Carl Maria von Weber: Der Freischütz

  • Vielleicht ist das eine Möglichkeit, wieder mehr Leute für die Bühne zu begeistern ohne die beiden „Lager“ zu sehr zu vergraulen. Ich hatte schon geplant, nächstes Jahr hinzufahren (läuft dort zwei Jahre).

  • Lieber kurzstueckmeister und alle anderen, welche die Aufführung ansehen möchten in nächsten Jahr 2025.


    Früh genug Karten ordern!

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Ich werde die blu ray disc kaufen

    Vielleicht ist das eine Möglichkeit, wieder mehr Leute für die Bühne zu begeistern ohne die beiden „Lager“ zu sehr zu vergraulen.

    Es ist ja im konkreten Fall so:

    EIGENTLICH ist die Story im Prinzip der Schundliteratur zuzuordnen. Voll mit Cliches und voll mit wirkungsvollen Ereignissen. Sie wurde bereit von Kind verändert, weil man das letale Ende schon DAMALS dem Publikum nicht zumuten wollte. Aber Schundliteratur hin - Schundliteratur her: Das Stück entsprach dem Zeitgeist von 1821 und reiht sich nahtlos in eine Reihe von Zaubermärchen und Gespensterstücken ein, die damals in Mode waren - mit dem Vorteil, daß sie durch die Musik von Carl Maria von Weber geadelt wurde. Dadurch hat sie überlebt. Die meisten anderen Werke dieses Genres gerieten weitgehned in Vergessenheit, wobei Wagners "Fliegender Holländer" und Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen Ausnahmen machten)

    Allerdings hat die per einen ausgeprochen altvväterlichen Grundzug, der natürlich erst im Lauf der Jahre zu einem solchen wurde. 1821 gab es noch den Gespensterglauben, den Glauben an den Teufel mit dem man keinen Bundschliessen dürfe um nicht der ewigen Verdammnis anheim zu fallen. Der "Probeschuss" ob nun historisch existent oder erfunden - war als Mutprobe, Leistungsbeweis und Prüfung der Würdigkeit eines Heiratskandidaten mit Erbfolge -durchaus etwas verständliches. Symbolische Gaben, wie ein Jungfernkranz oder Rosen, durch einen "Heiligen Mann" waren Gedankengut des 19. Jahrhunderts. Der Aberglaube einerseits und religöses Denken war stark in weiten Bevölkerungsschichten verwurzelt. Ebenso wie männlicher Chorgesang (siehe den Brauch, Schuberts "Am Brunne vor dem Tore" in Männergesangsvereinen aufzuführen) Hier kommt der so beliebte Jägerchor zum Tragen, der dan später allerdings als "deutschtümelnd " bespottet wurde. Allerding gab es im Freischütz schon damals ironische untertöne in Bezug auf Aberglauben, wie wir in der (knapp vor der Premiere hinzugefügten, in Bregenz weggelassenen , Arie "Einst träumte meiner selgen Base"

    zeigt, wo das "Gespenst sich dann als "Kettenhund" entpuppte. Das Erscheinendes Eremiten am Schluss, der alles auflöst, der Ottokar der Fürst., all das waren personen, die man dereinst am Theater als "Deus ex Machina" bezeichnet. Wenn ein Libretto derart aus dem Gleis geraten war, daß ein logisches Ende unmachbar erschien, dann tauchte quasi aus dem Nichts eine "oberste Instanz" auf, die alles ordnete.

    Zu Zeiten der Uraufführung waren das "ehrfurchtgebietenden" Charaktäre die beeindruckten. Heute wirken solche Personen eher lächerlich - und so wurden sie in Bregenz -imo folgerichtig - wenngleich nicht werksgetreu dargestellt.


    Eines möchte ich an dieser Stelle klarstellen -- Auch wenn ich diese Inszenierung als sehr wirksam optisch ästhetisch fand - so kann, wer sie gesehen hat nicht behaupte, er habe den Freischütz gesehene - allenfalls eine sehr freie Bearbeitung.

    Frage: kann man HEUTE das Stück noch in Originalfassung spielen ?

    Meine Antwort: JA -- Unter der Voraussetzung, daß man es als MUSEUMSSTÜCK betrachtet und sich mit den Gepflogenheiten der Entstehungszeit befasst. Die Zeit der Handlung, etw nach 1650 ist natürlich für wirksame Kostüme und Ausstattung optimal, spielt aber nur deshalb eine Rolle, weil Kaspar erwähnt, er habe unter Tilly im Krieg gedient (30jähriger Krieg 1618-1648)

    Mit Andeutungen auf ein einseitiges unterschwelliges lesbisches Verhältnis und einen erotischen Samiel wurde auf den heutigen Zeitgeist RÜcksicht genommen, allerdings wird es da auch Leute geben die das ablehnen. Dass in der Verkleidung des Eremiten der Teufel steckt, das war mir schon nach den ersten Minuten klar, als der Teufel die Soutane auszog. Da ich selbst Filme mache incl. Drehbuch und Regie, mit Vorliebe für Böses, dachte ich bei mir: Also, es wär ein teuflisch guter Gag, wenn am Ender der Eremit........BINGO !!:jubel::hahahaha::hahahaha:

    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Hier wurde ain wunder Punkt angesprocheN. Hier wurde eine Spielart/Abart des "Regietheaters" betrieben, die genau in eine Richtung geht, in die die Hardliner des RT - bestimmt nicht gehen wollen. Zumindest derzeit nicht --- Nämlich in Richtung des optisch ansprechenden publikumswirksamen "Hollywood" oder "Netflix" Stils.


    Kein Wunder, der Regisseur arbeit erfolgreich für Kino und TV/Streaming. Aber er hat auch schon viele Opern inszeniert, in Bregenz zuletzt Rigoletto. Der eine oder andere hat vielleicht die Verfilmung der SCHACHNOVELLE (Stefan Zweig) von ihm gesehen. Und es gibt einen sehenswerten GOETHE-Film von ihm.


    Vielen Dank für die verlinkten Kritiken, Alfred! Macht sehr neugierig!