Hallo meine geschätzten Bellini-Liebhaber und auch die, die es noch werden wollen!
Schon seit längerem brüte ich an diesen Thread herum, nun ist er fertig. Thema dieses Threads ist die Messe in a-moll von Vincenzo Bellini, dass ich nach mehrmaligen intensiven Hören, Erleben und einem Heulkrampf als das für mich schönste geistliche Vokalwerk aller Zeiten bestimmt habe.
Nun einmal zur Entstehung des Werkes, bevor ich genauer davon berichte:
Bellini schuf das Werk als er in Neapel ein Studium am "Reale Collegio di Musica di San Sebastiano" absolvierte. Seine Lehrer waren Giacomo Tritto im Konterpunkt, Carlo Conti im Cembalospiel und in der Harmonielehre Giovanni Furno. Das Studium wurde ihm von sizilianischen Adeligen ermöglicht, sodass er „verpflichtet“ war, einige Werke für Catania zu komponieren. Zu Beginn seiner Studienzeit entstanden zwei Missa di Gloria, die heute aber allesamt verschollen sind. Zwei weitere Messen (Messe Catanese) dieser Gattung entstanden später (D-Dur, g-moll), sind auf einer Bongiovanni-Aufnahme zu hören. Das Schaffen für die Kirche ist damit aber noch nicht beendet, ein Credo, ein Te Deum und ein Salve Regina hat Bellini vor 1825 ebenfalls noch geschrieben, dazu aber ein andermal mehr. Nun zurück zur Messe in a-moll:
Die Messe in a-moll, komponiert für vier Solostimmen (SATB), vier-stimmigen Chor und Orchester :
Streicher
2 Flöten
2 Oboen
2 Klarinetten
2 Hörner
2 Trompeten
2 Fagotte
1 Posaune
entstand 1821. Das Manuskript wurde im April nach Catania gesandt und am 4. Oktober 1821 wurde das Werk zum ersten Male aufgeführt.
Am 4. Oktober 1821, dem Namenstag des heiligen Franz von Assisi, zu Ehren des Kaisers Franz I., der gerade seine Truppen in Sizilien stationiert hatte, wurde diese Messe in der Kirche „San Francesco d´Assisi“ in Neapel uraufgeführt. Die Kirche liegt nahe dem Palazzo Gravina Cruylass, ganz in der Nähe seines Geburtshauses.
Die „Uraufführungskirche“ in Catania
Das Werk geriet schnell in Vergessenheit, obwohl es in Catania öfters aufgeführt wurde. Der Name Bellini wurde später ein Begriff für die Oper als für die Messe, daher hört man kaum was von ihr.
Das Werk selbst besteht aus 7 Teilen:
1. Kyrie 9 1/2 Minuten
2. Gloria 6 ½ Minuten
3. Laudamus 8 Minuten
4. Domine Deus 9 ½ Minuten
5. Qui Tollis 5 Minuten
6. Qui sedes 8 ½ Minuten
7. Cum Sanctu Spiritu 5 Minuten
Das Werk mutet zu Beginn wie das Requiem von Mozart an, eher leidend und traurig, wandelt sich aber dann in eine Belcanto-Oper mit geistlichem Text. Virtuose Duette, grandiose, wuchtige aber auch einfühlsame Chorpassagen und Arien (teils mit teils ohne Chor) machen diese Messe, die doch an die 50 Minuten dauert zu einer äußerst kurzweiligen Angelegenheit.
Die Aufnahme hierzu ist diese:
Vincenzo Bellini
Messa a quattro voce in A-Moll
Credo a quattro voce
Te Deum laudamaus
Es dirigiert Massimo Peiretti
Monica Tarone (S)
Galina Tchernova (MS)
Hyun-Jae Park (T)
Alessandro Bianchini (B)
Coro e Orchestra dell´Accademia Stefano Tempia
Nuova Era-2002
Eine beinahe perfekte Aufnahme, lediglich die Sänger schwächeln gelegentlich, was der Schönheit dieses Werkes nur wenig schadet. Allerdings würde mich eine Aufnahme mit Weltklassesängern wie Kassarova, Gruberova und Florez doch sehr reizen.
Nun ich hoffe ihr konntest trotz dieses kurzen Einblicks einen kleinen Eindruck von diesem großen Werk gewinnen.
LG Joschi