen, wo Hüsch und Waalkes den Most holten. Bei aller Komik bewahrte sich Erhardt übrigens auch immer einen feinen Sinn fürs Praktische. Denn was war ihm stets lieber als eine Taube auf dem Dach? Natürlich eine Stumme im Bett.


    LG


    :baeh01: :baeh01:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Der Lappan-Verlag geht gegen unrechtmäßige Veröffentlichungen von Heinz-Erhardt-Gedichten im Internet vor. Nach Angaben des Verlags wurden mehr als 7.000 Fälle entdeckt, in denen gegen das Urheberrecht verstoßen wurde. Seitenbetreiber, die ohne Erlaubnis des Verlags Gedichte des Komikers Heinz Erhardt wiedergeben, müssen mit Schadensersatzforderungen rechnen. Ein Sprecher sagte, juristisch verfolgt würden nur gewerblich genutzte Internetseiten. Blogs und Foren nehme man aus. Heinz Erhardt ist für seine witzigen Gedichte berühmt, die meist sehr kurz sind. Er starb 1979.

    (Quelle: WDR)


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Nachtrag zu den Beiträgen Nrn. 1 vom 4. 2. 2009 und 9 vom 7. 2. 2009.


    Die Fernsehsendung von „Noch `ne Oper“ (‚Die Zehnpfennigoper“ von 1938), die Harald Kral so gerne gesehen hätte, wurde am 21. 2. 1979 im ZDF zum 70. Geburtstag von Heinz Erhardt ausgestrahlt. Die musikalische Bearbeitung stammte von Peter Thomas. Seit 2013 gibt es davon eine kommerzielle DVD.


    „Noch `ne Oper“ (Heinz Erhardt): Ritter Kunibert – Benno Kusche / Clothilde, seine Frau – Margit Schramm / Ritter Geierblick – Rudolf Schock / Ritter Kuniberts Page – Hanni Vanhaiden / Johann, ein Ritter – Achim Strietzel / Das Rundfunkorchester Kaiserslautern des Südwestfunks / Dirigent: Emmerich Smola / Szenenbild: Gerd Krauss / Kostüme: Nuscha de Archer / Regie: Claus Peter Witt (ZDF, 21. 2. 1979).

    In der Rahmenhandlung - eine Aufführung an einer ‚Theaterschmiere‘ - wirkten mit: Grit Boettcher, Vicco von Bülow (‚Loriot‘), Karl Dall, Helga Feddersen, Gitte Haenning, Chris Howland, Harald Juhnke, Heidi Kabel, Paul Kuhn, Hans Joachim Kulenkampff, Evelyn Künneke, Peter Thomas, Ilse Werner und Ralf Wolter.

    Als ‚Gäste’ geladen waren: Cornelia Froboess, Gert Fröbe, Walter Giller, Inge Meysel, Liselotte Pulver, Freddy Quinn, Ilja Richter, Heinz Rühmann und Georg Thomalla.


    Die Rundfunksendung von Heinz Erhardts Oper (Hamburg, 1948) habe ich auf einer Schallplatte von ‚Haer Production‘:


    „Noch `ne Oper“ (Heinz Erhardt): Ritter Kunibert – Gustav Neidlinger / Clothilde, seine Frau – Elisabeth de Freitas / Ritter Geierblick – Rupert Glawitsch / Kuniberts Page – Evy Gotthardt / Johann, ein Ritter – Bob Iller / Die Mannen – Das Männer-Doppelquartett des NDR / Erzähler: Heinz Erhardt / Das Hamburger Rundfunkorchester / Dirigent: Hermann Spitz. Johannes Aschenbrenner bearbeitete Heinz Erhardts Komposition für diese Sendung. Der korrekte Name der Sopranistin war ‚de Freitas‘; mit ihr gab es beim NDR Aufnahmen von Edmund Nicks "Das kleine Hofkonzert" und Norbert Schultzes "Der Struwwelpeter". Hermann Spitz, der nicht nur viele zeitgenössische Werke des Musiktheaters beim NDR aus der Taufe hob, sondern auch als ‚Harry Hermann‘ mit einem eigenen Orchester für gehobene Unterhaltungsmusik beim Hamburger Sender zuständig war, hatte – wie viele Künstler jüdischen Glaubens in Deutschlands dunklen Zeiten - ein bewegtes und bewegendes Leben.


    Carlo